Stellung von dem jetzt überraschend regen und frisch aufstrebenden Kunstschaffen in dieser Stadt erweckt. Auch Max Klinger hat sich mit zwei neuen Arbeiten, einer vergrösserten Wiederholung des Marmorreliefs der Schlafenden und einem überlebensgrossen Gipsmodell zu einer Büste des Literarhistorikers Dr. Georg Brandes, beteiligt.
In Berlin sind gegenwärtig zwei sehenswerte kleinere Ausstellungen. Die eine betrifft eine Anzahl von Arbeiten Adolf Menzel’s, die im Künstlerhause zu sehen sind, die andere die Sedelmeyer’sche Kollektion von Engländern des 18. Jahrhunderts, die Schulte’s Kunstsalon zeigt. Die Menzel-Kollektion besteht aus etwa 20 Bleistift- und Tuschzeichnungen und zwei grösseren Ölgemälden. Eines davon stellt den Kreuzberg bei Berlin dar und ist 1847 gemalt (also wirklich »bei« Berlin), in demselben Zeitalter des Meisters, dem die jüngst in den glücklichen Besitz der Nationalgalerie gekommene Zimmerstudie entstammt. Das jetzt ausgestellte Bild, das bisher in Menzel’s streng behüteten Privatzimmern hing, zeigt eine derartige malerische Frische, dass man es vielen berühmten seiner späteren Leistungen vorzuziehen geneigt ist. Betrachtet man ein solches Bild und das erwähnte der Nationalgalerie, so möchte man beinahe der Bemerkung, die uns neulich ein bekannter Vorkämpfer des Impressionismus machte, »wäre Menzel durch Zufall als junger Mann nach Paris gekommen und dort 20 Jahre geblieben, so wäre er der deutsche Manet geworden« recht geben. Das andere Bild, das auf der Ausstellung zu sehen ist, ist dem Besucher von Menzel’s Atelier, wo es tief eingestaubt seit Jahren seinen Platz hatte, wohl bekannt. Es ist ein Kircheninneres mit barockem Schmiedegitter. Das Bild ist ersichtlich vor der Ausstellung überarbeitet oder gereinigt worden, eine Prozedur, die unbedingt zu seinem Nachteile ausgeschlagen ist. Wie wir hören, hat ein Stuttgarter Kunstfreund das Werk um 20000 Mark erworben. Bemerkt sei übrigens, dass für figurenreiche Bleistiftzeichnungen, die Reiseeindrücke wiedergeben, bei einer Grösse von ungefähr 24:30 cm 8000 und 10 000 Mark gefordert werden, für ganz kleine Studienköpfe 500 Mark. — Die Sammlung englischer Bilder bei Schulte umfasst 34 Nummern, meistens Porträts, die von der ganzen Reihe der Sterne englischer Kunst des 18. Jahrhunderts (Gainsborough, Hoppner, Raeburn, Reynolds u. s. w.) herrühren.
Die Thoma-Ausstellung, die kürzlich bei Keller & Reiner in Berlin und Arnold in Dresden zu sehen war, ist gegenwärtig bis Ende Mai im Kunstsalon von Pietro del Vecchio in Leipzig eröffnet. Sie umfasst 31 Ölgemälde, die sich ziemlich über die ganze Schaffenszeit des Meisters verteilen, ferner über 120 graphische Werke, eigenhändig übermalte Steindrucke, Algraphien, Radierungen. Ein illustrierter Katalog orientiert im einzelnen über die sehr bemerkenswerte Ausstellung.
