und dann wieder bloss moderne Arbeiten enthalten. Zunächst ist mit einer Textilausstellung begonnen und es sind da Gobelins, gewirkte Stuhlkissen, Hamburger Arbeit des 17. Jahrhunderts, ferner norwegische und schwedische Wirkereien in Wolle, moderne japanische Seidenarbeiten und antike römisch-ägyptische Wollenwirkereien ausgestellt.
Das Leipziger Museum hat aus der gegenwärtig im Kunstverein befindlichen Kollektivausstellung von Karl Haider in Schliersee ein grosses Landschaftsbild »Mühlsturzspitzen« für den Preis von 4000 M. angekauft.
Karlsruhe. Auf die Hochflut des vergangenen Sommers und seiner internationalen Kunstausstellung macht sich die gewohnte Stille des Karlsruher Kunstlebens in diesem Jahre doppelt fühlbar. Mehr als sonst in Malerstädten, und vielleicht nicht zum Nachteil der Kunst selbst, pflegt sich bei uns das Kunstleben vor der lauten Öffentlichkeit zurückzuziehen. Freilich bekommt dabei der Karlsruher von dem, was in den hiesigen Ateliers geschaffen wird, verhältnismässig wenig zu sehen. Karlsruhe ist eben Kunststadt, aber kein Kunstmarkt. Das, was hier allenfalls Kunsthandel genannt zu werden verdient, beschränkt sich ausschliesslich auf den Kunstverein. Und der hiesige krankt trotz mancher Vorzüge an dem gleichen Übel wie die meisten dieser Institute: vor allem an dem Mangel einer prinzipiellen künstlerischen Jurierung. So anerkennenswerte und zum Teil auch erfolgreiche Mühe sich der Konservator giebt, die Ausstellungen auf einer erträglichen künstlerischen Höhe zu halten, namentlich das Prinzip der lokalen Privilegien abzuwehren und der auswärtigen Kunst völlige Gleichberechtigung zu wahren, so ist es doch nicht möglich, die Spreu so weit von dem Weizen zu sondern, dass ein durchaus vornehmes oder auch nur einwandfreies Milieu zu stände käme. Das könnte nur durch eine Reform der Organisation erreicht werden. So mag es kommen, dass trotz des Interesses, welches das Publikum dem Kunstverein entgegenbringt und trotz der mustergültigen Ausstellungsräume, unter den Karlsruher Künstlern eine gewisse Reserve herrscht. Gerade die ersten unter ihnen sind meist recht seltene Gäste, man muss Hans Thoma dankbar sein, dass er eine Ausnahme macht. Er hat zur Zeit wieder eine grössere Kollektion ausgestellt, teils neueren Datums (wie der »Feigenbaum« mit dem flötenblasenden Jüngling von 1901), teils ganz oder in der Hauptsache der Entstehung Werke aus früherer Zeit: in dieser Zusammenstellung um so charakteristischer für den Umschwung der koloristischen Anschauung, der sich in den letzten Jahren bei Thoma vollzogen hat. Auf die tiefen und bei aller Klarheit gedämpften Töne, die runden, vollen und geschlossenen Accorde einer dämmerigen, ausgleichenden Beleuchtung ist eine immer entschiedenere Vorliebe für helle Farbe, klares Licht gefolgt, in dem die Gegensätze der Farben stärker und unvermittelter gegeneinander auftreten, zugleich auch die Wirkung des Linearen sich verstärkt. Damit bewegt sich die Entwickelung der Thoma’schen Kunstsprache immer mehr in der Richtung einer flächenmässigen, konturalen Stilisierung von Form und Farbe. Charakteristische Beispiele der älteren Periode, die ihren Höhepunkt etwa seit dem Ende der siebziger Jahre erreicht hatte, sind die trotz ihrer frühen Konzeptionszeit jetzt zu erstenmal ausgestellten Werke wie das Frauenporträt (Frau Thoma mit offenem Haar und rotem Kleid) von 1883, das »Meerwunder« mit seinem prickelnden, auf Grün und Graubraun gestimmten Kolorismus, eine »Abendglut« von ungewöhnlicher Leuchtkraft der Farbe, ein ausserordentlich interessant und stilvoll gezeichneter männlicher »Studienkopf« von 1880.
