glücklich, vier derartigerGainsboroughs, einer immer schöner als der andere, in seinem Speisezimmer hängen zu haben. Für Halbfiguren fällt der Preis stark, und gar für halbfigurige Männer haben die Habitues der grossen Auktionen wenig Faible. Denn sonst wäre es nicht zu begreifen, wie für das überaus herrliche Bildnis des Astronomen Cruikshank von Raeburn bei Schulte nur 15000 M. gefordert werden. Das Bild ist in einigen Partien des Gesichtes, zumal Nase und Augen, in einer flockigen Art gemalt, die erstaunlich an Leibi erinnert. Weniger behagt uns das grosse Kinderbild der Admiralstochter von Hoppner; es sieht geleckt und im Fleische peinlich rot aus. Dagegen ist wieder die Kollektion von dreizehn Constables eine wahre Augenweide. Merkwürdig zu erwähnen ist dabei, dass diese prachtvollen, skizzenhaft behandelten Veduten auf dem englischen Kunstmarkte sehr viel weniger bewertet werden, als die ganz ausgeführten Bilder des Meisters — mit Unrecht; denn es kann nichts erquickenderes geben, als diese saftige Frische, die z. B. aus einem kleinen quadratischen Bildchen (Nr. 16) mit grünen Bäumen im Vordergründe, herausweht. Frappiert ist man auch von dem grossen »Flussthal« (Nr. 4), weil die Baumgruppe links, der hingestrichene Horizont, die Bauersfrau mit dem roten Rock im Mittelgründe, ganz und gar mit Corot’scher Mache übereinstimmen. — Alles in allem eine Darbietung, von der man mit Freude berichtet hat.
ln der grossen Berliner Kunstausstellung hat die Jury entschieden und die Thätigkeit der Hängekommission übernommen. Es werden diesmal auch Werke von Amerikanern, solchen, die in Paris leben, und auch in Amerika thätigen, ausgestellt. Eine weitere Attraktion wird ein grosses Gemälde des Pnvis de Chavannes und eine Reihe von Werken französischer Impressionisten von Claude Monet und Camille Pissarro bilden. In der östlichen Kuppelhalle sind Architektur und Innenkunst vereinigt. Die westliche Halle ist den Illustratorenverbänden eingeräumt. Die Düsseldorfer haben wieder die beiden letzten Mittelsäle vor der grossen Skulplurenhalle deren umfangreichstes Werk der in Bronze ausgeführte Sintflutbrunnen für Bromberg von Lepcke ist.
Die grosse Ausstellung in Lissabon wurde am 15. April durch den König eröffnet, der selbst zwei schöne Landschaften ausstellte.
Eine Fächer- und Uhrenausstellung fand in Wien im grossen Sitzungsaale des ungarischen Ministeriums vom 17. bis 25. dieses Monats statt und bildete für ein zahlreiches Publikum von Liebhabern eine interessante Anziehung. Unter den Ausstellern befanden sich die Erzherzogin Maria Josefa, Maria Theresia, Maria Valerie, Isabella, Marie Rainer, die Grossherzogin von Toskana und die Herzogin von Cumberland, sowie der Erzherzog Leopold Salvator. Die grösste der ausgestellten Sammlungen von Fächern aller Epochen war diejenige der spanischen Botschafterin Madame de Villa-Urrutia. Unter den im ganzen etwa 500 Fächern befand sich kaum ein Dutzend mit Künstler- Signaturen. Unter den ausgestellten Uhren war die herrlichste die im Besitze der Grossherzogin von Toskana. Das Gehäuse, von der Grösse eines Apfels, emailliert und ganz mit Malerei bedeckt, welche zwei Szenen aus dem neuen Testament darstellen. Die beiden grössten Uhrensammlungen, deren eine 200 Stück umfasst, waren von Herrn Bernh. Rosenfeld und von Herrn K. Förster ausgestellt.
