Stimmungen von Le Sidaner und Duhem, die ganz seiner berühmten, jetzt im Luxembourg hängenden »Familie Thaulow« nachgebildete und dabei sehr übel geratene »Familie Viele-Griffin« von Blanche, der ausserdem fünf vorzügliche Brustbildnisse ausgestellt hat, die magisch beleuchteten Bilder vom Meeresstrande von dem Amerikaner Alexander Flarrison, die leblosen Modepuppen von Carolus Duran, der unaufhaltsam seinen Gang abwärts verfolgt, die gespensterhaften alten Schlösser und Mühlen von Chudant, die so fein vollendeten Bildnisse von Dagnan-Bouveret, die beinahe schon geleckt wirken, die melancholischen bretonischen Landschaften von Dauchez, der auch bei den Griffelkünstlern mit einigen ausgezeichneten Radierungen vertreten ist, die in grauen Nebeln verschwimmenden Blumen von Lisbeth Carrière und die etwas farbiger gehaltenen von Henri Dumont, die Landschaften von Maurice Eliot, der überall violette Harmonien erblickt und wiedergiebt, die holländischen Kanäle von Guillaume Roger und Gilsoul, die sanft beleuchteten Interieurs von Lobre und die ähnlichen stimmungsvollen Räume von dem Amerikaner Walter Gay, die poetischen Abende am Meeresstrande von Menard, die melancholischen Landschaften von Meslé, Griveau und Moullé, die vornehmen Bildnisse von dem Irländer Lavery, dessen gegenwärtiges Porträt einer jungen Dame in weissem Kleid und schwarzer Pelzjacke, von der ein schwarzes Band herabfällt, eine blassblaue Schleife im blonden Haar, eines der bezeichnendsten Beispiele für diese äusserst distinguierte und geschmackvolle Kunst ist, und von dem Deutschen Neven Dumont, der ganz die diskrete Farbengebung der englischen Porträtisten angenommen hat, die weiss in weiss gehaltenen und mitunter etwas kreidig wirkenden Ansichten von Paris und der Seine von Raffaelli, die Spanier und Spanierinnen von Zuloaga, der jetzt seine eigene Manier übertreibt und anfängt, ganz karikaturenhaft zu wirken. Alle diese Leute sehen wir in jedem Jahre wieder, und immer sind sie ungefähr mit den nämlichen Sachen da. Es würde sich also nicht der Mühe lohnen, auf ihre diesjährigen Sendungen ausführlicher einzugehen. Wenden wir uns lieber den Leuten zu, die entweder ganz neu im Salon sind, oder die heuer mit einer mehr oder weniger neuen Note hervortreten.
Unter den letzteren steht Roll obenan, der seine üblichen, sonnenlichtfrohen Studien verlassen hat, um sich mit seinem Mädchen im roten Kleid, das ein brennendes Licht in der Hand hält, sehr erfolgreich auf das Gebiet Gerhard Dou’s zu begeben, während er in seiner an unsern Erlkönig erinnernden »bretonischen Legende« das Grausen der stürmischen Nacht in unwirtlicher Felsengegend darstellt. Auch Gervex ist zu erwähnen, da er sich mit dem Porträt Gordon Bennett s in ganzer Figur, grauer Sommeranzug, mit dem blauen Grund des Rivierameeres, ganz bedeutend über die gegen früher sehr abfallenden Leistungen der letzten Jahre erhebt. Die anderen kleineren Porträts des nämlichen sind freilich recht mühsame und verdienstlose Dutzendarbeiten. Raffaelli hat ein ausgezeichnetes weibliches Bildnis geschickt, das zu den
