und in einem Stücke (Nr. 316) auch den Meisternamen Valentin Lendenstreich offenbaren. Damit ist eine wichtige Gruppe dieser bisher nur unsicher und ganz allgemein zu lokalisierenden spätgotischen Altarschreine fest bestimmt. Das Hauptstück (316) ist ein grosser Schnitzaltar mit Flügeln, aussen gemalt, ehemals in der Kirche zu Wüllersleben, jetzt der Schlosskapelle zu Schwarzburg gehörend. Er trägt auf der Aussenseite des Rahmens die Inschrift: Anno dm XVC0 III completa est hec thabula feria scda post cantate facta e in Salvelt per valentinu lendestreich. Aus Lendenstreich’s Werkstatt sind auch Nr. 326, Schnitzaltar von 1493, die beiden 1498 datierten Altäre Nr. 302 und 312 und der 1515 datierte Nr. 309 hervorgegangen. Von sonstigen Skulpturen ist die romanische Säule Nr. 306 mit den Monatsdarstellungen durch zwölf allegorische, ehemals bemalte, aus dem Stein in Hochrelief herausgehauene Figuren hervorzuheben und ferner die wuchtig und grosszügig aus Holz geschnitzte lebensgrosse Madonna mit Kind unter gotischem Baldachin um 1370 wohl in Erfurt selbst entstanden und in alter interessanter Bemalung erhalten. Zu den wenigen Bronzegrabplatten hätte durch die Ausstellung der seltenen Stücke aus dem 14. Jahrhundert im städtischen Museum zu Nordhausen eine interessante Ergänzung geschaffen werden können.
Auch von der vierten Abteilung, den Werken des Kunstgewerbes und der Kleinkunst, können hier von vielen wertvollen nur wenige durch Alter oder künstlerische Vollendung hervorragende Stücke aufgeführt werden. Aus dem Dome ist die höchst seltsame frühromanische bronzene Hängelampe (Nr. 344) mit zwölfstrahligem Dochtbehälter und dem mit Reliefdarstellungen aus dem alten Testamente verzierten kegelförmigen Oberteile hergeliehen worden. Dieses im Detail noch rohe, wohl im 11. Jahrhundert in Erfurt selbst entstandene Werk wird mit dem ebenfalls hier ausgestellten Reliquiar in Gestalt einer Bischofsbüste (447) und mit der im Dome verbliebenen höchst interessanten Leuchterfigur, dem sogenannten Wolfram, im letzten Hefte der Zeitschrift für christliche Kunst von dem kürzlich verstorbenen Dr. Büchner ausführlich besprochen. Zu diesen Kupfergusswerken aus dem 11. bis 12. Jahrhundert hat man auch das prächtig stilisierte kupferne Löwenhaupt als Thürklopfer (Nr. 346), ursprünglich an der Domthür, zu zählen. Auch dieses könnte in Erfurt selbst gegossen sein, da ja urkundlich die Mönche des Petersklosters schon 1131 einen ehernen Löwen gossen, aus dessen Rachen Quellwasser in ein Becken strömte. Der spätromanischen Zeit gehören zwei zierliche Leuchter mit Grubenschmelz und Vergoldung (331), ein feinprofiliertes kupfernes Weihrauchschiffchen (333) und ein im Aufbau sehr origineller mit beachtenswerten Freischnitzereien an der Schlagleiste verzierter eichener Schrank in auffallend frischer Erhaltung an (Nr. 448, Abbildung im Katalog). Besonderes Interesse erwecken acht feine Medaillen des geschickten Goldschmiedes und Glockengiessers Hans Reinhard d. ä. in Leipzig im 16. Jahrhundert (Nr. 375),
ferner drei Prunkmedaillenstempel des Erfurter Stempelschneiders Nie. Seeländer um 1713/14 (Nr. 376) und die schönen in Silber getriebenen Abendmahlskannen des Erfurter Goldschmiedes Erasm. Wagner 1613—45 (Nr. 353, 354, 361).
Die fünfte Abteilung enthält Photographien und Zeichnungen von Baudenkmälern.
