wie sie heute erscheint, darf als eine wohlgelungene bezeichnet werden. Das reiche Material ist kritisch gesichtet worden und nach historischen Gesichtspunkten geordnet. Die Säle der Konservatoren im ersten Stockwerk sind im wesentlichen unverändert geblieben, wie auch der Saal der Fasten, die Kapelle und der Porzellane. Neugeordnet und ausgebaut wurden vor allem die Säle, die an den zweiten Hof des Palastes stossen, welcher als Garten hergerichtet ist mit grünem Rasen und plätscherndem Wasser und schnell emporgeschossenen Lorbeeren und Orangen. Nichts könnte erfreulicher wirken auf den Besucher als solch eine Oase mitten in den ernsten und oft kalten Räumen eines Museums. Auch sind hier mitten im Grün einige weniger wertvolle Antiken in zwangloser Weise aufgestellt: einen der Eingänge bewacht ein herrlicher sitzender Hund; im Grase schlummern Amoretten; ein kniender Silen hält einen Schlauch, aus dem das Wasser in den Brunnen plätschert; und um die berühmte Gruppe des von einem Löwen angefallenen Pferdes ist gleichfalls ein Brunnenbassin aufgemauert. Vor allem aber ist in diesem Gärtchen an einer der hohen Wände der älteste Plan von Rom, die Forma Urbis, eingemauert, wie man sie im Altertum auf dem Forum am Templum sacrae urbis sah. Im Korridor nebenan, der sogenannten »Sala degli Orti Lamiani« ist unter anderen Antiken in der Mitte die sogenannte esquilinische Venus aufgestellt, am Ende die Halbfigur des Kaisers Commodus mit den Attributen des Herakles. Gegenüber in den Sälen der esquilinischen Gräber, der Terrakotten und Bronzen ist nichts Wesentliches erneuert worden, aber auch hier hat man sich bestrebt gezeigt, historisch zu gruppieren und in den erweiterten Räumen die Monumente übersichtlicher aufzustellen. Die grosse Freitreppe des Konservatorenpalastes führt hinauf in den zweiten Stock, wo in langer Reihe die Mosaiken und Glasgefässe aufgestellt sind, wo der vergoldete Herakles, den schon Sixtus IV. der Kapitolinischen Sammlung geschenkt hatte, am Ende des langen Korridors einen besonders würdigen Platz gefunden hat. Hohe Säle mit reichlichem Oberlicht sind für die Pinakothek hergerichtet worden, deren Gemälde erst zum Teil ihren Platz gefunden haben. Eine grosse Marmorinschrift gedenkt der Neuordnung des Museums unter Viktor Emanuel III., dessen Regierung, wie zu hoffen ist, noch andere Ruhmesthaten auf dem grossen Gebiete der Kultur zu verzeichnen haben wird, wie die Einweihung des Museo Baracco unweit der Engelsbrücke und des Palastes der Anquillara am Tiber, e. st
Die Königliche Gemäldegalerie in Dresden hat von Herrn Ed. Cichorius in Leipzig als wertvolles Geschenk drei Landschaften von Joh. Anton Koch und zwei Landschaften von Ludwig Richter erhalten. Die letzteren sind für die von Quandt’sche Sammlung 1827 und 1828 gemalt; sie stellen Civitella und Ariccia dar und befinden sich gegenwärtig in der Richter-Ausstellung auf der Brühl’schen Terrasse.
Reichenberg. Das Nordböhmische Gewerbemuseum in Reichenberg bereitet soeben eine Ausstellung von Miniaturen vor.
Die Ausstellung des k. k. Wandermuseums, eine Gründung des österreichischen Ministeriums für Kultus und Unterricht, welche über 200 mustergültige photographische Wiedergaben der hervorragendsten Werke der Malerei und Bildhauerei des 19. Jahrhunderts umfasst, wurde in den letzten Monaten in sechs Städten Mährens ausgestellt und durch Skioptikonvorträge erläutert. Der Besuch dieser Veranstaltungen war in allen Städten ein ungemein starker, und hat sich der Gedanke des Ministeriums in Städten, die weniger mit Ausstellungen überfüttert sind, ein derartiges umfassendes Gesamtbild der
Kunst des 19. Jahrhunderts vorzuführen, auf das Glänzendste bewährt.
