als Wahlempfehlung. Die metrischen Anstösse suchte Professor Mau teils durch das Widerstreben der Eigennamen, teils durch Annahme eines Schreibversehens zu erklären. Professor Hülsen legte eine Gruppe von Fragmenten der Forma urbis vor, die bei der im Gange befindlichen Neuordnung der Fragmente des Stadtplanes teils von Lanciani, teils darauf weiter bauend von ihm selbst zusammengesetzt worden waren. Man liest darauf das Wort D1VORVM, das sei die bekannte Porticus divorum. Der Vortragende verwarf andere Erklärungen dieses Namens, um ihn auf einen Bau Domitians zu Ehren der beiden Divi Flavii, Vespasian und Titus, zu beziehen. Er deutete den Grundriss als 200 m lange und 50 m breite Säulenhalle und wies darin doppelte Tempel und doppelte Bogen nach für die Divi, Vespasian und Titus. Eine mittelalterliche Überlieferung von Gebäuden, die nach einem »Tiburium« — aus Divorum entstellt — orientiert werden, halfen Professor Hülsen dann weiter die Porticus Divorum zu lokalisieren, und andere vom Vortragenden angereihte Fragmente setzten weiter die Porticus in Zusammenhang mit dem Serapeum, dessen Lage bekannt und in einer Bodenerhebung hinter Palazzo Altieri noch angezeigt wird. Ein Brunnenbau, der durch Grundriss wie durch Beischrift kenntlich, in der Nähe liegt, wurde auf die berühmte Bronze-Pigna bezogen, die vor ihrer Aufstellung im Atrium der alten Peterskirche schon hier — auch hier allerdings in zweiter Verwendung — als Wasserspeier in jenem runden Brunnen gedient haben möchte. Die Form des Serapeums, ein grosser, halbkreisförmiger Bau, wurde namentlich durch Hinweis auf den Kanopus in der Hadriansvilla erläutert. Zum Schluss gab Professor Flülsen seinem Dank gegen die städtischen Behörden Ausdruck, welche die Herausnahme des Stadtplanes aus der Wand des Kapitolinischen Museums veranlasst und dadurch erfolgreiche Forschungen überhaupt erst ermöglicht hätten. Er knüpfte daran den Wunsch, dass diese für den bevorstehenden Kongress unternommene und in der That höchst anerkennenswerte Neuordnung nicht aus einseitigem Interesse überhastet werde. Er wies mit Nachdruck auf den Hauptzweck der mühevollen Arbeit hin, die doch die möglichst endgültige Ordnung der Fragmente jetzt in Verbindung mit den noch neuerdings gefundenen herbeiführen müsse. e. st.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Jury für die grosse Berliner Kunstausstellung 1903 ist jetzt vollständig zusammengesetzt. Die Akademie der Künste wählte als Mitglieder die Maler Konrad Kiesel, Georg Koch und Karl Salzmann, die Bildhauer Ad. Bri itt und Ludwig Manzel, sowie den Architekten Karl von Grossheim ; als Ersatz die Maler Julius Jakob und Josef Scheurenberg, den Bildhauer Gustav Eberlein und den Kupferstecher Gustav Eilers.
Die Münchner Kunstgewerbeausstellung 1904 findet nicht statt. Die Generalversammlung des bayrischen Kunstgewerbevereins hat mit Hinblick auf die äusseren Schwierigkeiten in grosser Mehrheit den Entschluss gefasst, die Ausstellung auf unbestimmte Zeit zu vertagen.
