stück in S. Maria delPAnima, das Martyrium des hl. Lambert, das in der Tonschönheit seines Helldunkels mit Renrbrandt wetteifert, entlockt ihm nur die trockene Bemerkung: »Seiner Eigenheit, in seinen Bildern Glatzköpfe und Pelzwerk anzubringen, folgt er auch hier.« Hat denn die Entführung dieses Bildes nach Frankreich den allzusehr »denkenden« Romfahrer nicht stutzig gemacht und hat er, der gut Belesene, den schönen, geistvoll vorausdeutenden Essai HermanGrimm’s über Saraceni nicht zu Gesicht bekommen? Aber diesürteil, das geringschätzig einen Meister des i7jahrhunderts abthut, hat leider symptomatische Bedeutung als ein leerer Nachhall modernen kunsthistorischen Werfens, das drauf und dran ist zu verknöchern. In dem Masse, wie die vom Marktwert getragene Begeisterung für die Quattrocentisten niedrigsten Wuchses, für einen »Meister der Marmormadonnen«, einen »Schüler des Botticelli«, einen »Ghirlandaio-Nachfolger« abnehmen wird, kommt die Zeit heran, »wo die Götter wiederkehren«, nicht alle, aber doch jene Besten, die Goethe bewundert hat und die der geläuterte Geschmack der Franzosen der einstigen Entführung in das Weltmuseum des Louvre nicht unwert erachtete.
Der neue Band, auf den v. Graevenitz vertröstet und in dem er sein Thema für das 19. Jahrhundert durchführen soll, wird ihn vor eine ganz anders geartete Aufgabe stellen. Er wird eine strenge Einheit bilden müssen gegenüber den lose zusammengefügten Kapiteln des vorliegenden Buches. Und sein leitender Gedanke wird die Sehnsucht sein, eine echt romantische Sehnsucht, die alle moderne Skepsis nicht zu unterdrücken vermocht hat. Er möge nicht lang auf sich warten lassen. Er wird dankbar angenommen werden und sein Gutes stiften, wie jede ernste Arbeit, auch wenn er, wie der jetzt vorliegende, nur die Luft um die grossen Dinge bietet — nicht die Einsicht in die grossen Dinge selbst. Hans Mackowsky.
NEKROLOGE
James Abbott Mc Neill Whistler starb am x 1. Juli d. J. in London. Mit ihm ist einer der Grossen dahingegangen, ein wirkliches Malergenie mit höchst gesteigertem Sinn für Farbe, Licht und Luft, ein unermüdlicher schneidiger Streiter für die koloristischen Prinzipien der modernen Malerei gegenüber der Formgerechtigkeit der älteren Richtung, dabei ein scharf satirischer, origineller und in Äusserlichkeiten wunderlicher Mann Über den Ort und das Jahr seiner Geburt liebte Whistler es, einen geheimnisvollen Schleier zu ziehen. Die einen sagen, er sei 1835 in Petersburg, die anderen behaupten, er sei in Lowell (Massachusetts) geboren. Im Jahre 1851 finden wir den jungen Mann in Westpoint, der bekannten Militärschule in Amerika, um dort ausgebildet zu werden, aber schon vier Jahre später entsagte er dieser Laufbahn endgültig, siedelte nach Paris über und studierte daselbst bei Gleyrc und zwar gleichzeitig mit Sir E. Poynter, Armstrong und du Maurier.
1859 kam Whistler nach London und widmete sich eitrigst der Radierkunst.
Sein Ruhm datiert von dem Jahre 1863, in welchem sein Gemälde »Das weisse Mädchen« von dem Salon zurückgewiesen wurde, aber im »Salon des Refusés« Aufnahme fand. Seine Eigenart und die persönliche Note seiner Kunst errang von nun ab einen stetig wachsenden Beifall bei einem grossen Teil des Publikums, ln dieser Beziehung soll nur an folgende Werke erinnert werden: »Symphonie in Weiss«, »Der Balkon«, »Meine Mutter«, »Nocturnes«, »Mis Alexander«, »Lady Campbell«, »Sarasateund »Carlyle«, ein Porträt, in welchem er seinem Vorbilde Velasquez am nächsten kommt. Gelegentlich, wenn der
Künstler ausstellte, verfasste er den Katalog selbst und setzte unter die betreffenden Gemälde die lobenden und tadelnden Aussprüche der Kritiker gegenüber.
Im Kampfe mit Kritikern und Gegnern gelangte auch das schriftstellerische Talent Whistier’s zum Ausdruck. Sein »Ten o’clock« ist nicht nur witzig und geistreich, sondern auch einer der anregendsten Essais, der zu jener Zeit über Kunst herauskam.
Wir gedenken, demnächst Leben und Schaffen des grossen Künstlers ausführlich darzustellen.
Eugène Verdyen f. Am 17. Juni starb zu Brüssel siebenundsechzigjährig der Landschaftsmaler Eugène Verdyen. Gerade hatte die moderne Galerie in Brüssel eine schöne Maaslandschaft von ihm erworben.