Die kurze Übersicht mag zeigen, dass viel Interessantes hier vereinigt ist, eigentlich zu viel, denn die hellen Stunden eines Herbsttages genügen kaum, um einigermassen eingehend die Fülle des Dargebotenen zu durchmustern.
F. BECKER.
EIN VOTIVGEMÄLDE IN S. PIETRO IN VINCOLI ZU ROM
Von Ernst Steinmann
Gleich links vom Eingang in San Pietro in Vincoli über dem Grabmal der Brüder Pollajuolo sieht man ein Freskogemälde, welches der neueren Kunstforschung entgangen ist1). Allerdings scheint der künstlerische Wert dieses Gemäldes von jeher ein geringer gewesen zu sein, und es ist heute überdies erbärmlich zugerichtet, aber immerhin ist es ein Denkmal der Malerei aus dem mit Recht so hoch geschätzten Quattrocento, und die historischen Zusammenhänge, die sich mühelos nachweisen lassen, verleihen ihm noch einen besonderen Wert. Im Hintergründe des Bildes über einer hohen Treppe, welche zwei Statuen einfassen, erhebt sich ein Rundbau mit geräumigem Portal, in welchem ein Papst mit dem heiligen Kollegium sichtbar wird, während vor ihm ein Mönch auf den Kirchenstufen kniet. Rechts daneben in felsiger Landschaft empfängt ein Einsiedler von einem Engel eine himmlische Botschaft. Im Vordergründe bildet den Schauplatz der Handlung die breite Strasse einer Stadt. Rechts sieht man einen Engel mit einem rabenschwarzen Dämonen einherschreiten, der mit einem grossen Eisenspiess an eine Hausthür pocht, während vor ihnen auf der Erde Scharen von Toten liegen; links zieht eine feierliche Prozession einher mit Kreuzen und Kirchenfahnen, an ihrer Spitze der Papst mit seinen Kardinälen, dem eben an einem improvisierten Altar ein kniender Chorknabe das Messbuch emporhält.
Die Erklärung des Bildes ergiebt sich ohne weiteres aus dem Ort, für welchen es gemalt. Im Sommer des Jahres 682 verwüstete eine furchtbare Pest die Stadt Rom, und man sah zur Nachtzeit einen Engel Gottes mit einem Dämonen durch die Strassen wandeln, der an die Hausthüren pochte2). Und so
1) Das Bild ist gestochen von Ciampini, Vetera monumenta 11 Tav. XXXIV und von Tosi, Raccolta di Monunienti sacri e sepolcrali Tav. LX. Beide bringen auch einige Notizen über die Erklärung des Bildes bei, welches Titi (Descrizione delle pitture, sculture e architetture esposte in Roma 1763 p. 241) dem Antonio Pollajuolo zugeschrieben hat.
2) So erzählte eine ausführliche Inschrift, welche noch Schräder (Monumentorum Italiae Iibri IV. p. 171) unter dem Bilde des hl. Sebastian sah und kopiert hat.
Auch von der vierten Abteilung, den Werken des Kunstgewerbes und der Kleinkunst, können hier von vielen wertvollen nur wenige durch Alter oder künstlerische Vollendung hervorragende Stücke aufgeführt werden. Aus dem Dome ist die höchst seltsame frühromanische bronzene Hängelampe (Nr. 344) mit zwölfstrahligem Dochtbehälter und dem mit Reliefdarstellungen aus dem alten Testamente verzierten kegelförmigen Oberteile hergeliehen worden. Dieses im Detail noch rohe, wohl im 11. Jahrhundert in Erfurt selbst entstandene Werk wird mit dem ebenfalls hier ausgestellten Reliquiar in Gestalt einer Bischofsbüste (447) und mit der im Dome verbliebenen höchst interessanten Leuchterfigur, dem sogenannten Wolfram, im letzten Hefte der Zeitschrift für christliche Kunst von dem kürzlich verstorbenen Dr. Büchner ausführlich besprochen. Zu diesen Kupfergusswerken aus dem 11. bis 12. Jahrhundert hat man auch das prächtig stilisierte kupferne Löwenhaupt als Thürklopfer (Nr. 346), ursprünglich an der Domthür, zu zählen. Auch dieses könnte in Erfurt selbst gegossen sein, da ja urkundlich die Mönche des Petersklosters schon 1131 einen ehernen Löwen gossen, aus dessen Rachen Quellwasser in ein Becken strömte. Der spätromanischen Zeit gehören zwei zierliche Leuchter mit Grubenschmelz und Vergoldung (331), ein feinprofiliertes kupfernes Weihrauchschiffchen (333) und ein im Aufbau sehr origineller mit beachtenswerten Freischnitzereien an der Schlagleiste verzierter eichener Schrank in auffallend frischer Erhaltung an (Nr. 448, Abbildung im Katalog). Besonderes Interesse erwecken acht feine Medaillen des geschickten Goldschmiedes und Glockengiessers Hans Reinhard d. ä. in Leipzig im 16. Jahrhundert (Nr. 375),
ferner drei Prunkmedaillenstempel des Erfurter Stempelschneiders Nie. Seeländer um 1713/14 (Nr. 376) und die schönen in Silber getriebenen Abendmahlskannen des Erfurter Goldschmiedes Erasm. Wagner 1613—45 (Nr. 353, 354, 361).
