ciaire près les tribunaux de Paris, welcher die Echtheit des Gemäldes als Raffael bezeugt, ist dem Text beigegeben worden. Es lässt sich nicht behaupten, dass der Titel der Publikation geschickt gewählt sei, er weckt mehr Zweifel als Zutrauen, aber trotzdem verdient die Veröffentlichung alle Beachtung. Es handelt sich wahrscheinlich um eine alte gute Kopie nach dem Festmahl der Götter in Raffael’s berühmtem Cyklus in der Farnesina. Das Gemälde ist 2,20 Meter lang, o,88 Meter breit in Öl auf Leinewand gemalt und erfreut sich, wie es scheint, der besten Erhaltung. Das Original der Farnesina ist gleichzeitig abgebildet worden, und es ist überraschend zu sehen, wie viel angenehmer der Eindruck des Ölbildes ist als der des ârg zerstörten Freskogemäldes. Es vergegenwärtigt uns in der That viel deutlicher als das Original den ursprünglichen Liebreiz des Göttermahles, von dem wir überdies bis heute noch nicht einmal eine gute photographische Aufnahme besitzen. Man wird aber darum das Ölgemälde in Saint Etienne ebensowenig ohne weiteres dem Raffael selbst zuschreiben dürfen wie etwa die schöne alte Kopie von Raffael’s Galathea in der Accademia di San Luca in Rom, welche sich heute gleichfalls dem Auge viel anmutiger darstellt als das Original. Vielleicht sind beide Arbeiten von derselben Hand; jedenfalls aber bedeutet die Veröffentlichung des schönen Bildes, welches auch Passavant nicht gekannt hat, einen dankenswerten Beitrag zu unserer Kenntnis von Raffael’s Fresken in der Farnesina.
E. st.
ARCHÄOLOGISCHES
Von der österreichischen archäologischen Thätigkeit. Die Österreicher sind erst spät in den archäologischen Weltwettbewerb mit eingetreten. Aber sie haben in den letzten Jahren in Ephesus sofort grossartige Erfolge erzielt; die in der Rotunde aufgestellten Funde aus der grossen kleinasiatischen Handels- und Artemisstadt bilden jetzt eine allererste Sehenswürdigkeit Wiens. Dabei haben die lokalen Forschungen und Ausgrabungen in den österreichischen Provinzen, in die die römische Kultur und Herrschaft früh eindrang und wo sie lange gedauert hatte, stets eine treffliche wissenschaftliche Publikationsthätigkeit im Gefolge gehabt; nachdem seit fünf Jahren die »Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts in Wien«, das unter Otto Benndorf’s ausgezeichneter Leitung steht, die früheren »archäologisch-epigraphischen Mitteilungen« ersetzen, tritt die österreichische archäologische Thätigkeit auch äusserlich in die erste Linie: was Inhalt, Einteilung und Ausstattung betrifft, rangieren die »Jahreshefte« neben dem deutschen archäologischen Jahrbuch, der Revue des études grecques, der Revue archéologique, dem Journal of Hellenic studies, dem American Journal of Archaeology durchaus ebenbürtig; was Ausstattung allein angeht, vielleicht an erster Stelle. — Auch das im Dezember erschienene zweite Jahresheft pro 1902 bringt wieder eine Anzahl interessanter und wichtiger Abhandlungen und Mitteilungen: Hartwig schreibt über die in den Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses befindliche Bronzestatuette eines Hoplitodromen (Waffenläufers), Benndorf über »Antike Baumodelle«; Reichel’s, des frühverstorbenen Schilderers der homerischen Bewaffnung, Ansicht über die »Lade Jahve’s« als eines tragbaren kistenartigen Thronsessels werde wiederholt. In dem Beiblatt giebt R. Heberdey einen vorläufigen Bericht über die Ausgrabungen von Ephesus; die siebenbürgische, istrische und norische Lokalforschung kommt mit epigraphischen und archäologischen Mitteilungen zu Worte, und von höchstem Interesse sind »Beiträge zur Kunstgeschichte«, die der Krakauer Byzantinist Leo Sternbach aus Konstan
