Abb. 23: ein kräftiger, schöner Hondius, früh, noch A. de Hondt 165 .. . bezeichnet.
Abb. 24 ist wieder eine Überraschung. Man ^glaubt einen alten Peter Brueghel zu sehen. Drei Krieger haben ein Bauernpaar am Waldesraride überfallen; im Hintergründe, weit, weit sich ausdehnend die endlose Heide. Die Köpfe sind viel besser, als wir das bei dem jungen Peter gewohnt sind, aber er muß es gemalt haben, da es P. Breughel 1630 bezeichnet sein soll. Das Bild befindet sich im Universitätsgebäude von Stockholm. Abb. 26. Neues Staunen. Dieses Stilleben soll von Teniers sein? Unmöglich! Das ist ja ein Heda oder Pieter Claesz! Aber der Katalog erklärt, daß es voll und echt signiert ist: D. TENIERS F. Eine Reihe von Teniers. Abb. 32: Kleine Landschaft, schön, geistreich und breit wie ein Brouwer. Abb. 35: Männliches Porträt, wohl irrtümlich van der Voort zugeschrieben und m. E. sicher von Jan van Ravesteyn, dessen weichere Art das Fleisch zu malen es aufweist. Abb. 37,: Schönes männliches Porträt, vom Verfasser Cariani gegeben, soll aber von andern Tizian zugeschrieben sein. Meiner Ansicht nach ein herrliches Lotto. Jedenfalls ein großartiges Bildnis. Abb. 38. Mehr ein Kuriosum: Eine Kapelle in der Peterskirche zu Rom von Houckgeest. Abb. 39 gibt eine Nuß zu knacken. Susanna mit ihren beiden Anbetern. Die Susanna direkt unter Tizians Einfluß gemalt. Wohl italianisierender Holländer um 1580, Richtung Wttewael aber weniger manieriert. Abb. 41: Poetische Landschaft des seltenen Leidener Malers Cornelis van Zwieten. Abb. 42: Der alte Trinker, scheint ein Meisterwerk Adr. van Ostades zu sein. Wieder Sammlung Wachtmeister!
Für Liebhaber derOeschichte des Amsterdamer Theaters ist Abb. 45 eine Freude: das Porträt des Dr. Samuel Coster von Sandrart. Coster leitete längere Zeit die Aufführungen dieses Theaters und hat auch selbst dafür geschrieben.
Von sechs Moeyaert wird ein schöner von 1643 abgebildet: Obseques Bataves. Ob der Titel richtig ist? Der Einfluß Lastmans hier noch unverkennbar. Wieder etwas Apartes. Abb. 53. Hannemann (1636). Ein Schütze, der die Flöte bläst, resp. blasen will. Schöner Kopf, der an Ravesteyn-Einfluß denken läßt. Abb. 56. Ein im ersten Band beschriebener G. Dou — ein noch frühes Bild, worin das Stilleben überwiegt, dasselbe Stilleben (Korb) glaube ich wie in dem Bild in Budapest, das er mit seinem großen Lehrer gemeinschaftlich malte. Abb. 59. Ein merkwürdiger Adr. van de Velde! Zwei Kühe, eine liegende und eine stehende, von weitem ein Potter! Abb. 60. Wohl das feinste Bild von Jan Massys — eine Schönheit als liegende Venus gemalt, dazu prächtiger Garten und Landschaften. Scheint mir sein bestes Bild zu sein, welches ihn zu einem der ersten Künstler der Ecole de Fontainebleau stempelt. Abb. 61. Landschaft, dem Gerrit van (nicht de) Hees wohl mit Recht zugeschrieben. Abb. 62. Ein Wouwermans ohne Pferde — eine Waldansicht mit zwei Figuren: Pyramus und Thisbe. Trefflich als Landschaft. Abb. 65. Maitre flamand inconnu (aber nicht Beginn des 17. Jahrhunderts, sondern Mitte). Madonna mit dem Kinde. Holländisch, wenn ich mich nicht irre, als Flinck gestochen. Abb. 70 ist der oben schon beschriebene Verhout. Abb. 73. Schönes Damenporträt von Cornelis de Vos. Es folgen zwei Pieter Aertsen. Abb. 77. Monogrammist J PM? Männliches Porträt, das zwischen Verspronck und Moreelse steht. Der Verfasser meint andere Buchstaben im Monogramm zu lesen — könnte es doch nicht einfach ein schöner Moreelse mit etwas ab
weichendem Monogramm sein? Bei Abb. 78 hat es mich gewundert, daß Granberg, der wirklich einer der besten und feinsten Kenner der holländischen Schule ist, den Maler nicht erraten hat. Das Monogram J. H. P. (oder F?) ist Jan Hals fecit oder pinxit zu lesen und das Bild erinnert lebhaft an mehrere Kinderbilder von ihm, die ich gesehen, u. a. einen im Haarlemer Museum. Zwei Rubens-Porträt, eine schöne Reproduktion des Rembrandtschen Claudius Civilis aus dem Nationalmuseum, ein höchst interessantes Bildnis eines Herzogs von Holstein-Gottorp, von dem seltenen Marcus Geerarts, der schöne Judith Leyster aus dem Nationalmuseum, eine sehr gelungene, aber wenig ästhetische Frau des Candaules mit einem reizenden Hündchen von Jordaens — wir eilen —, zwei schöne van der Neer. Abb. 98. Eine Anbetung der Könige aus Rembrandts Schule. Ein Objekt für gründliches Studium; man möchte das Bild selbst sehen, Paulus Bor?
