der einen Cigarrenstummel aufhebt, Stuck’s Pan nnd Nymphe, von Thoma eine feine bachdurchflossene Landschaft ohne Staffage, Ribot, der schussbereite Jäger, und sogar Sachen von hier recht seiten gesehenen Meistern: eine kleine Flusslandschaft von Daubigny, eine Ölskizze (Schäferscene) von Millet und ein erstaunliches Waldstück von Constable. Die Firma Heinemann will sich in den Maximiliansanlagen, nahe dem Hildebrandbrunnen, ein eigenes Haus bauen lassen. Der Kunsthandel nimmt entschieden in München einen neuen Aufschwung; hoffentlich bleibt einiges von den durchwandernden Schätzen in der Stadt hängen.
Im Februar. franz dülbero.
ANKAUF VON OTTO GREINER’S GEMÄLDE
»ODYSSEUS BEI DEN SIRENEN
Noch schneller und entschiedener als der Ankauf von Klinger’s »Beethoven« hat sich die Erwerbung von Otto Greiner’s kolossalem Ölgemälde »Odysseus bei den Sirenen« für das Leipziger Museum soeben vollzogen. Allerdings betrug der Kaufpreis noch nicht den zehnten Teil des »Beethoven«, nämlich nur zwanzigtausend Mark, und die Wege zum Ankauf waren dadurch geebnet, dass sich die Verwaltung in der Voraussicht der Bedeutung dieses Gemäldes seit Jahren das Vorkaufsrecht gesichert hatte, und dass ferner die Stiftungsgelder des »Georgifond« von Geheimrat Georgi in hochherziger Weise zur Verfügung gestellt wurden. So konnte das Museum ohne langwierige Verhandlungen ein Kunstwerk von ungewöhnlicher Bedeutung und damit eine neue Attraktion seines früher an »Schlagern« nicht allzu reichen Besitzes acquirieren. Eben wurde das Bild im Kunstverein ausgestellt, zugleich mit einer Anzahl dazu gehöriger Studien in Pastell von Figuren in Lebensgrösse und von Détail. Wir werden das Gemälde unseren Lesern in der »Zeitschrift für bildende Kunst« in Abbildung vorführen und möchten hier nur in wenigen Worten über den Inhalt berichten. Es ist ein Breitbild von nahezu vier Meter Länge und zwei Meter Höhe und zeigt rechts vorn eine schroffe Klippe, auf der drei nackte Frauengestalten in energisch bewegter Haltung halb knieen, halb hocken und durch Gesten und lockende Worte die Schiffer drunten zu bethören trachten. Jede von den dreien bietet eine andere Ansicht, die beiden äussersten rechts und links, durch eine hochgehobene tiefrote Mohnguirlande verbunden, zeigen Vorder- resp. Rückenansicht, die mittelste scharfe Profilstellung. Aus einem slurmgekrüminten Ölbaume, dem letzten Schössling einer gewaltigen Wurzel, haben sich die Sirenen eine originelle Naturharfe geschaffen, indem sie Saiten von den Zweigen nach der Wurzel spannten. Hart an der Klippe vorbei zieht das primitive Fahrzeug des Odysseus, vorwärts getrieben von einem Segel und von den mechanischen Schlägen dreier wettergebräunten nackten Ruderer, gelenkt von einem in hochmütiger Pose dastehenden Steuermanne. An den Mastbaum geschnürt reckt sich der Dulder Odysseus und wendet sein an Laokoon erinnerndes Antlitz voll Sehnsucht den lockenden Frauen zu. Zwei Gefährten, einer knieend und einer stehend, verdoppeln mit Kraft und Eifer die haltenden Bande. Vor dem Schiffe blinkt lichtblaues Wellengekräusel, weiter nach der Tiefe zu sieht man weissrandige Sturzwellen und ganz fern die hohe, dunkelblaue See. Der Flimmel ist stark grau bewölkt mit ganz wenig durchbrechendem Blau. Rechts ganz am Rande, hinter der Klippe, leuchten in der Ferne rötliche Felsenufer wie ein Motiv aus Terracina, ein entzückendes Bildchen im Bilde. Durch das Grau des Wolkenhimmels und seiner Reflexe im Wasser
