und präzisester Ausführung aller Details, aber Short’s Stil wirkt miniaturartig, fast kleinlich mitunter.
Unter den verschiedenen Arten des Kupferstichs bleibt in England nach wie vor die Mezzotintmanier die beliebteste. Eine Ausstellung seltener Blätter unternimmt regelmässig die nunmehr seit fünfundsiebzig Jahren in ihrer Branche die leitende Führerrolle einnehmende Firma P. & D. Colnaghi & Co. Im vergangenen Jahre waren es die Werke von Valentine Green, in diesem die Stiche von James und Thomas Watson. Die am meisten gesuchten Blätter des letzteren sind die sogenannten »Windsor-Schönheitennach Peter Lely, »The Strawberry Girl«, und die drei weiblichen, eine Büste Hymens bekränzenden Figuren nach Reynolds in der »National Gallery«. James Watson war ein Schüler von Mac Ardell, einem Vorkämpfer für die Mezzotintmanier, und obgleich er bei Lebzeiten schon als bedeutender Künstler gefeiert wurde, verschmähte er es nicht, mit seinem Teilhaber, dem Kupferstecher W. Dickinson, einen offenen Laden zu halten, in welchem Kupferstiche verkauft wurden. Künstler und Verkäufer waren zu jener Zeit nicht so streng geschieden wie heute.
Die Firma Colnaghi zahlte in der im April bei Christie abgehaltenen Auktion der Kupferstichsammlung des Grafen Karl Lamberg geradezu kolossale Preise für einzelne Blätter, so unter anderen für J. R. Smith’s »Lady Catherine Pelham Clinton«, nach Reynolds, 11 340 M. Allerdings handelte es sich hier um einen ersten Plattenzustand, im übrigen aber befand sich das Blatt in geknifftem Briefformat, da es so dem Besitzer aus Unkenntnis des Wertes durch die Post und zu einem Preis von einigen Schillingen zugesandt worden war. »Die Töchter von Sir Thomas Frankland«, nach J. Hoppner, von W. Ward gestochen, die erste Publikation, erwarb dieselbe Firma für 12390 M.
Den besten Beweis für die Beliebtheit des Mezzotintstiches in England liefert vielleicht die Thatsache, dass die Firma Thomas Agnew & Sons sich entschloss, durch J. B. Pratt das Staatsporträt König Eduards von Luke Fildes, in dieser Manier wiedergeben zu lassen. Die von dem gedachten Hause vorgeführte Aquarellausstellung verdient alles Lob, da nur erstklassige Werke von Turner, David Cox, P. de Wint, Copley Fielding, Tom Collier, Bonington, J. R. Cozens, A. E. Chalon, Henry Moore und anderen bedeutenden Meistern zur Ansicht gelangten. Unter den lebenden Künstlern sollen nicht unerwähnt bleiben: Mac Whirter, Tliorne Wait, Swan, J. W. North, Mrs. Allingham und Miss Mary Gow.
Von beachtenswerten Katalogen und Druckwerken weise ich zunächst auf den vierten Band des prächtig illustrierten und von Emile Molinier verfassten Katalags der »Wallace-Sanirnlung« hin, der in London bei Charles Davis und in Paris bei E. Lévy erschien.
Am 25. April wird in London ein neues Journal »The Collector’s Circular« erscheinen, das ein Medium für die Interessen der Kunstsammler, für Käufer und Verkäufer sein will. Die Verlagsfinna Cassel & Co.
veröffentlichte den zweiten, über die »National Portrait Gallery« handelnden Band, dessen Text Mr. Lionel Cust, der Direktor des Instituts und sein Assistent Mister Milner verfassten.
Aus dem Jahresbericht Sir E. Poynter’s über die »National Gallery« und die »Tate Gallery« teile ich nachstehende bemerkenswerten Daten mit. Der Oberst John Morland schenkte ein von Romney’s Hand gemaltes Porträt Morland’s. Millai’s Bildnis von Sullivan wurde an die Porträtgalerie abgegeben und Watts überwies sein Gemälde »Der Todeshof« endgültig der »Tate Gallery«. Dasselbe Kunstinstitut erhielt durch Schenkung des »Cosmopolitan Club« ein frühzeitiges Werk von Watts, betitelt »Eine Erzählung Boccaccio’s«. Als eine Art Ironie des Schicksals kann es betrachtet werden, dass das alte Museum in Trafalgar-Square sich glücklich schätzte, von Mr. Pierpont Morgan den »Colonna Raffael« leihweise zur Ausstellung erhalten zu haben, während dies Bild früher jahrelang unbeachtet in einer dunklen Ecke des South Kensington-Museums ein unlöbliches Dasein fristen musste und kein auch nur nennenswertes Angebot für dasselbe erreicht werden konnte. — Die alte Galerie besuchten in den eintrittsfreien Tagen ungefähr eine halbe Million Personen, an 30 Sonntagen 37534, während das neue Institut einen Besuch von 200000, resp. an den Sonntagen von 35000 Personen aufzuweisen hatte. Durch Ankauf eines anstossenden Gebäudes ist nunmehr die »National Gallery« freigelegt und für die Erweiterung der »Portrait Gallery« wurde durch Erwerb eines angrenzenden Grundstückes Sorge getragen.
Dass für ein verhältnismässig modernes Buch nur seiner Illustration wegen ein Preis von 112000 M. auf einer Auktion gezahlt wurde, dürfte so leicht kaum wieder zu verzeichnen sein. Mr. Quaritch kaufte für die genannte Summe bei Sotheby »The Illustrations of the book of Job, invented and engraved by William Blake, 1825«, und 12 farbige Zeichnungen desselben Künstlers, zu Milton’s »L’Allegro« und »II Penseroso«, erzielten ca. 40000 M. William Blake (1757—1825) war zu gleicher Zeit Poet, Maler, Schriftsteller, sowie Kupferstecher und hatte Flaxman zu seinem Beschützer und John Linnell zum Freund. Die Biographie Blake’s, die am meisten Wert besitzt, ist 1868 von dem Dichter Swineburne verfasst, der mit Burne-Jones und Morris das sogenannte zweite präraffaelitische Triumvirat bildete. o. v. SCHLEINITZ.
BÜCHERSCHAU
Hermann Barth, Konstantinopel, Nr. 11 der Berühmten Kunststätten, Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.
Konstantinopel zu schildern, wie es wurde und war, ist schwierig, gilt es doch hier eine wirklich in sich zusammenhängende örtliche Kunstentwickelung zu erfassen, über deren vereinzelte erhaltene Zeugen selbst die Spezialforschung erst zum Teil Licht verbreitet hat. Vielleicht ist es daher als ein Glück anzusehen, dass der Verfasser des Buches einen solchen auf sichere wissenschaftliche Voraussetzungen gegründeten Aufbau gar nicht unternommen hat. Dass es etwas zu sehr an einer