In Valenciennes, wo er geboren war, ist der Bildhauer Löon Fagel im Alter von 62 Jahren gestorben. Er hatte im Jahre 1879 den Rompreis erhalten und war seither mit offiziellen Aufträgen bedacht worden, so daß er zahlreiche öffentliche Denkmäler schaffen durfte. Darunter verdienen Erwähnung die Monumente für den Maler Daubigny, den Bildhauer Carpeaux, den Naturforscher Lamarck, den Schauspieler Talma. Allegorische Figuren von ihm schmücken die Place du Carrousel, die Sorbonne, das Petit Palais und andere öffentliche Plätze und Gebäude von Paris.
PERSONALIEN
Regierungsrat Professor Wilhelm Hecht, einer der besten deutschen Radierer, feierte am 28. März seinen 70. Geburtstag (geboren 1843 zu Ansbach). Er erlernte in Nürnberg die Holzschneidekunst, war von 1860—63 bei J. J. Weber in Leipzig tätig, von 1865-68 wirkte er in Stuttgart. Dann brachte er 17 schaffensfrohe Jahre in München zu, wo seine besten Arbeiten entstanden. 1885 wurde der Künstler nach Wien an die Hof- und Staatsdruckerei berufen. Vor einigen Jahren trat er in den Ruhestand und lebte seit etwa einem Jahre in Linz a. D. Besonders seine Radierungen nach Murillo, Böcklin und Calame sind künstlerische Nachschöpfungen von eminenter Eindruckskraft. Dazu kommen glänzende Originalradierungen von Bismarck, Moltke, Prinzregent Luitpold, die der Künstler im Aufträge des Kunstverlages E. Aumiiller in München geschaffen hat.
Die Berliner Akademie der Künste hat Frank Brangwyn als Mitglied aufgenommen. Die Wahl fand die statutenmäßige Bestätigung durch den Kultusminister.
AUSGRABUNGEN
+ Ulm. Der historische Verein Neu-Ulm, der seit einiger Zeit östlich und südlich der Stadt Ausgrabungen vornehmen läßt, konnte bei dem Dorfe Straß (Bahnstation Nersingen) einen römischen Friedhof von ca. 300 qm Flächeninhalt (30 m Länge und 8—12 m Breite) nachweisen. Mit Ausnahme eines Kinderskelettes fanden sich nur Brandgräber (über 100), die aber keine bedeutende Ausbeute an Kleinfunden ergaben. Die Dauer dieser römischen Niederlassung läßt sich auf die Zeit vom Ende des 1. Jahrhunderts bis gegen Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus feststellen. Man vermutet, daß die Siedelung durch den Alemanneneinfall im Jahre 233 n. Chr. zerstört wurde.
DENKMÄLER
London. Die Frage der Errichtung eines Monuments für König Eduard VII. in der Hauptstadt ist im bejahenden Sinne entschieden worden. Unter dem Vorsitz des Lord-Mayors und der angesehensten Ausschußmitglieder des »König Eduard Gedächtnis-Fonds« wurde in einer Sitzung festgestellt, daß unter sämtlichen zur Sache in Betracht kommenden Behörden eine Einigung erzielt worden sei. Der König erhält ein von dem Bildhauer Bertram Mackennal innerhalb von etwa zwei Jahren auszuführendes Reiterstandbild von Bronze auf granitenem Sockel. Der ausersehene Platz für das Monument ist die Stelle in London zwischen dem »Athenäum« und dem »United Service Club«, woselbst sich aber zurzeit die Statue Lord Napiers von Magdala befindet. Letztere wird alsdann nach Trafalgar,Square übergeführt. Der Preis.für die vielleicht später noch durch Anlagen zu verschönernde Baustelle beträgt allein 1400000 Mark. O. v. Schleinitz.