DENKMÄLER
Das erste deutsche Kriegerdenkmal in Amerika, vom Hauptverbande der Veteranen und Krieger des deutschen Heeres errichtet, ist am 30. Mai in Philadelphia feierlich enthüllt worden. Das von dem Berliner Bildhauer Albert Moritz Wolff geschaffene Denkmal stellt einen Krieger in voller Ausrüstung mit hochgeschwungener Fahne in der Hand dar. Die Figur ist in Bronze gegossen und misst 2,30 m, die Fahne ist in Kupfer getrieben. Es hat seinen Platz auf dem Friedhofe des Hauptverbandes der amerikanischen Veteranen und Krieger des deutschen Heeres in einer prachtvollen Anlage erhalten.
VOM KUNSTMARKT
In der Galerie Helbing in München finden Montag den 15. und Montag den 22. Juni Versteigerungen alter und moderner Ölgemälde statt. Die erste umfasst Gemälde aus dem Besitze der Gräfin Pauline Lüttichau auf Schloss Stein und den künstlerischen Nachlass des Malers A. von Swieszewski; die zweite Ölgemälde alter Meister aus dem Besitze des verstorbenen Rentiers J. A. Squindo in München. Über beide Versteigerungen sind illustrierte Kataloge ausgegeben, der eine mit zwölf Lichtdrucktafeln.
VERMISCHTES
Der am 26. Mai in Dresden stattgehabte Delegiertentag der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft protestierte gegen das Vorgehen des Reichskommissars bezüglich der Ausstellung in St. Louis und beschloss, ein durch eine Deputation zu überreichendes Schreiben an den Reichskanzler zu richten, worin die Berechtigung der Ansprüche der Genossenschaft dargethan wird, und ermächtigte den Vorstand zur Erwerbung der juristischen Persönlichkeit.
Bilderrestauration. Die erste Fassung von Böcklin’s Villa am Meere (von 1864) war hinsichtlich ihrer Erhaltung von Anfang an ein Sorgenkind für die Schack’sche Galerie. Graf Schack schrieb seiner Zeit über das Bild: »Leider hatte der Künstler, der das Experimentieren liebt, dasselbe mit unsolider Technik gemalt. Als es in München anlangte, bemerkte ich, dass die Farben sich nicht gehörig mit der Leinwand verbunden hatten; es waren, glücklicherweise an Stellen, die leicht ausgebessert werden konnten, ganze Stücke herausgefallen. So bestellte ich, da ich die Vergänglichkeit des einen Exemplars erkannte, das Gemälde noch einmal.« Man hat es nun, um es weiter zu erhalten, in jüngster Zeit festgebügelt und gefirnist. Gegenwärtig hat sich infolge des frischen Firnissens der sogenannte Blaulauf auf dem Bilde eingestellt, der in Laienkreisen Aufsehen erregte, der aber erfahrungsgemäss wieder nach einiger Zeit verschwindet. — Auch das köstliche Bild »Altrömische Weinschenke« zeigt einen alten Schaden, der hier nicht in der Malerei, sondern in der fehlerhaften Beschaffenheit der Holztafel liegt. Es ist ein starker Sprung, der sich schräg durch den oberen Teil hinzieht und eine gründliche Sicherung nötig macht.
Von dem vielbesprochenen Paumgärtner-Altäre in der Münchner Pinakothek ist nun auch das Mittelstück, die Geburt Christi, von Professor Hauser soweit von seiner entstellenden Übermalung befreit, dass die kleinen Stifterfiguren, die nach Massgabe der alten in der Lorenzkirche zu Nürnberg befindlichen Kopie unter der neuen Farbenschicht zu erwarten waren, glücklich blossgelegt sind.