Die Kunstausstellung in Köln 1903, welche mit der Jubel-Generalversammlung der Katholiken Deutschlands verbunden werden soll, findet in den Räumen des erzbischöflichen Diöcesanmuseum statt und wird im Juli eröffnet und wird bis Ende September dauern. Im unteren Saale wird eine kunsthistorische Abteilung, nämlich die Schnitzwerksammlung des Bildhauers Moest, ausgestellt werden. In den oberen Räumen soll die christliche Kunst des letzten halben Jahrhunderts, besonders in der Rheinprovinz, vorgeführt werden. In erster Linie wird es sich
um Tafelgemälde handeln, von den Werken der Nazarener anfangend bis zu den neuesten Schöpfungen. Sodann um plastische Erzeugnisse der Bildhauer, Ciseleure, ferner um kunstgewerbliche Arbeiten auf dem Gebiete der Gold-, Silberund Eisenschmiedetechnik und Emaillerie, darunter Glasmalerei und Mosaik namentlich auch der kirchlichen Weberei und Stickerei. Ausgeschlossen bleiben alle derartigen Arbeiten, die schon im Vorjahre auf der Düsseldorfer Ausstellung zu sehen gewesen sind. Den Vorsitz der Kunstkommission haben Baurat Heimann und Domkapitular Professor Dr. Schnütgen übernommen.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von zwei verschollenen Bildnissen von der Hand Michelangelo’s handelt eine Nozzepublikation des Herausgebers der Rassegna bibliografica dell’ arte Italiana, Professor Egidio Calzini. Er veröffentlicht zwei Briefe des Herzogs Guidubaldo della Rovere vom 12. und 18. November 1557. Im ersten bittet der Herzog durch einen Kommissar die Gattin des langjährigen Dieners Michelangelo’s Urbino um die Übersendung zweier Bildnisse, im zweiten dankt er für die Übersendung derselben. Leider war Calzini nicht bekannt, dass auch im schwer zugänglichen Archivio Buonarroti ein Dokument über diese Gemälde erhalten ist, welche die beiden Söhne Urbino’s darstellten, von Michelangelo gemalt wurden und endlich für hundert Golddukaten in den Besitz des Herzogs von Urbino übergingen. Hoffentlich giebt die wertvolle Publikation Calzini’s den Anlass zur Veröffentlichung des wichtigen Dokumentes im Archivio Buonarroti, das uns noch immer ungebührlicherweise vorenthalten wird. e. st.
DENKMÄLER
Das Kaiserin Elisabethdenkmal. Die Jury, welche zur Beurteilung der Konkurrenzentwürfe für das Kaiserin Elisabethdenkmal in Wien eingesetzt war, hat ihre Entscheidung gefällt. Ein erster Preis wurde nicht verliehen. Den zweiten Preis erhielt der Bildhauer Professor Hans Bitterliph, der Schöpfer des Wiener Gutenbergdenkmals, den dritten Preis der Bildhauer Franz Müller, den vierten der Bildhauer Franz Metzner, den fünften der Bildhauer Alexander Jaray, Charlottenburg, den sechsten Professor Georg Winkler, Graz. — Die Jury hat am Schlüsse ihrer Beratung beschlossen, dem Exekutiv-Komitee zu empfehlen, einen zweiten sechsten Preis im Betrage von 1000 Kronen dem Entwürfe Nr. 10, Motto »Frühling 1903« zu widmen. Nach Bekanntgabe des Abstimmungsresultates wurde noch ein Minoritätsvotum zu Protokoll gegeben, welches sich zu Gunsten des Modells von dem Bildhauer Franz Metzner besonders aussprach. In Künstlerkreisen findet die Entscheidung keinen allgemeinen Beifall. Eine zahlreich besuchte Protestversammlung vereinbarte folgende Resolution: Die im Hotel de France versammlten Wiener Künstler und Kunstfreunde protestieren gegen die Art der Urteilsfällung von seiten der Jury in Sachen des künstlerischen Wettbewerbes um das Denkmal der Kaiserin Elisabeth. Sie erklären das Urteil als irreführend, als nicht im Sinne der Ausschreibung, als vertragswidrig zustande gekommen und sprechen der Jury das Misstrauen aus. Sie fordern, dass eine neue, ihrer Verantwortung bewusste Jury, ohne Ausschreibung einer neuen Konkurrenz, auf Grund der vorliegenden Entwürfe, ein abschliessendes Urteil unter Zuerkennung sämtlicher ausgeschriebener Preise fälle. — Die Ausstellung der Modelle, 67 an der Zahl, ist nunmehr dem Publikum zugänglich gemacht worden und die Entscheidung über die Ausführung steht
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Jury für die grosse Berliner Kunstausstellung 1903 ist jetzt vollständig zusammengesetzt. Die Akademie der Künste wählte als Mitglieder die Maler Konrad Kiesel, Georg Koch und Karl Salzmann, die Bildhauer Ad. Bri itt und Ludwig Manzel, sowie den Architekten Karl von Grossheim ; als Ersatz die Maler Julius Jakob und Josef Scheurenberg, den Bildhauer Gustav Eberlein und den Kupferstecher Gustav Eilers.
Die Münchner Kunstgewerbeausstellung 1904 findet nicht statt. Die Generalversammlung des bayrischen Kunstgewerbevereins hat mit Hinblick auf die äusseren Schwierigkeiten in grosser Mehrheit den Entschluss gefasst, die Ausstellung auf unbestimmte Zeit zu vertagen.
