SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Begründung und I. Ausstellung des Anhaltisclien Kunstvereins in Dessau. Der Anhaitische Kunstverein, hervorgegangen aus einer Verschmelzung des alten Kunstvereins und der Kunsthalle und am 14. März d. J. begründet, veranstaltete im April und Mai in dem zu Ausstellungszwecken umgebauten Leopolddankstiftsgebäude seine erste grössere Ausstellung. Sie enthielt 354 Nummern, moderne Ölgemälde, Pastelle, Aquarelle, Radierungen, Zeichnungen, Plastiken und mehrere moderne Zimmereinrichtungen und kunstgewerbliche Arbeiten zum Teil von unseren hervorragendsten Künstlern.
Projekt eines Centralmuseums für asiatische Kunst. Bei der Versteigerung der Sammlung Hayashi in Paris bemerkte man mit Interesse den Verkauf einiger hervorragender Stücke nach Dresden und jetzt wird durch eine Notiz im 8. Heft von »Kunst und Künstler« von W. v. Seidlitz bekannt, dass die in Paris gekauften Werke den Grundstock eines projektierten Museums darstellen. Es hat sich ein Kreis von Stiftern gebildet, der sich für den sehr beachtenswerten Plan, für die noch lange nicht genug gewürdigte orientalische Kunst ein deutsches Museum (in Dresden?) zu begründen, interessiert und dasselbe durch Schenkungen zu fördern bereit ist.
Das Schillermuseum in Marbach. Das vom Schwäbischen Schillerverein errichtete Schillermuseum in Marbach, ein Monumentalbau in der Nachbarschaft des 1876 enthüllten Schillerdenkmals, ist fertig gestellt und hat die wertvollen, meist litterarischen Sammlungen des Vereins aufgenommen. Weiteren Kreisen werden diese durch ein »Marbacher Schillerbuch«, das zur Jahrhundertfeier von Schillers Geburtstag (g. Mai 1905) erscheinen soll, bekannt gemacht werden.
Die deutsche Städteausstellung in Dresden wurde am 20. Mai in Gegenwart des Königs Georg feierlich eröffnet.
Die Ausstellung von Kunstwerken von China und Japan, welche im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums zu Berlin für Tages- und für Abendbesuch veranstaltet ist und welche auch eine Fülle kostbarsten Privatbesitzes enthält, wird bis zum Schluss der Pfingstwoche, Sonntag den 7. Juni, zugänglich bleiben. Der Abendbesuch wird Ende Mai geschlossen und ruht während der Sommermonate Juni, Juli und August.
Ausstellung alter Porträts im Haag. Eine interessante Ausstellung wird vom 1. Juli bis 1. September im Haager Künstlerverein stattfinden, wo etwa 150 Ölgemälde und Miniaturen alter, vorwiegend holländischer Maler, zur Ausstellung gelangen werden. Ausser einigen Werken Rembrandt’s werden verschiedene Bildnisse des Frans Hals und des Terborch den Glanzpunkt dieser Ausstellung bilden, welche lediglich von Bildern aus Privatbesitz zusammengestellt ist. Von Primitiven sind unter anderen Massys und Mabuse vertreten, ferner Moro und Pourbus, Amsterdamer Porträtmaler des 17. Jahrhunderts, wie Ketel, Santvoort, Codde, de Keyser (einige Prachtstücke), Flinck, Victors (sehr gutes Damenbildnis), Elias u. s. w. Ferner die beiden Cuyp, Miereveit, Ravesteyn, Moreelse, Verspronck, Bäcker, de Vries und andere, wie Maes, Molenaer und dergleichen mehr. Auch einige grosse van Dyck werden erwartet, sowie Bildnisse von Tischbein, M» Vigée-Lebrun u. s. w. Jedenfalls also wird diese Ausstellung, welche bequem zu übersehen sein wird, eine gute Übersicht von der Entwickelung namentlich des Einzelbildnisses in Holland im 17. Jahrhundert geben. Eine kleine Sammlung feiner Miniaturporträts gelangt gleichzeitig zur Ausstellung.