Erwerbungen der Dresdner Gemäldegalerie. Irn Jahre 1892 wurde an Gemälden erworben: Böcklin’s »Krieg«, das Miniaturbildnis des Kunstforschers Darnstedt von Chr. Gottl. Dolst, eine italienische Landschaft von L. Richter, eine salzburgische Landschaft von J. v. Ollivier, dazu als
Geschenk des Herrn Kommerzienrat Lingner, Böcklins »Sommertag« und als Vermächtnis das Porträt der Frau Sanitätsrat Dr. Agnes Langerhanns, das Professor P. Kiess- Iing gemalt hat. — Besucht wurde die Galerie von 291810 Personen, davon 29361 zahlenden. Um Raum zu schaffen und auch kleineren Städten des Landes den Anblick von Kunstwerken zu gewähren, wurden 121 Gemälde, 99 ältere und 22 neuere Meister, leihweise an die Städte Chemnitz, Frankenberg, Freiberg, Grimma, Ölsnitz, Plauen und Wehlen abgegeben.
Die von der Denkmälerkommission der Provinz Sachsen, Thüringens und Anhalts in Erfurt veranstaltete und am 27. September stattfindende kunsthistorische Ausstellung, über die wir schon neulich berichteten, scheint günstige Aufnahme zu finden. Der preussische Staat sowohl, als auch die thüringischen Staaten haben ihre Mitwirkung zugesagt und namhafte Mittel bewilligt. Die Ausstellung wird sich auf thüringische, sächsische und fränkische Kunstwerke des Mittelalters und der Renaissance erstrecken und vor allem auch die kirchlichen Kunstwerke, an denen gerade die Provinz Sachsen so reich ist, zur Darstellung bringen. Die Kunstwerke werden im Kreuzgang und den angrenzenden Räumen des altberühmten Erfurter Domes eine stimmungsvolle Umrahmung finden.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Ein kostbarer Silberfund vom Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts ist in Frankfurt a. M. in einer Truhe des Städtischen Allgemeinen Almosenkastens gemacht und dem städtischen historischen Museum zugeführt worden. Die Gegenstände haben seit ungefähr 150 Jahren in einer alten als wertlos erachteten eisernen Kiste geruht, die erst jetzt bei Aufräumungsarbeiten aufgebrochen wurde. Die meisten der Silbergeräte tragen das Frankfurter Beschauzeichen und die daneben sich befindenden Meisterzeichen ermöglichen es auch durchweg die Verfertiger festzustellen, so dass der Fund ein sehr schätzbares Material zur Geschichte der Frankfurter Goldschmiedekunst bietet. Zu dem Funde gehören zwölf schwere, silberne Becher, von denen zwei üppiges Barockrankenwerk in getriebener Arbeit zeigen. Die übrigen haben graviertes Ranken- und Gitterwerk, in welches an drei Seiten Medaillons oder Schilder mit gravierten biblischen Darstellungen eingeschlossen sind. Unter den Meistern, die sie ausgeführt haben, begegnen die Namen: Samuel Birckenholtz, J. J. Heyne, J. P. Hunderstundt, Joh. Matthias Sandrart und David Thisson. Ausser den Bechern findet sich sodann ein Essbesteck, angefertigt von Johann David Griebel, in goldgepresstem Lederfutteral, ferner zwölf silberne Löffel, angefertigt von Joh. Josua Lemme, Jak. und Jost Leschhorn, Joh. Nuss, J. Phil. Rauch. Unter den übrigen Gegenständen befinden sich Silberschnallen mit Steinen und ohne solche, eine Schere mit Silbergriff, Anhängetaschen, zwölf goldene Ringe und eine in Bronze gegossene Agraffe in leichter Renaissanceumrahmung, die in dem eisernen Medaillon die Darstellung des Abendmahles Christi trägt. Ferner fanden sich noch 35 Münzen und Medaillen.
WETTBEWERBE
Die Stadt Venedig eröffnet wieder, wie schon vor zwei Jahren, zur Erlangung von besten kritischen Studien über die in der V. Internationalen Kunstausstellung ausgestellten Werke einen öffentlichen Wettbewerb. Es sind drei Preise zu 1500, 1000 und 500 Lire festgesetzt. — Gewiss hat der Gedanke etwas Bestechendes, auf diese Weise die häufig flüchtige und nervöse Ausstellungskunstkritik