unvergleichliche Sammlung von Gegenständen aus der Periode des Renntiers und der frühen Eisenzeit in das Musée des antiquités nationales von Saint -Germain eingetreten, welche Herr E. Piette in dreissigjährigem Sammlereifer vereinigt und diesem Museum geschenkt hat. Die allermeisten Objekte der Kollektion Piette sind auf dem Wege regulärer Ausgrabungen in Frankreich zu Tage gefördert worden, wobei Piette nichts versäumte, um die Stratigraphie, d. h. die Schilderung der Lagen, in denen die Funde gemacht wurden, so genau als möglich zu machen, was den wissenschaftlichen Wert seiner Thätigkeit bedeutend erhöht. So konnte er nachweisen, dass das Stratum, in welchem sich geschnitzte Gegenstände fanden, dem der eingekratzten Zeichnungen vorausging, dass sich für die Zeichnung mehrere Perioden mit verschiedenen technischen Prozeduren unterscheiden lassen, wie dem Zeitalter des Pferdes das des Renntiers, diesem der Hirsch folgte, so dass für Südfrankreich jetzt eine Brücke zwischen dem palaeolithischen und neolithischen gefunden ist, wo man, um eine Jahrtausende umfassende Lücke auszufüllen, früher an eine sündflutähnliche Katastrophe gedacht hatte. Über die Zeichenkunst der Menschen, die vor mehr als achttausend Jahren unter den Hängen von Le Mas d’Azil (Arr. Pamiers, Dép. Ariège, Südfrankreich) geblüht hat, äussert sich Salomon Reinach in der Revue archéologique (Nov.-Dez. 1902) wörtlich: »Für diese wunderbare Geschicklichkeit findet man auf keiner Stelle
der Erde ein gleichzeitiges Äquivalent, selbst nicht in Ägypten oder Chaldäa. Man muss in die Jahre von ungefähr 1500 vor Christi herabsteigen, um in der mykenischen Kunst Linien- resp. Umrisszeichnungen zu finden, welche sich mit den Renntieren und Pferden von Le Mas d’Azil vergleichen lassen. Und wenn man einmal all das Material welches die Sammlung Piette dafür bietet, studiert haben wird, kann der Vergleich nicht zu Gunsten der ägeischmykenischen Kunst ausfallen. In Frankreich selbst geht ja diese Kunst nach dem Renntierzeitalter verloren; die gallo-römische Kunst ist nur eine kalte oder rohe Nachahmung der griechischen, die der romanischen Periode eine barbarische. Bis zum 13. Jahrhundert, bis in die Zeit des heiligen Ludwig, muss man warten, um in Frankreich Zeichner zu finden, welche mit den Renntierjägern rivalisieren können. Wenn die grossen Künstler des ausgehenden Mittelalters allerdings auch Eigenschaften haben, welche den prähistorischen fehlen, so können sie aber doch nicht, wie die Renntierleute es verstanden, eine fehlerlose Silhouette hinwerfen; und erst das Italien des 15. Jahrhunderts, ein Pisanello zum Beispiel, kann mit den Troglodyten der französischen Pyrenäen darin in den Wettbewerb treten.« — Ziehen wir an dem Enthusiasmus des französischen Archäologen auch einiges ab, so ist doch zu konstatieren, dass die Fertigkeit der prähistorischen Menschen in die Kunstgeschichte eingetreten ist; die Kunst
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