Bromberg. Die Abteilung für bildende Kunst der deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft veranstaltet zu Ostern eine Kunstausstellung. Die Malerei ist mit Namen wie Walter Leistikow, Philipp Frank, Otto Feld, Karl Ziegler vertreten. Ferdinand Lepke, der Schöpfer des Bromberger Monumentalbrunnens beteiligt sich mit einigen Bronzen. Aus dem Gebiete des Kunstgewerbes haben ihre Mitwirkung zugesagt Fritz Heckert in Petersdorf, die Königliche Keramische Fachschule in Bunzlau, Hoflieferant Collin in Berlin, die Steglitzer Werkstatt und die Scherrebeker Kunstwebeschule.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Eine sehr bedeutende Wandmalerei wurde neulich in der Kirche zum heiligen Martin in Alost (Belgien)
entdeckt und vom Kanonikus van den Gheyn auf ihren Kunstwert geprüft. Die Fresken tragen die Jahreszahl 1497 als Datum der Herstellung und schmücken die sechs Felder eines Gewölbes, während dessen Mittelpunkt von Ranken, die in Blumen auslaufen, eingenommen wird. Zwölf schöngekleidete, musizierende Engel füllen die sechs Felder. Die Fresken sind ausgezeichnet erhalten und geben einen vollständigen Begriff von der Ausschmückung einer Kapellenwölbung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
DENKMÄLER
Der Schuhhof in Halberstadt zerstört. Durch eine Brandkatastrophe wurde kürzlich der Schuhhof in Halberstadt, ein reichgeschmückter, zweigeschossiger Fachwerkbau von 1579, ein Typus der bürgerlichen Renaissancearchitektur in glanzvoller Ausbildung, vollständig zerstört. In Kugler’s Geschichte der Baukunst V, 881 findet man eine Abbildung und eine eingehende Besprechung. Es wird da besonders auf die vielfach gekerbten, gerieften und gemusterten Schwellbalken, die mit Figuren und Ornamenten geschnitzten Balkenköpfe samt ihren konsolenartigen Stützen und die mit geschnitzten Wappen ausgeschmückten Blendarkaden, ferner auf die feine Ornamentik der Pilaster, Fensterrahmen und aller Flächen hingewiesen, die diesem Bau einen unübertroffenen Ausdruck von Eleganz verlieh.
In aller Stille ist in den letzten Tagen des März in der Westminsterabtei in London das aus Staatsmitteln bezahlte und vom Bildhauer Brock entworfene Standbild Gladstone’s auf der östlichen Seite des nördlichen Querschiffes aufgestellt worden. Gladstone ist im Talar eines Doktors der Rechte der Universität Oxford dargestellt. Die Ähnlichkeit des Antlitzes ist ausgezeichnet. Auf der einen Seite hat Gladstone seinen früheren Chef und Freund Sir Robert Peel zum Nachbar, während auf der anderen Seite sein früherer Gegner Benjamin Disraeli Earl of Beaconsfield steht. Gladstone s Standbild ist aus weissem Marmor gefertigt und der Sockel hat noch keine Inschrift.
Der Nationalausschuss für die Errichtung eines grossen Crispidenkmals in Rom wählte die Skizze Rutelli’s, der den bekannten Nymphenbrunnen in Rom geschaffen hat, zur Ausführung.
Das Frankfurter Bismarckdenkmal, dessen Ausführung dem Professor Siemering übertragen war, wird jetzt energisch in Angriff genommen. Das Denkmal wird in zweieinhalbfacher Lebensgrösse in Kupfer getrieben ausgeführt und dürfte in etwa vier Jahren fertiggestellt sein. Der Kostenpreis wird rund 200000 Mark betragen. Da es seiner besonderen Anlage nach einen Hintergrund braucht, wurde ein Frankfurter Architekt beauftragt, eine passende Umrahmung zu entwerfen.
