der bekannte Hofmaler und Professor an der Academie des Arts Guibal, ferner dessen Kollege an der Akademie, der Landschaftsmaler Harper bis 1798, auf ihn folgte der Klassizist Hetsch und schliesslich der Hofmaler König Friedrich’s, Seele. Die Initiative zur Errichtung einer öffentlichen Gemäldegalerie verdankt man aber erst dem König Wilhelm I., unter dessen Regierung der Staat das Kunstgebäude in der Neckarstrasse errichtete (1838—42), welches dann in den Jahren 1881—1888 durch zwei rückseitige Flügel erweitert wurde. Die Galerie, welche mit 246 Bildern eröffnet wurde, zählte im Jahre 1854 nach Einverleibung der Galerie Barbini-Breganze 593 und im Jahre 1863, nachdem die altdeutsche Gemäldesammlung des Obertribunalprokurators Abel erworben war, 697 Stück; der neueste Katalog verzeichnet 939 Bilder, wobei zu bemerken, dass schon früher wegen Platzmangel 17 minder bedeutende Gemälde der Galerie Barbini und neuestens wieder 53 Stück ausgeschieden wurden, so dass der ganze Bestand der Galerie jetzt 1009 Stück betragen würde.
Der Katalog selbst gliedert sich in zehn Abschnitte: altdeutsche, altniederländische, vlämische, holländische, deutsche Schule des 17. und 18. Jahrhunderts, englische, französische und spanische Schulen des 17. und 18. Jahrhunderts, Italiener des 15. und 16. Jahrhunderts, desgleichen des 17. und 18. Jahrhunderts, dann moderne ausländische Schulen und schliesslich die deutschen Schulen des 19. Jahrhunderts. Die Anordnung ist derart, dass zuerst der Künstler mit den nötigsten biographischen Notizen erwähnt ist, dann der Inhalt des Bildes nebst allen darauf vorkommenden Inschriften und Monogrammen angegeben und schliesslich die Technik, die Masse und die Provenienz der Bilder genau verzeichnet ist.
Es ist ein ganz besonderes Verdienst des Verfassers, gerade den letzteren Punkt, die Provenienz der Bilder, mit aller Energie und mit einem bewunderungwürdigen Spürsinn verfolgt zu haben. Die Ergebnisse waren zum Teil höchst überraschende, z. B. gleich bei den beiden ersten Nummern des Verzeichnisses, den Porträts von Amberger, die früher dem Holbein zugeschrieben wurden. Die Bilder stammen aus der ehmaligen Sammlung Hassler und kamen von dort in die Altertümersammlung des Staates. Sie wurden von Hassler als die Porträts des Wilhelm Mörz und der Afra Rehm angegeben, auf Grund zweier Bilder im Maximilianeum zu Augsburg. Nun stellte sich’s heraus, dass das Augsburger Bild der Afra Rehm eine Kopie oder wenigstens eine stark übermalte Wiederholung des Stuttgarter Bildes ist, während der angebliche Mörz sich als ein Herr David von Tettikofen aus Lindau entpuppte, gemäss einer auf der Rückseite des Bildes noch teilweise erhaltenen Inschrift. Lim nun für den Augsburger Mörz ein Pendant zu schaffen, hat der Restaurator Eigner in ganz raffinierter Weise die Namen der Dargestellten ausgekratzt und das Stuttgarter Bild benutzt, um dem Augsburger ein Gegenstück zu schaffen und dadurch verkäuflicher zu machen.