tinos Manasses (12. Jahrhundert) giebt. Er stellt »Quellen zur byzantinischen Kunstgeschichte« aus der Chronik des Manasses zusammen, wiederholt einen schon früher publizierten Text, den er richtig für die Beschreibung eines Mosaiks, das eine Allegorie der Erde und ihrer Erzeugnisse darstellt, erklärt, und publiziert eine bis jetzt unedierte Ekphrasis, das heisst die rhetorisch ausgeschmückte Schilderung eines Marmorwerkes, Odysseus und seine Gefährten und Polyphem. Sternbach liest unter anderem aus dem ersten Text heraus, dass zu Manasses’ Zeiten die berühmte eherne Kuh des Myron noch in Konstantinopel aufgestellt war. Ferner ist darin ein sitzender nachdenklicher Herakles erwähnt, den Furtwängler gerade jetzt in einer byzantinischen Nachbildung als ein bis jetzt unbekanntes Werk publizieren wird. — Wir wollen diesen kurzen Bericht über die österreichische archäologische Thätigkeit nicht schliessen, ohne noch Friedrich Hauser’s (Rom) im Hauptteil der »Jahreshefte« ausgesprochene Vermutung mitzuteilen, dass der Wiener Apoxyomenos, die herrliche in Ephesus gefundene und jetzt in der Rotunde befindliche Bronzestatue des sich abschabenden Athleten, ein Werk des Daidalos, des Sohnes des Patrokles und Enkel des Polyklet, sein mag. Eine Inschrift bezeugt ein Werk des Daidalos für diese Stadt, Plinius erwähnt zwei »pueros destringentes se« als treffliche Werke des Daidalos: so könnte, da in dieser Zeit Stilverschiedenheiten die attische und argivische Schule nicht mehr so streng schieden, die bis jetzt als ein attisches Werk des 5. jahrhunderts angesehene Wiener Bronze ein Originalwerk des Daidalos (393—363 v. Chr.) sein. m.
WETTBEWERBE
Von einem Kunstfreunde ist zur Hebung der Freskomalerei eine Stiftung errichtet worden, deren jährliche Zinsen rund 3000 Mark betragen und deren Vergebung für dieses Jahr der Königlich Sächsischen Akademie der bildenden Künste in Dresden obliegt. Kunstfreunde, die im Königreich Sachsen oder in den Thüringer Herzogtümern oder in dem Herzogtum Anhalt und Braunschweig oder in den Fürstentümern Reuss einen Raum besitzen, den sie durch Freskomalerei geschmückt haben möchten und die zugleich gewillt und in der Lage sind, etwa bei grösserer Ausdehnung der Arbeit aus eigenen Mitteln einen Geldbetrag beizusteuern, werden aufgefordert, sich bis Sonnabend den 28. Februar dieses Jahres bei dem akademischen Rate der Königlich Sächsischen Akademie der bildenden Künste in Dresden schriftlich zu melden. Die näheren Bestimmungen können auf der Königlichen Amtshauptmannschaft Ölsnitz eingesehen werden.
ln der zweiten Konkurrenz um ein monumentales Denkmal für den Dichter Vörösmarty in Budapest sind nunmehr von den fünf zum engeren Wettbewerb aufgeforderten Bildhauern Ed. Kalos, Nie. Ligeti, Jos. Röna, Ed. Telcs und Stefan Töth neun Modelle zur Begutachtung abgeliefert worden. Bei sämtlichen Entwürfen ist eine Verbindung der Figurenplastik mit Architektur oder Gartenanlagen in Aussicht genommen.
VOM KUNSTMARKT
Die Totalsumme der Versteigerung der Sammlung Marquand beträgt über 3500000 Francs und soll damit 40 °/0 über die Anschaffungskosten ergeben haben. Auch die Preise für kunstgewerbliche Antiquitäten erreichten bei der lebhaften Konkurrenz amerikanischer und Pariser Sammler oder deren Vertreter eine ungewöhnliche Höhe. So wurde eine ovale Limogesplatte, die für 12500 Francs von Marquand erworben war, für 25000 Francs und ein gotisches kupfervergoldetes Kreuz, das mit 1500 Francs