»New Gallery« kann schon insofern als ein grosser Erfolg für die Aussteller bezeichnet werden, als die meisten dort zur Ansicht gebotenen Gegenstände verkauft wurden. Walter Crane, der eine Vorrede zu dem betreffenden Kataloge verfasste, bewährt in allem, was er unternimmt, eine ungemein glückliche Hand, ein Umstand, der diesmal besonders dadurch in Erscheinung trat, dass die von ihm eingeführte Neuerung: Namhaftmachung des betreffenden Zeichners, des ausführenden Handwerkers und des Ausstellers, nebst Angabe des Preises für jedes Katalogobjekt, ebensoviel Beifall wie Anregung zum Ankauf bot. Schon William Morris hatte eine derartige Reform im Prinzip angeregt, die nun durch Walter Crane in gedachter sozialistischer Tendenz hier zum Ausdruck kommt. Die besten ausgestellten Erzeugnisse fallen in die Branche der Bücher, der Buchbinderei, Schmuckgegenstände und Emails. Würdige Nachfolger der »Kelmskott Press« sind derselben in der »Doves-«, »Dali-« und »Essex-Press« erstanden. Sowohl im Material als auch in der Ausführung und Dekoration haben Cobden-Sanderson und Douglas Cockerell Vorzügliches geliefert, ln der Möbelabteilung leistete die Firma Ambrose Hoal Eigenartiges, der an Originalität vier gestickte Wandpaneele mit Figuren in der Manier Botticelli’s von Mrs. Traquair gleichkommen. Beiläufig bemerkt, beziffert sich der Preis dieser vier Wanddekorationen auf 20000 Mark.
Eine charakteristische Erscheinung bei Crane’s kunstgewerblichen Ausstellungen bleibt nach wie vor die, dass nicht nur die grossen Meister für viele Gegenstände der Kleinkunst (ein Wort, das der erstere kaum gelten lässt) die Entwürfe selbst anfertigen, sondern auch unter ihren Augen von den nächsten Angehörigen ausführen lassen. So hat Mrs. Crane, die Gattin des Künstlers, eine prachtvolle heraldische Portiere gestickt, Miss Holman Hunt, die Tochter des grossen präraffaelitischen Meisters, einen figurenreichen, vergoldeten, wundervollen Cassone modelliert, Miss Morris, die Tochter von William Morris, entwarf die Zeichnung für einen Spiegel, die Gattin und Tochter von Mr. Lewis F. Day sandten gemalte Kacheln und Stickereien zur Ausstellung.
Walter Crane, der für alles, was mit der Kunstindustrie zusammenhängt, die anerkannte Führerrolle in England übernommen hat, eröffnete ferner am 11. April eine Kunstgewerbeausstellung in Chester. Der Genannte hielt zu dieser Feierlichkeit eine seiner charakteristischen Reden, die schliesslich im Kern sozialistisch bleibt, aber doch so geschickt gefasst war, dass sie jedermann acceptieren kann. Er sagt in der Hauptsache: »Die gesamte Bewegung, die sich auf kunstgewerblichem Gebiet in der modernen Epoche bisher in England vollzogen hat, bildet gewissermassen einen Protest seitens der Menschheit zu Gunsten des Individuums gegen die Herrschaft der Maschine und die Zwingburg der Fabrik. Die Maschine und die Dampfkraft sind wichtig, um Arbeitskraft zu sparen, aber für die Kunst im eigentlichen Sinne erscheinen jene glücklicherweise überflüssig. Wenn wir Inspiration suchen, müssen wir
trotz aller Abirrungen immer wieder zur Natur zu, rückkehren. England wird als die Quelle einer wirklich neuen frischen und originellen Bewegung betrachtet, so dass wir alles thun müssen, um der Welt auch ferner ein Beispiel geben zu können.« Crane ist ein so grosser Patriot, ein so hervorragender Künstler und Organisator, dass auch Andersdenkende an seinen sozialistischen Ideen, die ausserdem in das liebenswürdigste Gewand eingekleidet sind, gar keinen Anstoss nehmen. Dies beweist am besten, dass unter seiner Führerschaft auch so hochgestellte Personen wie die Prinzessin Louise und die Prinzessin Christian von Schleswig - Holstein, die Ausstellung mit eigenen Arbeiten beschickten.