C. B.
DENKMÄLER
Goethe-Denkmal in Leipzig. In aller Stille ist in den letzten Jahren in Leipzig für ein Standbild des jungen Goethe gesammelt und die Ausführung Prof. Seffner übertragen worden. Die lebensgrosse Bronzestatue auf einem mit Reliefs geschmückten Rokokosockel ist jetzt fertig geworden und wird in den nächsten Monaten an einem noch zu bestimmenden Tage feierlich enthüllt werden. Das reizende schlichte Werk wird auf dem Naschmarkte aufgestellt und findet in diesem Stück Alt-Leipzig zwischen Rathaus, alter Börse und Burgkeller und gegenüber von Auerbach’s Keller eine sehr stimmungsvolle Umgebung.
Ein Richard Wagner-Denkmal wird in Leipzig seit Jahren geplant, für das die Stadt einen schönen Platz an der Promenade gegenüber dem alten Theater und in der Nähe von Wagners Geburtshause zur Verfügung stellte, aber die bisher eingelaufenen Beiträge reichten noch nicht zu einer monumentalen Ausführung. Jetzt nun, am 90. Geburtstage Wagners (22. Mai) erlässt das Denkmalskomitee, an dessen Spitze der Oberbürgermeister Dr. Tröndlin steht, einen erneuten Aufruf, und es ist zu hoffen, dass dieser bei dem sichtlich erstarkten Kunstleben der Stadt und bei der oft bewährten Opferwilligkeit der Bürgerschaft zum Ziele führen wird.
Zola-Monument. Das Modell zum Monument Emile Zolas ist, wie die Wiener Neue Freie Presse aus Paris berichtet, bereits fertig. Die beiden Bildhauer Charpentier (Paris) und Meunier (Brüssel) verpflichten sich, das Werk in drei Jahren fertig zu stellen. Zola ist auf einem Sockel aus Granit aufrechtstehend dargestellt. Seine Haltung ist fest und energisch. Hinter ihm erhebt sich die Statue der Wahrheit, welche ihm den Weg weist. Unten am Monument sind symbolische Figuren angebracht. Eine Gruppe, in welcher eine Mutter ihr Kind säugt, umgeben von anderen Kindern, versinnbildlicht »Fécondité«, eines der letzten Werke des Dichters. Eine Schmiedearbeiter, von Meunier entworfen, symbolisiert den Roman »Travail«. Das Monument, welches 6 Meter Höhe haben wird, soll im Tuileriengarten aufgestellt werden.
VOM KUNSTMARKT
Versteigerung der Galerie Gambart. Die von dem (verstorbenen) spanischen Generalkonsul Ernest Gambart zusammengebrachte Sammlung von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen moderner Meister wurde Anfang Mai bei Christie in London verkauft. Da die Hauptstücke der Galerie durch Radierungen danach oder durch die Ausstellung in der Guildhall allgemein bekannt geworden waren, erreichten sie zum Teil ungewöhnliche Preise. Für die »Widmung an Bacchus« von Alma Tadema wurden 120400 M. bezahlt, der bei weitem höchste Preis, der bisher für ein Werk dieses Künstlers gegeben worden ist. Ein zweites Bild von ihm »Die Gemälde-Galerie« brachte 53000 M. Der zweithöchste Preis wurde für ein Bild »Auf der Hut« von Rosa Bonheur (1878) mit 66550 M. bezahlt. Ein Selbstporträt von J. L. E. Meissonier in der Tracht eines venezianischen Edelmanns (1866) kam auf 29455 M.; das »Volksfest in Sevilla« von J. Domingo auf 20 425 M.; »St. Vincent de Paul« von L. Bonnat auf 1 o500 M., während von Makart zwei Pendants »Aufbruch zur Jagdund »Rückkehr von der Jagd« nur 3870 M. und eine Serie von sechs Bildern von ihm, Feste des Ackerbaus, der Jagd u. s. w. darstellend, zusammen 9010 M. brachten.
Die Versteigerung der Galerie Eugène Lyon (Brüssel) bei Georges Petit in Paris am 7. Mai brachte rund 1la Million Fr. und war bemerkenswert wegen der hohen Preise für französische Gemälde um die Mitte des 19. Jahr