besten Werken des Meisters zu rechnen ist: eine auf blaugrüner Gartenbank sitzende junge Dame, rosig angehauchtes, mit grossen blassgelben und grünen Stickereien verziertes Kleid, duftig und zart wie ein Pastell, was weiter kein Wunder ist, da es mit den Ölstiften Raffaelli’s gemalt ist, die in ihrer Wirkung den Pastellstiften sehr nahekommen. Sargent hat der langen Reihe seiner unübertrefflichen Bildnisse mit den drei Schwestern Hunter ein neues Meisterwerk zugefügt. Ebenso natürlich wie die Anordnung und Auffassung, so energisch und lebendig ist auch die Ausführung dieses grossen Bildes, auf dem man drei hübsche junge Damen sieht, die auf einem Rundsitze die drei dem Beschauer ganz oder halb zugekehrten Plätze füllen; Braunschwarz und Grauweiss der Kleider und des Grundes geben einen vornehmen, nur durch das Rosa der Gesichter und das Blond der Haare belebten Farbenklang. Wichtig in der Geschichte seiner Kunst ist auch die diesjährige Ausstellung von Luden Simon: ausgezeichnet ist sein Bildnis der Frau S. mit ihren Kindern in dem hell vom Tageslichte beleuchteten Zimmer, in dem »Windstoss« hört und sieht man den Wind hinter den auf der Landungsbrücke hineilenden Männern und Frauen herpfeifen, und in seinem Altmännerhaus ist er ebenso glücklich in der Charakterisierung der Insassen, wie in der Wiedergabe des durch die Seitenfenster auf die weissen Kalkwände fallenden Lichtes.
Unter den neuen Leuten steht Caro-Delvaille obenan, den ich an dieser Stelle neulich schon erwähnt habe, als er bei Durand-Ruel ein grosses Porträt ausgestellt hatte. Er ist mit zwei grossen Arbeiten vertreten, dem Bildnisse einer Dame mit ihrem Töchterchen am Frühstückstisch und dem Akte einer nackten Frau, die auf einem Kanapee sitzt. In beiden Bildern klingen Schwarz und Weiss prächtig zusammen, belebt durch einige rosige, gelbe oder zartgrüne Töne. In beiden ist die Modellierung der Körper vorzüglich, und in beiden finden sich kleine Zeichenfehler, die in dem famosen Eindruck des Ganzen verloren gehen. Dann ist da der Belgier Maurice Wagemans mit dem Bildnisse in ganzer Figur eines alten Mannes, der mit seiner merkwürdigen Schädelform, seinen herabfallenden Schultern und seinen schlechtsitzenden Kleidern an die Zwerge und Hofnarren von Velasquez und Ribera erinnert, bei denen der Belgier ohne Zweifel gelernt hat. Francois Thevenot muss genannt werden, weil der bekannte Pastellist sich hier zum erstenmal als Ölmaler zeigt, und sich dabei mit dem ausserordentlich natürlichen und lebendigen Bildnisse des Malers Leandre sofort einen Platz unter den besten Porträtisten erobert. Bernard Boutet de Monvel, der jugendliche Sohn des gleichnamigen bekannten Malers, führt sich mit zwei grossen Bildnissen eines jungen Engländers, ganz braun in braun gehalten und an ein famoses Bildnis des holländischen Amerikaners Gari Melchers erinnernd, das vor drei oder vier Jahren im Salon ausgestellt war, sehr vorteilhaft ein. Gaston Hochard zeigt sich in seinen Bauern bei der Beerdigung, seinen Chorknaben und anderen Volksscenen als talentvoller
Unter den letzteren steht Roll obenan, der seine üblichen, sonnenlichtfrohen Studien verlassen hat, um sich mit seinem Mädchen im roten Kleid, das ein brennendes Licht in der Hand hält, sehr erfolgreich auf das Gebiet Gerhard Dou’s zu begeben, während er in seiner an unsern Erlkönig erinnernden »bretonischen Legende« das Grausen der stürmischen Nacht in unwirtlicher Felsengegend darstellt. Auch Gervex ist zu erwähnen, da er sich mit dem Porträt Gordon Bennett s in ganzer Figur, grauer Sommeranzug, mit dem blauen Grund des Rivierameeres, ganz bedeutend über die gegen früher sehr abfallenden Leistungen der letzten Jahre erhebt. Die anderen kleineren Porträts des nämlichen sind freilich recht mühsame und verdienstlose Dutzendarbeiten. Raffaelli hat ein ausgezeichnetes weibliches Bildnis geschickt, das zu den