Am 18. Juli starb in Darmstadt der Grossherzogliche Hoftheatermaler Karl Beyer im Alter von 77 Jahren.
Der Maler Ludwig Wagner ist zu Lindau am 1. Juli, der Bildhauer Albert Jangermann zu Berlin am 4. Juli und der Bildhauer Jos. Eberle kürzlich zu Überlingen gestorben.
Phil. May, einer der feinsten humoristischen Zeichner Englands, ist anfangs August in St. Johns-wood, neununddreissig Jahre alt, gestorben. Er stammte aus Leeds und musste sich, arm und früh verwaist, mühsam emporarbeiten, bis es ihm gelang als Zeichner für die St. Stephans Review angestellt und durch sie bekannt zu werden. Später arbeitete er für das Sidney Bulletin und gehörte dann mehrere Jahre zu den Zeichnern des Punch.
Aus Paris kommt die Nachricht vom Tode des Historienund Porträtmalers Attxand Laroche. Er wurde am 24. Oktober 1826 in St. Cyr l’École geboren, war Schüler von Drolling und Wachsmuth und debütierte schon 1847 mit einem Damenporträt, dem 1848 die Ruhe der Schnitter folgte. Seine Blütezeit fällt in die sechziger, siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, wo er vorwiegend mit Porträts beschäftigt war. Oft wurde er im Salon und noch 1889 auf der Pariser Weltausstellung ausgezeichnet.
Der Maler Paul Joseph Janiin starb Mitte Juli in Paris fünfzig Jahre alt. Er war Schüler von J. Lefebvre, G. Boulanger und Bouguereau. Seine Stoffe entnahm er prähistorischen Zeiten und offenbarte in Bildern derart ein umfassendes Wissen und tüchtige malerische Kraft. Noch dieses Jahr wurde im Salon sein Bild: Maler in der Steinzeit viel beachtet.
Robert Mols, der auch auf deutschen Kunstausstellungen oft vertretene, renommierte belgische Landschaftsund Marinemaler, ist vor wenigen Tagen in Antwerpen im Alter von 58 Jahren gestorben.
Jakob Hoffmann, ein durch seine Landschaftsbilder aus der Rhön, dem Hunsrück und der Eifel bekannter Frankfurter Maler, ist kürzlich daselbst gestorben. Er wurde am 4. Juni 1851 in Frankfurt a. M. geboren und war Schüler seines Vaters, des Landschaftsmalers H. A. Valentin Hoffmann.
In Paris starb am 29. Juli der Bildhauer Fréd.-Eugène Piat, geboren in Montfey am 2. Juni 1827, ein sehr geschickter Künstler auf dem Gebiete der dekorativen Plastik. Er hat sich ausser durch seine zahlreichen Arbeiten auch durch die Gründung eines Museums für dekorative Kunst in Troyes, des ersten derartigen Museums in der Provinz, einen bleibenden Namen gemacht.
Der Maler Fritz Steub, langjähriger Mitarbeiter der »Fliegenden Blätter«, ist am 4. August in Partenkirchen verschieden.
PERSONALIEN
Ernennungen. Der ausgezeichnete Forscher Dr. Adolf Goldschmidt ist zum a. o. Professor an der Berliner Universität ernannt worden; Dr. Ludwig Justi, dessen
Der neue Band, auf den v. Graevenitz vertröstet und in dem er sein Thema für das 19. Jahrhundert durchführen soll, wird ihn vor eine ganz anders geartete Aufgabe stellen. Er wird eine strenge Einheit bilden müssen gegenüber den lose zusammengefügten Kapiteln des vorliegenden Buches. Und sein leitender Gedanke wird die Sehnsucht sein, eine echt romantische Sehnsucht, die alle moderne Skepsis nicht zu unterdrücken vermocht hat. Er möge nicht lang auf sich warten lassen. Er wird dankbar angenommen werden und sein Gutes stiften, wie jede ernste Arbeit, auch wenn er, wie der jetzt vorliegende, nur die Luft um die grossen Dinge bietet — nicht die Einsicht in die grossen Dinge selbst. Hans Mackowsky.
NEKROLOGE
James Abbott Mc Neill Whistler starb am x 1. Juli d. J. in London. Mit ihm ist einer der Grossen dahingegangen, ein wirkliches Malergenie mit höchst gesteigertem Sinn für Farbe, Licht und Luft, ein unermüdlicher schneidiger Streiter für die koloristischen Prinzipien der modernen Malerei gegenüber der Formgerechtigkeit der älteren Richtung, dabei ein scharf satirischer, origineller und in Äusserlichkeiten wunderlicher Mann Über den Ort und das Jahr seiner Geburt liebte Whistler es, einen geheimnisvollen Schleier zu ziehen. Die einen sagen, er sei 1835 in Petersburg, die anderen behaupten, er sei in Lowell (Massachusetts) geboren. Im Jahre 1851 finden wir den jungen Mann in Westpoint, der bekannten Militärschule in Amerika, um dort ausgebildet zu werden, aber schon vier Jahre später entsagte er dieser Laufbahn endgültig, siedelte nach Paris über und studierte daselbst bei Gleyrc und zwar gleichzeitig mit Sir E. Poynter, Armstrong und du Maurier.
