als orientalische, aber nicht gerade als glückliche Schöpfung anerkannt. Dieser Abschnitt erfreut einzig und allein durch das reichliche und vorzügliche Anschauungsmaterial, woran dem Verfasser das Verdienst der geschickten Auswahl bleibt. Im einzelnen sind noch Einwände zu erheben gegen die Datierung der Stuckreliefs im Baptisterium ins 12. Jahrhundert, gegen die Deutung des hl. Laurentius im Mausoleum der Galla Placidia als Christus, gegen die Bezeichnung des langobardischen Ornaments am Ciborium des Eleucadius in S. Apollinare in Classe als byzantinisch u. a. m. Dass die Gestalt des hl. Apollinaris ebenda im Apsismosaik erst später eingesetzt ist, bleibt unerwähnt. Solche Versehen, vor allem aber die irrige Beurteilung der Entwickelung der Ravennatischen Kunst, hätte der Verfasser wohl vermieden, wenn er die Arbeiten der Byzantinisten, wie Strzygowski, Dobbert und Diehl genügend berücksichtigt hätte. Nur durch die enge Verbindung mit dem Osten, nicht durch eigne oder römische Kräfte hat die Völkerwanderungszeit dort eine »Kunststättegeschaffen, deren wahre Bedeutung gerade darin liegt, dass sie uns für den nahezu völligen Verlust der altbyzantinischen Monumentalmalerei und Marmorplastik Ersatz bietet. Dass die Aufgabe nicht in diesem Sinne erfüllt worden, ist zu bedauern, dem Verfasser als Nichtfachmann aber ein Vorwurf kaum daraus zu machen, so lange sich sogar noch viele Kunsthistoriker einer solchen Erkenntnis verschliessen. Sichtlich erleichtert wendet er sich dem Mittelalter zu und schildert die Stellungnahme Ravennas auf seiten des Kaisertums im Kampfe gegen das die Oberhoheit über die Stadt beanspruchende und immer wieder behauptende Papsttum. Ob sich daneben eine regere Kunstthätigkeit entfaltete, darf man bezweifeln. Man war im zusammengeschrumpften Ravenna mit Kirchen gut versorgt. Das Erwachen einer neuen Kunst im Trecento war für die Stadt nur ein kurzer Traum während des glücklichen Jahrzehnts, das Guido Polenta II., der beste dieser Ravenna bis ins 15. Jahrhundert beherrschenden Dynastie, heraufführte und das durch Dante’s Aufenthalt daselbst, in den die Entstehung der Divina Comedia fällt, seine Bedeutung gewinnt. Giotto’s Schaffen, von dem die völlig übermalten Fresken in S. Giovanni Evangelista nur eine blasse Erinnerung bewahren, hatte immerhin eine nicht uninteressante Nachwirkung in den Malereien eines seiner Schüler in S. Maria in porto fuori, die der Verfasser wohl etwas eingehender hätte behandeln können. Die Darstellung der inneren Kämpfe während der eigentlichen Renaissance, in denen das gewaltthätige Geschlecht der Rasponi die Stadt nicht zur Ruhe kommen liess, war eine undankbare Aufgabe. Der Verfasser hat sich ihrer durch das Hervortretenlassen der bedeutsameren Wendungen gut entledigt. Seine Urteile über die wenigen Denkmäler und Künstler dieser und der nachfolgenden Periode des Barock kann man fast alle unterschreiben (auch den Zweifel an der Urheberschaft des Pietro Lombardi am Grabmal Guidarelli). Er führt in lebendigem geschichtlichen Überblick die Entwickelung der Stadt bis zur modernen Zeit herab, o.w.
