man die Holzwand an ihre jetzige Stelle gerückt und damit den unteren Teil des Gemäldes verdeckt, wie aus den beiden Stichen zu ersehen ist.
Charlottenburg ROBERT SCHMIDT.
DIE VERSTEIGERUNG LELONG IN PARIS
Seit der Versteigerung der Sammlung Spitzer vor nunmehr zehn Jahren hat keine Pariser Auktion eine so hohe Summe erzielt, als diejenige der Sammlung Lelong, deren drei Hauptgruppen — eine kleinere vierte Versteigerung erstreckt sich bis zum 20. Juni — die enorme Summe von 8711832 Franken für 1440 Nummern ergab. In der koketten Galerie Georges Petit fanden die Versteigerungen der drei ersten Gruppen seit dem 27. April statt, und dauerten mit einigen Pausen bis zum 29. Mai. Im wesentlichen handelte es sich bei dieser Sammlung um Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die Teilnahme der reichen Sammler und der den Preisrekord für die amerikanischen Millionäre hochhaltenden grossen Händler war ausserordentlich, so dass in vielen Fällen Preise erzielt wurden, die weit über die Grenzen vernünftiger Schätzung hinausgingen. Manchmal, besonders bei der Versteigerung der Sèvres-Porzellane, der Polstermöbel des 18. Jahrhunderts schien es, als ob die elegante Welt einer Hypnose erlag, denn es wurden in mehreren Fällen Preise bezahlt, die nicht aus der natürlichen Vorliebe der Franzosen für ihre beste nationale Kunst, sondern nur aus der halb oder ganz mondänen Eitelkeit, die höchsten Preise um die Wette bieten zu können, erklärt werden können. Gewiss wird auch der Kunsthändler bei diesem Preisspiel seine Rechnung finden, aber es wäre unrichtig, zu glauben, dass die unter aussergewöhnlich günstigen Umständen gemachte Vente Lelong das übliche Niveau der Preise für die Kunst des 18. Jahrhunderts auf lange Dauer noch wesentlich höher heben wird, als es an und für sich schon ist. Nach der wieder besonneneren Schätzung des Empire, das vor kurzem noch Trumpf war, nach dem starken Rückgang der modernen Invasionsversuche im französischen Luxusmobiliar, hat das Louis XV. und Louis XVI. wieder alle Freunde vornehmer Ausstattungskunst vereinigt und die reichen und reichsten Leute in Frankreich, in England und jenseits des grossen Wassers fahren ruhig fort, der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts den Vorzug vor allen anderen Stilen zu geben. Dem 17. Jahrhundert ist diese Schätzung bis zu einem gewissen Grade zu gute gekommen. In langen Jahren hat Madame Lelong, die einst im Kunsthandel stand, mit sehr viel Geschmack und einer untrüglichen Nase für das seltene bibelot ruhelos gesammelt, und hatte das alte Hotel am Quai de Béthune, das sie um seiner alten Boiserien wegen erwarb — einige davon verkaufte sie an einen der Rothschild — mit Kostbarkeiten angefüllt. Längst hatte sie sich vom Handel zurückgezogen und lebte ganz der Musik, und als sie starb, fand sich, dass sie die »Société des Artistes Musiciens fondée par le Baron Taylor« zum Erben ihrer Besitztümer bestimmt hatte.
Dass bei einer so grossen Menge Werke neben ganz einzigen Stücken auch Minderes und manches nur alt scheinende sich einstellen musste, ist natürlich. Und dass bei einer Käuferschar, die in sich die disparatesten Elemente vereinigt, auch Minderwertiges zuweilen hoch und Gutes niedrig bezahlt wurde, so dass etwa auch ein sorgfältig wählendes Museum mit leidlicher Börse auf seine Rechnung kommen konnte, das ist ebenso natürlich. > So konnte ein Pariser Händler die acht reizenden Louis’ XVI. Panneaux—schmale Holzfüllungen mit ausserordentlich geistreichem Grotteskenschnitzwerk für 14500 — erstehen, um gleich darauf sie mit 40000 Fr. zu bewerten. Unter den Bronzen konnte man, wenn man sich vorher genau orientiert hatte, ein paar gute alte Clodions für wenige tausend Franken erstehen, weil sie in einem Atem mit zweifelhaften und offenkundig modernen Bronzen zum Verkauf kamen. Selbst unter den Augen der Auguren sind diese Glücksfälle möglich und oft dann am ehesten, wenn man sie am wenigsten erwartet.