WETTBEWERBE
Im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg ist jetzt das Resultat des vom Verein für Vierländer Kunst und Heimatskunde veranstalteten Preisausschreibens veröffentlicht. Zweck des Preisausschreibens war Hausentwürfe zu erhalten, die einerseits allen technischen Anforderungen der Jetztzeit Rechnung tragen, andrerseits sich nach Möglichkeit in Form und Material dem Charakter der von alther in den Vierlanden üblichen Bauweise anschliessen. Zugelassen zum Wettbewerbe waren nur die Mitglieder des Vereins und die Bauunternehmer der Landesherrschaft Bergedorf und der Marschlande. Es waren elf Entwürfe eingegangen, von denen vier zum Ankauf empfohlen I wurden, ein fünfter den empfohlenen für gleichwertig er
In Berlin sind gegenwärtig zwei sehenswerte kleinere Ausstellungen. Die eine betrifft eine Anzahl von Arbeiten Adolf Menzel’s, die im Künstlerhause zu sehen sind, die andere die Sedelmeyer’sche Kollektion von Engländern des 18. Jahrhunderts, die Schulte’s Kunstsalon zeigt. Die Menzel-Kollektion besteht aus etwa 20 Bleistift- und Tuschzeichnungen und zwei grösseren Ölgemälden. Eines davon stellt den Kreuzberg bei Berlin dar und ist 1847 gemalt (also wirklich »bei« Berlin), in demselben Zeitalter des Meisters, dem die jüngst in den glücklichen Besitz der Nationalgalerie gekommene Zimmerstudie entstammt. Das jetzt ausgestellte Bild, das bisher in Menzel’s streng behüteten Privatzimmern hing, zeigt eine derartige malerische Frische, dass man es vielen berühmten seiner späteren Leistungen vorzuziehen geneigt ist. Betrachtet man ein solches Bild und das erwähnte der Nationalgalerie, so möchte man beinahe der Bemerkung, die uns neulich ein bekannter Vorkämpfer des Impressionismus machte, »wäre Menzel durch Zufall als junger Mann nach Paris gekommen und dort 20 Jahre geblieben, so wäre er der deutsche Manet geworden« recht geben. Das andere Bild, das auf der Ausstellung zu sehen ist, ist dem Besucher von Menzel’s Atelier, wo es tief eingestaubt seit Jahren seinen Platz hatte, wohl bekannt. Es ist ein Kircheninneres mit barockem Schmiedegitter. Das Bild ist ersichtlich vor der Ausstellung überarbeitet oder gereinigt worden, eine Prozedur, die unbedingt zu seinem Nachteile ausgeschlagen ist. Wie wir hören, hat ein Stuttgarter Kunstfreund das Werk um 20000 Mark erworben. Bemerkt sei übrigens, dass für figurenreiche Bleistiftzeichnungen, die Reiseeindrücke wiedergeben, bei einer Grösse von ungefähr 24:30 cm 8000 und 10 000 Mark gefordert werden, für ganz kleine Studienköpfe 500 Mark. — Die Sammlung englischer Bilder bei Schulte umfasst 34 Nummern, meistens Porträts, die von der ganzen Reihe der Sterne englischer Kunst des 18. Jahrhunderts (Gainsborough, Hoppner, Raeburn, Reynolds u. s. w.) herrühren.
Die Thoma-Ausstellung, die kürzlich bei Keller & Reiner in Berlin und Arnold in Dresden zu sehen war, ist gegenwärtig bis Ende Mai im Kunstsalon von Pietro del Vecchio in Leipzig eröffnet. Sie umfasst 31 Ölgemälde, die sich ziemlich über die ganze Schaffenszeit des Meisters verteilen, ferner über 120 graphische Werke, eigenhändig übermalte Steindrucke, Algraphien, Radierungen. Ein illustrierter Katalog orientiert im einzelnen über die sehr bemerkenswerte Ausstellung.
