darstellungen kaum denken, da ihre sicheren Arbeiten zu abweichend sind. Für Bellano habe ich das Oeuvre schon vor etwa zehn Jahren im Archivio storico delP arte zusammengestellt, und dort ist auch bereits die von Schubring abgebildete Madonna in den Eremitani nachgebildet worden; freilich nicht gerade in musterhafter Weise. Über Urbano dürfen wir in nächster Zeit eine abschliessende Arbeit gerade von Dr. Schubring erwarten.
Noch ein anderes Madonnenrelief in Thon ist im Laufe des Winters in Padua als ein Werk Donatello’s in den Handel gekommen. Ich gebe es hier gleichfalls in Hochätzung, weil es eines der seltenen grossen Bildwerke eines Enkelschülers von Donatello, des Andrea Riccio, ist, wie der Vergleich mit seinen Frauen- und Kindergestalten am Bronzekandelaber des Santo und in anderen Bronzebildwerken ganz überzeugend beweist.
Auf die Behauptung von Dr. Schubring, dass wir die Bronzetlüiren der Sakristei von San Lorenzo als Arbeiten aus den letzten Jahren Donatello’s anzusprechen hätten, kann ich hier nicht näher eingehen. Ich möchte aber wenigstens darauf hinweisen, dass die von ihm angezogene unbestimmte Notiz des Vespasiano Bisticci sich dafür kaum als Beweis anführen lässt, dass hingegen ein anderer Zeitgenosse, Antonio Manetti, in seiner Lebensbeschreibung Brunelleschi’s ausdrücklich sagt, die Thüren seien noch zu dessen Lebzeiten entstanden, also vor Donatello’s Übersiedelung nach Padua im Jahre 1443. Damit stimmt der Stil der grossartigen Figuren dieser Thüren ganz überein.
WILHELM BODE.
PARISER BRIEF
Die beiden grossen Kunstmärkte der »Salonsnehmen alljährlich im Frühling die Aufmerksamkeit des Berichterstatters dermassen in Anspruch, dass darüber die kleinen Veranstaltungen, so interessant sie auch sein mögen, ganz vergessen oder etwas stiefmütterlich behandelt werden. Meine diesbezüglichen Unterlassungssünden zum Teil gut machend, berichte ich nachträglich über die wichtigsten kleineren Kunstausstellungen der letzten beiden Monate.
Eine der hübschesten Pariser Ausstellungen ist in jedem Jahre der »Salon« der Pastellisten. Die Pastellmalerei scheint mir eine spezifisch französische Kunst zu sein, und ihre grösste Blüte fällt in die Zeit, wo die Franzosen die Führung in der Kunst antraten. Im 18. Jahrhundert sind alle jene herrlichen Bildnisse entstanden, welche die Säle des Louvre zieren, und deren ätherischer Reiz nicht nur dem Talent der Künstler, sondern auch etwas der Materie zu danken ist. Das Pastell gleicht dem überaus zarten und leichten, in feinster und leuchtendster Farbenpracht schillernden Schmetterlingsstaube, den man nur etwas unsanft mit dem Finger zu berühren braucht, um seine Schönheit zu zerstören. Das war die rechte Kunst für das leicht tänzelnde Rokoko, und auch heute noch ist diese luftige und duftige Kunst mehr in dem graziösen und leichtsinnigen Paris zu Hause als in den andern Kunststädten Europas, wo Handel und Industrie das Scepter schwingen. Es ist sehr schade, dass das Pastell, gerade wegen seiner ätherischen und leicht zerstörbaren Eigenschaft, sich weniger leicht transportieren lässt als die solidere Ölmalerei, die schon einen gehörigen Puff aushalten kann. Deshalb kennt man im Auslande zwar die französischen Ölmaler kaum weniger gut, als in Frankreich selbst, aber die Pariser Pastellisten sind selbst den Leuten, die sich für Kunst interessieren und sich mit ihr beschäftigen, kaum dem Namen nach bekannt. Das heisst: die meisten von ihnen kennt man auch im Auslande, aber man kennt sie nicht als Pastellisten, sondern weil sie zugleich auch in andern Zweigen der Kunst thätig sind. Besnard, Lhermitte, Gaston La Touche, Menard, Billotte, Aman-Jean, Eliot, Gervex, Guignard, Le Sidaner, Jean Veber, das sind lauter bekannte Namen, denn ihre Träger sind nicht ausschliesslich Pastellisten, sondern pflegen auch die Ölmalerei und sind deshalb auch auf deutschen Ausstellungen regelmässige Gäste. Leandre ist zwar nicht als Ölmaler, aber als Zeichner auch im Auslande bekannt, und der einzige Pastellist, der nichts als Pastellist ist, und den man deshalb im Auslande gar nicht kennt, ist Thevenot.
Von all den genannten kann man bei Gelegenheit der neunzehnten Ausstellung der französischen Pastellisten kaum etwas Neues sagen. Man kennt die Art, wie Lhermitte seine Bauern und Wäscherinnen malt, wie Billotte die melancholischen kleinen Gärten und Winkel in der nächsten Umgebung von Paris schildert, wie Gaston La Touche in leuchtenden Symphonien bald den alten Park von St. Cloud, bald die feenhaft beleuchteten Säle der grossen Oper
Madonna aus unbemaltem Thon von Andrea Riccio
im Besitz des Herrn Julius Böhler zu München