1859 kam Whistler nach London und widmete sich eitrigst der Radierkunst.
Sein Ruhm datiert von dem Jahre 1863, in welchem sein Gemälde »Das weisse Mädchen« von dem Salon zurückgewiesen wurde, aber im »Salon des Refusés« Aufnahme fand. Seine Eigenart und die persönliche Note seiner Kunst errang von nun ab einen stetig wachsenden Beifall bei einem grossen Teil des Publikums, ln dieser Beziehung soll nur an folgende Werke erinnert werden: »Symphonie in Weiss«, »Der Balkon«, »Meine Mutter«, »Nocturnes«, »Mis Alexander«, »Lady Campbell«, »Sarasateund »Carlyle«, ein Porträt, in welchem er seinem Vorbilde Velasquez am nächsten kommt. Gelegentlich, wenn der
Künstler ausstellte, verfasste er den Katalog selbst und setzte unter die betreffenden Gemälde die lobenden und tadelnden Aussprüche der Kritiker gegenüber.
Im Kampfe mit Kritikern und Gegnern gelangte auch das schriftstellerische Talent Whistier’s zum Ausdruck. Sein »Ten o’clock« ist nicht nur witzig und geistreich, sondern auch einer der anregendsten Essais, der zu jener Zeit über Kunst herauskam.
Wir gedenken, demnächst Leben und Schaffen des grossen Künstlers ausführlich darzustellen.
Eugène Verdyen f. Am 17. Juni starb zu Brüssel siebenundsechzigjährig der Landschaftsmaler Eugène Verdyen. Gerade hatte die moderne Galerie in Brüssel eine schöne Maaslandschaft von ihm erworben.
Am 18. Juli starb in Darmstadt der Grossherzogliche Hoftheatermaler Karl Beyer im Alter von 77 Jahren.
Der Maler Ludwig Wagner ist zu Lindau am 1. Juli, der Bildhauer Albert Jangermann zu Berlin am 4. Juli und der Bildhauer Jos. Eberle kürzlich zu Überlingen gestorben.
Phil. May, einer der feinsten humoristischen Zeichner Englands, ist anfangs August in St. Johns-wood, neununddreissig Jahre alt, gestorben. Er stammte aus Leeds und musste sich, arm und früh verwaist, mühsam emporarbeiten, bis es ihm gelang als Zeichner für die St. Stephans Review angestellt und durch sie bekannt zu werden. Später arbeitete er für das Sidney Bulletin und gehörte dann mehrere Jahre zu den Zeichnern des Punch.
Aus Paris kommt die Nachricht vom Tode des Historienund Porträtmalers Attxand Laroche. Er wurde am 24. Oktober 1826 in St. Cyr l’École geboren, war Schüler von Drolling und Wachsmuth und debütierte schon 1847 mit einem Damenporträt, dem 1848 die Ruhe der Schnitter folgte. Seine Blütezeit fällt in die sechziger, siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, wo er vorwiegend mit Porträts beschäftigt war. Oft wurde er im Salon und noch 1889 auf der Pariser Weltausstellung ausgezeichnet.
Der Maler Paul Joseph Janiin starb Mitte Juli in Paris fünfzig Jahre alt. Er war Schüler von J. Lefebvre, G. Boulanger und Bouguereau. Seine Stoffe entnahm er prähistorischen Zeiten und offenbarte in Bildern derart ein umfassendes Wissen und tüchtige malerische Kraft. Noch dieses Jahr wurde im Salon sein Bild: Maler in der Steinzeit viel beachtet.
Robert Mols, der auch auf deutschen Kunstausstellungen oft vertretene, renommierte belgische Landschaftsund Marinemaler, ist vor wenigen Tagen in Antwerpen im Alter von 58 Jahren gestorben.
Jakob Hoffmann, ein durch seine Landschaftsbilder aus der Rhön, dem Hunsrück und der Eifel bekannter Frankfurter Maler, ist kürzlich daselbst gestorben. Er wurde am 4. Juni 1851 in Frankfurt a. M. geboren und war Schüler seines Vaters, des Landschaftsmalers H. A. Valentin Hoffmann.
In Paris starb am 29. Juli der Bildhauer Fréd.-Eugène Piat, geboren in Montfey am 2. Juni 1827, ein sehr geschickter Künstler auf dem Gebiete der dekorativen Plastik. Er hat sich ausser durch seine zahlreichen Arbeiten auch durch die Gründung eines Museums für dekorative Kunst in Troyes, des ersten derartigen Museums in der Provinz, einen bleibenden Namen gemacht.
Der Maler Fritz Steub, langjähriger Mitarbeiter der »Fliegenden Blätter«, ist am 4. August in Partenkirchen verschieden.
PERSONALIEN
Ernennungen. Der ausgezeichnete Forscher Dr. Adolf Goldschmidt ist zum a. o. Professor an der Berliner Universität ernannt worden; Dr. Ludwig Justi, dessen