Leistungen anderer Nationen, wie er auch keine Selbstschonung kannte und nicht in die Verhimmelung einzustimmen vermochte, welche seine kritischen Vorgänger der cornelianischen Epoche zu widmen nicht müde wurden. So erschien er denn auch vollauf geeigenschaftet, die Zeitschrift »Die Kunst für Alle« seit ihrer Gründung 1885 zu redigieren und zwischen hinein (1888) einen stattlichen Band »Geschichte der Münchener Kunst« zu publizieren. Dem letzteren Werk folgte dann noch vor neun Jahren ein wertvolles Memoirenwerk in zwei Bänden, »Aus meiner Zeit« betitelt, hohen und allseitigen Ansprüchen durch den Umstand entsprechend, dass Pecht mit einer grossen Zahl deutscher Berühmtheiten auf vertrautem Fusse gestanden hat.
Seit dem Beginn unseres Jahrhunderts wurde Pecht durch Augen- und Gehörschwäche seiner bewegten Thätigkeit entrissen. Ich konnte es jedoch nur bewundern, wie der fast neunzigjährige Greis noch immer den lebhaftesten Anteil an der ganzen Kunstbewegung nahm, selbst nicht ohne Verständnis für die neuesten Errungenschaften. Seine Briefe, die er mit der Lupe schrieb, zuweilen mit ineinander geschobenen wogenden Zeilen, blieben geistreich und liebenswürdig bis zuletzt, und was noch mehr, er blieb ein begeisterter Patriot und treuer Freund bis an sein am 19. April erfolgtes Ende.
F. REBER
NEKROLOGE
In Budapest starb am 29. April der Bildhauer Franz Szârnovszky. Geboren im Jahre 1864 zu Budapest, studierte er in Wien bei Hellmer und Weyr, in Paris bei Falguière, Roty, Chapu. Er war einer der beliebtesten Medailleure Ungarns; von ihm ist die monumentale Statue des Dichters Garay in Szegzârd. In den letzten Jahren befiel ihn eine krankhafte Melancholie, seine Arbeiten wurden schwächer, so dass eines seiner jüngsten Werke, die Statue Pâlffy’s zurückgewiesen werden musste. Bald wurde sein Zustand arg (er zertrümmerte seine Werke), und musste in eine Heilanstalt gebracht werden, wo er starb.
Die bekannte Landschaftsmalerin Elisabeth Reuter ist auf einer Studienreise in Heidelberg gestorben.
Der Altmeister der dänischen Künstler, unter den Landschaftsmalern seines Vaterlandes der hervorragendste, Vilhelm Kyhn, ist am 11. Mai im Alter von 84 Jahren gestorben. Über seinen Lebensgang und künstlerische Bedeutung werden wir in einer folgenden Nummer näher berichten.
Der Tiermaler Robert Erbe, ein Schüler Ludwig Richter’s, ist am 14. Mai in der Oberlössnitz im Alter von nahezu 60 Jahren gestorben.
PERSONALIEN
Ludwig von Hofmann hat einen Ruf als Professor an die Kunstschule zu Weimar erhalten und angenommen und wird im Herbste dieses Jahres sein neues Lehramt antreten.
Der Bildhauer Ignazius Taschner in München hat einen Ruf an die Kunstgewerbeschule in Breslau erhalten und angenommen.
ARCHÄOLOGISCHES
Zur Statue des Demosthenes. Über den Demosthenes im Braccio Nuovo des Vatikans schreibt E. Petersen
in seinem trefflichen »Vom alten Rom« (Berühmte Kunststätten I): »Die Rollenkapsel unten und die eine Rolle in seinen Händen sind freilich, soweit nicht des Ergänzers, eines pedantischen Kopisten Zuthat; und es ist kaum zu sagen, wie sehr dadurch die Idee des Werkes geschädigt ist. Das athenische Original, vielleicht selbst diese Kopie ursprünglich, stand mit verschränkten Händen, dem Ausdrucke inneren Kampfes und Kummers. Ganz mit sich und seinen Gedanken ist er beschäftigt; und, dass es bittere Gedanken, zeigt auch das gefurchte Antlitz, die zusammengezogenen Brauen.« Wir wissen aus der Pseudo- Plutarchischen Vita des Demosthenes, dass der grosse Redner um 280 v. Chr., 42 Jahre nach seinem Tode, von Polyeuktos mit ineinander gefalteten Fingern gebildet war; und gerade wie das Exemplar des Braccio Nuovo, so ist auch eine andere erhaltene Kopie im Besitz des Lord Sackville ln KnolePark (Kent) fälschlich mit der Rolle ergänzt. Ein glücklicher Zufall hat nunmehr Paul Hartwig in Rom, unter einer Anzahl im Laufe des letzten Jahres im Garten des Palazzo Barberini an dem Abhange nach der Piazza Tritone zu gefundenen Marmorfragmenten, die richtigen Demostheneshände entdecken lassen, die zu einer anderen Marmorreplik der Polyeuktischen Bronze gehört haben müssen. Denn ein an gleicher Stelle gefundener rechter Fuss mit Sandale entspricht genau demjenigen der vatikanischen Statue. Die Möglichkeit der Zubehörigkeit der gefalteten Hände zu dem Polyeuktischen Demosthenes hat der praktiscke Versuch, den der Bildhauer Stanislaus Cauer für Hartwig gemacht hat, indem er die Barberinischen Hände mit dem Gipsabguss der Kopie im Braccio Nuovo vereinigte, bewiesen. Zwanglos fügte sich die rechte Hand dem Laufe des rechten Armes ein; eine kleine Differenz von einigen Millimetern beim linken Arm ist auf natürliche Weise zu erklären, da doch nicht jede Kopie dem voraussichtlich gar nicht nach Rom gekommenen Original durchaus gleich gewesen sein muss (vergl. die ausführliche Abhandlung von P. Hartwig im Jahrbuch des kaiserlich deutschen Archäologischen Institutes 1903, I).