besten Werken des Meisters zu rechnen ist: eine auf blaugrüner Gartenbank sitzende junge Dame, rosig angehauchtes, mit grossen blassgelben und grünen Stickereien verziertes Kleid, duftig und zart wie ein Pastell, was weiter kein Wunder ist, da es mit den Ölstiften Raffaelli’s gemalt ist, die in ihrer Wirkung den Pastellstiften sehr nahekommen. Sargent hat der langen Reihe seiner unübertrefflichen Bildnisse mit den drei Schwestern Hunter ein neues Meisterwerk zugefügt. Ebenso natürlich wie die Anordnung und Auffassung, so energisch und lebendig ist auch die Ausführung dieses grossen Bildes, auf dem man drei hübsche junge Damen sieht, die auf einem Rundsitze die drei dem Beschauer ganz oder halb zugekehrten Plätze füllen; Braunschwarz und Grauweiss der Kleider und des Grundes geben einen vornehmen, nur durch das Rosa der Gesichter und das Blond der Haare belebten Farbenklang. Wichtig in der Geschichte seiner Kunst ist auch die diesjährige Ausstellung von Luden Simon: ausgezeichnet ist sein Bildnis der Frau S. mit ihren Kindern in dem hell vom Tageslichte beleuchteten Zimmer, in dem »Windstoss« hört und sieht man den Wind hinter den auf der Landungsbrücke hineilenden Männern und Frauen herpfeifen, und in seinem Altmännerhaus ist er ebenso glücklich in der Charakterisierung der Insassen, wie in der Wiedergabe des durch die Seitenfenster auf die weissen Kalkwände fallenden Lichtes.
Unter den neuen Leuten steht Caro-Delvaille obenan, den ich an dieser Stelle neulich schon erwähnt habe, als er bei Durand-Ruel ein grosses Porträt ausgestellt hatte. Er ist mit zwei grossen Arbeiten vertreten, dem Bildnisse einer Dame mit ihrem Töchterchen am Frühstückstisch und dem Akte einer nackten Frau, die auf einem Kanapee sitzt. In beiden Bildern klingen Schwarz und Weiss prächtig zusammen, belebt durch einige rosige, gelbe oder zartgrüne Töne. In beiden ist die Modellierung der Körper vorzüglich, und in beiden finden sich kleine Zeichenfehler, die in dem famosen Eindruck des Ganzen verloren gehen. Dann ist da der Belgier Maurice Wagemans mit dem Bildnisse in ganzer Figur eines alten Mannes, der mit seiner merkwürdigen Schädelform, seinen herabfallenden Schultern und seinen schlechtsitzenden Kleidern an die Zwerge und Hofnarren von Velasquez und Ribera erinnert, bei denen der Belgier ohne Zweifel gelernt hat. Francois Thevenot muss genannt werden, weil der bekannte Pastellist sich hier zum erstenmal als Ölmaler zeigt, und sich dabei mit dem ausserordentlich natürlichen und lebendigen Bildnisse des Malers Leandre sofort einen Platz unter den besten Porträtisten erobert. Bernard Boutet de Monvel, der jugendliche Sohn des gleichnamigen bekannten Malers, führt sich mit zwei grossen Bildnissen eines jungen Engländers, ganz braun in braun gehalten und an ein famoses Bildnis des holländischen Amerikaners Gari Melchers erinnernd, das vor drei oder vier Jahren im Salon ausgestellt war, sehr vorteilhaft ein. Gaston Hochard zeigt sich in seinen Bauern bei der Beerdigung, seinen Chorknaben und anderen Volksscenen als talentvoller