licher. Endlich reiht sich hier noch der Tondo der Sieneser Dom-Madonna an, welcher um 1457 von Donatello begonnen und 1458 von einem gewissen Andrea d’Aquila aus Neapel vollendet wurde 1). Den Beweis für letztere Behauptung kann ich nur in grösserem Zusammenhang erbringen.
Die Art und Weise, wie Bellano Donatello’s Vorbild umarbeitete, zeigt das Marmorrelief in der Sakristei der Eremitani, das um 1460 gearbeitet sein wird. Wir bilden es ab, da es bisher nicht photographiert war. PAUL SCHUBRING.
FRIEDRICH PECHT †
Geboren am 2. Oktober 1814, als Sohn eines Lithographen und Besitzers eines ansehnlichen Steindruckgeschäftes zu Konstanz am Bodensee, hatte Friedrich Pecht von den Knabenjahren an Gelegenheit, seine Doppelnatur zu entwickeln: durch sorgfältigen Unterricht und namentlich durch Ausbildung in mehreren Sprachen hinsichtlich seiner späteren litterarischen Thätigkeit und durch seinen frühzeitigen Eintritt in das Geschäft seines Vaters und durch autodidaktische Zeichnungsübungen hinsichtlich seiner Kunstthätigkeit. Doch konnte ihm die Heimatstadt selbstverständlich nach keiner Seite Ausreichendes bieten, und die Schranken des dortigen Kunstbetriebes namentlich Hessen ihn bald nach Gelegenheit zu weiterer Ausbildung in der Malerei suchen. Dazu bot ihm freilich, als er 1833 nach München übergesiedelt war, die dortige Akademie nach ihrem damaligen Bestand nicht die gesuchte Stelle, so dass er es sogar vorzog, in das lithographische Atelier Hanfstängl’s einzutreten. Dieser würdigte auch Fleiss und Talent des jungen Volontärs in dem Masse, dass er ihn schon 1835 mit nach Dresden nahm, wo er die lithographische Publikation der Königlichen Galerie unternommen hatte. Seine Fähigkeiten wurden dort rasch weiter bekannt, so dass er schon 1837 nach Leipzig berufen wurde, um sich lithographischen Porträtaufträgen zu widmen. Eine erfolgreiche Betätigung in dieser Richtung setzte auch den Künstler schon 1839 in die Lage, sich nach Paris zu begeben, um im Atelier Delaroche endlich zur Malerei überzugehen.
Vielleicht würde ihn dieser Entschluss zu Resultaten geführt haben, wie sie auch andere Zeitgenossen erreichten, die damals in gleicher Absicht nach Paris oder Antwerpen gegangen waren, und dort »durch eifriges Bemühen« bei kaum grösserer Begabung zu hervorragenden Künstlern erwachsen waren. Allein Pecht langweilten, wie er selbst sagt, die endlosen Aktstudien. Bei seinen überwiegend litterarischen Neigungen schwelgte er dagegen im Verkehr mit einem Laube oder Heine, wie er auch mit dem damals nach Paris übergesiedelten Richard Wagner in engere Beziehung trat. Dazu verhinderte seine patriotische Abneigung gegen das Franzosentum den belebenden Anschluss an den Meister. 1841 zurück
1) Schon Schmarsow hat mit Recht hier zwei Hände geschieden.
gekehrt, beschäftigte er sich zwar bis 1844 in München mit Genremalerei und weitere zwei Jahre in Leipzig mit dem Porträt, aber seine litterarischen Bestrebungen hatten durch den Verkehr mit Laube, Mor. Hartmann, Alf. Meissner, Berth. Auerbach und Gust. Freytag so gewonnen, dass sie auf dem Felde der bildenden Kunst in Dichterillustrationen oder in dem nach längeren Studien in Weimar entstandenen Apotheosebild auf die Dichtergruppe an der Ilm, das mit grosser Anerkennung aufgenommen worden war, nicht völlig gedeckt werden konnten. Noch weniger als Pecht 1846 in Dresden mit allen Heroen der Musik, Schauspielkunst und Litteratur in Beziehung trat, welche Elbathen bis 1848 zum Musensitz gemacht hatten. Die entscheidende Wendung aber ward durch eine Augenkrankheit herbeigeführt, welche Pecht 1850 befiel und den Künstler zwang, Palette und Stift für längere Zeit beiseite zu legen. 1851 bis 1852 finden wir Pecht in Italien als Schriftsteller: die 1853 publizierten »Südfrüchte« aber hatten den Erfolg, dass die Augsburger Allgemeine Zeitung ihn als Korrespondenten abermals nach Italien schickte und nach seiner Rückkehr nach München 1854 als Kunstreferenten festhielt.
