Seite bilden zwei Jungen, die mit den Attributen der Kraft — Eichenzweig, Keule und Löwenfell des Herkules — spielen, eine reizvolle Gruppe, welche die Rückseite des Denkmals trefflich belebt. Ein architektonisch-plastischer Umgebungsbau bildet den Hintergrund des Denkmals, das, in der Achse der Strasse stehend, keinen solchen an den Häusern finden kann. Er besteht aus einer freistehenden Balustrade, auf deren kulissenartig vorgeschobenen seitlichen Postamenten je eine Greifengruppe Platz gefunden hat. Der Greif zur Linken zerfleischt einen besiegten Drachen, der andere strebt, von einem Putten umschlungen, himmelan. Somit sind die beiden Gruppen lebendige Symbole von Kampf und Sieg und bezeichnen in pathetischer Weise den Schwung jener grossen Zeit, da das Deutsche Reich unter Bismarck’s Führung wieder erstand. Auch in der Silhouette und in der harmonischen Abwägung der Massen in Stein und Bronze sind diese Gruppen vorzüglich gelungen, während sie in ihrer vor- und aufwärts drängenden Gestalt einen wirksamen Gegensatz zu der ruhig und sicher vorschreitenden Gestalt Bismarck’s bilden. Noch sei bemerkt, dass die wichtigsten Teile des Denkmals — Kopf und Hände nebst Ärmelaufschlag, Helm und Degenkorb, sowie der gesammte dekorative Unterbau des Postaments — im Wachsausschmelzverfahren hergestellt sind. Bei diesem Verfahren bleiben bekanntlich alle Feinheiten der Modellierung unberührt erhalten. In Frankreich und Italien, auch in München, Berlin und Lauchhammer hat man dieses edelste der Bronzegiessverfahren schon längst wieder angewendet, in Dresden ist es jetzt endlich zum erstenmal angewendet worden. Alles in allem hat Dresden in seinem Bismarckdenkmal ein Kunstwerk von reifer Vollendung erhalten, dazu ein in seiner Auffassung durchaus eigenartiges Werk, das sich in keiner Weise an die zahlreichen übrigen Bismarckdenkmäler anlehnt.
p. sch.
ARCHÄOLOGISCHES
Rom. Ausgrabung der Ara Pacis Augustae. Dank der Bemühungen des ersten Sekretärs des archäologischen Institutes, Professor E. Petersen, hat sich der Besitzer des Palazzo Fiano bereit finden lassen, umfassende Ausgrabungen in Hof und Kellern seines historischen Palastes zu gestatten. Der Sindaco von Rom hat seinerseits die Erlaubnis gegeben, auch vor dem Palast in Via Lucina zu graben. Gerade hier ist man vor wenigen Jahrzehnten, als die Fundamente des Palastes verstärkt wurden, auf Marmorfragmente der Ara Pacis gestossen. Man schenkte diesen Resten damals keine Beachtung, die man jetzt mit Eifer sucht. Die Ausgrabungen werden vom Ministerium
des Unterrichts, unter Leitung des früheren Direktors der Diokletiansthermen, Professor Pasqui, geführt, dem der Ingenieur Canizzaro mit technischem Rat zur Seite steht. Man hat bereits ein neues Stück des Frieses gefunden, welches von Professor Petersen auf seinen Wert untersucht und in seine bekannte Restauration der Ara Pacis eingereiht worden ist. Trotz aller Zerstörung lässt sich auf diesem Relief der berühmte Ficus ruminalis erkennen, der beim Lupercal stand, welches Augustus hergerichtet hatte. Leider werden die Ausgrabungen in den Kellern des Palastes durch das aufsteigende Wasser und durch unzählige bauliche Hindernisse ausserordentlich erschwert. Doch wird man voraussichtlich noch den ganzen September graben. Man darf den Resultaten dieser Ausgrabung mit Spannung entgegensehen. Der erste Schritt zur Verwirklichung eines grossen Planes ist gethan. Das nächste würde sein, dass sich die Academie de France entschlösse, sich der Fragmente der Ara Pacis an der Gartenfassade der Villa Medici zu entäussern. Dann würde auch Florenz seine Schätze hergeben müssen, die den Hauptbestandteil aller Reste des Augustus-Heiligtums ausmachen. Und in den Thermen Diokletian’s, wo schon jetzt die römischen Fragmente zusammengesetzt sind, wird man vielleicht in absehbarer Zeit die Ara Pacis Augustae neu erstehen sehen.
e. st.
WETTBEWERBE
Venedig. Wie schon mitgeteilt, bot der Wettbewerb um die Medaille der hiesigen Ausstellung (3000 Lire Prämie) ein solch ungenügendes Resultat, dass man unter den vier besten Einsendern der Entwürfe einen neuen Wettbewerb auszuschreiben sich genötigt sah. Es sind jene vier, »welche einzig und allein in Betracht kommen konnten(wie die langatmige Mitteilung der Beurteiler lautet), bezeichnet mit den Mottos: Metagrano, Spine e Rose, Tizian, Rose. Am 15. Oktober müssen die vier neuen Entwürfe eingesandt sein. Es fiel allgemein auf, dass trotz solch hoher Prämie und solch schöner Aufgabe die besten Medaillenkünstler nicht Teil genommen hatten an dieser Konkurrenz.
A. Wolf.
VOM KUNSTMARKT
Die berühmte kunstgewerbliche Sammlung des verstorbenen Bürgermeisters a. D. Karl Thewalt in Köln wird vorn 4. bis 14. November durch Peter Hanstein im Saale der Bürgergesellschaft in Köln versteigert. Der illustrierte Grossfolio-Katalog mit 31 Tafeln (Preis 15 M. ungeb.) soll in den nächsten Tagen erscheinen.
ßugo ßelbing, münchen
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moderner Meister, Kupferstichen.
Übernahme ganzer Sammlungen wie einzelner guter Stücke behufs Auktion und freihändigen Verkaufs Prospekt wegen Katalogabonnement kostenfrei
hundert Meister der Gegenwart
Heft 13 (Worpswede) enthält:
61. Fritz Mackensen, Alte Frau
62. Otto Modersohn, Spätsommer
im Moor
63. Hans am Ende, Frühlingsblüten 64. Fritz Overbeck, StürmischerTag 65. Heinrich Vogeler, Maimorgen
Einzelne Bilder geschmackvoll gerahmt zu M. 5.—; Porto und Ver
packung M. 1.—
Leipzig E. A. Seemann