Jerusalem mit Gebäuden in einem naiven romanisch-byzantinischen Mischstil. Von köstlicher Naivetät sind die drei Handwerker, die im Mittelgrunde durch einen Hohlweg sich entfernen. All das Nebenwerk tritt indes zurück vor dem herben Ernste und der ergreifenden Wahrheit, mit der die Gemütsbewegung der Trauernden ausgedrückt und abgestuft ist, wennschon eine gewisse Derbheit der Ausführung sich nicht leugnen lässt. Im ganzen darf das Gemälde als eine wertvolle Bereicherung der Dresdner Galerie bezeichnet werden.
Die Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903 auf der Brühlschen Terrasse soll am 6. Mai durch den König eröffnet werden. Die Jury, die am 20. April zusammentreten wird, besteht aus den Herren: für Maler: Hofrat Professor Kiessling, Ad. Fischer-Gurig, Max Pietschmann, Professor Osmar Schindler, W. G. Ritter, Franz Kunz, Fr. Heyser, Professor Max Klinger, Professor Fritz von Uhde; für Bildhauer: Professor Karl Seffner, H. Wedemeyer, R. D. Fabricius, Professor H. Epler, Professor R. Hölbe; für Graphiker: Professor Ed. Büchel, Ludwig Otto, G. Jahn, Professor Karl Köpping. Leider haben die 40 in München lebenden sächsischen Künstler, welche unter eigener Jury kollektiv ausstellen wollten, diese Absicht aufgegeben, da man ihnen nur die Entsendung zweier Mitglieder in die Jury, keine eigne selbstgewählte, zugestehen wollte. Fritz von Uhde’s Beteiligung bleibt davon unberührt, weil er schon vor der Bildung jener Gruppe zur Gesamtjury der Ausstellung gehörte.
Die Organisation der deutschen Kunstabteilung auf der Weltausstellung in St. Louis 1904. Zur Besprechung dieser höchst wichtigen Angelegenheit hatte der Reichskommissar für die Weltausstellung Geheimrat Lewald für Sonnabend den 4. April im Reichstagsgebäude nach Berlin eine Anzahl Vertreter der deutschen Kunst eingeladen, nämlich aus Berlin: Präsident Ende; Professor Kampf; Baurat Kayser; Bildhauer Klirnsch; Landschaftsmaler Leistikow; Professor Manzel; Hofrat Paulus; Direktor Dr. v. Tschudi; Professor Anton v. Werner. Aus Düsseldorf: Professor v. Bochmann; Direktor Jansen; Professor Röber. Aus München: Professor Bloos; Hofbaurat Drollinger; Professor Hugo Freiherr von Habermann; Professor August Holmberg; Professor v. Keller; Akademieprofessor Marr; Reichsrat und Direktor der Akademie der bildenden Künste v. Miller; Professor von Petersen; Professor Seiler; Akademieprofessor Stuck. Aus Stuttgart: Professor Kariös Grethe; Direktor Haug; Maler Lauxmann. Aus Dresden: Hofkunsthändler Gutbier; Professor Kühl; Bildhauer Offermann, Vorsitzender der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft; Professor Prell; Geh. Hofrat Professor Dr. Treu. Aus Karlsruhe: Professor Dill; Professor Ferd. v. Keller; Professor Hans Thoma; Professor v. Volkinann. Aus Darmstadt: Professor Habig; Professor Olbrich. Aus Weimar: Professor Hans Olde. Aus Hamburg: Professor Dr. Lichtwark. Aus Bremen: Dr. Pauli, Direktor der Kunsthalle. Nicht alle eingeladenen Herren waren erschienen; es fehlten z. B. Anton v. Werner, Bildhauer Offermann, Franz Stuck. Zunächst wurde darüber beraten, ob die Organisation der Ausstellung den Kunstgenossenschaften oder einer frei gebildeten Ausstellungskommisson übertragen werden sollte. Bekanntlich hatte man die Organisation der Pariser Kunstausstellung im Jahre igoo den Kunstgenossenschaften überlassen; der Erfolg war derartig, dass man die deutsche Abteilung in keiner Weise als eine wirkliche Darlegung des derzeitigen Standes der deutschen Kunst ansehen konnte. Glücklicherweise hat die Versammlung am 4. April beschlossen, diesmal die Organisation der deutschen Abteilung in St. Louis einer besonderen Kommission zu übertragen. In diese