Dass seine Offenheit und überzeugungstreue Wahrheitsliebe, verbunden mit sarkastischem Humor, neben grosser Beliebtheit im Publikum doch auch die bittere Feindschaft weiter Künstlerkreise, und dass diese Erbitterung schliesslich auch Missvergnügen des Autors an dem kritischen Beruf zur Folge hatte, ist begreiflich; kein Wunder daher, dass Pecht nochmals zur Kunstthätigkeit zurückkehrte und zwar nicht ohne Glück in der Illustration, während er in der Monumental malerei in einigen Wandgemälden des Maximilianeums zu München geringere, in jenem des Rathauses seiner Vaterstadt etwas grössere Erfolge errang. Von ungleich höherer Bedeutung aber wurden seine in Leipzig erschienenen Berichte über die Pariser Ausstellung 1867, in welchen er in epochemachender Weise für die Leistungsfähigkeit der deutschen Kunst der französischen gegenüber eine Lanze brach. Daraufhin stellten sich die Beziehungen zur Allgemeinen Zeitung wieder her und bald entsagte Pecht der Malerei gänzlich, um jetzt fast ausschliesslich der Kunstschriftstellerei zu leben.
Das vierbändige Werk »Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts« (1877—1885) wurde die Hauptschöpfung seines Lebens. Seine vielseitigen Beziehungen, seine Unermüdlichkeit, soviel wie möglich durch eigene Anschauung kennen zu lernen, seine kritische Schärfe und Unabhängigkeit bei aufrichtiger Bewunderung alles Guten, dazu sein trefflicher pikanter Stil macht dieses Werk nicht bloss zu einem Gegenstand belehrenden Genusses, sondern zu einer Quellensammlung ersten Ranges für folgende Zeiten, den Verfasser aber zu einem Vasari deutscher Kunst des ig. Jahrhunderts. Die eingehende Kenntnis der Leistungen unserer Kunstführer verlieh auch seinen weiteren kritischen Arbeiten einen Massstab für die Beurteilung der gesamten Kunst. Seine patriotische Haltung aber machte ihn keineswegs blind gegen die
Die Art und Weise, wie Bellano Donatello’s Vorbild umarbeitete, zeigt das Marmorrelief in der Sakristei der Eremitani, das um 1460 gearbeitet sein wird. Wir bilden es ab, da es bisher nicht photographiert war. PAUL SCHUBRING.
FRIEDRICH PECHT †
Geboren am 2. Oktober 1814, als Sohn eines Lithographen und Besitzers eines ansehnlichen Steindruckgeschäftes zu Konstanz am Bodensee, hatte Friedrich Pecht von den Knabenjahren an Gelegenheit, seine Doppelnatur zu entwickeln: durch sorgfältigen Unterricht und namentlich durch Ausbildung in mehreren Sprachen hinsichtlich seiner späteren litterarischen Thätigkeit und durch seinen frühzeitigen Eintritt in das Geschäft seines Vaters und durch autodidaktische Zeichnungsübungen hinsichtlich seiner Kunstthätigkeit. Doch konnte ihm die Heimatstadt selbstverständlich nach keiner Seite Ausreichendes bieten, und die Schranken des dortigen Kunstbetriebes namentlich Hessen ihn bald nach Gelegenheit zu weiterer Ausbildung in der Malerei suchen. Dazu bot ihm freilich, als er 1833 nach München übergesiedelt war, die dortige Akademie nach ihrem damaligen Bestand nicht die gesuchte Stelle, so dass er es sogar vorzog, in das lithographische Atelier Hanfstängl’s einzutreten. Dieser würdigte auch Fleiss und Talent des jungen Volontärs in dem Masse, dass er ihn schon 1835 mit nach Dresden nahm, wo er die lithographische Publikation der Königlichen Galerie unternommen hatte. Seine Fähigkeiten wurden dort rasch weiter bekannt, so dass er schon 1837 nach Leipzig berufen wurde, um sich lithographischen Porträtaufträgen zu widmen. Eine erfolgreiche Betätigung in dieser Richtung setzte auch den Künstler schon 1839 in die Lage, sich nach Paris zu begeben, um im Atelier Delaroche endlich zur Malerei überzugehen.
