tüchtige Leistungen bekamen wir von Rafael Schuster- Woldan (»Odi profanum vulgus«), Karl Moll, Hermann Urban und dem Bildhauer Hermann Hahn (kleine goldene Medaille). Im deutschen Saal fanden auch zwei Mesdag’sche Marinen Platz, welche die gewohnten Vorzüge dieses Meisters bieten.
ln der ungarischen Abteilung herrschen die Landschaften und zwar die kleine Gruppe der Künstlerkolonie zu Szolnok. Abendstimmungen von den Ufern der Theiss, düstere Regentage, zart gedämpfte Morgenanbrüche, die ganze Melancholie jenes Tieflandes. Franz Olgyay, Ludwig Szlânyi, Daniel Mihalik und Ignatz Ujvâry bieten derartiges. Es sind Leute der jüngeren Generation, die sich seit einigen Jahren in den Gegenden des Donau-Theiss-Beckens herumtreiben und von der Grossstadtkunst so ziemlich isoliert die Stimmungen und den Charakter jenes Tieflandes studieren und festhalten. Es ist der Beginn einer interessanten Differenzierung. Die ungarische Abteilung bekommt ihren Charaktervoll diesen Bildern. In gewohnter guter Qualität sind Zemplényi, Borüth, Csök, Magyar-Mannheimer, Kriesch vertreten.
KARL LYKA.
NEKROLOGE
Am 25. Mai starb in Berlin der Bildhauer Professor Alexander Calandrelli, Mitglied der Akademie und ihres Senats. Er wurde am 9. Mai 1834 in Berlin als Sohn des Edelsteinschneiders Oiovanni Calandrelli geboren, war Schüler der dortigen Akademie 1848—52, arbeitete dann in den Ateliers Dankberg’s, Drake’s und Ferd. Aug.Fischer’s, bis er sich 1864 selbständig machte. Aus der langen Reihe monumentaler Arbeiten, die seinen Namen bekannt machten, seien hier erwähnt die kolossale sitzende Statue des Peter von Cornelius und die des Generals York am Denkmal Friedrich Wilhelm’s III. für Köln, das Relief an der Ostseite des Siegesdenkmals in Berlin mit den Darstellungen des Auszugs der Truppen und der Erstürmung der Di ippeler Schanzen, das eherne Reiterstandbild Friedrich Wilhelm’s IV. auf der Freitreppe der Nationalgalerie, ferner Kolossalstatuen Kaiser Wilhelm’s I. und Kurfürst Friedrich’s I. für das Denkmal auf dem Harlunger Berg bei Brandenburg, eine Kolossalstatue Kaiser Wilhelm’s II. für das Teltower Kreishaus in Berlin und ein Reiterdenkmal Wilhelm’s I. in Bromberg.
Am 18. Mai starb in Bonn der Historiemaler J. Straub aus Düsseldorf im Alter von 54 Jahren. Er war einer der letzten Anhänger der »Nazarener«; sein Hauptwerk ist das Jüngste Gericht in der Dionysiuskirche zu Krefeld.
DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung des grossen Radleuchters im Dom zu Hildesheim ist nach anderthalbjähriger Arbeit von Professor Küsthardt, der vor 30 Jahren die Nachbildung des Leuchters für das Kensingtonmuseum geliefert hatte, und nach dessen Tode von seinen Söhnen unter Mithilfe eines am Berliner Kunstgewerbemuseum ausgebildeten Kupfertreibers verständnisvoll und mit gutem Erfolg vollendet worden. Dieser Radleuchter, bekanntlich der grösste der erhaltenen mittelalterlichen Leuchter, eine Stiftung des Bischofs Hezilo (1054—1079) aus Bernward’s Werkstatt, hat leider mehrfache Zerstörungen, Beraubungen und zwei Restaurationen durchgemacht. Jetzt ist er nicht nur vor gänzlichem Zerfall geschützt, sondern auch glücklich ergänzt und in seiner ursprünglichen Gestalt nach Möglichkeit wiederhergestellt.