Eine der gelungensten diesjährigen Ausstellungen war die der Malerradierer und auch besonders interessant deshalb, weil neue Namen mit vielversprechendem Talent hier zum erstenmal in dieser Kunstbethätigung auftauchen. Zu letzteren gehören David Waterson, ein begabter Mezzotintstecher, Miss Ethel Martyn, Miss Sloane und Mr. Alfred East, ein hervorragender Landschaftsmaler, der sein Debüt mit drei Landschaften gab. Paul Helleu erfreut uns durch exquisit fein empfundene Porträts junger Pariser Mädchen, deren Köpfe ausnehmend zart, graziös und so elegant wie in den Bildnissen van Dyck’s gehalten sind. Stuck’s »Kopf eines alten Juden«, eine Arbeit voller Leben und Charakter, fand allgemeine Anerkennung auf der Ausstellung. Dasselbe gilt von den landschaftlichen Radierungen Mr. Holroyd’s, des Direktors der »Tate Gallery«. Besonders schön gelang dem erwähnten Radierer der Kopf von John Stevens.
Von dem Schüler zu dem Meister, das heisst zu Professor Legros übergehend, sollen wenigstens dessen beide aussergewöhnlich charakteristischen Werke »Triomphes de la Mort« und »L’Ouragan«, sowie der prächtig modellierte Kopf eines alten Neapolitaners vermerkt werden. Pathetische Erfindungsgabe und Tragik sprechen sich in jener, Kraft und Erhabenheit der Natur in der zweiten Arbeit aus. In seinem »L’Ouragan«, einer Vision schrecklicher Naturereignisse, gegen welche die schwache Menschheit vergebens kämpft, ist dieser eigenartige Meister niemals übertroffen worden. Seit langer Zeit hat kein fremdländisches Buch in England ein derartig hohes Interesse erregt wie Maurice Dreyfous’ Biographie des Bildhauers Dalou, dessen Porträt von Legros radiert, das Titelblatt ziert. Aus dem innigen Freuridschaftsbund beider ging Höhenkunst hervor, zugleich aber erkennt man auch Legros’ wahrhaft menschliche Grösse. In eben demselben Masse wie Watts seiner Zeit dem jungen Legros bei seiner Ankunft in England hilfreich die Hand geboten hatte, in gleicher Weise handelte dieser hinsichtlich seines Studiengenossen Dalou. Keinen denkbar grösseren Unterschied in der an Rembrandt erinnernden Manier Legros’ vermag man aufzuweisen, als wenn man seine Arbeiten mit denen von Frank Short vergleicht. Zufälligerweise sind beide Künstler Nachbarn in London. Während jener in wuchtigen und kraftvollen Zügen den Entwurf vorträgt, behandelt dieser seine Platte zwar in peinlichster
Eine charakteristische Erscheinung bei Crane’s kunstgewerblichen Ausstellungen bleibt nach wie vor die, dass nicht nur die grossen Meister für viele Gegenstände der Kleinkunst (ein Wort, das der erstere kaum gelten lässt) die Entwürfe selbst anfertigen, sondern auch unter ihren Augen von den nächsten Angehörigen ausführen lassen. So hat Mrs. Crane, die Gattin des Künstlers, eine prachtvolle heraldische Portiere gestickt, Miss Holman Hunt, die Tochter des grossen präraffaelitischen Meisters, einen figurenreichen, vergoldeten, wundervollen Cassone modelliert, Miss Morris, die Tochter von William Morris, entwarf die Zeichnung für einen Spiegel, die Gattin und Tochter von Mr. Lewis F. Day sandten gemalte Kacheln und Stickereien zur Ausstellung.
