Nachdem die dekorative Kunst glücklich aus dem Glaspalast herausgetrieben sei, gäbe es nunmehr in München keine Stelle, wo sich das moderne Münchner Kunstgewerbe im grossen Stile zeigen könne. Die schaffenden Münchner Künstler wären also geradezu darauf angewiesen, sich an auswärtigen Veranstaltungen zu beteiligen. Von der geplanten Ausstellung im Jahre 1904 hätte man sich etwas Gutes versprechen können, aber sie ist ins Wasser gefallen und das hat dem Ansehen Münchens sehr geschadet, aber auch wenn sie wirklich zur Ausführung gekommen wäre, so hätte die Idee, die Berlepsch von Anfang an bekämpft hat, die Ausstellung im Glaspalast unterzubringen, niemals ein genügendes Resultat ergeben. Es fehlt eben in München an einem grossen Heim, wo sich die dekorative Kunst grossen Stiles repräsentieren kann. Berlepsch tritt nun unbedingt dafür ein, dass die Münchner Künstlerschaft sich aufraffen müsse, um ein solches den neuzeitlichen Anforderungen entsprechendes Gebäude zu errichten, das zunächst sich nur in bescheidenen Grenzen zu halten habe, dessen Bedingungen aber so gestellt sein sollten, dass eine allmähliche Erweiterung möglich sei. Als das Ideal eines Ausstellungshauses bezeichnet Berlepsch (und wie uns scheinen will mit vielem Rechte) Olbrich’s Wiener Secessionshaus, dass durch die Verschiebbarkeit der Wände u. s. w. bei jeder Ausstellung den jeweiligen Bedingungen angepasst, ein ganz neues Ansehen habe. Überhaupt erklärt der Verfasser die einmütige strebsame repräsentative Art der Wiener Secession für etwas wirklich Vorbildliches. Auch die Schulleistungen in München unterzieht er einer scharfen Kritik und weist auf das hin, was in Dresden, insonderheit durch Karl Gross geleistet wird. Der Berliner Kunstgewerbeverein, meint er, hätte neulich sein Jubiläum durch die grosse Kraftanstregung einer Ausstellung gefeiert, der Münchner Verein bezeichnenderweise durch italienische Maskerade und durch ein Kellerfest, bei dem viel gesprochen und noch mehr getrunken worden sei.
Professor Albert Krüger in Berlin hat die Reihe seiner vortrefflichen Farbenholzschnitte um ein neues meisterhaftes Blatt vermehrt. Es ist eine Wiedergabe des Porträts des Dogen Loredano von Bellini in der National Gallery in London. Es wurde im Aufträge eines englischen Kunstverlegers hergestellt und in einer Auflage
von 300 Exemplaren gedruckt, und ist schon jetzt vergriffen. Man muss bedauern, dass durch die kleine Auflage der Verbreitung dieses Blattes, in dem sich Krüger’s feine Technik auf dem Höhepunkt zeigt, so enge Schranken gezogen sind.
Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis. Wohl noch niemals hat eine zu neuem Leben erweckte alte Hausindustrie eine solche sympathische Aufnahme erfahren als die Scherrebeker Webeschule, die Schöpfung des rührigen Pastors Jacobsen. Aber trotzdem diese Webereien von Museen ausgestellt, angekauft und empfohlen worden sind und trotzdem viele kunstsinnige Damen durch Arbeiten in Scherrebeker Art das Interesse für diese Webereien weit verbreitet haben, hatte die Anstalt keinen finanziellen Erfolg aufzuweisen und musste liquidieren. Es wäre zu wünschen, dass staatliche oder private Unterstützung dieser zweifellos verdienstvollen Kunstindustrieschule zu teil würde, bis sie sich aus eigenen Mitteln zu halten vermag.
