in seinen Landschaften aus der Normandie gesucht und gezwungen kindlich vor: zwischen der einfachen Naivetät der primitiven Vlamen und der seinen ist der Unterschied nicht geringer als zwischen Homer und d’Annunzio: man merkt die Absicht und wird verstimmt. Von den Bildhauern, die im allgemeinen Rodin »überrodinieren«, nenne ich nur Eduard Wittig, der ausser einer kleinen Statuette in patiniertem Steingut ein ausserordentlich geschmackvolles und ideenreiches Grabmonument ausgestellt hat, das in seiner edlen Einfachheit in wohlthuendem Kontraste zu den gesuchten Bizarrerien der meisten hier gezeigten Kunstwerke steht. KARL EUGEN SCHMIDT.
BÜCHERSCHAU
W. Martin, Gérard Dou. Translated from the Dutch by Claro Bell. London, George Bell &Sons, 1902. Geb. 5 sh.
Die Firma George Bell & Sons giebt seit einiger Zeit kleine, hübsch illustrierte, in englischer Art gebundene Bände über Meister der Malerei und Plastik heraus, wovon zwanzig seither erschienen sind. Das vorliegende, 152 Seiten starke, mit 41 Abbildungen, meist in Autotypie hergestellt, geschmückte Buch hat den Subdirektor der Königlichen Galerie im Haag, Dr. W. Martin, zum Verfasser. Für Eingeweihte genügt die Nennung des Autornamens, um das Werk zu empfehlen. Eingehende Studien über die holländische Malerei an Bildern und Dokumenten in Archiven und anderen Schriftquellen, als Gildenregistern, Briefen, Testamenten, befähigten den Autor, ein abgerundetes, mit manch interessantem Detail versehenes lebendiges Bild von Gérard Dou zu zeichnen und eine bestimmte Vorstellung seiner künstlerischen Ausdrucksweise zu geben. sn.
NEKROLOGE
Der Landschaftsmaler Professor Paul Franz Flickel ist vorige Woche in Nervi, wo er sich zur Erholung aufhielt, gestorben. Flickel war der Maler des norddeutschen Buchenwaldes. Sein schönstes Bild »Buchenwald bei Prerow«, das ihm 1886 die grosse goldene Medaille brachte, ist in dem Besitze der Berliner Nationalgalerie. — Er wurde am 8. April 1852 in Berlin geboren und fand bei Theodor Hagen in Weimar und in Düsseldorf seine künstlerische Ausbildung, dann liess er sich in Berlin dauernd nieder und gehörte der Akademie der Künste daselbst an.
Am 27. März starb in Leipzig Julius Otto Gottschald, dessen auserwählte Gemäldesammlung von Werken holländischer und vlämischer Meister des 17. Jahrhunderts durch den vor wenigen Jahren erschienenen, von Dr. Ulrich Thieme verfassten Katalog über die Grenzen dieser seiner Vaterstadt hinaus bekannt geworden ist. Die Einleitung dieses Verzeichnisses ist auch in der Zeitschrift für bildende Kunst N. F. XII, p. 105 abgedruckt worden. Mit fast zärtlicher Liebe hütete der Verstorbene diesen einzigen Schatz seines einsamen Junggesellenheims, den er auf Reisen und Auktionen bis zuletzt zu vergrössern bemüht war. Konnte er der Leipziger Ausstellung älterer Bilder aus sächsischem Privatbesitz im Jahre 1889 schon 23 Bilder beisteuern, so hat er später die Anzahl seiner Gemälde mehr als verdoppelt. Wer Gelegenheit gehabt hat von dem kleinen Herrn, dessen Augen hinter der Brille freundlich hervorschauten, in seiner Sammlung herumgeführt zu werden, wird wissen, mit welcher Genugthuung er seinen Rembrandt zeigte, das Brustbild eines Greises, aus der Zeit um 1630, jenes reizvolle Seestück Jan van Goyen’s vom Jahre 1655, welches in seinen feinen kühlgrauen Tönen die letzte und reifste Periode des fruchtbaren
Meisters ausgezeichnet repräsentiert, die köstliche kleine Hirtenscene von Adriaen van de Velde von 1667, das interessante, aus der Sammlung Schubart erworbene Dorfstrassenbild von Stalbemt, seinen ganz vortrefflichen »Wildbrethändler« von Franz Snyders, um nur einige Beispiele herauszugreifen. Im öffentlichen Leben ist er nicht hervorgetreten, nur dem Wirken des Leipziger Kunstvereins, dessen Vorstand er angehörte, hat er sich lange Zeit hingebend gewidmet. Sein Lebensabend war durch ein hartnäckiges Augenleiden verdüstert. Durch letztwillige Verfügung hat er seine Sammlung dem Leipziger Museum für bildende Künste vermacht und ist damit in die Reihe der Stifter dieses Instituts eingetreten, welcher schon Sammler, wie Heinrich Schietter, Härtel und Thieme angehören. So wird sein Andenken dauernd erhalten bleiben. Theodor Schreiber.
PERSONALIEN
Der Bildhauer Professor Artur Volkmann hat vom Königlich Sächsischen Ministerium des Innern den Auftrag zu einem Georgsbrunnen für den Hof des Königlichen Schlosses zu Dresden erhalten, nachdem sein Entwurf dazu vom akademischen Rat einstimmig zur Ausführung empfohlen und von Sr. Majestät dem König genehmigt war. Das Modell des Brunnens ist zur Zeit im Leipziger Kunstverein ausgestellt; es zeigt in Reliefdarstellung einen Ritter Georg, nach beendetem Kampfe siegreich über den erschlagenen Drachen reitend und darüber in feiner architektonischer Umrahmung ein Medaillon mit dem Porträt des Königs Georg. Artur Volkmann ist bekanntlich ein geborener Leipziger, lebt aber seit über 25 Jahren in Rom, während er in Leipzig nur ein zweites kleineres Atelier besitzt, um zeitweilig daselbst zu arbeiten.
Professor Dr. Rudolf Kautzsch, dessen Berufung an die Universität Halle wir neulich mitteilten, hat eine neue Berufung als ordentlicher Professor der Kunstgeschichte am Polytechnikum in Darmstadt erhalten und angenommen und wird am Beginn des Wintersemesters sein neues Amt antreten.
DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung des schönen Brunnens in Nürnberg. Wer in diesem Sommer nach Nürnberg kommt, wird erstaunt sein, auf dem Marktplatze nicht mehr die altersgraue durchbrochene Steinpyramide des Schönen Brunnens zu finden, sondern wenige Schritte südöstlich davon einen in reichem polychromen Schmuck prangenden und mit einem stattlichen Renaissancegitter umgebenen vollständig neuen »Schönen Brunnen«. Diese Thatsache wäre geeignet, die Gemüter aller Kunstsinnigen auf das höchste zu erregen, wenn der hier zum Opfer gebrachte, in diesen Tagen vollständig abgetragene Schöne Brunnen auch wirklich das in den Jahren 1385—1396 ausgeführte Werk gewesen wäre. Aber dem ist nicht so. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts vollständig vernachlässigt, befand sich der alte Brunnen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem so ruinösen Zustande, dass der im Jahre 1821 mit der Wiederherstellung betraute Nürnberger Kunstschuldirektor Reindel nur ungefähr zwanzig Werkstücke des abgetragenen Brunnens wieder verwenden konnte. Wenige Jahre vorher hatte Waagen den Brunnen gesehen und geschrieben, dass er den Anblick einer geschwärzten Ruine böte, »deren schiefe Spitze den baldigen Einsturz drohte«. Die den Wasserkasten besetzenden sechzehn