m.
Wie das Athenäum berichtet, hat Herr Lionel Phillips, der schon früher die Mittel dargeboten hatte, um die Häuser anzukaufen, unter denen die Basilika Aemilia im römischen Forum verborgen war, auch noch die Mittel zur Verfügung gestellt, um drei weitere Häuser, die die Reste der Basilika bedecken, anzukaufen. Es hat sich bei den ersten Ausgrabungen herausgestellt, dass die Basilika bei weitem grösser war, als man ursprünglich angenommen hatte, so dass nur die Hälfte des alten Bauwerkes bis jetzt ausgegraben werden konnte.
DENKMALPFLEGE
Die Florentiner Kathedrale S. Maria del Fiore erhielt am 12. Mai, genau sechzehn Jahre nach der Enthüllung der neuen Fassade, ihre Vollendung durch Einweihung des bronzenen Hauptportals, eines Werkes von Agosto Passaglia. Die Reliefs stellen die unbefleckte Empfängnis und die Krönung Mariä dar, und Engel und Propheten, Kirchenlehrer und christliche Frauen und musizierende Putten schmücken die Einfassungen der Thürfelder. Die Höhe des Portals beträgt 7,85 m, die Breite 3,84 m und die Kosten belaufen sich auf 170000 Lire. — Auch die Fassade des Domes za Metz erhielt in diesen Tagen einen herrlichen Schmuck durch ein reichskulptiertes Hauptportal, das in Gegenwart des Kaisers feierlich enthüllt wurde.
Beschädigte Statuen. Eine Venusstatue, die schönste von den vier am Eingang der Dorotheenstrasse in Leipzig stehenden überlebensgrossen Sandsteinfiguren von der
Seit dem Beginn unseres Jahrhunderts wurde Pecht durch Augen- und Gehörschwäche seiner bewegten Thätigkeit entrissen. Ich konnte es jedoch nur bewundern, wie der fast neunzigjährige Greis noch immer den lebhaftesten Anteil an der ganzen Kunstbewegung nahm, selbst nicht ohne Verständnis für die neuesten Errungenschaften. Seine Briefe, die er mit der Lupe schrieb, zuweilen mit ineinander geschobenen wogenden Zeilen, blieben geistreich und liebenswürdig bis zuletzt, und was noch mehr, er blieb ein begeisterter Patriot und treuer Freund bis an sein am 19. April erfolgtes Ende.
F. REBER
NEKROLOGE
In Budapest starb am 29. April der Bildhauer Franz Szârnovszky. Geboren im Jahre 1864 zu Budapest, studierte er in Wien bei Hellmer und Weyr, in Paris bei Falguière, Roty, Chapu. Er war einer der beliebtesten Medailleure Ungarns; von ihm ist die monumentale Statue des Dichters Garay in Szegzârd. In den letzten Jahren befiel ihn eine krankhafte Melancholie, seine Arbeiten wurden schwächer, so dass eines seiner jüngsten Werke, die Statue Pâlffy’s zurückgewiesen werden musste. Bald wurde sein Zustand arg (er zertrümmerte seine Werke), und musste in eine Heilanstalt gebracht werden, wo er starb.
Die bekannte Landschaftsmalerin Elisabeth Reuter ist auf einer Studienreise in Heidelberg gestorben.
Der Altmeister der dänischen Künstler, unter den Landschaftsmalern seines Vaterlandes der hervorragendste, Vilhelm Kyhn, ist am 11. Mai im Alter von 84 Jahren gestorben. Über seinen Lebensgang und künstlerische Bedeutung werden wir in einer folgenden Nummer näher berichten.
