Studie über Dürer erst kürzlich hier eingehend gewürdigt wurde, ist ebenfalls als a. o. Professor nach Halle berufen worden; und ferner in gleicher Eigenschaft der Archäologe Dr. Erich Pernice, bisher Direktorialassistent bei den Königlichen Museen in Berlin, nach Greifswald. — Die durch den Abgang des Professors Ludwig Kämmerer entstandene Lücke am Berliner Kupferstichkabinett ist mit Dr. Walther Gensei als Direktorialassistent besetzt worden. Gensei hat sich als guter Kenner der modernen französischen Kunst einen Namen gemacht. — Dr. Werner Weisbach hat sich auf Grund seiner Studien über Pesellino als Privatdozent an der Berliner Universität habilitiert. — Hans Thoma wurde von der philosophischen Fakultät der Heidelberger Universität anlässlich der Centenarfeier zum Ehrendoktor und fast gleichzeitig von der Dresdener Akademie der bildenden Künste zum Ehrenmitglied ernannt. Dieselbe Auszeichnung wurde von der Dresdener Akademie auch Prof. Arthur Kampf in Berlin, dem Architekten BLuntschli in Zürich und dem Bildhauer Paul Dubais in Paris zu teil.
Dr. Hans Wolfgang Singer, Direktorialassistent am Königlichen Kupferstichkabinett in Dresden hat den Titel und Rang eines Professors verliehen erhalten.
Der Bildhauer Wilh. Haverkamp, Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, ist zum Professor ernannt worden.
Die Maler Heinr. Lefler und Rud. Bacher wurden zu ordentlichen Professoren der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt.
Der Bildhauer Franz Metzner ist zum Herbst an die k. k. Kunstschule nach Wien berufen und zum Professor ernannt worden. Der jetzt dreissigjährige, in Wscherau bei Pilsen von deutschen Eltern geborene Künstler war in den letzten acht Jahren in Berlin thätig und hat sich durch seine Modelle für moderne Prunkvasen, die die Königliche Porzellanmanufaktur für die Pariser Weltausstellung ausführte, besonders aber durch seine hervorragenden, leider nicht ausgeführten Entwürfe für das R. Wagnerdenkmal in Berlin und das Kaiserin Elisabethdenkmal in Wien den Ruf eines sehr selbständigen Bildhauers von starker Innerlichkeit und einer herben, ernsten Formengebung erworben.
Der Graphiker Bruno Héroux und der Maler Walter Tiemann sind als Lehrer an die Königliche Akademie der graphischen Künste in Leipzig berufen worden.
Der Bildhauer Rud. Bosselt von der Künstlerkolonie in Darmstadt nahm eine Berufung als Lehrer an die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule an.
Bei der Preisverteilung der Grossen Berliner Kunstausstellung wurde die grosse goldene Medaille dem Bildhauer Professor Ad. Briitt in Berlin, dem Maler John Sargent in London und dem Maler Karl Bantzer in Dresden-Strehlen verliehen; die kleine goldene Medaille den Malern Fritz Burger in Basel, Edwin Austin Abbey in London, Karl Vinnen auf Gut Osterndorf im Kreise Lehe, den Bildhauern Hugo Lederer und Ferd. Lepcke in Berlin, ferner den Bauräten Franz von Hoven und Ludwig Neher in Frankfurt a. M.
Berlin. Der Professor der Baukunst an der Technischen Hochschule, Wirklicher Geheimer Oberbaurat, Dr. theol. Friedrich Adler trat mit Schluss des Sommersemesters in den Ruhestand und als Nachfolger in seinem Lehramt wurde Professor Regierungsbaumeister R. Borrmann ernannt.
Der Dresdener Akademie steht ein schwerer Verlust bevor, da Professor Geh. Hofrat Leon Pohle sich infolge eines nervösen Leidens genötigt sieht, am 1. Oktober sein Lehramt niederzulegen. Zu seinem Nachfolger ist vorläufig
probeweise für ein Jahr der Porträtmaler Oskar Zwintscher in Meissen ernannt worden.
DENKMALPFLEGE
Die durch V.Cadorin geleiteten Herstellungsarbeiten des Chorgestühles von S. Stefano inVenedig sind nun beendet. Der Opferfreudigkeit des Geistlichen von S. Stefano ist dies hauptsächlich zu danken. Monsignore Paganuzzi hat die Genugthuung, ein gutes Werk gethan zu haben. Er veranlasste auch, dass einige der schönsten Bilder der Sakristei, darunter jene reizende Madonna im Rosenhage von Boccacino da Cremona und ein grosses Bild von Bonifazio in neuen stilgerechten Rahmen von nun an den Chor schmücken werden. — Das Chorgestühle, um zehn Jahre älter als dasjenige der Frarikirche, von demselben Meister, Vincenzo di Verona, zeigt im ganzen dieselbe Formenschönheit und steht jenem nicht viel nach.