Bromberg. Die Abteilung für bildende Kunst der deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft veranstaltet zu Ostern eine Kunstausstellung. Die Malerei ist mit Namen wie Walter Leistikow, Philipp Frank, Otto Feld, Karl Ziegler vertreten. Ferdinand Lepke, der Schöpfer des Bromberger Monumentalbrunnens beteiligt sich mit einigen Bronzen. Aus dem Gebiete des Kunstgewerbes haben ihre Mitwirkung zugesagt Fritz Heckert in Petersdorf, die Königliche Keramische Fachschule in Bunzlau, Hoflieferant Collin in Berlin, die Steglitzer Werkstatt und die Scherrebeker Kunstwebeschule.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Eine sehr bedeutende Wandmalerei wurde neulich in der Kirche zum heiligen Martin in Alost (Belgien)
entdeckt und vom Kanonikus van den Gheyn auf ihren Kunstwert geprüft. Die Fresken tragen die Jahreszahl 1497 als Datum der Herstellung und schmücken die sechs Felder eines Gewölbes, während dessen Mittelpunkt von Ranken, die in Blumen auslaufen, eingenommen wird. Zwölf schöngekleidete, musizierende Engel füllen die sechs Felder. Die Fresken sind ausgezeichnet erhalten und geben einen vollständigen Begriff von der Ausschmückung einer Kapellenwölbung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
DENKMÄLER
Der Schuhhof in Halberstadt zerstört. Durch eine Brandkatastrophe wurde kürzlich der Schuhhof in Halberstadt, ein reichgeschmückter, zweigeschossiger Fachwerkbau von 1579, ein Typus der bürgerlichen Renaissancearchitektur in glanzvoller Ausbildung, vollständig zerstört. In Kugler’s Geschichte der Baukunst V, 881 findet man eine Abbildung und eine eingehende Besprechung. Es wird da besonders auf die vielfach gekerbten, gerieften und gemusterten Schwellbalken, die mit Figuren und Ornamenten geschnitzten Balkenköpfe samt ihren konsolenartigen Stützen und die mit geschnitzten Wappen ausgeschmückten Blendarkaden, ferner auf die feine Ornamentik der Pilaster, Fensterrahmen und aller Flächen hingewiesen, die diesem Bau einen unübertroffenen Ausdruck von Eleganz verlieh.
In aller Stille ist in den letzten Tagen des März in der Westminsterabtei in London das aus Staatsmitteln bezahlte und vom Bildhauer Brock entworfene Standbild Gladstone’s auf der östlichen Seite des nördlichen Querschiffes aufgestellt worden. Gladstone ist im Talar eines Doktors der Rechte der Universität Oxford dargestellt. Die Ähnlichkeit des Antlitzes ist ausgezeichnet. Auf der einen Seite hat Gladstone seinen früheren Chef und Freund Sir Robert Peel zum Nachbar, während auf der anderen Seite sein früherer Gegner Benjamin Disraeli Earl of Beaconsfield steht. Gladstone s Standbild ist aus weissem Marmor gefertigt und der Sockel hat noch keine Inschrift.
Der Nationalausschuss für die Errichtung eines grossen Crispidenkmals in Rom wählte die Skizze Rutelli’s, der den bekannten Nymphenbrunnen in Rom geschaffen hat, zur Ausführung.
Das Frankfurter Bismarckdenkmal, dessen Ausführung dem Professor Siemering übertragen war, wird jetzt energisch in Angriff genommen. Das Denkmal wird in zweieinhalbfacher Lebensgrösse in Kupfer getrieben ausgeführt und dürfte in etwa vier Jahren fertiggestellt sein. Der Kostenpreis wird rund 200000 Mark betragen. Da es seiner besonderen Anlage nach einen Hintergrund braucht, wurde ein Frankfurter Architekt beauftragt, eine passende Umrahmung zu entwerfen.
WETTBEWERBE
Im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg ist jetzt das Resultat des vom Verein für Vierländer Kunst und Heimatskunde veranstalteten Preisausschreibens veröffentlicht. Zweck des Preisausschreibens war Hausentwürfe zu erhalten, die einerseits allen technischen Anforderungen der Jetztzeit Rechnung tragen, andrerseits sich nach Möglichkeit in Form und Material dem Charakter der von alther in den Vierlanden üblichen Bauweise anschliessen. Zugelassen zum Wettbewerbe waren nur die Mitglieder des Vereins und die Bauunternehmer der Landesherrschaft Bergedorf und der Marschlande. Es waren elf Entwürfe eingegangen, von denen vier zum Ankauf empfohlen I wurden, ein fünfter den empfohlenen für gleichwertig er