freuliches zu berichten. Schmerzlich berührt hat es alle Freunde Venedigs, als Beltrami, der bekannte, hoch geschätzte Mailänder Architekt, seine Stelle als Leiter des Baues niederlegte und trotz aller Bemühungen der Stadtverwaltung, seine Demission zurücknehmen zu wollen, bei derselben hartnäckig verblieb. Gross war die Bestürzung, als der Bürgermeister Venedigs in der Sitzung vom 9. Juli den Brief Beltrami’s vorzulesen genötigt war, in welchem dieser sagt, dass er veranlasst wäre zurückzutreten, da er sich einer Aufgabe gegenüber sähe, welche seine Fähigkeiten übersteige. Nur nach langen Bitten hatte Beltrami der von der Regierung der Stadtverwaltung anheim gegestellten Berufung eines Architekten nachgegeben. Er hatte in der Folge mit grösstem Enthusiasmus seine ehrenvolle Aufgabe erkannt und in einem Memoriale seine Ansichten niederlegend, alle Schwierigkeiten zu überwinden versprochen. Die Stadt war nun genötigt, eine Kommission zu ernennen, welche Vorschlägen soll, was nun zu geschehen hat. Die Kommission ward aus hiesigen Baubeamten zusammengesetzt. Mittlerweile ruhen nun die Arbeiten, welche eine Verstärkung der Fundamente bezwecken sollten. Manche sagen, dass diese Arbeiten die vortrefflich erhaltenen Fundumente eher geschädigt hätten. Man hofft, dass es gelinge, unter den hiesigen Architekten den Mann zu finden, der die grosse Verantwortlichkeit auf sich nehme.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Berlin. Die irn Kunstgewerbemuseum eröffnete Ausstellung von Abbildungswerken umfasst alle vom Museum seit seinem Bestehen herausgegebenen Veröffentlichungen. Es soll damit gezeigt werden, wie die Leitung des Museums bemüht gewesen ist, die kostbaren ihr unterstellten Sammlungen den weitesten Kreisen durch gute, womöglich getreue farbige Abbildungen nutzbar zu machen, sowie durch geeignete Führer das Studium der Originale zu erleichtern. Den Mittelpunkt der ausgestellten Werke bildet die im Verlage von Ernst Wasmuth mit besonderer Unterstützung der Königlichen Staatsregierung von Julius Lessing herausgegebene »Gewebesammlung«, in der die alten Stoffmuster in nahezu voller Grösse und mit genauester Wiedergabe der Struktur des Gewebes und in zahlreichen Fällen auch der Farben, in einer bis dahin noch nicht erreichten Vollendung dargestellt sind. Auch die reichen Schätze der Ornamentstichsammlung sind zum Teil in vorzüglichen Nachbildungen ausgestellt.
Die Wiener Secession wird ihr neues Geschäftsjahr mit einer Kollektiv-Ausstellung ihres ordentlichen Mitgliedes des Malers Gustav Klimt eröffnen. Während der Sommermonate, in denen keine Veranstaltungen stattfanden, wurde das Haus für diese Ausstellung hergerichtet; sie wird Anfang November eröffnet und bis Ende Dezember dauern. Im Hauptsaal werden die drei, für die Aula der Wiener Universität bestimmten Deckenbilder »Philosophie«, »Medizin« und »Jurisprudenz« vereinigt sein; das nunmehr abgeschlossene dreiteilige Werk Klimt’s wird in seinem geistigen und formalen Zusammenhänge gezeigt werden. Zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben werden, ist die Jurisprudenz noch nicht vollendet. Die anderen Säle werden die neuen Gemälde Klimt’s enthalten, figurale Kompositionen, Landschaften und Porträts. Eine reichhaltige Serie von Zeichnungen und Studien Klimt’s wird das Gesamtbild vervollständigen.
Die Porträtausstellung im Haag ist vorige Woche noch um eine sehr interessante, bisher unbekannte Porträtstudie zweier Neger von Rembrandt aus dem Jahre 1661 bereichert worden. Das koloristisch sehr feine, in leuchtendem Braun gehaltene Bild wurde von Direktor Bredius in
England entdeckt und von ihm für seine erlesene Privatsammlung erworben.
