INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom 20. Februar entwickelte Professor Mau die Ansicht, dass die Cacus-Stiege auf dem Palatin, deren oberer Ausgang durch ein Lavapflaster angezeigt wird, von hier nicht in gerader Linie zum Zirkus hinabgegangen sein könne. Der steile Abfall des Hügels und die von Mau nachgewiesene Fortsetzung der über ihm liegenden Kammern quer durch jene Linie des Aufganges verbieten es. Der Vortragende nahm also die Umbiegung jener Strasse im rechten Winkel an, dahin, wo ein anderes Stück lavagepflasterter Strasse gegen den nordwestlichen Hügelrand verläuft. An diesem Abhang wies er die Möglichkeit der eigentlichen Treppe nach. Professor Hülsen schloss sich der Ansicht Mau’s an, die er durch richtigere Auslegung antiker, litterarischer Zeugnisse zu stützen suchte. Professor Petersen war erfreut, seine schon im alten Rom ausgesprochene Ansicht über den Lauf der Strasse bestätigt zu sehen. Dann erörterte Professor Hülsen die in H. Nissen’s italienischer Landeskunde (im soeben erschienenen dritten Bande) ausgesprochene Hypothese, dass das älteste Rom nicht auf dem Palatin, sondern auf dem Esquilin gelegen habe. Die Inschrift aus Tivoli, welche ein Esquilinisches Thor daselbst zu nennen scheine, sei von zweifelhafter Ergänzung. Auch bestätigten sowohl die älteren Gräberfunde auf dem Esquilin, wie auch die neuesten am Forum das höhere Alter der palatinischen Stadt. Zum Schlüsse legte Professor Petersen die von Dr. Pollak herausgegebene vornehme Publikation klassisch-antiker Goldschmiedearbeiten im Besitz des russischen Botschafters in Rom A. J. von Nelidow vor, indem er den hohen künstlerischen Wert dieser Sammlung hervorhob und dem anwesenden Besitzer zugleich für das der Bibliothek des Archäologischen Institutes überwiesene Exemplar seinen Dank aussprach. Dann wandte sich Professor Petersen noch mit kurzen Worten gegen den Versuch von Professor Emil Reisch in Wien, die Zusammensetzung des Ara Pacisfrieses wieder aufzulösen und wies die Unhaltbarkeit der Methode und der Resultate nach.
e. st.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Das Städel’sche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. erhielt durch Schenkung des Herrn Leopold B. H. Goldschmidt in Paris eine sehr interessante Bereicherung an Gemälden der grossen französischen Malerkunst im 19. Jahrhundert, dem »grand siècle«, das in deutschen Sammlungen nur in wenigen Proben vertreten ist. Die neuen Bilder sind: eine an Millet erinnernde Landschaft mit einem Ochsengespann von Alex. Gabriel Decamps, eine grosse Flachlandschaft von Antoine Chintreuil, eine kleine »Pietâ« von Gustave Moreau und ferner von dem beliebtesten französischen Architekturmaler des 18. Jahrhunderts, Hubert Robert, eine nächtliche Landschaft mit römischen Ruinen vorn und einer brennenden Stadt im Hintergründe.
Erfurt. Bei Gelegenheit der vierten Tagung für Denkmalpflege soll hier den September dieses Jahres hindurch eine kunstgeschichtliche Ausstellung stattfinden, die im wesentlichen dazu bestimmt ist, den Werdegang der sächsischen, thüringischen und fränkischen Malerei zu veranschaulichen, aber auch Architekturdarstellungen, Kunstgewerbliches und dergleichen mehr bringen wird. Als Ausstellungsräume sind der Kreuzgang und die anstossenden Kapellen, Säle und Zimmer am Dome in Aussicht genommen. Den Ehrenvorsitz führt der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Herr Dr. v. Boetticher. Wir denken
in Kürze näheres über das interessante Unternehmen mitteilen zu können.