Abb. 99. Ein bezeiclmeter Pieter Janssens Elinga. Freilich, die Bezeichnung ist überflüssig, da haben wir sein Zimmer, seine Fenster, seinen Stuhl und sogar die bekannte Geldkiste scheint nicht zu fehlen. Das Kostüm sieht merkwürdig spät aus für den doch schon um 1680 verstorbenen de Hoogh-Nachfolger.
Das merkwürdigste Bild hat Granberg für den Schluß aufgehoben: Ferdinand Bol! Ein junges Mädchen mit einer Nelke: größte Ähnlichkeit mit der jugendlichen Hendrickje Stoffels! Die Bestimmung soll von Dr. Hofstede de Groot herrühren. Man muß hier sehr vorsichtig sein, darf eigentlich nichts sagen, ohne das Bild gesehen zu haben. Aber ... ich möchte nur flüstern . . ., daß dieses Bild Rembrandt fast näher zu stehen scheint als die vielbesprochene Elisabeth Bas. Die Augen — sind die nicht gemalt wie die der Hendrickje im Salon Carre? Der ganze Eindruck ist mehr Rembrandt wie Bol. Aber — ich habe neulich wieder einen bekannten Rembrandt — natürlich unbezeichnet — bestimmt als Bol erkennen müssen — dieser später so flaue Künstler hat wirklich eine Zeitlang seinem großen Vorbilde merkwürdig nahe gestanden.
Wenn ich den reichen Katalog durchblättere, bedaure ich fast, daß nicht noch mehr Bilder da sind. Aber seien wir nicht undankbar. Zu größter Dankbarkeit stimmt eine solche gewissenhafte, schöne Arbeit im höchsten Maße.
A. Bredius.
VERMISCHTES
X Adolf von Hildebrand, der, wie gemeldet, zurzeit an der Vollendung seines Joseph Joachim-Denkmals für die Berliner Musikschule beschäftigt ist, hat kürzlich ein großes Bronzerelief-Porträt von Erich Schmidt geschaffen, das den schönen Kopf des Gelehrten in meisterhafter Wiedergabe festhält.
Mülheim (Ruhr). Zu Ostern erhielt die alte, aus dem 16. Jahrhundert stammende evangelische Petrikirche nach einer völligen Erneuerung des Innern durch die Düsseldorfer Kunstakademie ihre Weihe. Den Hauptschmuck bilden zwei Werke Eduard von Gebhardts, ein »Einzug Christi in Jerusalem« und eine »Himmelfahrt Christi«; es sind Geschenke der Stadt Mülheim und des Herrn Hugo Stinnes. Sieben gemalte Fenster nach Entwürfen des Professors Huber-Feldkirch in Düsseldorf sind gleichfalls Stiftungen Mülheimer Bürger. Einen weiteren Schmuck wird die Petrikirche in zwei noch ausstehenden Gemälden eines Meisterschülers von Ed. von Gebhardt erhalten.