Über Fälschungen im Pariser Kunsthandel. Die freche Antikenfälschung, deren Opfer die Louvreverwaltung geworden ist, giebt in der internationalen Presse die Veranlassung zur Erörterung alter und neuer Kunstfälschungen. Museumsbeamte und Sammler berichten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen, Eudel selbst, der Verfasser des bekannten Werkes »le truquage«, erzählte Altes und Neues von den Fälscherkünsten, aber noch beachtenswerter und lehrreich für jeden, auch den sehr erfahrenen Sammler, ist die Studie über die Fälschungen im Pariser Kunsthandel, die unser Mitarbeiter K. E. Schmidt in der Frankfurter Zeitung vom 21. Mai veröffentlichte. Es sind nicht so sehr die bewussten und totalen Fälschungen, die den Käufer irreleiten, als die unbewussten oder partiellen Fälschungen unter geradezu verblüffenden Verhältnissen. Man gewinnt bei dieser Lektüre die Überzeugung, dass im Pariser Kunsthandel niemand, wirklich niemand auslernt und vor Täuschungen sicher ist.
Der vermisste Rembrandt, den Herr Dr. Hofstede de Groot am 14. Februar nach Petersburg sandte, ist noch nicht aufgefunden worden. Der Adressat heisst nicht P. Laraf, wie in unserer Nummer 25 berichtet wurde, sondern P. Delarof. Das Bild, auf Eichenholz gemalt, ist 21,5:16,5 Centimeter gross und 1633 datiert.
Inh all: Ein neues Madonnenrelief Donafello’s? Von Wilhelm Bode. — Pariser Brief. Von Karl Eugen Schmidt. — Internationale Kunstausstellung in Budapest. Von Karl Lyka. -- Alexander Calandrelli f; J. Straub f- - Wiederherstellung des grossen Radleuchters im Dom zu Hildesheim; Wandgemälde im Rathaus zu Stolp. — Ausstellung im Wiener Künsllerhaus ; Münchner Jahresausstellung 1903 im Kgl. Glaspalast; Ausstellung von Bucheinbänden in Berlin; Ausstellung alter Gemälde aus Privatbesitz in Aachen; Graphische Ausstellung in Budapest; Verleihung von Medaillen. — Architektonischer Wettbewerb. — Versteigerung der Galerie Henneberg in Zürich; 300000 Mark für einen Raeburn; Auktion französischer und englischer Gemälde. — Bedeutung Münchens als Kunststadt; Farbenholzschnitt von Professor Albert Krüger; Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis; Ueber Fälschungen im Pariser Kunsthandel; Ein vermisster Rembrandt. — Anzeigen.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
Kunstauktionen in München
in der Galerie Helbing, Wagmüllerstrasse 15
Montag, den 15. Juni 1903
Ölgemälde alter und moderner Meister
aus dem Nachlasse der Gräfin Paniine Lüttichau geb. Dorlu auf Schloss Stein (Schlesien), sowie aus dem Nachlasse des Herrn 0. in St. und aus dem Nachlasse des in München verstorbenen Kunstmalers A. vou Swieszewski.
Der illustrierte Katalog gratis.
Montag, den 22. Juni 1903 Ölgemälde alter Meister aus der Verlassenschaft des verstorbenen Rentiers Jos. Ant. Squindo, München. Besichtigung die letzten fünf Tage vor der Auktion. — Preis des ill. Kataloges mit 12 Lichtdrucktafeln M.2.—.
Hugo Helbing,
Liebigstrasse 21 München Wagnnillerstr. 15
Muther,
Gesell, (t. Malerei d.l9.Jahrh.
komplett, tadellos erhalten, gut gebunden
zu verkaufen.
Offerten unter S. S. 1652 an die Geschäftsstelle dieses Blattes.