Die Frühjahrsausstellung der Münchner Secession wurde am 28. Februar eröffnet. Der Katalog giebt 306 Nummern an, darunter 41 graphische Werke. Fremde Künstler sind wenig vorhanden, aber einen eigenen Saal nimmt die holländische Künstlergruppe des eigenartigen Malers Jan Toorop ein. Bei den Radierungen sieht man in grösseren Sammlungen den geistvollen L. Legrand aus Paris und den originellen Norweger E. Munch. Die Frühjahrsausstellung wird zwei Monate dauern.
Die Kgl. Gemäldegalerie im Haag hat kürzlich von Herrn des Tombe zwölf Gemälde geschenkt bekommen, unter denen sich ein Studienkopf eines Mädchens vom Delfter Vermeer befindet. Das Bild ist voll bezeichnet und in kunstwissenschaftlichen Kreisen schon seit langer Zeit bekannt. Ferner sind aus diesem Legat hervorzuheben ein Kinderporträt von Flinch, bezeichnet und datiert 1640, eine Landschaft von Esaias van de Velde, von 1624, ein Bild von van Beyeren, eines von Zwaerdecroon u. s. w.
Das Rotterdamer Museum hat kürzlich ein kleines weibliches Bildnis von Qerard Don und eine kleine Landschaft von van Qoyen erworben.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Rom. Entdeckung der Krypta von Papst Damasus I. (366—384). Fünfzig Jahre lang hat De Rossi nach der Krypta des hl. Damasus geforscht, ohne dass es ihm gelungen wäre, sie topographisch zu bestimmen. Jetzt ist dem Nachfolger De Rossi’s, J. Wilpert, die für die christliche Archäologie unendlich wertvolle Entdeckung nach langen, mühevollen Forschungen gelungen. Seit November vorigen Jahres war Prälat Wilpert an der Arbeit. Seine Ausgrabungen an der Ardeatinischen Strasse hatten von vorne herein dies Ziel ins Auge gefasst, und auf Grund alter Itinerarien konnte er nicht mehr zweifeln, dass ihm die Auffindung der Damasuskrypta gelingen würde, nachdem die Katakombe der Heiligen Markus und Marcellinus aufgedeckt worden war (vergleiche Kunstchronik S. 242). Etwa zehn Meter von dieser Katakombe entfernt ist nun die Krypta des hl. Damasus entdeckt worden, dadurch, dass die Grabinschrift der Mutter des Papstes an Ort und Stelle gefunden wurde. Dem Papst ist von der schönen Entdeckung bereits Mitteilung gemacht worden; näheres über dieselbe hat Prälat Wilpert gelegentlich des historischen Kongresses zu geben versprochen. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt. e. st.
VOM KUNSTMARKT
Die Versteigerung der Sammlung Hayashi im Hotel Drouot in Paris nahm vier Tage in Anspruch und brachte für die ca. 1700 Nummern 418000 Franken, dabei ausgeschlossen das Hauptstück der Sammlung: ein Kakemono auf Seide, Bildnis des Priesters Genjo Sanzo, das mit 100000 Franken angesetzt und zurückgekauft wurde. Das Dresdner Museum erwarb für 5400 Fr. eine sitzende Statue des Miroku aus lackiertem Thon, 7. Jahrh., ein Meisterwerk der Tori. Von derselben Künstlerfamilie stammte ein Jünglingskopf aus bemaltem Thon, den das Louvre für 2450 Fr. erstand. Eine sitzende Amida, 12. Jahrhundert, brachte 2000, ein bemaltes Standbild des Schiudssi-men Kwannon 2500, die sitzende Statuette des Priesters Mongaku, Holz, 12. Jahrhundert, 3800, ein goldlackierter Schreibkasten 4650, andere weniger feine 2000—200 Fr., eine Bauchvase aus Tschiun-Yao-Porzellan 3900, eine chinesische Bronze: grosse Kufe, Daiban, 7100, eine japanische