nur hiesige Privatsammlungen, sondern auch die Schlösser der Umgebung werden zu diesem Zwecke ihren wertvollsten Besitz beisteuern.
Budapest. Im Kupferstichkabinett der Landesbildergalerie hat Dr. Gabriel von Térey eine internationale moderne graphische Ausstellung arrangiert, es sind sämtliche Länder mit Ausnahme von England und Amerika vertreten. In drei Sälen sind 191 ausgewählte Stücke, welche die Direktion der Landesbildergalerie in jüngster Zeit erwarb, ausgestellt, besonders reich sind Deutschland, Holland und Frankreich vertreten. Einen erfreulichen Fortschritt hat in den letzten Jahren Ungarn gemacht, es seien besonders die Werke von Victor Olgyai, Graf Stephan Zichy, Professor Ludwig Rauscher, Ludwig Michalek und Franz Helbing genannt. Bemerkt sei, dass Professor Ludwig Rauscher unlängst für seine neuesten graphischen Blätter (Aquatinta) ein vom ungarischen Minister für Kultus und Unterricht ausgesetzter Preis zuerkannt wurde.
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Auf der internationalen Kunstausstellung in Budapest, welche am 15. Mai geschlossen wurde, erhielten folgende ausländische Künstler staatliche Medaillen. Die grosse goldene Medaille: Luden Simon (Im Cirkus) und Th. Austen-Brown (Mutter mit Kind); die kleine goldene Medaille Professor Karl Marr (Der Landschaftsmaler), Oliver Hall (Der Sumpf von Angerton) und Professor Hermann Hahn (Adam). Ferner wurden vom ungarischen Staat für das Museum für schöne Künste auf der gleichen Ausstellung Bilder von folgenden ausländischen Künstlern erworben: Henry Lerolle (Badende Frauen), R. E. Ménard (Landschaft aus Corsica), Professor G. Kuehl (Waisenkinder), W. Mac-Ewen (Grossmutter mit Enkelin), Professor Karl Marr (Der Landschaftsmaler), D. J. Cameron (Amboise-Square), Oliver Hall (Der Sumpf von Angerton), Th. Austen-Brown (Mutter mit Kind), G. Kallstenius (Waldpartie).
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WETTBEWERBE
Architektonischer Wettbewerb. Für den Neubau eines Justizgebäudes in Mainz wird vom hessischen Justizminister soeben ein Wettbewerb unter den in Deutschland ansässigen Architekten mit der Frist bis 1. Oktober ausgeschrieben. Die Preise betragen 5000, 4000 und zweimal 2500 Mark, ferner bleibt der Ankauf von Entwürfen für je 1000 Mark Vorbehalten.
VOM KUNSTMARKT
Versteigerung der Galerie Henneberg in Zürich. Nachdem schon im Laufe des letzten Jahres eine Anzahl von Hauptwerken der Galerie nach Stuttgart, Leipzig und anderen Orten freihändig verkauft worden sind, soll nun der immer noch sehr bedeutende Bestand, der z. B. noch Werke von Böcklin, Knaus, Lenbach, Menzel, Piglheim, Stuck, Uhde umfasst, Ende September bei Hugo Helbing in München versteigert werden.
300000 Mark für einen Raeburn. Der bekannte Sammler Martin Colnaghi bezahlte in einer Auktion bei Robinson & Fischer in London am 21. Mai 300000 Mark für ein Ganzfigurenporträt des Sir John Sinclair of Ulbster, von Raeburn gemalt. Es ist ein feines Beispiel von des Malers hervorragender Stoffbehandlung, besonders des Samtes und der roten Töne. Es wird von W. Armstrong in seinem Werke »Sir Henry Raeburn« sehr gelobt. Die Bilder Raeburn’s haben eine rapide Preissteigerung erfahren. Im Jahre 1877 brachten 49 seiner Arbeiten zusammen nur 120000 Mark, ein Preis, der Anfang Mai für ein einziges Porträt bezahlt wurde und jetzt um mehr als das Doppelte für das obengenannte Bild übertroffen wird.
In den nächsten Tagen kommen bei Christie Bilder von Veronese, Tizian und Boucher zum Verkauf und man macht sich wieder auf Phantasiepreise gefasst.