Wandgemälde im Rathaus zu Stolp. Der Maler Friedrich Klein-Chevalier, der kürzlich von Düsseldorf nach Berlin gezogen ist, hat im Aufträge des preussischen Kultusministeriums zwei grosse, vier Meter im Quadrat haltende Bilder für das Foyer des Rathauses in Stolp vollendet. Das eine stellt den Stolper Fischmarkt dar, das andere schildert das Getriebe am Stolpmünder Hafen. Für den Sitzungssaal arbeitet Professor Scheurenberg in Berlin an zwei Gemälden in Langformat, die historische Stoffe aus der Ritterzeit und der »Franzosentid« darstellen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Wien. Im Wiener Künstlerhaus werden demnächst die Kopien der Fresken Andrea del Sarto’s im Chiostro dello scalzo zu Florenz, welche Baronesse E. von Loudon mit ebensoviel Fleiss als Talent hergestellt hat, zu sehen sein. Diese interessante Wiederherstellung der vielfach verdorbenen Originale in Gestalt gleich grosser Wiederholungen sind weit mehr als eine sorgfältige Kopistenarbeit, insofern Dokumente und Hilfsmittel aller Art, Stiche, Handzeichnungen, Photographien, Schriftquellen herbeigezogen worden sind. Es gehörten elf Jahre angestrengter Arbeit dazu, diese Riesenaufgabe zu bewältigen. Die Kopien haben sowohl in Florenz, wo sie zum erstenmal öffentlich ausgestellt waren, Aufsehen erregt, als auch in Riga, der Vaterstadt der Künstlerin. Da die Originalfresken Andrea’s einem langsamen aber sicheren Untergange entgegengehen, so ist diese getreue Abschrift und verdienstliche Ergänzung ein Gegenstand von hohem Werte. Die Ausstellung in Wien wird vom 7. bis 20. Juni stattfinden. Von der Treue der Kopien geben die eben im Verlage von Hebensperger & Co. in Riga erschienenen Mattlichtdrucke Zeugnis. Man erkennt daraus, wie tief die baltische Künstlerin in den Geist des Werkes eingedrungen ist, sie hat der Welt damit einen Schatz gerettet, der dem Untergange schon mehrfach nahe war. Vieles ist schon von mitleidslosen Händen übertüncht, die Linien, die Andrea freihändig in den Kalk ritzte, sind stellenweise kaum mehr auffindbar; und wenn etwa ein nochmaliges Erdbeben die rissigen Mauern des Klosters erschüttert, so kann das Hauptwerk Andrea’s in einem Augenblick untergegangen sein.
Münchner Jahresausstellung 1903 im Kgl. Glaspalast. Seine Königliche Hoheit Prinzregent Luitpold wird ebenso wie in den Vorjahren die Ausstellung am Montag, den 1. Juni eröffnen. Für die Eröffnung ist auch an sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses Einladung ergangen. Von nachmittags 2 Uhr ab ist die Jahresausstellung dem allgemeinen Besuch zugänglich.
Im Kunstgewerbemuseum in Berlin ist für kurze Zeit im Schlüterzimmer eine Auswahl neuer englischer Bucheinbände ausgestellt, die in der unter des bekannten Architekten Ashbee künstlerischer Leitung stehenden Guild of Handicraft in London ausgeführt sind. Sie verdienen in technischer und künstlerischer Hinsicht besondere Beachtung.
Der Museumsverein zu Aachen begeht in diesem Jahre die Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestandes. Aus diesem Anlasse erscheint Mitte Juni eine reichillustrierte Denkschrift, die von der Museumsdirektion mit Unterstützung hervorragender Fachgenossen herausgegeben und an die Mitglieder des Vereins verteilt werden wird. Gleichzeitig wird im Museum eine Ausstellung alter Gemälde aus Privalbesitz eröffnet werden, die bis Mitte September währen soll. Bei dieser Gelegenheit werden sich manche kunstgeschichtlich bedeutende Schätze, die bisher kaum bekannt waren, der Öffentlichkeit erschliessen. Nicht