Aus der Menge wollen wir nur wenige Hauptpreise hervorheben. Das Selbstbildnis von Francois-Hubert Drouais und als Pendant dasjenige seiner Frau (15, 16) brachten 120000 Fr. Eine entzückende Salondekoration von Christophe Huet — die vier Jahreszeiten — erzielte 90000 Fr., selbst unbedeutende kleine Kinderscenen Huet’s wurden mit 17500 Fr. bezahlt. Das Porträt der Marquise du Châtelet von Nicolas de Largillière 43000 Fr., das der Herzogin von Orleans 35000 Fr., das Bildnis des Leibarztes Ludwig’s XV. Gigot de la Peyronie von ) Hyacinthe Rigaud 49000 Fr., ein Mädchenbildnis von L. Trinquesse 33500 Fr. Von den Bildern Louis-Léopold Boilly’s wurde »La cage inaccessible« mit 31500 Fr. bezahlt und ein allegorisches Porträt im antikisierenden Geschmack von Sir William Beechey erzielte 33000 Fr. Ein Aelbert Cuyp, Bildnis eines jungen Mädchens 14800, ein Selbstbildnis der Constanze Mayer, der Schülerin Prud’hon’s 11 200; eine Kopie nach Nattier’s Madame Adélaide de France brachte 33000 (!), ein Hundeporträt von Jean-Baptiste Oudry 22500, ein Bildnis von Rigaud: Louis de la Tour d’Auvergne 22500 Fr., eine Salondekoration in der Art des Leriche (Ende 18. Jahrhunderts) brachte 55000 — wie denn überhaupt dergleichen dekorative Malereien auch geringerer Maler, wenn sie nur gut verwendbar waren, hoch bezahlt wurden.
Die farbigen Kupfer des 18. Jahrhunderts von Debucourt, Janinet, nach Morland, nach Lavreince brachten keine aussergewöhnlichen Preise.
Um so enormer war die Steigerung in den Preisen der kunstgewerblichen Arbeiten. Nur einige wenige dienen zur Charakteristik: Ein tëte-â-tëte aus Weichporzellan von Vincennes 1753, mit Blumendekor von Taillandier, brachte 11100 Fr., zwei 14 Zentimeter hohe Jardinieren, Sèvres 1757, stiegen auf 20000 Fr., ein Cabaret solitaire 1761/2, aus fünf Stück bestehend, 28000 Fr. Zwei sogen. Rafraichissoires auf einer Schüssel, 1765, brachten 36000 Fr. Zwei Biskuitgruppen nach Falconnet 29700 Fr. Zwei 13 Zenti
Charlottenburg ROBERT SCHMIDT.
DIE VERSTEIGERUNG LELONG IN PARIS
Seit der Versteigerung der Sammlung Spitzer vor nunmehr zehn Jahren hat keine Pariser Auktion eine so hohe Summe erzielt, als diejenige der Sammlung Lelong, deren drei Hauptgruppen — eine kleinere vierte Versteigerung erstreckt sich bis zum 20. Juni — die enorme Summe von 8711832 Franken für 1440 Nummern ergab. In der koketten Galerie Georges Petit fanden die Versteigerungen der drei ersten Gruppen seit dem 27. April statt, und dauerten mit einigen Pausen bis zum 29. Mai. Im wesentlichen handelte es sich bei dieser Sammlung um Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die Teilnahme der reichen Sammler und der den Preisrekord für die amerikanischen Millionäre hochhaltenden grossen Händler war ausserordentlich, so dass in vielen Fällen Preise erzielt wurden, die weit über die Grenzen vernünftiger Schätzung hinausgingen. Manchmal, besonders bei der Versteigerung der Sèvres-Porzellane, der Polstermöbel des 18. Jahrhunderts schien es, als ob die elegante Welt einer Hypnose erlag, denn es wurden in mehreren Fällen Preise bezahlt, die nicht aus der natürlichen Vorliebe der Franzosen für ihre beste nationale Kunst, sondern nur aus der halb oder ganz mondänen Eitelkeit, die höchsten Preise um die Wette bieten zu können, erklärt werden können. Gewiss wird auch der Kunsthändler bei diesem Preisspiel seine Rechnung finden, aber es wäre unrichtig, zu glauben, dass die unter aussergewöhnlich günstigen Umständen gemachte Vente Lelong das übliche Niveau der Preise für die Kunst des 18. Jahrhunderts auf lange Dauer noch wesentlich höher heben wird, als es an und für sich schon ist. Nach der wieder besonneneren Schätzung des Empire, das vor kurzem noch Trumpf war, nach dem starken Rückgang der modernen Invasionsversuche im französischen Luxusmobiliar, hat das Louis XV. und Louis XVI. wieder alle Freunde vornehmer Ausstattungskunst vereinigt und die reichen und reichsten Leute in Frankreich, in England und jenseits des grossen Wassers fahren ruhig fort, der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts den Vorzug vor allen anderen Stilen zu geben. Dem 17. Jahrhundert ist diese Schätzung bis zu einem gewissen Grade zu gute gekommen. In langen Jahren hat Madame Lelong, die einst im Kunsthandel stand, mit sehr viel Geschmack und einer untrüglichen Nase für das seltene bibelot ruhelos gesammelt, und hatte das alte Hotel am Quai de Béthune, das sie um seiner alten Boiserien wegen erwarb — einige davon verkaufte sie an einen der Rothschild — mit Kostbarkeiten angefüllt. Längst hatte sie sich vom Handel zurückgezogen und lebte ganz der Musik, und als sie starb, fand sich, dass sie die »Société des Artistes Musiciens fondée par le Baron Taylor« zum Erben ihrer Besitztümer bestimmt hatte.