Weitere Aufklärungen über den Kilchberger Altar des Barth. Zeitblom, der jetzt, soweit er noch erhalten war, vollständig samt dem Schrein in den Besitz der Galerie gekommen, giebt der Verfasser Seite 16/17, ebenso über den Mühlhäusser Altar aus der Prager Schule, welcher jetzt gleichfalls Eigentum der Galerie geworden ist. Wir müssen uns leider versagen, noch andere der zahlreichen Verbesserungen und Bereicherungen des Katalogs anzuführen und bemerken nur noch, dass eine weitere Nachlese von Bildern im Ludwigsburger Schloss, unter anderem noch zwei wertvolle Bilder der Galerie zugeführt hat; nämlich zwei Bilder des englischen Malers Gainsborough,
das Porträt der Königin Charlotte von England, Mutter der Königin Charlotte von Württemberg, der Gemahlin des Königs Friedrich, und das Bildnis des früh verstorbenen Prinzen Oktavius von England, eines Sohnes der Königin Charlotte. Eine wesentliche Vermehrung brachte die Zuweisung von 30 altdeutschen Bildern aus der Königlichen Altertümersammlung, die teilweise gegen Umtausch anderer, für die Galerie weniger wichtigen Bilder erworben wurden. Dazu gehört namentlich eines der Hauptwerke B. Zeitblom’s, der berühmte Heerberger Altar. Der ganze Bilderbestand der italienischen Schulen wurde von den Herren Frizzoni, Fabricy, Ch. Löser und anderen Kunstgelehrten wiederholt durchgenommen, ebenso verdankt man viele neue Bilderbenennungen in der niederländischen Abteilung den Herren Eisenmann, Bredius, Hofstede de Groot, Frimmel, Bayersdorfer und anderen, welche der neue Katalog glücklich verwertet hat. Bei der Redaktion der altschwäbischen Schule hat der Unterzeichnete wesentlich mitgewirkt.
Eine vergleichende Nummernliste der Kataloge von 1876—1885, 1888—1900 und 1903 erleichtert die Benutzung des Katalogs. Die Ausstattung entspricht als handliches Taschenbuch dem Bedürfnis der Besucher vollständig.
Max Bach.
NEKROLOGE
Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck f. Genau einen Monat nach Friedrich Pecht’s Tode ist nun auch der andere Senior der deutschen Kunsthistoriker, Jakob Heinrich von Alteneck, zweiundneunzigjährig, aus dem Leben geschieden. Sein Name ist eng und rühmlich mit der neudeutschen Renaissance verknüpft, war er doch der bahnweisende Forscher deutscher Kultur und Kleinkunst des Mittelalters und der Renaissance und zugleich auf Grund dieser Studien auch praktisch der unermüdliche Förderer der Renaissancemode im Kunstgewerbe. Er wurde 1811 in Aschaffenburg geboren und begann seine kunstwissenschaftliche Thätigkeit als Lehrer der dortigen Gewerbeschule. Seine ersten Forschungen legte er nieder in den Werken: »Trachten des Mittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmälern« und »Kunstwerke und Gerätschaften des Mittelalters und der Renaissance«. 1852 nach München berufen, wurde er Konservator, 1861 Direktor des Kupferstichkabinetts, 1868 Direktor des Bayrischen Nationalmuseums und Generalkonservator der bayrischen Kunstdenkmäler. Während dieser amtlichen Thätigkeit, die er 1886 aufgab, veröffentlichte er eine lange Reihe von Forschungen und Sammelwerken, z. B. über die Ornamentik der Schmiedekunst, der Holzskulptur, über deutsche Goldschmiedewerke des 16. Jahrhunderts und über die Kunstkammer des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern. Als Abschluss seines reichen Lebenswerkes verfasste er dann noch im hohen Greisenalter seine Lebenserinnerungen.
Aus Berlin kommt die Nachricht von dem durch Nervenleiden herbeigeführten Selbstmorde des bekannten tüchtigen Landschaftsmalers Max Fritz, der am 14. Juli 1849 in Berlin geboren wurde und seine ersten Anregungen von dem Orientmaler Alexius Geyer und Hofmaler Wegener in Potsdam erhielt. Grössere Werke von ihm befinden sich in den Schlössern zu Dresden, München und Gotha, in der Ruhmeshalle zu Görlitz und in verschiedenen städtischen Museen.
Johannes Holbek, der geniale dänische Karikaturenzeichner, ist, 30 Jahre alt, gestorben. Sein früher Tod bedeutet für die dänische Kunst einen grossen Verlust und findet in den dortigen Kunstkreisen lebhafte Teilnahme.