Vielleicht würde ihn dieser Entschluss zu Resultaten geführt haben, wie sie auch andere Zeitgenossen erreichten, die damals in gleicher Absicht nach Paris oder Antwerpen gegangen waren, und dort »durch eifriges Bemühen« bei kaum grösserer Begabung zu hervorragenden Künstlern erwachsen waren. Allein Pecht langweilten, wie er selbst sagt, die endlosen Aktstudien. Bei seinen überwiegend litterarischen Neigungen schwelgte er dagegen im Verkehr mit einem Laube oder Heine, wie er auch mit dem damals nach Paris übergesiedelten Richard Wagner in engere Beziehung trat. Dazu verhinderte seine patriotische Abneigung gegen das Franzosentum den belebenden Anschluss an den Meister. 1841 zurück
1) Schon Schmarsow hat mit Recht hier zwei Hände geschieden.
gekehrt, beschäftigte er sich zwar bis 1844 in München mit Genremalerei und weitere zwei Jahre in Leipzig mit dem Porträt, aber seine litterarischen Bestrebungen hatten durch den Verkehr mit Laube, Mor. Hartmann, Alf. Meissner, Berth. Auerbach und Gust. Freytag so gewonnen, dass sie auf dem Felde der bildenden Kunst in Dichterillustrationen oder in dem nach längeren Studien in Weimar entstandenen Apotheosebild auf die Dichtergruppe an der Ilm, das mit grosser Anerkennung aufgenommen worden war, nicht völlig gedeckt werden konnten. Noch weniger als Pecht 1846 in Dresden mit allen Heroen der Musik, Schauspielkunst und Litteratur in Beziehung trat, welche Elbathen bis 1848 zum Musensitz gemacht hatten. Die entscheidende Wendung aber ward durch eine Augenkrankheit herbeigeführt, welche Pecht 1850 befiel und den Künstler zwang, Palette und Stift für längere Zeit beiseite zu legen. 1851 bis 1852 finden wir Pecht in Italien als Schriftsteller: die 1853 publizierten »Südfrüchte« aber hatten den Erfolg, dass die Augsburger Allgemeine Zeitung ihn als Korrespondenten abermals nach Italien schickte und nach seiner Rückkehr nach München 1854 als Kunstreferenten festhielt.
Dass seine Offenheit und überzeugungstreue Wahrheitsliebe, verbunden mit sarkastischem Humor, neben grosser Beliebtheit im Publikum doch auch die bittere Feindschaft weiter Künstlerkreise, und dass diese Erbitterung schliesslich auch Missvergnügen des Autors an dem kritischen Beruf zur Folge hatte, ist begreiflich; kein Wunder daher, dass Pecht nochmals zur Kunstthätigkeit zurückkehrte und zwar nicht ohne Glück in der Illustration, während er in der Monumental malerei in einigen Wandgemälden des Maximilianeums zu München geringere, in jenem des Rathauses seiner Vaterstadt etwas grössere Erfolge errang. Von ungleich höherer Bedeutung aber wurden seine in Leipzig erschienenen Berichte über die Pariser Ausstellung 1867, in welchen er in epochemachender Weise für die Leistungsfähigkeit der deutschen Kunst der französischen gegenüber eine Lanze brach. Daraufhin stellten sich die Beziehungen zur Allgemeinen Zeitung wieder her und bald entsagte Pecht der Malerei gänzlich, um jetzt fast ausschliesslich der Kunstschriftstellerei zu leben.
Das vierbändige Werk »Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts« (1877—1885) wurde die Hauptschöpfung seines Lebens. Seine vielseitigen Beziehungen, seine Unermüdlichkeit, soviel wie möglich durch eigene Anschauung kennen zu lernen, seine kritische Schärfe und Unabhängigkeit bei aufrichtiger Bewunderung alles Guten, dazu sein trefflicher pikanter Stil macht dieses Werk nicht bloss zu einem Gegenstand belehrenden Genusses, sondern zu einer Quellensammlung ersten Ranges für folgende Zeiten, den Verfasser aber zu einem Vasari deutscher Kunst des ig. Jahrhunderts. Die eingehende Kenntnis der Leistungen unserer Kunstführer verlieh auch seinen weiteren kritischen Arbeiten einen Massstab für die Beurteilung der gesamten Kunst. Seine patriotische Haltung aber machte ihn keineswegs blind gegen die