Dass bei einer so grossen Menge Werke neben ganz einzigen Stücken auch Minderes und manches nur alt scheinende sich einstellen musste, ist natürlich. Und dass bei einer Käuferschar, die in sich die disparatesten Elemente vereinigt, auch Minderwertiges zuweilen hoch und Gutes niedrig bezahlt wurde, so dass etwa auch ein sorgfältig wählendes Museum mit leidlicher Börse auf seine Rechnung kommen konnte, das ist ebenso natürlich. > So konnte ein Pariser Händler die acht reizenden Louis’ XVI. Panneaux—schmale Holzfüllungen mit ausserordentlich geistreichem Grotteskenschnitzwerk für 14500 — erstehen, um gleich darauf sie mit 40000 Fr. zu bewerten. Unter den Bronzen konnte man, wenn man sich vorher genau orientiert hatte, ein paar gute alte Clodions für wenige tausend Franken erstehen, weil sie in einem Atem mit zweifelhaften und offenkundig modernen Bronzen zum Verkauf kamen. Selbst unter den Augen der Auguren sind diese Glücksfälle möglich und oft dann am ehesten, wenn man sie am wenigsten erwartet.
Aus der Menge wollen wir nur wenige Hauptpreise hervorheben. Das Selbstbildnis von Francois-Hubert Drouais und als Pendant dasjenige seiner Frau (15, 16) brachten 120000 Fr. Eine entzückende Salondekoration von Christophe Huet — die vier Jahreszeiten — erzielte 90000 Fr., selbst unbedeutende kleine Kinderscenen Huet’s wurden mit 17500 Fr. bezahlt. Das Porträt der Marquise du Châtelet von Nicolas de Largillière 43000 Fr., das der Herzogin von Orleans 35000 Fr., das Bildnis des Leibarztes Ludwig’s XV. Gigot de la Peyronie von ) Hyacinthe Rigaud 49000 Fr., ein Mädchenbildnis von L. Trinquesse 33500 Fr. Von den Bildern Louis-Léopold Boilly’s wurde »La cage inaccessible« mit 31500 Fr. bezahlt und ein allegorisches Porträt im antikisierenden Geschmack von Sir William Beechey erzielte 33000 Fr. Ein Aelbert Cuyp, Bildnis eines jungen Mädchens 14800, ein Selbstbildnis der Constanze Mayer, der Schülerin Prud’hon’s 11 200; eine Kopie nach Nattier’s Madame Adélaide de France brachte 33000 (!), ein Hundeporträt von Jean-Baptiste Oudry 22500, ein Bildnis von Rigaud: Louis de la Tour d’Auvergne 22500 Fr., eine Salondekoration in der Art des Leriche (Ende 18. Jahrhunderts) brachte 55000 — wie denn überhaupt dergleichen dekorative Malereien auch geringerer Maler, wenn sie nur gut verwendbar waren, hoch bezahlt wurden.
Die farbigen Kupfer des 18. Jahrhunderts von Debucourt, Janinet, nach Morland, nach Lavreince brachten keine aussergewöhnlichen Preise.
Um so enormer war die Steigerung in den Preisen der kunstgewerblichen Arbeiten. Nur einige wenige dienen zur Charakteristik: Ein tëte-â-tëte aus Weichporzellan von Vincennes 1753, mit Blumendekor von Taillandier, brachte 11100 Fr., zwei 14 Zentimeter hohe Jardinieren, Sèvres 1757, stiegen auf 20000 Fr., ein Cabaret solitaire 1761/2, aus fünf Stück bestehend, 28000 Fr. Zwei sogen. Rafraichissoires auf einer Schüssel, 1765, brachten 36000 Fr. Zwei Biskuitgruppen nach Falconnet 29700 Fr. Zwei 13 Zenti