wurden gewählt: Leistikow (29 Stimmen), Kampff (27), Marr (26), Kühl (24), Dill (24), Lichtwark (24), Kallmorgen (22), v. Rümann (22), Olbrich (22), Haug (20), Olde (20), Kayser (20), Claus Meyer (20), Paulus (19), Röber (18), Manzel (16), Max Klinger (16), v. Keller, v. Habermann, v. Tschudi, v. Bochmann (13). Die nächsten Stimmen erhielten Seiler (12), v Kalckreuth (11), Stuck (9). Auf die dringlichen Reklamationen des Vertreters der Münchner Kunstgenossenschaft, dieser doch auch einen Vertreter zu bewilligen, fühlte sich Gregor v. Bochmann bewogen, seine Wahl abzulehnen, so dass Seiler-München an seine Stelle treten konnte. Weiter wurde beraten, ob örtliche Annahmekommissionen zu bilden seien, oder ob bestimmte Künstler eingeladen werden sollten, oder ob die Ausstellungskommission die wünschenswerten Werke auswählen sollte. Das letzte wurde erfreulicherweise zum Beschluss erhoben. Ferner wurde beschlossen, dass die ausgewählten Werke nicht nach Kunststädten ausgestellt werden, sondern dass sie einheitlich als deutsche Abteilung auszustellen seien, Endlich wurde die Herstellung eines illustrierten Katalogs beschlossen. — Man kann alle diese Beschlüsse nur völlig billigen. Sie verbürgen endlich einmal eine würdige Vertretung der deutschen Kunst auf einer ausserdeutschen Ausstellung. Für Amerika, wo noch immer der verstorbene Meyer von Bremen und ähnliche deutsche Maler als Hauptverlreter deutscher Kunst gelten, wird es von besonderem Werte sein, einmal etwas anderes zu zeigen, als die bekannte süssliche Ware. Der letzte Punkt der Tagesordnung, Regelung der Vertreterfrage, wurde in der Sitzung, die von 1/212—6 Uhr dauerte, nicht erledigt. Es soll übrigens aus dem grösseren Ausschuss, der 21 Mitglieder umfasst, ein engerer Arbeitsausschuss gewählt werden, der die eigentlichen Arbeiten — die Auswahl der Kunstwerke und ihre Anordnung in St. Louis — zu leisten hat- Dieser wird aus 7-8 Herren bestehen. Für die Gemälde stehen 500 laufende Meter Wandfläche zur Verfügung; indes werden nach der Aussprache in der Sitzung 350 - 400 Gemälde genügen, um ein Bild von dem gegenwärtigen Stand der deutschen Kunst zu geben. M
Bayern und die Weltausstellung von St. Louis. Unter dem Vorsitze des Königlichen Staatsministers von Feilitzsch und in Anwesenheit des Reichskommissars Geh. Oberregierungsrat Lewald fand am Sonntag im Staatsministerium des Innern eine Besprechung von Vertretern des bayrischen Kunstgewerbes über die Beteiligung des letzteren an der Weltausstellung statt. Der Reichskommissar teilte mit, dass in der Mehrzahl der übrigen Bundesstaaten die Teilnahme des Kunsthandwerkes gesichert und bereits ziemlich weit gefördert sei, dass aber aus Bayern bisher nur vereinzelte Anmeldungen eingelaufen seien, während eine glänzende Beschickung der Weltausstellung durch das bayrische Kunstgewerbe äusserst erwünscht und im eigensten Interesse gelegen sei. Es wurde eine Kommission gebildet, bestehend aus den Herren Professor Dülfer, Bauamtmann Bertsch, Baurat Grässel, Architekt F. Rank und den Kunstmalern Riemerschmid und Paul, welche im Verein mit den bayrischen Kunstgewerbevereinen ungesäumt die erforderlichen Einleitungen zu treffen und bei der zu erhoffenden lebhaften Beteiligung des bayrischen Kunstgewerbes für die glanzvolle Durchführung Sorge zu tragen haben. Seitens des Reichskommissars wurde die thunlichste finanzielle Unterstützung des bayrischen Kunstgewerbes zugesagt, wie auch der Königliche Staatsminister des Innern eine weitgehende Förderung des Unternehmens in Aussicht stellte.
Der Leipziger Küiistlerverein eröffnete vorige Woche im Oberlichtsaale des Kunstvereins unter eigener Jury eine Frühjahrsausstellung, die eine sehr günstige Vor