Verfasser liebt die Renaissance, sie ist ihm ein Stück, ja wohl der Hauptinhalt seines Lebens. Seine Bücher über griechische, etruskische, römische Architektur erscheinen nun, nachdem dieses Werk erschienen, gewissermassen nur als notwendige Vorbereitungen zur Behandlung des Hauptwerkes, das er jetzt seinen Freunden vorgelegt hat. Eine grosse Menge selbständiger Aufzeichnungen giebt ihm neben der gewaltigen Litteratur die Unterlage für seine Stoffbehandlung. Mit Dank wird gerade der Kenner der vielen Bücher über das behandelte Thema anerkennen, von einer wie grossen Anzahl von Bauwerken wir hier zuerst zeichnerisch zuverlässige Kunde erhalten. Es ist eben einmal ein das ganze Gebiet genau kennender Architekt, der den Stoff sichtete und die Lücken planmässig füllte. Der Text beruht hinsichtlich der Anordnung und des geistigen Gehaltes auf Jakob Burckhardt und zwar vielleicht mehr, als erwünscht sein wird. So hoch auch der Meister des Cicerone steht, so ist doch eine Fortentwickelung seiner Ansichten möglich. Die Stellung beispielsweise des Palastbaues der Frührenaissance zu dem der Gotik, das Wertverhältnis der Hochrenaissance zum Barock und manches andere verdienten eine genaue Durchsicht. Durm ist den späteren Renaissancestilen gegenüber sogar ablehnender als Burckhardt. Will er doch beispielsweise Bernini eine künstlerische Absicht bei den perspektivisch sich verjüngenden Anlagen von St. Peter absprechen! Den Kunsthistoriker wird es interessieren, dass Durm die Cancelleria noch dem Bramante zuschreibt und sie »das hohe Lied der Renaissance« nennt. Es ist das wohl der springende Punkt zur Charakterisierung von dessen Stilauffassung. Andere sind der Ansicht, dass die Trockenheit und Kühle der Schauseite des berühmten Palastes eben ein Zeichen dafür sind, dass man ihn schwerlich dem eben aus der Lombardei, aus einem eigenartig gestaltenreichen Schaffen kommenden Meister zurechnen darf! Durm ist eben als Beurteiler der Renaissance Klassizist. Das ist sein gutes Recht. Andere sind es aber nicht und auch sie sind darum nicht zu unterschätzen. Durm behagt ein Bau — wie Burckhardt — um so mehr, je stärker er antiken Geistes ist; die anderen schätzen den eigenen Geist jeder Zeit höher, als die Entlehnung.
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G. Ungewitter, Lehrbuch der gotischen Konstruktion. 4. Auflage, neu bearbeitet von K. Mohrmann, Prof. an der Königl. Technischen Hochschule zu Hannover. Leipzig, Ch. H. Tauchnitz, 2 Bände. XIV und 690 Seiten, 1507 Abb. Broschiert M. 27.—, gebunden M. 32.—.
Der alte »Ungewitter« erschien 1858 als eines der ersten Bücher, die eine klare sachliche Darstellung der Gotik brachten. Zum zweitenmal hat nun Mohrmann die Überarbeitung dieses Buches übernommen, so dass nun Ungewitter’s Name am Kopfe des Buches nur noch wie eine Höflichkeit gegen den trefflichen Führer in die mittelalterliche Kunst erscheint; selbst wenn man die Pietät anerkennt, mit der das Urwerk behandelt wurde. Die wiederholten Ergänzungen, Einfügungen, die starke Vermehrung des Abbildungsmaterials lassen die neue Auflage des Buches thatsächlich mehr als ein Werk Mohrmann’s als Ungewitter’s erscheinen. Man könnte es in gewissem Sinne ein Lehrbuch der deutschen Gotik nennen. Wenigstens ging die Ungewitter’sche Lehre fast ausschliesslich von der deutschen Gotik und zwar von der damals »gute Gotikgenannten des endenden 13. und 14. Jahrhunderts aus. Aber Mohrmann musste der künstlerischen Überlegenheit Frankreichs in den Frühzeiten der Gotik sowie den Werken Viollet-le-Duc’s Rechnung zollen, so dass jetzt wohl die Hälfte aller Beispiele im Buche französischen Ursprunges ist. Ganz fehlen England und Italien. Man sieht daraus, dass
Mohrmann nicht eine nach Vollständigkeit strebende geschichtliche Abhandlung, sondern seinem Programme gemäss für den ausführenden deutschen Architekten ein Handbuch liefern wollte, aus dem zu ersehen ist, wie das Mittelalter die grossen Hauptaufgaben, aber auch wie es jede konstruktive Einzelheit gelöst hat. Die bei aller begeisterten Wärme klare, ebenso einfache als sachliche Sprache des Buches macht es dem Praktiker besonders wertvoll, wie denn auch eine Fülle praktischer Beobachtungen zur Darstellung gebracht werden. -1-
Weber’s Lehr- und Handbuch der Weltgeschichte. XXL Auflage, Verlag von W. Engelniann, Leipzig 1902.