Die fünfte Abteilung enthält Photographien und Zeichnungen von Baudenkmälern.
Die kurze Übersicht mag zeigen, dass viel Interessantes hier vereinigt ist, eigentlich zu viel, denn die hellen Stunden eines Herbsttages genügen kaum, um einigermassen eingehend die Fülle des Dargebotenen zu durchmustern.
F. BECKER.
EIN VOTIVGEMÄLDE IN S. PIETRO IN VINCOLI ZU ROM
Von Ernst Steinmann
Gleich links vom Eingang in San Pietro in Vincoli über dem Grabmal der Brüder Pollajuolo sieht man ein Freskogemälde, welches der neueren Kunstforschung entgangen ist1). Allerdings scheint der künstlerische Wert dieses Gemäldes von jeher ein geringer gewesen zu sein, und es ist heute überdies erbärmlich zugerichtet, aber immerhin ist es ein Denkmal der Malerei aus dem mit Recht so hoch geschätzten Quattrocento, und die historischen Zusammenhänge, die sich mühelos nachweisen lassen, verleihen ihm noch einen besonderen Wert. Im Hintergründe des Bildes über einer hohen Treppe, welche zwei Statuen einfassen, erhebt sich ein Rundbau mit geräumigem Portal, in welchem ein Papst mit dem heiligen Kollegium sichtbar wird, während vor ihm ein Mönch auf den Kirchenstufen kniet. Rechts daneben in felsiger Landschaft empfängt ein Einsiedler von einem Engel eine himmlische Botschaft. Im Vordergründe bildet den Schauplatz der Handlung die breite Strasse einer Stadt. Rechts sieht man einen Engel mit einem rabenschwarzen Dämonen einherschreiten, der mit einem grossen Eisenspiess an eine Hausthür pocht, während vor ihnen auf der Erde Scharen von Toten liegen; links zieht eine feierliche Prozession einher mit Kreuzen und Kirchenfahnen, an ihrer Spitze der Papst mit seinen Kardinälen, dem eben an einem improvisierten Altar ein kniender Chorknabe das Messbuch emporhält.
Die Erklärung des Bildes ergiebt sich ohne weiteres aus dem Ort, für welchen es gemalt. Im Sommer des Jahres 682 verwüstete eine furchtbare Pest die Stadt Rom, und man sah zur Nachtzeit einen Engel Gottes mit einem Dämonen durch die Strassen wandeln, der an die Hausthüren pochte2). Und so
1) Das Bild ist gestochen von Ciampini, Vetera monumenta 11 Tav. XXXIV und von Tosi, Raccolta di Monunienti sacri e sepolcrali Tav. LX. Beide bringen auch einige Notizen über die Erklärung des Bildes bei, welches Titi (Descrizione delle pitture, sculture e architetture esposte in Roma 1763 p. 241) dem Antonio Pollajuolo zugeschrieben hat.
2) So erzählte eine ausführliche Inschrift, welche noch Schräder (Monumentorum Italiae Iibri IV. p. 171) unter dem Bilde des hl. Sebastian sah und kopiert hat.