Auch die Grossherzogliche Gemäldegalerie ist neuestens durch einen Thoma’schen »Kinderreigen« aus dem Jahre
18781), ein Geschenk des Künstlers bereichert worden. Bei dieser Gelegenheit sei übrigens auf einen Missstand hingewiesen, der sich in der hiesigen Kunsthalle trotz des vor wenigen Jahren ausgeführten Ausbau wieder aufs neue geltend macht: die Überfüllung. So mussten z. B. die in einem Raum untergebrachten Erwerbungen aus der Jubiläumsausstellung so dicht zusammengehängt werden, dass die einzelnen Stücke dieser auserlesenen Sammlung sich gegenseitig in bedauernswerter Weise beeinträchtigen. Wäre da nicht Abhilfe möglich, entweder durch Ausschaltung unzweifelhaften Ballastes (wozu ja schon ein Anlauf genommen ist) oder durch abermalige Erweiterung der Räume oder noch besser durch beides zugleich!
K. Widmer.
WETTBEWERBE
Bei dem Wettbewerb um eine Plakette aus dem Österreichischen Hoftitel-Taxfond erhielt der Bildhauer Wilhelm Hejda den ersten Preis.
VOM KUNSTMARKT
Über die erstaunliche Steigerung, die die Preise der Gemälde Segantini’s in den letzten Jahren erfahren haben, haben wir uns an dieser Stelle schon des öfteren ausgelassen. Ein bekannter Dresdner Sammler z. B., den wir neulich besuchten, zeigte uns einen vortrefflichen Segantini mit der Frage, wie hoch wir ihn wohl schätzen; wir antworteten 50000 M., er sagte, man hätte ihm schon 75000 M. dafür geboten, er selbst habe aber das Bild vor zehn Jahren um etwa 2000 M. erstanden. — Hierzu bietet eine weitere Illustration eine Mitteilung der Frankfurter Zeitung, in der der Berichterstatter mit einem Kataloge der Arnold’schen Kunsthandlung aus dem Jahre 1896 über eine Segantiniausstellung in die jetzt ebenfalls in Dresden stattfindende Segantiniausstellung sich begeben hat. In diesen Katalog sind die Preise eingetragen, die der Kunsthändler damals für die Bilder verlangte und hiermit vergleicht der Referent die heutigen Forderungen. Das Gemälde »Alpen im Mai« wurde damals für 3000 M. ausgeboten und kostet heute 40000 M., eine Zeichnung »Die Mutter« ist von 250 M. auf 3000 M. emporgeschuellt, eine andere »Die Schafschur« von 400 M. sogar auf 8000 M. Hierbei ist noch in Betracht zu ziehen, dass die damaligen Katalogpreisse noch nicht einmal die im Ernstfälle »äussersten« waren. Der Meinung, die der Referent an seine Betrachtung schliesst, kann nur beigestimmt werden: Wieviel können Staat und Gemeinden sparen, wenn sie zu rechter Zeit Kunstwerke einzukaufen verstünden. Die Preise, die einige Sammlungen in letzter Zeit für Gemälde von Böcklin zahlen mussten, um wenigstens ein Werk des Meisters in ihrem Kataloge aufweisen zu können, haben dies aufs neue bestätigt.
Bei Rudolf Lepke, Berlin, findet am 11. Februar und folgende Tage eine Auktion moderner Gemälde und Aquarelle statt. Es befinden sich darunter Arbeiten aus dem Nachlasse des Tiermalers Alb. Brendel, Weimar, und des Landschafters Christ. Wilberg, Berlin, und eine Kollektion Aquarelle von Fritz Perlberg. Der illustrierte Katalog reproduziert eine Reihe der feinen Tier- und Landschaftsbilder Brendel’s und unter anderen auch ein zierliches Rokokointerieur von V. Capobianchi, einen langbärtigen Greis in blauer Jacke in Halbfigur von Hubert Herkomer und eine italienische Hafenansicht von Oswald Achenbach.
1) Der soeben in Seemann’s Sammlung »Hundert
Meister der Gegenwart« getreu in Farben reproduziert ist.