Walter Crane, der für alles, was mit der Kunstindustrie zusammenhängt, die anerkannte Führerrolle in England übernommen hat, eröffnete ferner am 11. April eine Kunstgewerbeausstellung in Chester. Der Genannte hielt zu dieser Feierlichkeit eine seiner charakteristischen Reden, die schliesslich im Kern sozialistisch bleibt, aber doch so geschickt gefasst war, dass sie jedermann acceptieren kann. Er sagt in der Hauptsache: »Die gesamte Bewegung, die sich auf kunstgewerblichem Gebiet in der modernen Epoche bisher in England vollzogen hat, bildet gewissermassen einen Protest seitens der Menschheit zu Gunsten des Individuums gegen die Herrschaft der Maschine und die Zwingburg der Fabrik. Die Maschine und die Dampfkraft sind wichtig, um Arbeitskraft zu sparen, aber für die Kunst im eigentlichen Sinne erscheinen jene glücklicherweise überflüssig. Wenn wir Inspiration suchen, müssen wir
trotz aller Abirrungen immer wieder zur Natur zu, rückkehren. England wird als die Quelle einer wirklich neuen frischen und originellen Bewegung betrachtet, so dass wir alles thun müssen, um der Welt auch ferner ein Beispiel geben zu können.« Crane ist ein so grosser Patriot, ein so hervorragender Künstler und Organisator, dass auch Andersdenkende an seinen sozialistischen Ideen, die ausserdem in das liebenswürdigste Gewand eingekleidet sind, gar keinen Anstoss nehmen. Dies beweist am besten, dass unter seiner Führerschaft auch so hochgestellte Personen wie die Prinzessin Louise und die Prinzessin Christian von Schleswig - Holstein, die Ausstellung mit eigenen Arbeiten beschickten.
Eine der gelungensten diesjährigen Ausstellungen war die der Malerradierer und auch besonders interessant deshalb, weil neue Namen mit vielversprechendem Talent hier zum erstenmal in dieser Kunstbethätigung auftauchen. Zu letzteren gehören David Waterson, ein begabter Mezzotintstecher, Miss Ethel Martyn, Miss Sloane und Mr. Alfred East, ein hervorragender Landschaftsmaler, der sein Debüt mit drei Landschaften gab. Paul Helleu erfreut uns durch exquisit fein empfundene Porträts junger Pariser Mädchen, deren Köpfe ausnehmend zart, graziös und so elegant wie in den Bildnissen van Dyck’s gehalten sind. Stuck’s »Kopf eines alten Juden«, eine Arbeit voller Leben und Charakter, fand allgemeine Anerkennung auf der Ausstellung. Dasselbe gilt von den landschaftlichen Radierungen Mr. Holroyd’s, des Direktors der »Tate Gallery«. Besonders schön gelang dem erwähnten Radierer der Kopf von John Stevens.
Von dem Schüler zu dem Meister, das heisst zu Professor Legros übergehend, sollen wenigstens dessen beide aussergewöhnlich charakteristischen Werke »Triomphes de la Mort« und »L’Ouragan«, sowie der prächtig modellierte Kopf eines alten Neapolitaners vermerkt werden. Pathetische Erfindungsgabe und Tragik sprechen sich in jener, Kraft und Erhabenheit der Natur in der zweiten Arbeit aus. In seinem »L’Ouragan«, einer Vision schrecklicher Naturereignisse, gegen welche die schwache Menschheit vergebens kämpft, ist dieser eigenartige Meister niemals übertroffen worden. Seit langer Zeit hat kein fremdländisches Buch in England ein derartig hohes Interesse erregt wie Maurice Dreyfous’ Biographie des Bildhauers Dalou, dessen Porträt von Legros radiert, das Titelblatt ziert. Aus dem innigen Freuridschaftsbund beider ging Höhenkunst hervor, zugleich aber erkennt man auch Legros’ wahrhaft menschliche Grösse. In eben demselben Masse wie Watts seiner Zeit dem jungen Legros bei seiner Ankunft in England hilfreich die Hand geboten hatte, in gleicher Weise handelte dieser hinsichtlich seines Studiengenossen Dalou. Keinen denkbar grösseren Unterschied in der an Rembrandt erinnernden Manier Legros’ vermag man aufzuweisen, als wenn man seine Arbeiten mit denen von Frank Short vergleicht. Zufälligerweise sind beide Künstler Nachbarn in London. Während jener in wuchtigen und kraftvollen Zügen den Entwurf vorträgt, behandelt dieser seine Platte zwar in peinlichster