Aktstudien f. Künstler
2 Kab. 50 Min. 3 M., 4 Kab. 100 Min. 5 M. Karl Weigel, Bayreuth
Professor Albert Krüger in Berlin hat die Reihe seiner vortrefflichen Farbenholzschnitte um ein neues meisterhaftes Blatt vermehrt. Es ist eine Wiedergabe des Porträts des Dogen Loredano von Bellini in der National Gallery in London. Es wurde im Aufträge eines englischen Kunstverlegers hergestellt und in einer Auflage
von 300 Exemplaren gedruckt, und ist schon jetzt vergriffen. Man muss bedauern, dass durch die kleine Auflage der Verbreitung dieses Blattes, in dem sich Krüger’s feine Technik auf dem Höhepunkt zeigt, so enge Schranken gezogen sind.
Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis. Wohl noch niemals hat eine zu neuem Leben erweckte alte Hausindustrie eine solche sympathische Aufnahme erfahren als die Scherrebeker Webeschule, die Schöpfung des rührigen Pastors Jacobsen. Aber trotzdem diese Webereien von Museen ausgestellt, angekauft und empfohlen worden sind und trotzdem viele kunstsinnige Damen durch Arbeiten in Scherrebeker Art das Interesse für diese Webereien weit verbreitet haben, hatte die Anstalt keinen finanziellen Erfolg aufzuweisen und musste liquidieren. Es wäre zu wünschen, dass staatliche oder private Unterstützung dieser zweifellos verdienstvollen Kunstindustrieschule zu teil würde, bis sie sich aus eigenen Mitteln zu halten vermag.
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Der vermisste Rembrandt, den Herr Dr. Hofstede de Groot am 14. Februar nach Petersburg sandte, ist noch nicht aufgefunden worden. Der Adressat heisst nicht P. Laraf, wie in unserer Nummer 25 berichtet wurde, sondern P. Delarof. Das Bild, auf Eichenholz gemalt, ist 21,5:16,5 Centimeter gross und 1633 datiert.
Inh all: Ein neues Madonnenrelief Donafello’s? Von Wilhelm Bode. — Pariser Brief. Von Karl Eugen Schmidt. — Internationale Kunstausstellung in Budapest. Von Karl Lyka. -- Alexander Calandrelli f; J. Straub f- - Wiederherstellung des grossen Radleuchters im Dom zu Hildesheim; Wandgemälde im Rathaus zu Stolp. — Ausstellung im Wiener Künsllerhaus ; Münchner Jahresausstellung 1903 im Kgl. Glaspalast; Ausstellung von Bucheinbänden in Berlin; Ausstellung alter Gemälde aus Privatbesitz in Aachen; Graphische Ausstellung in Budapest; Verleihung von Medaillen. — Architektonischer Wettbewerb. — Versteigerung der Galerie Henneberg in Zürich; 300000 Mark für einen Raeburn; Auktion französischer und englischer Gemälde. — Bedeutung Münchens als Kunststadt; Farbenholzschnitt von Professor Albert Krüger; Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis; Ueber Fälschungen im Pariser Kunsthandel; Ein vermisster Rembrandt. — Anzeigen.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
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in der Galerie Helbing, Wagmüllerstrasse 15
Montag, den 15. Juni 1903
Ölgemälde alter und moderner Meister
aus dem Nachlasse der Gräfin Paniine Lüttichau geb. Dorlu auf Schloss Stein (Schlesien), sowie aus dem Nachlasse des Herrn 0. in St. und aus dem Nachlasse des in München verstorbenen Kunstmalers A. vou Swieszewski.
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Montag, den 22. Juni 1903 Ölgemälde alter Meister aus der Verlassenschaft des verstorbenen Rentiers Jos. Ant. Squindo, München. Besichtigung die letzten fünf Tage vor der Auktion. — Preis des ill. Kataloges mit 12 Lichtdrucktafeln M.2.—.
Hugo Helbing,
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Aktstudien f. Künstler
2 Kab. 50 Min. 3 M., 4 Kab. 100 Min. 5 M. Karl Weigel, Bayreuth