Inhalt: Münchener Brief. — lohn Pierpont Morgan f; Otto March f; L. M. B. de Monvelf; Leon Fagel f. — Personalien. — Römischer Friedhof in Ulm. — Denkmäler für Eduard VII. in London, Oneisenau in Posen, Lenötre in Paris. — Ausstellungen in Berlin und Paris. — Vermächtnisse des Sammlers Cheramy. — Schwedische Kunstschätze. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
Abb. 24 ist wieder eine Überraschung. Man ^glaubt einen alten Peter Brueghel zu sehen. Drei Krieger haben ein Bauernpaar am Waldesraride überfallen; im Hintergründe, weit, weit sich ausdehnend die endlose Heide. Die Köpfe sind viel besser, als wir das bei dem jungen Peter gewohnt sind, aber er muß es gemalt haben, da es P. Breughel 1630 bezeichnet sein soll. Das Bild befindet sich im Universitätsgebäude von Stockholm. Abb. 26. Neues Staunen. Dieses Stilleben soll von Teniers sein? Unmöglich! Das ist ja ein Heda oder Pieter Claesz! Aber der Katalog erklärt, daß es voll und echt signiert ist: D. TENIERS F. Eine Reihe von Teniers. Abb. 32: Kleine Landschaft, schön, geistreich und breit wie ein Brouwer. Abb. 35: Männliches Porträt, wohl irrtümlich van der Voort zugeschrieben und m. E. sicher von Jan van Ravesteyn, dessen weichere Art das Fleisch zu malen es aufweist. Abb. 37,: Schönes männliches Porträt, vom Verfasser Cariani gegeben, soll aber von andern Tizian zugeschrieben sein. Meiner Ansicht nach ein herrliches Lotto. Jedenfalls ein großartiges Bildnis. Abb. 38. Mehr ein Kuriosum: Eine Kapelle in der Peterskirche zu Rom von Houckgeest. Abb. 39 gibt eine Nuß zu knacken. Susanna mit ihren beiden Anbetern. Die Susanna direkt unter Tizians Einfluß gemalt. Wohl italianisierender Holländer um 1580, Richtung Wttewael aber weniger manieriert. Abb. 41: Poetische Landschaft des seltenen Leidener Malers Cornelis van Zwieten. Abb. 42: Der alte Trinker, scheint ein Meisterwerk Adr. van Ostades zu sein. Wieder Sammlung Wachtmeister!
Für Liebhaber derOeschichte des Amsterdamer Theaters ist Abb. 45 eine Freude: das Porträt des Dr. Samuel Coster von Sandrart. Coster leitete längere Zeit die Aufführungen dieses Theaters und hat auch selbst dafür geschrieben.
Von sechs Moeyaert wird ein schöner von 1643 abgebildet: Obseques Bataves. Ob der Titel richtig ist? Der Einfluß Lastmans hier noch unverkennbar. Wieder etwas Apartes. Abb. 53. Hannemann (1636). Ein Schütze, der die Flöte bläst, resp. blasen will. Schöner Kopf, der an Ravesteyn-Einfluß denken läßt. Abb. 56. Ein im ersten Band beschriebener G. Dou — ein noch frühes Bild, worin das Stilleben überwiegt, dasselbe Stilleben (Korb) glaube ich wie in dem Bild in Budapest, das er mit seinem großen Lehrer gemeinschaftlich malte. Abb. 59. Ein merkwürdiger Adr. van de Velde! Zwei Kühe, eine liegende und eine stehende, von weitem ein Potter! Abb. 60. Wohl das feinste Bild von Jan Massys — eine Schönheit als liegende Venus gemalt, dazu prächtiger Garten und Landschaften. Scheint mir sein bestes Bild zu sein, welches ihn zu einem der ersten Künstler der Ecole de Fontainebleau stempelt. Abb. 61. Landschaft, dem Gerrit van (nicht de) Hees wohl mit Recht zugeschrieben. Abb. 62. Ein Wouwermans ohne Pferde — eine Waldansicht mit zwei Figuren: Pyramus und Thisbe. Trefflich als Landschaft. Abb. 65. Maitre flamand inconnu (aber nicht Beginn des 17. Jahrhunderts, sondern Mitte). Madonna mit dem Kinde. Holländisch, wenn ich mich nicht irre, als Flinck gestochen. Abb. 70 ist der oben schon beschriebene Verhout. Abb. 73. Schönes Damenporträt von Cornelis de Vos. Es folgen zwei Pieter Aertsen. Abb. 77. Monogrammist J PM? Männliches Porträt, das zwischen Verspronck und Moreelse steht. Der Verfasser meint andere Buchstaben im Monogramm zu lesen — könnte es doch nicht einfach ein schöner Moreelse mit etwas ab
weichendem Monogramm sein? Bei Abb. 78 hat es mich gewundert, daß Granberg, der wirklich einer der besten und feinsten Kenner der holländischen Schule ist, den Maler nicht erraten hat. Das Monogram J. H. P. (oder F?) ist Jan Hals fecit oder pinxit zu lesen und das Bild erinnert lebhaft an mehrere Kinderbilder von ihm, die ich gesehen, u. a. einen im Haarlemer Museum. Zwei Rubens-Porträt, eine schöne Reproduktion des Rembrandtschen Claudius Civilis aus dem Nationalmuseum, ein höchst interessantes Bildnis eines Herzogs von Holstein-Gottorp, von dem seltenen Marcus Geerarts, der schöne Judith Leyster aus dem Nationalmuseum, eine sehr gelungene, aber wenig ästhetische Frau des Candaules mit einem reizenden Hündchen von Jordaens — wir eilen —, zwei schöne van der Neer. Abb. 98. Eine Anbetung der Könige aus Rembrandts Schule. Ein Objekt für gründliches Studium; man möchte das Bild selbst sehen, Paulus Bor?