Die Kunstausstellung in Köln 1903, welche mit der Jubel-Generalversammlung der Katholiken Deutschlands verbunden werden soll, findet in den Räumen des erzbischöflichen Diöcesanmuseum statt und wird im Juli eröffnet und wird bis Ende September dauern. Im unteren Saale wird eine kunsthistorische Abteilung, nämlich die Schnitzwerksammlung des Bildhauers Moest, ausgestellt werden. In den oberen Räumen soll die christliche Kunst des letzten halben Jahrhunderts, besonders in der Rheinprovinz, vorgeführt werden. In erster Linie wird es sich
um Tafelgemälde handeln, von den Werken der Nazarener anfangend bis zu den neuesten Schöpfungen. Sodann um plastische Erzeugnisse der Bildhauer, Ciseleure, ferner um kunstgewerbliche Arbeiten auf dem Gebiete der Gold-, Silberund Eisenschmiedetechnik und Emaillerie, darunter Glasmalerei und Mosaik namentlich auch der kirchlichen Weberei und Stickerei. Ausgeschlossen bleiben alle derartigen Arbeiten, die schon im Vorjahre auf der Düsseldorfer Ausstellung zu sehen gewesen sind. Den Vorsitz der Kunstkommission haben Baurat Heimann und Domkapitular Professor Dr. Schnütgen übernommen.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von zwei verschollenen Bildnissen von der Hand Michelangelo’s handelt eine Nozzepublikation des Herausgebers der Rassegna bibliografica dell’ arte Italiana, Professor Egidio Calzini. Er veröffentlicht zwei Briefe des Herzogs Guidubaldo della Rovere vom 12. und 18. November 1557. Im ersten bittet der Herzog durch einen Kommissar die Gattin des langjährigen Dieners Michelangelo’s Urbino um die Übersendung zweier Bildnisse, im zweiten dankt er für die Übersendung derselben. Leider war Calzini nicht bekannt, dass auch im schwer zugänglichen Archivio Buonarroti ein Dokument über diese Gemälde erhalten ist, welche die beiden Söhne Urbino’s darstellten, von Michelangelo gemalt wurden und endlich für hundert Golddukaten in den Besitz des Herzogs von Urbino übergingen. Hoffentlich giebt die wertvolle Publikation Calzini’s den Anlass zur Veröffentlichung des wichtigen Dokumentes im Archivio Buonarroti, das uns noch immer ungebührlicherweise vorenthalten wird. e. st.
DENKMÄLER
Das Kaiserin Elisabethdenkmal. Die Jury, welche zur Beurteilung der Konkurrenzentwürfe für das Kaiserin Elisabethdenkmal in Wien eingesetzt war, hat ihre Entscheidung gefällt. Ein erster Preis wurde nicht verliehen. Den zweiten Preis erhielt der Bildhauer Professor Hans Bitterliph, der Schöpfer des Wiener Gutenbergdenkmals, den dritten Preis der Bildhauer Franz Müller, den vierten der Bildhauer Franz Metzner, den fünften der Bildhauer Alexander Jaray, Charlottenburg, den sechsten Professor Georg Winkler, Graz. — Die Jury hat am Schlüsse ihrer Beratung beschlossen, dem Exekutiv-Komitee zu empfehlen, einen zweiten sechsten Preis im Betrage von 1000 Kronen dem Entwürfe Nr. 10, Motto »Frühling 1903« zu widmen. Nach Bekanntgabe des Abstimmungsresultates wurde noch ein Minoritätsvotum zu Protokoll gegeben, welches sich zu Gunsten des Modells von dem Bildhauer Franz Metzner besonders aussprach. In Künstlerkreisen findet die Entscheidung keinen allgemeinen Beifall. Eine zahlreich besuchte Protestversammlung vereinbarte folgende Resolution: Die im Hotel de France versammlten Wiener Künstler und Kunstfreunde protestieren gegen die Art der Urteilsfällung von seiten der Jury in Sachen des künstlerischen Wettbewerbes um das Denkmal der Kaiserin Elisabeth. Sie erklären das Urteil als irreführend, als nicht im Sinne der Ausschreibung, als vertragswidrig zustande gekommen und sprechen der Jury das Misstrauen aus. Sie fordern, dass eine neue, ihrer Verantwortung bewusste Jury, ohne Ausschreibung einer neuen Konkurrenz, auf Grund der vorliegenden Entwürfe, ein abschliessendes Urteil unter Zuerkennung sämtlicher ausgeschriebener Preise fälle. — Die Ausstellung der Modelle, 67 an der Zahl, ist nunmehr dem Publikum zugänglich gemacht worden und die Entscheidung über die Ausführung steht