NEKROLOGE
Der Bildhauer Professor Syrius Eberle, Mitglied der Münchner Akademie der bildenden Künste, ist am 13. April in Bozen gestorben.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Organisation der deutschen Kunstabteilung auf der Weltausstellung in St. Louis 1904. Zu dem Berichte in der letzten Nummer ist noch zu bemerken, dass die Dresdner Künstlerschaft die Ausschmückung der deutschen Kunstabteilung in St. Louis für sich in Anspruch
nimmt. Sie hat ein gutes Recht dazu, nachdem die Berliner und die Münchner in Chicago und Paris ihr Können gezeigt haben und nachdem die Dresdner durch ihre epochemachenden Ausstellungen 1897, 1899 und 1901 ihr Können in der Ausstellungskunst gezeigt haben. Wir nennen nur die Künstlernamen Wallot (1897), Julius Gräbner (1899), Wilhelm Kreis (1901), Fritz Schumacher (1903) und dazu Otto Gussmann, Karl Gross und Max Hans Kühne. Man sagt, Olbrich sei schon für die Ausschmückung der deutschen Kunstabteilung in St. Louis in Aussicht genommen. Das würde eine grosse Ungerechtigkeit sein, da er ohnehin durch eine ganze Reihe von Innenräumen vertreten sein wird, die Beteiligung der Dresdner Künstler aber noch durchaus zweifelhaft ist.
Die Pläne für das deutsche Haus in St. Louis sind vom Kaiser nunmehr genehmigt worden. Auf kaiserlichen Wunsch ist eine ziemlich getreue Nachahmung des Charlottenburger Schlosses zu Grunde gelegt worden.
Venedig. V. Internationale Kunstausstellung. Die Jury hat ihr hartes Wort gesprochen. Von den Nichteingeladenen eingeschickt wurden 963 Werke: 628 Gemälde, 131 Skulpturwerke, 139 Radierungen und Zeichnungen, 67 Kleinreliefs. — Von all dieser Masse wurden 85 Prozent zurückgewiesen. Danach nur angenommen 140 Kunstwerke, das heisst 91 Gemälde, 23 plastische Arbeiten, 17 Radierungen und Zeichnungen, 9 Kleinreliefs. — Unter den Zurückgewiesenen sind einige unserer hiesigen hervorragendsten Künstler. Allüberall natürlich grösste Aufregung, besonders in Florenz. — Aus dem Venetianischen Gebiete und Venedig selbst figurieren in der Ausstellung nur 16 Künstler, sofern sie nicht dem Ausschüsse angehören.
Die Jury war zusammengesetzt aus den Herren Baertson, Maler; Calandra, Bildhauer; Trentacoste, Bildhauer; den Malern Sartorio und Cottet.
Noch selten dürfte es vorgekommen sein, dass eine Jury so streng gewaltet hat. — Die Zurückgewiesenen sind nun ganz besonders begierig, die als Wunderwerke gepriesenen Arbeiten der Herren Eingeladenen zu sehen, unter denen jedesmal eine ganze Menge des fraglichsten mit unterläuft. — Gleichzeitig mit der Eröffnung der Ausstellung am 25. April soll der erste Stein des Markusglockenturms feierlich gelegt werden. August Wolf.
Die moderne Galerie in Wien. Die immer dringlicher gewordene Frage der Einrichtung einer modernen Galerie aus den vom Staate längst angekauften oder von hochherzigen Kunstfreunden gestifteten modernen Gemälden hat nun endlich eine vorläufige Lösung gefunden. Im Belvederegebäude, wo sich die Ambraser Sammlung befand, ist nunmehr der Grundstock zur modernen Galerie in acht Sälen vereinigt, um nach Fertigstellung des städtischen Museums in circa drei Jahren dorthin übergeführt zu werden. Auch das dürfte natürlich nur eine weitere Etappe im provisorischen Zustande der Galerie sein, da sie nur in einem eigenen Gebäude, was viele wünschen, zur systematischen Entfaltung und selbständigen Geltung kommen kann. In den gegenwärtig eingeräumten Sälen besteht zwischen der pomphaften, im Pozzostile gehaltenen Barockausstattung und den modernen Gemälden ein scharfer Kontrast, der aber von vielen pikant und reizvoll empfunden wird. Klinger selbst, der die Aufstellung seiner beiden Gemälde leitete, soll sich befriedigt über die lokalen Umstände ausgesprochen haben. Die Höhepunkte der jetzigen Sammlung sind Segantini’s »Böse Mütter«, Böcklin’s -Meeresidylle« und Klinger’s »Urteil des Paris« und »Christus im Olymp«. Diesen beiden Gemälden ist je ein Saal eingeräumt worden. Über die genannten Hauptstücke und andere, z. B. die »Fünf Sinne« von Makart, haben wir unlängst Notizen gebracht und verweisen auf diese.