A. Wolf.
Rom. Restauration der Fontana delle Tartarughe. Schon Alexander VII. Hess im Jahre 1659 die anmutigste aller Fontänen Roms restaurieren, welche den Namen des Taddeo Landini unsterblich gemacht hat. Dann scheint man den Brunnen jahrhundertelang unberührt gelassen zu haben, den endlich eine so dicke Staubschicht bedeckte, dass man kaum noch Stein und Bronze unterscheiden konnte. Wer den Brunnen noch vor wenigen Monaten so gesehen, für den ist sein Anblick heute die freudigste Überraschung. Man hat nichts anderes vorgenommen als eine gründliche Reinigung, und doch, was ist nicht alles zu Tage gekommen: ein Schaft aus weissem Marmor, auf dem die Brunnenschale ruht, die aus schönstem afrikanischen Marmor hergestellt ist, wie die vier mächtigen Muscheln, in welche die bronzenen Delphine das Wasser speien. Und daneben die vier bronzenen Knaben, die mit den manigfachsten Gesten die grossen Schildkröten auf den Rand der Brunnenschale hinaufschieben. Alles hat auf einmal Farbe und Glanz bekommen und die Wirkung dieser Verbindung von Marmor und Bronze ist unbeschreiblich schön und giebt der stillen Piazza Mattei, zu welcher man durch enge und ärmliche Gassen gelangt, die festlichste Stimmung.
e. st
Der Dom zu Meissen. Die Ausführung des zweiten von K. Schäfer in Karlsruhe herrührenden Entwurfes zur Erhaltung und zum Ausbau des Meissner Domes ist nunmehr in allen Instanzen genehmigt worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Schon wieder können wir von einer Bereicherung der Berliner Gemälde-Galerie berichten und diesmal von einer in jedem Sinne »königlichen«. Es sind zwei Bilder von Rubens und zwei Renaissancebüsten, die aus dem Nachlasse der Kaiserin Friedrich und aus dem bisherigen Besitze des Kaisers stammen. Der eine Rubens ist ein lebensgrosses Brustbildnis von des Künstlers erster Frau, etwa 1620 gemalt. Es ist schwer, von der Schönheit dieses Bildes zu reden. Wer es in voller Sonnenbeleuchtung in dem Vorraum der Galerie jetzt betrachtet, wird den Eindruck haben, kaum jemals ein so herrliches Stück Porträtmalerei von Rubens genossen zu haben. Von wundervoll rotem Hintergründe hebt sich die brünette Figur ab, in ein überaus reiches, dunkelblaues, verschwenderisch verbrämtes, von Juwelen funkelndes Sammetkleid gehüllt. Die Leuchtkraft und Farbenharmonie, die Intimität der Auffassung sind so ausserordentlich, dass das Bild als eine Bereicherung von geradezu unschätzbarem Werte bezeichnet werden muss. In der Petersburger Ermitage befindet sich ein Bildnis der Isabella Brant, das
Dr. Hans Wolfgang Singer, Direktorialassistent am Königlichen Kupferstichkabinett in Dresden hat den Titel und Rang eines Professors verliehen erhalten.
Der Bildhauer Wilh. Haverkamp, Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, ist zum Professor ernannt worden.
Die Maler Heinr. Lefler und Rud. Bacher wurden zu ordentlichen Professoren der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt.
Der Bildhauer Franz Metzner ist zum Herbst an die k. k. Kunstschule nach Wien berufen und zum Professor ernannt worden. Der jetzt dreissigjährige, in Wscherau bei Pilsen von deutschen Eltern geborene Künstler war in den letzten acht Jahren in Berlin thätig und hat sich durch seine Modelle für moderne Prunkvasen, die die Königliche Porzellanmanufaktur für die Pariser Weltausstellung ausführte, besonders aber durch seine hervorragenden, leider nicht ausgeführten Entwürfe für das R. Wagnerdenkmal in Berlin und das Kaiserin Elisabethdenkmal in Wien den Ruf eines sehr selbständigen Bildhauers von starker Innerlichkeit und einer herben, ernsten Formengebung erworben.
Der Graphiker Bruno Héroux und der Maler Walter Tiemann sind als Lehrer an die Königliche Akademie der graphischen Künste in Leipzig berufen worden.
Der Bildhauer Rud. Bosselt von der Künstlerkolonie in Darmstadt nahm eine Berufung als Lehrer an die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule an.
Bei der Preisverteilung der Grossen Berliner Kunstausstellung wurde die grosse goldene Medaille dem Bildhauer Professor Ad. Briitt in Berlin, dem Maler John Sargent in London und dem Maler Karl Bantzer in Dresden-Strehlen verliehen; die kleine goldene Medaille den Malern Fritz Burger in Basel, Edwin Austin Abbey in London, Karl Vinnen auf Gut Osterndorf im Kreise Lehe, den Bildhauern Hugo Lederer und Ferd. Lepcke in Berlin, ferner den Bauräten Franz von Hoven und Ludwig Neher in Frankfurt a. M.