Wenn wir von diesem jetzt in 21. Auflage erscheinenden, im besten Sinne populären Geschichtswerke hier Notiz nehmen, so geschieht es wegen der kunstgeschichtlichen Beiträge aus der Feder des Professors Dr. Ernst Lehmann. Sie setzen in dem zuletzt erschienenen 2. Bande ein und umfassen die Hauptereignisse und Erscheinungen von der altchristlichen Kunst bis zum Ende der Gotik. Was diesem Abrisse einen besonderen Wert giebt, ist die feinsinnige Auswahl aller wirklich bedeutsamen Erscheinungen, und die wundervolle Knappheit, Klarheit und Schärfe im Ausdruck und allen Definitionen. Wer in der Praxis kunstgeschichtlichen Unterrichts erfahren hat, wie schwer es ist, die Kunstentwickelung irgend einer Periode in allen ihren markanten Erscheinungen und Trägern kurz und schlagend zu charakterisieren und nebenbei alle notwendigen Definitionen und Erklärungen zu geben, ohne in eine trockene, lehrhafte und abgerissene Diktion zu verfallen, der wird die Lehmann’sche »Präzisionsarbeit« zu schätzen wissen. Wenn die nächsten 2 Bände diesen Abriss vollendet darbieten, werden wir damit eine neue Einführung in die Kunstgeschichte haben, die sich in den Rahmen des ganzen grossangelegten Werkes vortrefflich einfügt und ihm durch seine Klarheit und Gediegenheit zur Ehre gereicht, f. b.
Der neue Katalog der Stuttgarter Galerie. Mit wahrer Freude wird jeder Kunstfreund den vor kurzem im Verlag von W. Spemann erschienenen neuen Katalog der Königlich Württembergischen Staatsgalerie, oder wie der Titel bescheiden sich ausdrückt: Das Verzeichnis der Gemäldesammlung im Königlichen Museum der bildenden Künste in Stuttgart, begrüssen. Wie schon früher erwähnt, ist im Laufe des vorigen Sommers der ganze Gemäldeschatz der Sammlung durchweg neu geordnet und in teilweise verbesserten Lokalitäten neu aufgestellt worden. Als Abschluss dieser Arbeit erscheint jetzt der Katalog, welcher von dem dermaligen Inspektor der Sammlung Herrn Professor Dr. von Lange mit grossem Fleiss und sichtlichem Interesse für die Sache bearbeitet worden ist. Damit ist unsere Galerie endlich in die Reihe derjenigen Sammlungen eingetreten, welche sich eines wissenschaftlichen Führers erfreuen und für kunstwissenschaftliche Studien erschlossen sind.
In einer 56 Seiten starken Einleitung giebt der Verfasser eine Geschichte der Sammlung, die zurückreicht bis in die allerersten Anfänge herzoglich württembergischen Gemäldebesitzes zu Anfang des 17. Jahrhunderts. An der Hand der alten Inventare konnte manches Stück zwei Jahrhunderte zurück verfolgt werden, und es ist hochinteressant, den Verfasser auf seinen archivalischen Forschungen zu begleiten. Schon im Jahre 1650 errichtete Eberhard III. eine Pinakothek im neuen Lusthaus und 1724 finden sich nahezu 1000 Bilder in der Ludwigsburger Galerie, die von den folgenden Herzogen stets vermehrt wurde und über welche ein besonderer »Directeur de galerie« gesetzt war. Zur Zeit des Herzogs Karl Eugen’s und seiner Nachfolger bekleideten diese Stelle: der Kammermaler Grooth, dann
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G. Ungewitter, Lehrbuch der gotischen Konstruktion. 4. Auflage, neu bearbeitet von K. Mohrmann, Prof. an der Königl. Technischen Hochschule zu Hannover. Leipzig, Ch. H. Tauchnitz, 2 Bände. XIV und 690 Seiten, 1507 Abb. Broschiert M. 27.—, gebunden M. 32.—.