Posen. Am 17. März wurde der Grundstein zu einem Gneisenau-Denkmal gelegt, das dem 1831 in Posen an
der Cholera verstorbenen Feldherrn auf Veranlassung der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen errichtet werden soll. DieAusführung wurde dem Bildhauer Wilhelm Groß aus Schlawe in Pommern übertragen. Der Platz wurde vor dem ehemaligen Mühlentor gewählt, in der Nähe der Stelle, wo Gneisenau bis zur Überführung seiner Gebeine nach Wormsdorf beigesetzt war. h.
In Paris soll im April die Dreihundertjahrfeier für den Architekten und Gartenkünstler Lenötre festlich begangen werden, der im Jahre 1613 geboren ist. Indem von ihm angelegten Tuileriengarten soll seine Büste aufgestellt werden. Diese Büste ist nicht die Arbeit eines modernen Bildhauers, sondern sie stammt von dem Grabmale des Architekten in der unfern den Tuilerien gelegenen Rochuskirche uud ist eine Arbeit des im 17. Jahrhundert zu den Hofkünstlern gehörenden Bildhauers Coysevox. Das Grab Lenötres in der Rochuskirche ist übrigens schon seiLmehr als hundert Jahren leer, denn wie so viele andere Gräber wurde es in der Schreckenszeit der großen Revolution geplündert und dabei verschwanden die Gebeine des Urhebers der »Jardins ä la fran^aise«.
AUSSTELLUNGEN
X DieGroße Berliner Kunstausstellung diesesjahres, die eine besondere Veranstaltung zum Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. darstellen wird, soll diesmal nicht, wie sonst, Ende April, sondern erst einige Tage vor Pfingsten durch den Kaiser selbst eröffnet werden.
X Berliner Ausstellungen. Im Hohenzollern- Kunstgewerbehause hat der Berliner Glasmeister Gottfried Heinersdorff einige der neuen Fenster ausgestellt, die er nach Entwürfen von Thorn-Prikker für eine katholische Kirche im Rheinland geschaffen hat. Es ist das erstemal, daß die moderne Glaskunst, die das Beste der altüberlieferten Technik aus neuzeitlichem Empfinden wieder lebendig zu machen sucht, in dieser Weise für einen kirchlichen Zweck herangezogen wird. Der Erfolg ist ein außerordentlicher. Thorn-Prikker, der auf der Düsseldorfer Ausstellung für religiöse Kunst 1909 zuerst Aufsehen erregte und dann von Heinersdorff für die Glaskunst gewonnen wurde, hat sich mit feinstem Verständnis in die speziellen Bedingungen und Besonderheiten dieser Technik eingelebt. Dafür geben ja auch bereits seine früheren Arbeiten Beweise, namentlich die schönen Bahnhofsfenster für Hagen, die auf Osthaus’ Anregung von Heinersdorff hergestellt wurden. Die Kartons zu den rheinischen Kirchenfenstern, die man jetzt sieht, zeigen schon, daß der Künstler seitdem noch bedeutende Fortschritte gemacht hat; daß er namentlich die Forderungen der kompositionellen Klarheit, die hier erhoben werden müssen, erkannt hat und zu beherzigen weiß. Anstatt der oft gar zu bizarren Verrenkungen und Überschneidungen, die Thorn-Prikker bisher gern anwandte, finden wir nun eine schlichtere Art, ohne doch völlig die an die Gotik erinnernde, lineare Herbheit einzubüßen, die für ihn charakteristisch ist. Diese Szenen der Heiligen Familie, der Anbetung der Könige, des Cruzifixus sind von einer keuschen, feierlichen, inbrünstigen Frömmigkeit, wie sie die Glasmalereien der letzten Jahrzehnte nicht zu erreichen vermochten. Vor allem aber ist die Ausführung der Entwürfe in farbigen Gläsern und die der bunt glühenden Umrahmungen herrlich gelungen. Mit reifem Geschmack sind die Akkorde gewählt, bei denen man wiederholt die Überzeugung gewinnt, daß sie in freiem Spiel der malerischen Phantasie aus Anregungen geschöpft wurden, welche Farbenstellungen seltener und wunderbarer Schmetterlinge vermittelten. Überall handelt es sich nicht