untergebracht hat, während die breiter gemalten Bassanos die untere Reihe einnehmen. Auf die kleineren Änderungen in den übrigen Kabinetten einzugehen, glaube ich, unterlassen zu dürfen.
Ein Wort nur noch über das Gesamtbild der Alten Pinakothek. Es wird dem Leser aufgefallen sein, daß eine Reihe der zuerst aus den Filialgalerien eingezogenen Bilder wieder verschwunden ist, daß andere, die ausgeschieden waren, wieder hereingenommen worden sind. Dabei habe ich nur den gegenwärtigen Stand der Bilder erwähnt, nicht, was in der Zwischenzeit hin und her gewandert ist. Nun möchte ich mit meiner Bemerkung den sehr rührigen und verdienten Beamten der Galerie nicht die Arbeitsfreude verderben, glaube aber andererseits doch daran erinnern zu dürfen, daß endlich einmal wieder Ruhe in die Sammlung einziehen muß, um so mehr, als alle jetzt getroffenen Maßnahmen doch nur provisorisch sein können, da der hoffentlich in einigen Jahren fertiggestellte Neuoder Ergänzungsbau wiederum tiefergehende Veränderungen zur Folge haben wird. Ist es unter diesen Umständen sogar fraglich, ob es rationell war, die hier besprochenen Säle so kurz vorher neu bespannen zu lassen, so sollten doch auf jeden Fall ein unüberlegtes Hin- und Herschicken von Bildern und die häufigen Hängungsänderungen vermieden werden. So wertvolle Galerien wie die Münchener Alte Pinakothek sind für den kunstsinnigen Menschen gleichsam Wohnungen seines Geistes, seines Gemütes, bei denen man eine einmalige verbessernde Umwälzung gerne wahrnimmt, dann aber auch ein Bestehen haben möchte, um wieder heimisch zu werden. Wird auch dann noch immer geändert, heraus- und hereingenommen, so kommt in diese geistige Wohnung etwas Unbehagliches, worunter die über jeder Galerie ruhende Stimmung leidet, ganz abgesehen von den einzelnen Bildern, für die solche Maßnahmen nicht immer gerade von Vorteil sind.
(Schluß folgt.)
NEKROLOGE
John Pierpont Morgan ist im Alter von 76 Jahren zu Rom gestorben. Die Tagesblätter haben den Abschluß einer unendlich erfolgreichen Tätigkeit auf dem Kampfplätze der Geldmächte gebucht. Die Kunstangelegenheiten gewidmete Chronik darf diesen Todesfall nicht unbeachtet lassen. Pierpont Morgan hat als Sammler in den letzten Jahrzehnten, direkt und mittelbar, eine so gewaltige Umwertung des Kunstbesitzes und eine so einschneidende Verschiebung des Kunstbesitzes veranlaßt, wie nie ein Einzelner vor ihm.
Man glaubt, daß Morgan ein Vermögen von 800 Millionen Mark und Kunstsammlungen im Werte von 200 Millionen Mark hinterläßt. Diese Zahlen sind natürlich höchst zweifelhaft. Die Vorstellung aber, die sie — besser als superlativische Ausdrücke — vermitteln, ist richtig. Morgan hat sich stoßweise bald diesem, bald jenem Gebiete zugewandt, mit Vorliebe geschlossene Sammlungen an sich reißend. Im Endergebnis sind seine Sammlungen fast universell wie die staatlichen Museen in den europäischen Hauptstädten. Er hinterläßt (um einiges aufzuzählen) eine Kupferstichsammlung, in der Rembrandts Radierungen und die englischen Schabkunstblätter wundervoll vertreten sind, eine Sammlung alter Zeichnungen, die früher
Fairfax Murray gehörte, Bücher mit Miniaturen und mit Holzschnitten, ferner umfangreiche Sammlungen von Bronzen der italienischen Renaissance, von Bildnisminiaturen, Tapisserien, Majoliken, Schnitzereien, Emails, Elfenbeinarbeiten, chinesischem Porzellan und Uhren. Die Sammlungen Ch. Mannheim, Albert Oppenheim (von den Bildern und Krügen abgesehen), Eug. Gutmann hat er ganz aufgenommen, aus den Sammlungen Oskar Hainauer und R. Kann je einige Hauptstücke gewählt. Seine Bildersammlung, in der Raffael, Fragonard, Gainsborough, Frans Hals, Roger van der Weyden, Dom. Ghirlandajo, Gerard David und Fra Angelico mit Meisterwerken vertreten sind, ist gewiß hervorragend, doch hat Morgan auf diesem Felde die anderen amerikanischen Sammler nicht so energisch auf den zweiten Platz verwiesen wie als Käufer von Bildwerken und kunstgewerblichen Dingen.
Deutsche Kunst und die Malerei des 19. Jahrhunderts sind so ziemlich die einzigen Gebiete, die Morgan im großen und ganzen gemieden hat.
Über den napoleonischen Stil seines Sammelns wird allerlei erzählt. Gewiß ist, daß er sich gegen Übervorteilung und gegen Fälschungen weniger durch eigene Kennerschaft schützte (wie hätte er auch Kenner von allen diesen Dingen sein können?) als durch Geschäftsklugheit und Menschenkenntnis, also jene Eigenschaften, die ihm überall zum Siege verhalfen. Die großen und klugen Händler und Agenten spürten bald (und mit den anderen hielt er sich nicht lange auf), daß auf die Dauer mit guter Ware an ihm mehr zu verdienen war als mit schlechter.
Was eine so gewaltige Sammelleidenschaft entzündete, ist schwer zu sagen. Der wortkarge Tatenmensch hat sich darüber gewiß nicht geäußert, auch schwerlich Neigung gespürt, seine Instinkte zu deuten. Gesellschaftliche Eitelkeit lag ihm durchaus fern. Ästhetische Bedürfnisse zu befriedigen: wäre weniger mehr gewesen. Zudem lebte Morgan nicht eigentlich in seinen Sammlungen, die zu großen Teilen jahrelang in öffentlichen Museen ausgestellt waren. War das Ganze nichts als ein Riesenspielzeug, das in richtiger Proportion stand zu dem gewalttätigen Geschäftsernst des Beherrschers der Wall Street? — Darüber hinaus mag Pierpont Morgan Genugtuung und Beruhigung empfunden haben, wenn er ebenso gigantisch im Geben wie im Nehmen erschien, mag er die Aufgabe vor sich gesehen haben, seinem Lande das Einzige zuzuführen, was Europa voraus zu haben schien, den Kulturwert des Kunstbesitzes. Ob nun sein ganzer Nachlaß unmittelbar der Öffentlichkeit zugänglich wird oder nicht (noch ist das Testament nicht bekannt), jedenfalls hat er mehr von diesem Kulturwert auf die andere Seite gebracht, als irgend jemand, und seine Landsleute haben allen Anlaß, ihm ein Denkmal zu setzen.
m.j. f.
X Nach kurzem Leiden ist in Berlin am 1. April der Geh. Baurat Otto March an einem Herzschlage gestorben, tief betrauert von der deutschen Architektenschaft und von allen aufrichtigen Freunden der Stadt Berlin und ihrer Kunst. Der Tod hält in diesem Jahre unter den Berliner Architekten reiche Ernte. Nach William Müller und Reinhold Kiehl, die von der Höhe des Lebens dahingerafft wurden, ward nun der siebenundsechzigjährige March abberufen, der aber in der Frische seiner Arbeit und der Lebhaftigkeit seiner künstlerischen Propaganda den Jüngsten an Elastizität nichts nachgab. Wenn man in Berlin den Hingang dieses Mannes als einen schweren und vielleicht auf lange Zeit hinaus unersetzlichen Verlust betrachtet, so geschieht dies darum, weil dem hauptstädtischen Leben mit ihm nicht nur ein Künstler, sondern ein ethisches Element von höchster Bedeutung geraubt wird. Mit ihm
Ein Wort nur noch über das Gesamtbild der Alten Pinakothek. Es wird dem Leser aufgefallen sein, daß eine Reihe der zuerst aus den Filialgalerien eingezogenen Bilder wieder verschwunden ist, daß andere, die ausgeschieden waren, wieder hereingenommen worden sind. Dabei habe ich nur den gegenwärtigen Stand der Bilder erwähnt, nicht, was in der Zwischenzeit hin und her gewandert ist. Nun möchte ich mit meiner Bemerkung den sehr rührigen und verdienten Beamten der Galerie nicht die Arbeitsfreude verderben, glaube aber andererseits doch daran erinnern zu dürfen, daß endlich einmal wieder Ruhe in die Sammlung einziehen muß, um so mehr, als alle jetzt getroffenen Maßnahmen doch nur provisorisch sein können, da der hoffentlich in einigen Jahren fertiggestellte Neuoder Ergänzungsbau wiederum tiefergehende Veränderungen zur Folge haben wird. Ist es unter diesen Umständen sogar fraglich, ob es rationell war, die hier besprochenen Säle so kurz vorher neu bespannen zu lassen, so sollten doch auf jeden Fall ein unüberlegtes Hin- und Herschicken von Bildern und die häufigen Hängungsänderungen vermieden werden. So wertvolle Galerien wie die Münchener Alte Pinakothek sind für den kunstsinnigen Menschen gleichsam Wohnungen seines Geistes, seines Gemütes, bei denen man eine einmalige verbessernde Umwälzung gerne wahrnimmt, dann aber auch ein Bestehen haben möchte, um wieder heimisch zu werden. Wird auch dann noch immer geändert, heraus- und hereingenommen, so kommt in diese geistige Wohnung etwas Unbehagliches, worunter die über jeder Galerie ruhende Stimmung leidet, ganz abgesehen von den einzelnen Bildern, für die solche Maßnahmen nicht immer gerade von Vorteil sind.
(Schluß folgt.)
NEKROLOGE
John Pierpont Morgan ist im Alter von 76 Jahren zu Rom gestorben. Die Tagesblätter haben den Abschluß einer unendlich erfolgreichen Tätigkeit auf dem Kampfplätze der Geldmächte gebucht. Die Kunstangelegenheiten gewidmete Chronik darf diesen Todesfall nicht unbeachtet lassen. Pierpont Morgan hat als Sammler in den letzten Jahrzehnten, direkt und mittelbar, eine so gewaltige Umwertung des Kunstbesitzes und eine so einschneidende Verschiebung des Kunstbesitzes veranlaßt, wie nie ein Einzelner vor ihm.
Man glaubt, daß Morgan ein Vermögen von 800 Millionen Mark und Kunstsammlungen im Werte von 200 Millionen Mark hinterläßt. Diese Zahlen sind natürlich höchst zweifelhaft. Die Vorstellung aber, die sie — besser als superlativische Ausdrücke — vermitteln, ist richtig. Morgan hat sich stoßweise bald diesem, bald jenem Gebiete zugewandt, mit Vorliebe geschlossene Sammlungen an sich reißend. Im Endergebnis sind seine Sammlungen fast universell wie die staatlichen Museen in den europäischen Hauptstädten. Er hinterläßt (um einiges aufzuzählen) eine Kupferstichsammlung, in der Rembrandts Radierungen und die englischen Schabkunstblätter wundervoll vertreten sind, eine Sammlung alter Zeichnungen, die früher
Fairfax Murray gehörte, Bücher mit Miniaturen und mit Holzschnitten, ferner umfangreiche Sammlungen von Bronzen der italienischen Renaissance, von Bildnisminiaturen, Tapisserien, Majoliken, Schnitzereien, Emails, Elfenbeinarbeiten, chinesischem Porzellan und Uhren. Die Sammlungen Ch. Mannheim, Albert Oppenheim (von den Bildern und Krügen abgesehen), Eug. Gutmann hat er ganz aufgenommen, aus den Sammlungen Oskar Hainauer und R. Kann je einige Hauptstücke gewählt. Seine Bildersammlung, in der Raffael, Fragonard, Gainsborough, Frans Hals, Roger van der Weyden, Dom. Ghirlandajo, Gerard David und Fra Angelico mit Meisterwerken vertreten sind, ist gewiß hervorragend, doch hat Morgan auf diesem Felde die anderen amerikanischen Sammler nicht so energisch auf den zweiten Platz verwiesen wie als Käufer von Bildwerken und kunstgewerblichen Dingen.
Deutsche Kunst und die Malerei des 19. Jahrhunderts sind so ziemlich die einzigen Gebiete, die Morgan im großen und ganzen gemieden hat.
Über den napoleonischen Stil seines Sammelns wird allerlei erzählt. Gewiß ist, daß er sich gegen Übervorteilung und gegen Fälschungen weniger durch eigene Kennerschaft schützte (wie hätte er auch Kenner von allen diesen Dingen sein können?) als durch Geschäftsklugheit und Menschenkenntnis, also jene Eigenschaften, die ihm überall zum Siege verhalfen. Die großen und klugen Händler und Agenten spürten bald (und mit den anderen hielt er sich nicht lange auf), daß auf die Dauer mit guter Ware an ihm mehr zu verdienen war als mit schlechter.
Was eine so gewaltige Sammelleidenschaft entzündete, ist schwer zu sagen. Der wortkarge Tatenmensch hat sich darüber gewiß nicht geäußert, auch schwerlich Neigung gespürt, seine Instinkte zu deuten. Gesellschaftliche Eitelkeit lag ihm durchaus fern. Ästhetische Bedürfnisse zu befriedigen: wäre weniger mehr gewesen. Zudem lebte Morgan nicht eigentlich in seinen Sammlungen, die zu großen Teilen jahrelang in öffentlichen Museen ausgestellt waren. War das Ganze nichts als ein Riesenspielzeug, das in richtiger Proportion stand zu dem gewalttätigen Geschäftsernst des Beherrschers der Wall Street? — Darüber hinaus mag Pierpont Morgan Genugtuung und Beruhigung empfunden haben, wenn er ebenso gigantisch im Geben wie im Nehmen erschien, mag er die Aufgabe vor sich gesehen haben, seinem Lande das Einzige zuzuführen, was Europa voraus zu haben schien, den Kulturwert des Kunstbesitzes. Ob nun sein ganzer Nachlaß unmittelbar der Öffentlichkeit zugänglich wird oder nicht (noch ist das Testament nicht bekannt), jedenfalls hat er mehr von diesem Kulturwert auf die andere Seite gebracht, als irgend jemand, und seine Landsleute haben allen Anlaß, ihm ein Denkmal zu setzen.
m.j. f.
X Nach kurzem Leiden ist in Berlin am 1. April der Geh. Baurat Otto March an einem Herzschlage gestorben, tief betrauert von der deutschen Architektenschaft und von allen aufrichtigen Freunden der Stadt Berlin und ihrer Kunst. Der Tod hält in diesem Jahre unter den Berliner Architekten reiche Ernte. Nach William Müller und Reinhold Kiehl, die von der Höhe des Lebens dahingerafft wurden, ward nun der siebenundsechzigjährige March abberufen, der aber in der Frische seiner Arbeit und der Lebhaftigkeit seiner künstlerischen Propaganda den Jüngsten an Elastizität nichts nachgab. Wenn man in Berlin den Hingang dieses Mannes als einen schweren und vielleicht auf lange Zeit hinaus unersetzlichen Verlust betrachtet, so geschieht dies darum, weil dem hauptstädtischen Leben mit ihm nicht nur ein Künstler, sondern ein ethisches Element von höchster Bedeutung geraubt wird. Mit ihm