wird die helle koloristische Gesamthaltung des Bildes bestimmt; alle übrigen Farben: das Schwarzbraun des Schiffes und des Felsens, der Bronzeton der Leiber, das Rot der Klatschrosenguirlande sind in feiner Harmonie damit vereinigt. Aber in der Komposition ist es nicht ohne einige Gewaltsamkeiten abgegangen, so scheint mir das Schiff dem Ufer sehr nahe und vor allem der Felsen der Sirenen dem Auge des Beschauers zu nahe zu sein. Es wird also die Illusion erweckt, dass man unmittelbar hinter den Sirenen auf der Insel steht und von hier aus, nicht, wie man gern möchte, vom Schiffe aus, den Vorgang miterlebt. Obwohl das lineare Gleichgewicht im Bilde durch die wagerechte Linie des Schiffes und durch den Felsen mit den drei Frauen einerseits und das Segel mit der dreiteiligen Gruppe am Mastbaum andererseits hergestellt ist, überwiegt doch perspektivisch die Felspartie so sehr, dass man immer unwillkürlich den Standpunkt rechts einnimmt. Auch die Verkürzungen der Glieder, z. B. des Armes der mittleren und des Rückens der hinteren Sirene sind nicht frei von Härten. Nicht wenige der Beschauer werden zuerst frappiert sein von dem völligen Mangel an heroisch-klassischer Auffassung, sie werden erst Preller überwinden müssen, um Greiner zu goutieren, aber niemand wird verkennen, dass mit diesem Gemälde eine ungewöhnlich ernste und starke Künstlerpersönlichkeit sich offenbart. Der Ruhm als einer der besten Graphiker der Gegenwart genügte Greiner nicht mehr, er wollte zeigen, dass er malen könne und hat nun mit gewaltigster Kraftentfaltung und glücklichem Gelingen sein Meisterstück als Maler geschaffen. b.
NEKROLOGE
Der Bildhauer und Maler Ludwig GIoss ist am 23. Februar in Mödling gestorben. Er wurde am 30. Januar 1851 in Wiener-Neustadt geboren und bildete sich auf der Wiener Akademie, später in München und bei Professor Zumbusch. Zu seinen besten Skulpturen gehören der »Friedensengel« für die Familiengruft Ritter von Rotherman in Frauenhaid, ferner die fünf Statuen für das neue Wiener Rathaus. In den letzten 20 Jahren war GIoss auch als Maler thätig und pflegte hauptsächlich das Porträt und das Genre.
PERSONALIEN
Der Kunstgelehrte Privatdozent Dr. Karl Cornelius in Freiburg i. Br. ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden. — Dr. Rudolf Kautzsch, Privatdozent an der Leipziger Universität und Direktor des Buchgewerbemuseums ist einer Berufung als Professor an die Universität Halle gefolgt; zu seinem Nachfolger im Direktoriat des Buchgewerbemuseums wurde Dr. Eduard Tönnies gewählt.
DENKMALPFLEGE
Florenz. Der Unterrichtsminister Nasi hat dem Professor Chiappelli, der auf dem Fresko Orcagna’s in Santa Maria Novella ein unerkanntes Danteporträt gefunden zu haben glaubt, mitgeteilt, dass er den Professoren Maccari und Seitz den Auftrag erteilt hat, das Fresko zu, untersuchen und behufs eventueller Restaurierung ihm Vorschläge zu machen. Da es schwerlich möglich sein wird, ein einzelnes Stück der Komposition zu restaurieren, so wird vielleicht eine gründliche Reinigung des ganzen Werkes die Folge sein, wodurch der Streit dann auch praktische Bedeutung gewinnen würde. a. Gr.