Abb. 99. Ein bezeiclmeter Pieter Janssens Elinga. Freilich, die Bezeichnung ist überflüssig, da haben wir sein Zimmer, seine Fenster, seinen Stuhl und sogar die bekannte Geldkiste scheint nicht zu fehlen. Das Kostüm sieht merkwürdig spät aus für den doch schon um 1680 verstorbenen de Hoogh-Nachfolger.
Das merkwürdigste Bild hat Granberg für den Schluß aufgehoben: Ferdinand Bol! Ein junges Mädchen mit einer Nelke: größte Ähnlichkeit mit der jugendlichen Hendrickje Stoffels! Die Bestimmung soll von Dr. Hofstede de Groot herrühren. Man muß hier sehr vorsichtig sein, darf eigentlich nichts sagen, ohne das Bild gesehen zu haben. Aber ... ich möchte nur flüstern . . ., daß dieses Bild Rembrandt fast näher zu stehen scheint als die vielbesprochene Elisabeth Bas. Die Augen — sind die nicht gemalt wie die der Hendrickje im Salon Carre? Der ganze Eindruck ist mehr Rembrandt wie Bol. Aber — ich habe neulich wieder einen bekannten Rembrandt — natürlich unbezeichnet — bestimmt als Bol erkennen müssen — dieser später so flaue Künstler hat wirklich eine Zeitlang seinem großen Vorbilde merkwürdig nahe gestanden.
Wenn ich den reichen Katalog durchblättere, bedaure ich fast, daß nicht noch mehr Bilder da sind. Aber seien wir nicht undankbar. Zu größter Dankbarkeit stimmt eine solche gewissenhafte, schöne Arbeit im höchsten Maße.
A. Bredius.
VERMISCHTES
X Adolf von Hildebrand, der, wie gemeldet, zurzeit an der Vollendung seines Joseph Joachim-Denkmals für die Berliner Musikschule beschäftigt ist, hat kürzlich ein großes Bronzerelief-Porträt von Erich Schmidt geschaffen, das den schönen Kopf des Gelehrten in meisterhafter Wiedergabe festhält.
Mülheim (Ruhr). Zu Ostern erhielt die alte, aus dem 16. Jahrhundert stammende evangelische Petrikirche nach einer völligen Erneuerung des Innern durch die Düsseldorfer Kunstakademie ihre Weihe. Den Hauptschmuck bilden zwei Werke Eduard von Gebhardts, ein »Einzug Christi in Jerusalem« und eine »Himmelfahrt Christi«; es sind Geschenke der Stadt Mülheim und des Herrn Hugo Stinnes. Sieben gemalte Fenster nach Entwürfen des Professors Huber-Feldkirch in Düsseldorf sind gleichfalls Stiftungen Mülheimer Bürger. Einen weiteren Schmuck wird die Petrikirche in zwei noch ausstehenden Gemälden eines Meisterschülers von Ed. von Gebhardt erhalten.
Inhalt: Münchener Brief. — lohn Pierpont Morgan f; Otto March f; L. M. B. de Monvelf; Leon Fagel f. — Personalien. — Römischer Friedhof in Ulm. — Denkmäler für Eduard VII. in London, Oneisenau in Posen, Lenötre in Paris. — Ausstellungen in Berlin und Paris. — Vermächtnisse des Sammlers Cheramy. — Schwedische Kunstschätze. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig