wir mussten aber stets auf durchsichtiges Material photographieren. Zur Katatypie brauchen wir das nicht mehr: die empfindliche Schicht kann auf allen beliebigen auch undurchsichtigen Medien (z. B. Papier) aufgetragen in der Camera exponiert werden, zum Kontakt ist die Durchsichtigkeit des die Bromsilbergelatine tragenden Materials natürlich unnötig. dr. zanoemeister.
NEKROLOGE
Der Landschaftsmaler Pieter Francis Peters ist am 23. Februar in Stuttgart verschieden. Er war der Sohn eines gleichnamigen Glasmalers in Nymwegen, geboren 1818 und seit 1845 in Stuttgart wohnend. Über seine vielgerühmten Landschaftsbilder mit Motiven aus Monaco, Crestola und Laufenburg, ferner über seine früheren Verdienste um das Kunstleben und das Ausstellungswesen in Stuttgart haben wir in der »Zeitschrift für bildende Kunstund in der »Kunstchronik« des öfteren berichtet.
DENKMALPFLEGE
Aus Rom ;kommt die Nachricht, dass die italienische Regierung 3 den Palazzo Orsini anzukaufen beabsichtigt. Der verarmte Besitzer hatte den Palast an die römische Sparkasse für eine halbe Million Lire abtreten müssen. Die Regierung zahlt nun dieselbe Summe an die Sparkasse, weil der Palazzo, der in die Ruinen des Marcellustheaters eingebaut wurde, »Monumento nazionale« ist.
ARCHÄOLOGISCHES
Zwei; neugefundene Bronzestatuetten, ln der Berliner Philologischen Wochenschrift macht Friedrich Flauser (Rom) auf zwei unter der Vesuvasche gefundene Bronzen aufmerksam. Die eine von ca. 80 Centimeter Höhe stellt* einen sitzenden Herakles dar; der Besitzer sieht in ihm nichts weniger als ein Werk des Lysipp, an dessen Herakles Epitrapezios er erinnert. Es ist aber eine derbe und plumpe römische Bronze, an der nur die ausgezeichnete Erhaltung hervorgehoben werden darf. Ein in Boscotrecase wohnender Ingenieur hat die Statuette im Hafenviertel von Pompeji gefunden und zwar auf eigenem Grund und Boden. — Ein unverhältnismässig wertvollerer Fund ist eine bereits im Museo Nazionale ausgestellte Bronze von 70 Centimeter Höhe, in der Friedrich Hauser ein Originalporträt des Antiochos VIII. (Grypös wegen seiner Adlernase genannt) als Hermes sieht. Sie stellt den Fürsten von Antiochia im ungefähr 35. Jahre dar und muss also gegen Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts entstanden sein. Verwelkte Züge und ein übelgelaunter Blick sind ausgedrückt. Über die linke Schulter ist nachlässig eine kleine Chlamys geworfen; sie rutscht am linken Arm herunter und zieht sich mit dem anderen Ende über den Rücken weg, um dann über das rechte Handgelenk zu fallen. Diese Chlamys ist ein völliges Novum in der antiken Kunst. Hauser fügt hinzu: »Ich wenigstens kenne keine zweite Antike, bei welcher der Künstler in der Gewandbehandlung so jede Spur von Stilisieren zu vermeiden gewusst hätte; er schrieb das Gewand einfach von der Natur ab, ohne es vorher an seinem Modell in effektvolle Falten zu legen«. Aber haben wir nicht in dem ebenfalls in diesem Jahre gefundenen Epheben von Tralles (Archäologischer Anzeiger 1902, 3, S. 104) auch das Novum des Mangels jeder Stilisierung? Über [dieses entzückende Werk spätgriechischer Kunst schreibt der Wiener Meister Kaspar von Zumbusch: »Das ist ja ein ganz interessanter Fund von neuartiger Auffassung, so gar nicht herkömmlich. Die ungewöhnlich
packende Stimmung ist nur durch die feine harmonische Körperbewegung von oben bis unten erzielt und durch den Ausdruck des schöngeformten Kopfes. Alles ist vermieden, was den Blick davon abziehen könnte. Dem zuliebe sind sogar die Hände und nahezu die Arme geopfert. Aus dieser Statue spricht nur Seele. Wenn man die Fehlstelle der Füsse bedeckt, wie weich hingegossen lehnt er da, mühelos, ganz in Sinnen versunken!« Auch der Mantel des Epheben von Tralles, der jetzt eine Zierde des Ottomanischen Museums ist, hängt natürlich, unstilisiert um ihn herum. Man sieht, dass er nur den Zweck hat, den erhitzten, von der Übung ausruhenden Jüngling vor Erkältung zu schützen, nicht den, durch erkünstelten Faltenwurf das Auge des Beschauers auf sich zu ziehen. m.
INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom 6. Februar besprach Professor Hülsen ABCD-Inschriften, deren Abdrücke den Anwesenden vorgelegt wurden: zunächst solche aus Rom, dann aus der Provinz. In eingehender Erklärung der einzelnen Inschriften wies der Vortragende nach, dass nur einige wenige wirklich mystische Bedeutung hätten, dann aber lediglich im orientalischen Kultkreise, besonders des Jupiter Dolichenus. Die übrigen seien teils Kritzeleien oder Schreibversuche von Schulbuben, teils zu praktischen Zwecken an Sicherheitsschlössern angebracht oder als Schriftproben von Steinmetzen anzusehen. Dann besprach Professor Pctersen die Andromeda des Euripides und suchte möglichst scharf Euripideisches und Nicht-Euripideisches zu scheiden. Mit der schriftlichen Überlieferung zeigte sich die bildliche dabei in Übereinstimmung. Eine besondere Stellung musste dann einer Vulcenter Vase des British Museum angewiesen werden, die schon von anderen auf die Andromeda des Sophokles zurückgeführt worden war. Da aber allgemein die Flauptfigur dieses Vasenbildes irrtümlich Andromeda statt Phineus genannt worden war, so sei die Darstellung ihres Hauptinhaltes noch bis heute falsch verstanden worden.
E. St.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Vorbereitungen für die internationale Kunstausstellung in Düsseldorf im Jahre 1904 werden mit Eifer betrieben. Die Ausstellung soll von Düsseldorf selbst und von den Städten Berlin und München wegen der bestehenden Kartellverhältnisse korporativ beschickt werden. Dagegen sollen von anderen Kunststädten nur bestimmte einzelne Künstler und womöglich auch nur mit ganz bestimmten Werken eingeladen werden. In Aussicht genommen ist eine besondere Berücksichtigung der modernen Plastik und eine bedeutende historische Abteilung. Diese soll eine Übersicht über die alte westdeutsche Malerei darstellen, und man hofft, aus dem Besitze des rheinischen Adels manche kostbare und bisher unbekannte Werke vorführen zu können. — Eine mit der Kunstausstellung verbundene internationale Gartenbauausstellung soll den farbigen Rahmen und eine besondere Attraktion des gross angelegten Unternehmens bilden.
Die diesjährige Kunstausstellung in Königsberg findet vom 8. März bis zum 19. April statt und verspricht ein gutes Bild von dem Stande der gegenwärtigen deutschen Malerei zu bieten. Ausser einheimischen Künstlern werden auch die bekanntesten Namen aus München, Düsseldorf, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Hamburg und anderen Städten vertreten sein.
Der »Freien Vereinigung württembergisclier
Künstler« ist von der Münchner Kunstgenossenschaft
NEKROLOGE
Der Landschaftsmaler Pieter Francis Peters ist am 23. Februar in Stuttgart verschieden. Er war der Sohn eines gleichnamigen Glasmalers in Nymwegen, geboren 1818 und seit 1845 in Stuttgart wohnend. Über seine vielgerühmten Landschaftsbilder mit Motiven aus Monaco, Crestola und Laufenburg, ferner über seine früheren Verdienste um das Kunstleben und das Ausstellungswesen in Stuttgart haben wir in der »Zeitschrift für bildende Kunstund in der »Kunstchronik« des öfteren berichtet.
DENKMALPFLEGE
Aus Rom ;kommt die Nachricht, dass die italienische Regierung 3 den Palazzo Orsini anzukaufen beabsichtigt. Der verarmte Besitzer hatte den Palast an die römische Sparkasse für eine halbe Million Lire abtreten müssen. Die Regierung zahlt nun dieselbe Summe an die Sparkasse, weil der Palazzo, der in die Ruinen des Marcellustheaters eingebaut wurde, »Monumento nazionale« ist.
ARCHÄOLOGISCHES
Zwei; neugefundene Bronzestatuetten, ln der Berliner Philologischen Wochenschrift macht Friedrich Flauser (Rom) auf zwei unter der Vesuvasche gefundene Bronzen aufmerksam. Die eine von ca. 80 Centimeter Höhe stellt* einen sitzenden Herakles dar; der Besitzer sieht in ihm nichts weniger als ein Werk des Lysipp, an dessen Herakles Epitrapezios er erinnert. Es ist aber eine derbe und plumpe römische Bronze, an der nur die ausgezeichnete Erhaltung hervorgehoben werden darf. Ein in Boscotrecase wohnender Ingenieur hat die Statuette im Hafenviertel von Pompeji gefunden und zwar auf eigenem Grund und Boden. — Ein unverhältnismässig wertvollerer Fund ist eine bereits im Museo Nazionale ausgestellte Bronze von 70 Centimeter Höhe, in der Friedrich Hauser ein Originalporträt des Antiochos VIII. (Grypös wegen seiner Adlernase genannt) als Hermes sieht. Sie stellt den Fürsten von Antiochia im ungefähr 35. Jahre dar und muss also gegen Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts entstanden sein. Verwelkte Züge und ein übelgelaunter Blick sind ausgedrückt. Über die linke Schulter ist nachlässig eine kleine Chlamys geworfen; sie rutscht am linken Arm herunter und zieht sich mit dem anderen Ende über den Rücken weg, um dann über das rechte Handgelenk zu fallen. Diese Chlamys ist ein völliges Novum in der antiken Kunst. Hauser fügt hinzu: »Ich wenigstens kenne keine zweite Antike, bei welcher der Künstler in der Gewandbehandlung so jede Spur von Stilisieren zu vermeiden gewusst hätte; er schrieb das Gewand einfach von der Natur ab, ohne es vorher an seinem Modell in effektvolle Falten zu legen«. Aber haben wir nicht in dem ebenfalls in diesem Jahre gefundenen Epheben von Tralles (Archäologischer Anzeiger 1902, 3, S. 104) auch das Novum des Mangels jeder Stilisierung? Über [dieses entzückende Werk spätgriechischer Kunst schreibt der Wiener Meister Kaspar von Zumbusch: »Das ist ja ein ganz interessanter Fund von neuartiger Auffassung, so gar nicht herkömmlich. Die ungewöhnlich
packende Stimmung ist nur durch die feine harmonische Körperbewegung von oben bis unten erzielt und durch den Ausdruck des schöngeformten Kopfes. Alles ist vermieden, was den Blick davon abziehen könnte. Dem zuliebe sind sogar die Hände und nahezu die Arme geopfert. Aus dieser Statue spricht nur Seele. Wenn man die Fehlstelle der Füsse bedeckt, wie weich hingegossen lehnt er da, mühelos, ganz in Sinnen versunken!« Auch der Mantel des Epheben von Tralles, der jetzt eine Zierde des Ottomanischen Museums ist, hängt natürlich, unstilisiert um ihn herum. Man sieht, dass er nur den Zweck hat, den erhitzten, von der Übung ausruhenden Jüngling vor Erkältung zu schützen, nicht den, durch erkünstelten Faltenwurf das Auge des Beschauers auf sich zu ziehen. m.
INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom 6. Februar besprach Professor Hülsen ABCD-Inschriften, deren Abdrücke den Anwesenden vorgelegt wurden: zunächst solche aus Rom, dann aus der Provinz. In eingehender Erklärung der einzelnen Inschriften wies der Vortragende nach, dass nur einige wenige wirklich mystische Bedeutung hätten, dann aber lediglich im orientalischen Kultkreise, besonders des Jupiter Dolichenus. Die übrigen seien teils Kritzeleien oder Schreibversuche von Schulbuben, teils zu praktischen Zwecken an Sicherheitsschlössern angebracht oder als Schriftproben von Steinmetzen anzusehen. Dann besprach Professor Pctersen die Andromeda des Euripides und suchte möglichst scharf Euripideisches und Nicht-Euripideisches zu scheiden. Mit der schriftlichen Überlieferung zeigte sich die bildliche dabei in Übereinstimmung. Eine besondere Stellung musste dann einer Vulcenter Vase des British Museum angewiesen werden, die schon von anderen auf die Andromeda des Sophokles zurückgeführt worden war. Da aber allgemein die Flauptfigur dieses Vasenbildes irrtümlich Andromeda statt Phineus genannt worden war, so sei die Darstellung ihres Hauptinhaltes noch bis heute falsch verstanden worden.
E. St.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Vorbereitungen für die internationale Kunstausstellung in Düsseldorf im Jahre 1904 werden mit Eifer betrieben. Die Ausstellung soll von Düsseldorf selbst und von den Städten Berlin und München wegen der bestehenden Kartellverhältnisse korporativ beschickt werden. Dagegen sollen von anderen Kunststädten nur bestimmte einzelne Künstler und womöglich auch nur mit ganz bestimmten Werken eingeladen werden. In Aussicht genommen ist eine besondere Berücksichtigung der modernen Plastik und eine bedeutende historische Abteilung. Diese soll eine Übersicht über die alte westdeutsche Malerei darstellen, und man hofft, aus dem Besitze des rheinischen Adels manche kostbare und bisher unbekannte Werke vorführen zu können. — Eine mit der Kunstausstellung verbundene internationale Gartenbauausstellung soll den farbigen Rahmen und eine besondere Attraktion des gross angelegten Unternehmens bilden.
Die diesjährige Kunstausstellung in Königsberg findet vom 8. März bis zum 19. April statt und verspricht ein gutes Bild von dem Stande der gegenwärtigen deutschen Malerei zu bieten. Ausser einheimischen Künstlern werden auch die bekanntesten Namen aus München, Düsseldorf, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Hamburg und anderen Städten vertreten sein.
Der »Freien Vereinigung württembergisclier
Künstler« ist von der Münchner Kunstgenossenschaft