Rom. Der Bau des kleinen Museums in griechischem Tempelstil, welches der Senatore Baracco zur Aufnahme seiner der Stadt Rom geschenkten Skulpturen bestimmt hat, ist fast vollendet. Die Lage dieses neuen »Museo di Scultura antica«, wie die Marmorinschrift sagt, zwischen Corso Vittorio Emanuele und S. Giovanni dei Fiorentini ist eine sehr günstige. Die Überführung der Sammlung dürfte noch im Laufe des nächsten Winters erfolgen.
E. st.
Ludwig Richter-Ausstellung. Der deutsche Buchgewerbeverein bereitet im Buchgewerbehaus zu Leipzig eine Ausstellung sämtlicher Holzschnitte, Radierungen, Kupferstiche und Lithographien in chronologischer Reihenfolge vor und wird die Ausstellung, die mit Vorträgen und Volksführungen verknüpft werden soll, am 27. September eröffnen. Gleichzeitig werden im Leipziger Kunstverein Handzeichnungen L. Richter’s ausgestellt sein, und so ist für Freunde der jetzt in neuer Gunst stehenden graphischen Arbeiten Richter’s die Gelegenheit geboten, einen bis auf die Gemälde vollständigen Überblick über das umfangreiche Schaffen des liebenswürdigen Meisters zu thun. — Hierbei sei erwähnt, dass der Verlag von G. Wigand in Leipzig soeben zwei Serien Ludwig Richter- Postkarten nach Holzschnitten herausgegeben hat, die gewiss vielfach Anklang finden werden.
Posen. Die Gräflich Raczynski’schen Kunstsammlungen sind vom Kaiser Friedrich-Museum übernommen und Anfang September aus der Berliner Nationalgalerie nach Posen übergeführt worden.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Zeichnungen von Cornelius, ln der von Schaarschmidt herausgegebenen Festschrift zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst wird Seite 35 gesagt, dass die Malereien von Cornelius im Dom zu Neuss sämtlich zu Grunde gegangen seien. Herr Professor E. aus’m Weerth in Kessenich bei Bonn teilt uns mit, dass sich wenigstens Zeichnungen dazu erhalten haben, es sind drei Apostelfiguren, die sich im Besitze des genannten Herrn befinden.
DENKMÄLER
Dresden. Am 30. August wurde in Dresden das Bismarckdenkmal enthüllt, ein Werk von Robert Diez, dem Dresden unter anderem schon den Gänsedieb-Brunnen und die beiden Brunnen Stilles Wasser und Stürmische Wogen zu verdanken hat. Die Denkmäler, die in Dresden zuletzt enthüllt worden sind — namentlich die für Ludwig Richter und Gottfried Semper — sind recht mittelmässige Schöpfungen, die keinerlei künstlerischen Gewinn für Dresden bedeuten. Um so erfreulicher ist es, dass das Bismarckdenkmal entschieden als ein solcher bezeichnet werden muss. Es ist ausserdem das erste Strassendenkmal, das Dresden erhalten hat: es steht in der Achse der Ringstrasse mit der Front nach der Seestrasse zu. Diez hat mit Recht den Hauptnachdruck auf die Schilderung der gewaltigen Persönlichkeit Bismarck’s gelegt und hat ihn daher ohne Mantel und barhaupt dargestellt, wie er die Linke auf den Pallasch gestützt, mit der Rechten den Helm am Oberschenkel haltend, mit ruhiger, kraftvoller Sicherheit vorwärts schreitet. Gewaltige Kraft und energische Entschlossenheit sprechen aus den Zügen und der Haltung Bismarck’s, und der Eindruck wird noch dadurch gesteigert, dass die mächtige, vier Meter hohe Gestalt in verhältnismässig geringer Höhe auf dem quadratischen Postament steht. Zur Rechten Bismarck’s am Boden steht eine Tafel mit dem deutschen Reichsadler, an ihrer Rück