Am 23. Mai fand bei Christie, Manson & Woods in London eine sehr bedeutende Auktion französischer und englischer Gemälde des 18. Jahrhunderts statt und brachte binnen drei Stunden für 90 Nummern die Summe von 2 /4 Millionen Mark. Den Hauptteil der versteigerten Gemälde bildete die Sammlung Reginald Vaile’s mit 62 Nummern, die alle durch frühere Ausstellungen wohl bekannt waren. Die wichtigsten Stücke darunter waren vier grosse dekorative Paneele von F. Boucher mit den Titeln: die Wahrsagerin, der Liebesbote, das Liebesopfer und Abend, das letztere bezeichnet und 1757 datiert. Sie wurden zusammen verkauft und erreichten den enormen Preis von 470000 Mark. Es stritten um diese Gemälde Sedelmeyer, Agnew und Tooth, und der letztere blieb Sieger. Ein anderes Gemälde von Boucher, die Ruhe der Diana, bezeichnet und 1748 datiert, brachte 63000 Mark. Das Porträt des Mr. de Noirmont von Largillière erreichte 52500 M., während das Pendant dazu, Madame de Noirmont, nur genau die Hälfte brachte, also wieder eine Bestätigung der Regel, dass französische Damenporträts des 18. Jahrhunderts geringer als die Herrenporträts bezahlt werden, während bei englischen Porträts derselben Zeit genau die entgegengesetzte Bewertung stattfindet. Ein drittes Porträt von Largillière, das die Marquise de Vandernesse, einer Hofdame unter Louis XIV. darstellte, kam auf 12600 Mark. Das Doppelporträt der Comtesse de Neubourg mit ihrer Tochter, von J. M. Nattier, eines der berühmtesten Bilder der Vaile-Sammlung, bezeichnet und 1749 datiert, kam auf 94500 Mark. Ferner ein Porträt der Mad. du Barry von F. FL Drouais 42000 Mark, ein Figurenbild von N. Lancret, wandernde Musikanten, 52500 Mark, zwei andere von demselben, Kindergruppe 18000 Mark, Schäfergruppe 17000 Mark, ein ländliches Interieur, genannt die unglückliche Familie, von J. B. Greuze 6300 Mark; die Freuden des Landlebens von J. B. Pater 42000 Mark, ein kleines Damenporträt von A. Watteau 4700 Mark. Eine Überraschung bot ein schmutzig aussehendes und durchlöchertes Damenporträt von T. Gainsborough, das noch kürzlich einem Händler in der Bondstreet vergeblich für 100 Mark angeboten worden war und jetzt von Charles Wertheimer für 27000 Mark versteigert wurde. Ein zweites Bild von Gainsborough, das Porträt des Mr. Ozier, brachte 46000 Mark, ein schönes Damenporträt von Romney 30000 Mark, ein solches von J. Hoppner 38000 Mark, zwei Herrenporträts von J. Reynolds, für die der Künstler 1761 und 1764 80 und 100 Guineas erhalten hatte, brachten jetzt 46000 Mark und 27000 Mark. Von den alten Gemälden kam Venus und Mars von P. Veronese (bezeichnet) auf 130000 Mark, das ebenfalls bezeichnete und von Crowe & Cavalcaselle sehr gerühmte Porträt des Giorgio Cornaro von Tizian auf rund 100000 Mark.
VERMISCHTES
Zu der in der letzten Zeit zu einem wahren Feldgeschrei gewordenen Frage der Bedeutung Münchens als Kunststadt hat H. E. von Berlepsch kürzlich in der Zeitschrift »Werkstatt der Kunst« ein gründliches Wort gesprochen. Berlepsch, dessen Ausführungen sich nur mit dem Münchner Kunstgewerbe befassen, gesteht ohne alle falsche Scheu offen ein, dass der in München herrschende Geist nicht die Erwartung hegen lasse, dass München seine führende Stellung noch lange inne haben werde. Es sei denn, und das hofft der Verfasser zuversichtlich, dass neue zielbewusste Thatkraft in den offiziellen Handlungen des Münchner Kunstgewerbes zum Ausdruck käme.