Berlin. Der Professor der Baukunst an der Technischen Hochschule, Wirklicher Geheimer Oberbaurat, Dr. theol. Friedrich Adler trat mit Schluss des Sommersemesters in den Ruhestand und als Nachfolger in seinem Lehramt wurde Professor Regierungsbaumeister R. Borrmann ernannt.
Der Dresdener Akademie steht ein schwerer Verlust bevor, da Professor Geh. Hofrat Leon Pohle sich infolge eines nervösen Leidens genötigt sieht, am 1. Oktober sein Lehramt niederzulegen. Zu seinem Nachfolger ist vorläufig
probeweise für ein Jahr der Porträtmaler Oskar Zwintscher in Meissen ernannt worden.
DENKMALPFLEGE
Die durch V.Cadorin geleiteten Herstellungsarbeiten des Chorgestühles von S. Stefano inVenedig sind nun beendet. Der Opferfreudigkeit des Geistlichen von S. Stefano ist dies hauptsächlich zu danken. Monsignore Paganuzzi hat die Genugthuung, ein gutes Werk gethan zu haben. Er veranlasste auch, dass einige der schönsten Bilder der Sakristei, darunter jene reizende Madonna im Rosenhage von Boccacino da Cremona und ein grosses Bild von Bonifazio in neuen stilgerechten Rahmen von nun an den Chor schmücken werden. — Das Chorgestühle, um zehn Jahre älter als dasjenige der Frarikirche, von demselben Meister, Vincenzo di Verona, zeigt im ganzen dieselbe Formenschönheit und steht jenem nicht viel nach.
A. Wolf.
Rom. Restauration der Fontana delle Tartarughe. Schon Alexander VII. Hess im Jahre 1659 die anmutigste aller Fontänen Roms restaurieren, welche den Namen des Taddeo Landini unsterblich gemacht hat. Dann scheint man den Brunnen jahrhundertelang unberührt gelassen zu haben, den endlich eine so dicke Staubschicht bedeckte, dass man kaum noch Stein und Bronze unterscheiden konnte. Wer den Brunnen noch vor wenigen Monaten so gesehen, für den ist sein Anblick heute die freudigste Überraschung. Man hat nichts anderes vorgenommen als eine gründliche Reinigung, und doch, was ist nicht alles zu Tage gekommen: ein Schaft aus weissem Marmor, auf dem die Brunnenschale ruht, die aus schönstem afrikanischen Marmor hergestellt ist, wie die vier mächtigen Muscheln, in welche die bronzenen Delphine das Wasser speien. Und daneben die vier bronzenen Knaben, die mit den manigfachsten Gesten die grossen Schildkröten auf den Rand der Brunnenschale hinaufschieben. Alles hat auf einmal Farbe und Glanz bekommen und die Wirkung dieser Verbindung von Marmor und Bronze ist unbeschreiblich schön und giebt der stillen Piazza Mattei, zu welcher man durch enge und ärmliche Gassen gelangt, die festlichste Stimmung.
e. st
Der Dom zu Meissen. Die Ausführung des zweiten von K. Schäfer in Karlsruhe herrührenden Entwurfes zur Erhaltung und zum Ausbau des Meissner Domes ist nunmehr in allen Instanzen genehmigt worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Schon wieder können wir von einer Bereicherung der Berliner Gemälde-Galerie berichten und diesmal von einer in jedem Sinne »königlichen«. Es sind zwei Bilder von Rubens und zwei Renaissancebüsten, die aus dem Nachlasse der Kaiserin Friedrich und aus dem bisherigen Besitze des Kaisers stammen. Der eine Rubens ist ein lebensgrosses Brustbildnis von des Künstlers erster Frau, etwa 1620 gemalt. Es ist schwer, von der Schönheit dieses Bildes zu reden. Wer es in voller Sonnenbeleuchtung in dem Vorraum der Galerie jetzt betrachtet, wird den Eindruck haben, kaum jemals ein so herrliches Stück Porträtmalerei von Rubens genossen zu haben. Von wundervoll rotem Hintergründe hebt sich die brünette Figur ab, in ein überaus reiches, dunkelblaues, verschwenderisch verbrämtes, von Juwelen funkelndes Sammetkleid gehüllt. Die Leuchtkraft und Farbenharmonie, die Intimität der Auffassung sind so ausserordentlich, dass das Bild als eine Bereicherung von geradezu unschätzbarem Werte bezeichnet werden muss. In der Petersburger Ermitage befindet sich ein Bildnis der Isabella Brant, das