Der Tiermaler Robert Erbe, ein Schüler Ludwig Richter’s, ist am 14. Mai in der Oberlössnitz im Alter von nahezu 60 Jahren gestorben.
PERSONALIEN
Ludwig von Hofmann hat einen Ruf als Professor an die Kunstschule zu Weimar erhalten und angenommen und wird im Herbste dieses Jahres sein neues Lehramt antreten.
Der Bildhauer Ignazius Taschner in München hat einen Ruf an die Kunstgewerbeschule in Breslau erhalten und angenommen.
ARCHÄOLOGISCHES
Zur Statue des Demosthenes. Über den Demosthenes im Braccio Nuovo des Vatikans schreibt E. Petersen
in seinem trefflichen »Vom alten Rom« (Berühmte Kunststätten I): »Die Rollenkapsel unten und die eine Rolle in seinen Händen sind freilich, soweit nicht des Ergänzers, eines pedantischen Kopisten Zuthat; und es ist kaum zu sagen, wie sehr dadurch die Idee des Werkes geschädigt ist. Das athenische Original, vielleicht selbst diese Kopie ursprünglich, stand mit verschränkten Händen, dem Ausdrucke inneren Kampfes und Kummers. Ganz mit sich und seinen Gedanken ist er beschäftigt; und, dass es bittere Gedanken, zeigt auch das gefurchte Antlitz, die zusammengezogenen Brauen.« Wir wissen aus der Pseudo- Plutarchischen Vita des Demosthenes, dass der grosse Redner um 280 v. Chr., 42 Jahre nach seinem Tode, von Polyeuktos mit ineinander gefalteten Fingern gebildet war; und gerade wie das Exemplar des Braccio Nuovo, so ist auch eine andere erhaltene Kopie im Besitz des Lord Sackville ln KnolePark (Kent) fälschlich mit der Rolle ergänzt. Ein glücklicher Zufall hat nunmehr Paul Hartwig in Rom, unter einer Anzahl im Laufe des letzten Jahres im Garten des Palazzo Barberini an dem Abhange nach der Piazza Tritone zu gefundenen Marmorfragmenten, die richtigen Demostheneshände entdecken lassen, die zu einer anderen Marmorreplik der Polyeuktischen Bronze gehört haben müssen. Denn ein an gleicher Stelle gefundener rechter Fuss mit Sandale entspricht genau demjenigen der vatikanischen Statue. Die Möglichkeit der Zubehörigkeit der gefalteten Hände zu dem Polyeuktischen Demosthenes hat der praktiscke Versuch, den der Bildhauer Stanislaus Cauer für Hartwig gemacht hat, indem er die Barberinischen Hände mit dem Gipsabguss der Kopie im Braccio Nuovo vereinigte, bewiesen. Zwanglos fügte sich die rechte Hand dem Laufe des rechten Armes ein; eine kleine Differenz von einigen Millimetern beim linken Arm ist auf natürliche Weise zu erklären, da doch nicht jede Kopie dem voraussichtlich gar nicht nach Rom gekommenen Original durchaus gleich gewesen sein muss (vergl. die ausführliche Abhandlung von P. Hartwig im Jahrbuch des kaiserlich deutschen Archäologischen Institutes 1903, I).
m.
Wie das Athenäum berichtet, hat Herr Lionel Phillips, der schon früher die Mittel dargeboten hatte, um die Häuser anzukaufen, unter denen die Basilika Aemilia im römischen Forum verborgen war, auch noch die Mittel zur Verfügung gestellt, um drei weitere Häuser, die die Reste der Basilika bedecken, anzukaufen. Es hat sich bei den ersten Ausgrabungen herausgestellt, dass die Basilika bei weitem grösser war, als man ursprünglich angenommen hatte, so dass nur die Hälfte des alten Bauwerkes bis jetzt ausgegraben werden konnte.
DENKMALPFLEGE
Die Florentiner Kathedrale S. Maria del Fiore erhielt am 12. Mai, genau sechzehn Jahre nach der Enthüllung der neuen Fassade, ihre Vollendung durch Einweihung des bronzenen Hauptportals, eines Werkes von Agosto Passaglia. Die Reliefs stellen die unbefleckte Empfängnis und die Krönung Mariä dar, und Engel und Propheten, Kirchenlehrer und christliche Frauen und musizierende Putten schmücken die Einfassungen der Thürfelder. Die Höhe des Portals beträgt 7,85 m, die Breite 3,84 m und die Kosten belaufen sich auf 170000 Lire. — Auch die Fassade des Domes za Metz erhielt in diesen Tagen einen herrlichen Schmuck durch ein reichskulptiertes Hauptportal, das in Gegenwart des Kaisers feierlich enthüllt wurde.
Beschädigte Statuen. Eine Venusstatue, die schönste von den vier am Eingang der Dorotheenstrasse in Leipzig stehenden überlebensgrossen Sandsteinfiguren von der