Der alte »Ungewitter« erschien 1858 als eines der ersten Bücher, die eine klare sachliche Darstellung der Gotik brachten. Zum zweitenmal hat nun Mohrmann die Überarbeitung dieses Buches übernommen, so dass nun Ungewitter’s Name am Kopfe des Buches nur noch wie eine Höflichkeit gegen den trefflichen Führer in die mittelalterliche Kunst erscheint; selbst wenn man die Pietät anerkennt, mit der das Urwerk behandelt wurde. Die wiederholten Ergänzungen, Einfügungen, die starke Vermehrung des Abbildungsmaterials lassen die neue Auflage des Buches thatsächlich mehr als ein Werk Mohrmann’s als Ungewitter’s erscheinen. Man könnte es in gewissem Sinne ein Lehrbuch der deutschen Gotik nennen. Wenigstens ging die Ungewitter’sche Lehre fast ausschliesslich von der deutschen Gotik und zwar von der damals »gute Gotikgenannten des endenden 13. und 14. Jahrhunderts aus. Aber Mohrmann musste der künstlerischen Überlegenheit Frankreichs in den Frühzeiten der Gotik sowie den Werken Viollet-le-Duc’s Rechnung zollen, so dass jetzt wohl die Hälfte aller Beispiele im Buche französischen Ursprunges ist. Ganz fehlen England und Italien. Man sieht daraus, dass
Mohrmann nicht eine nach Vollständigkeit strebende geschichtliche Abhandlung, sondern seinem Programme gemäss für den ausführenden deutschen Architekten ein Handbuch liefern wollte, aus dem zu ersehen ist, wie das Mittelalter die grossen Hauptaufgaben, aber auch wie es jede konstruktive Einzelheit gelöst hat. Die bei aller begeisterten Wärme klare, ebenso einfache als sachliche Sprache des Buches macht es dem Praktiker besonders wertvoll, wie denn auch eine Fülle praktischer Beobachtungen zur Darstellung gebracht werden. -1-
Weber’s Lehr- und Handbuch der Weltgeschichte. XXL Auflage, Verlag von W. Engelniann, Leipzig 1902.
Wenn wir von diesem jetzt in 21. Auflage erscheinenden, im besten Sinne populären Geschichtswerke hier Notiz nehmen, so geschieht es wegen der kunstgeschichtlichen Beiträge aus der Feder des Professors Dr. Ernst Lehmann. Sie setzen in dem zuletzt erschienenen 2. Bande ein und umfassen die Hauptereignisse und Erscheinungen von der altchristlichen Kunst bis zum Ende der Gotik. Was diesem Abrisse einen besonderen Wert giebt, ist die feinsinnige Auswahl aller wirklich bedeutsamen Erscheinungen, und die wundervolle Knappheit, Klarheit und Schärfe im Ausdruck und allen Definitionen. Wer in der Praxis kunstgeschichtlichen Unterrichts erfahren hat, wie schwer es ist, die Kunstentwickelung irgend einer Periode in allen ihren markanten Erscheinungen und Trägern kurz und schlagend zu charakterisieren und nebenbei alle notwendigen Definitionen und Erklärungen zu geben, ohne in eine trockene, lehrhafte und abgerissene Diktion zu verfallen, der wird die Lehmann’sche »Präzisionsarbeit« zu schätzen wissen. Wenn die nächsten 2 Bände diesen Abriss vollendet darbieten, werden wir damit eine neue Einführung in die Kunstgeschichte haben, die sich in den Rahmen des ganzen grossangelegten Werkes vortrefflich einfügt und ihm durch seine Klarheit und Gediegenheit zur Ehre gereicht, f. b.
Der neue Katalog der Stuttgarter Galerie. Mit wahrer Freude wird jeder Kunstfreund den vor kurzem im Verlag von W. Spemann erschienenen neuen Katalog der Königlich Württembergischen Staatsgalerie, oder wie der Titel bescheiden sich ausdrückt: Das Verzeichnis der Gemäldesammlung im Königlichen Museum der bildenden Künste in Stuttgart, begrüssen. Wie schon früher erwähnt, ist im Laufe des vorigen Sommers der ganze Gemäldeschatz der Sammlung durchweg neu geordnet und in teilweise verbesserten Lokalitäten neu aufgestellt worden. Als Abschluss dieser Arbeit erscheint jetzt der Katalog, welcher von dem dermaligen Inspektor der Sammlung Herrn Professor Dr. von Lange mit grossem Fleiss und sichtlichem Interesse für die Sache bearbeitet worden ist. Damit ist unsere Galerie endlich in die Reihe derjenigen Sammlungen eingetreten, welche sich eines wissenschaftlichen Führers erfreuen und für kunstwissenschaftliche Studien erschlossen sind.
In einer 56 Seiten starken Einleitung giebt der Verfasser eine Geschichte der Sammlung, die zurückreicht bis in die allerersten Anfänge herzoglich württembergischen Gemäldebesitzes zu Anfang des 17. Jahrhunderts. An der Hand der alten Inventare konnte manches Stück zwei Jahrhunderte zurück verfolgt werden, und es ist hochinteressant, den Verfasser auf seinen archivalischen Forschungen zu begleiten. Schon im Jahre 1650 errichtete Eberhard III. eine Pinakothek im neuen Lusthaus und 1724 finden sich nahezu 1000 Bilder in der Ludwigsburger Galerie, die von den folgenden Herzogen stets vermehrt wurde und über welche ein besonderer »Directeur de galerie« gesetzt war. Zur Zeit des Herzogs Karl Eugen’s und seiner Nachfolger bekleideten diese Stelle: der Kammermaler Grooth, dann