für Inslandhaltung des Denkmals und der Grabstätte Tiedges, 16650 M. zu Ehrengeschenken und Unterstützungen in 60 Fällen an Maler, Dichter und Schriftsteller, Bildhauer, Musiker, Kupferstecher und Hinterlassene von solchen. Bedacht wurden dabei Dresden, Leipzig, München, Köln, Stuttgart, Berlin, Weimar, Karlsruhe, Darmstadt, Breslau, Düsseldorf, Wien, Zürich usw.
Angekauft wurde eine marmorne Büste des Philosophen Schopenhauer von dem 1911 gestorbenen Bildhauer Walter Sinteuis in Dresden (dem Dresdner Stadtmuseuni überwiesen), ein Marmorrelief des Königs Georg von Sachsen vom Bildhauer Albert Gerold in Dresden (dem König- Georg-Gymnasium in Dresden gestiftet), eine Bronzegruppe Spielende Katzen von dem verstorbenen Bildhauer Heinrich Julius Hähnel (dem städtischen Museum in Zwickau überwiesen). Dem Bildhauer Richard König in Radebeul bei Dresden wurden zwei bronzene Schmuckfiguren von 2,15 m Höhe, darstellend einen Fechter und einen Steinschleuderer, in Auftrag gegeben. Sie sollen in der Turnhalle des Allgemeinen Turnvereins zu Dresden Mitte des Jahres 1914 aufgestellt werden und die auf körperliche Tüchtigkeit und Mannhaftigkeit gerichteten Bestrebungen des Vereins veranschaulichen.
VEREINE
X »Die wirtschaftliche Organisation der Großberliner Künstlerschaft« war das Thema einer großen Versammlung, die eine Anzahl der namhaftesten Maler und Bildhauer zum 5. April in den Bürgersaal des Berliner Rathauses einberufen hatte. Dem Komitee, das sich nach langen Vorbereitungen gebildet hatte, gehörten u. a. Max Liebermann, Artur Kampf, Baluschek, Schulte im Hofe, Manzel, Slevogt, Pechstein, Tappert, Käte Kollwitz, Peter Breuer, Otto H. Engel, Schaper, der Nationalökonom Geheimrat Adolf Wagner und Redakteur F. Hellwag an. Der Zuspruch war so gewaltig, daß der Saal bis ins letzte Winkelchen gefüllt war und die Massen der Erschienenen bis weit ins Treppenhaus hinein wie Mauern standen, ein Beweis dafür, wie stark das Interesse an der Frage eines wirtschaftlichen, alle »Parteien« und »Richtungen« umfassenden Zusammenschlusses sich geltend macht. Nach einer kurzen Begrüßung durch Artur Kampf sprach zunächst Bürgermeister Dr. Reicke über die Stellung der Behörden zur Kunst. Er knüpfte an das stolze Selbstverwaltungswort an, das im Berliner Rathause prangt: »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott«, und meinte mit Recht, daß die komplizierten Apparate der staatlichen und kommunalen Körperschaften, die in Kommissionen und durch Kompromisse funktionieren, den Künstlern wenig nützen können. Die Künstlerschaft solle nicht nach der Behörde rufen, sondern sich zusammenschließen, um eine Macht zu bilden, mit der jeder rechnen müsse. Dr. F. Rothe, der Syndikus der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft und des Illustratorenverbandes, sprach über den künstlerischen Rechtsschutz, der noch höchst mangelhaft bestellt sei. Ein Verlagsgesetz, das alle Verhältnisse in Betracht zieht, haben wir noch nicht. Die Juristen stehen dem Stoffe fremd gegenüber. Dr. Rothe machte Verbesserungsvorschläge; die zu schaffende Organisation solle sorgen: für Auskunfterteilung, für Beratung beim Abschluß von Verträgen aller Art, für Rechtsbeirat bei Streitigkeiten und Prozessen, für Unterstützung in der Bestreitung der Kosten durch die Gesamtheit, für sachgemäße Einwirkung auf die gesetzgebenden Faktoren. Maler Otto Marcus ergänzte diese Ausführungen in bezug auf das Reproduktions-Verlagsrecht. Fräulein Lina Krause regte die Begründung einer Krankenkasse im Anschluß an den Verein der freigewählten Kassen
ärzte Großberlins an. Maler Carl Kayser-Eichberg wetterte temperamentvoll gegen die Schäden im Kunsthandel. Unter den 92 Kunsthandlungen Berlins sind nur 20, die künstlerisch in Betracht kommen, während der Rest meist übelste Ware feilbietet und den Geschmack des kaufenden Publikums verdirbt. Besonders interessant waren die Mitteilungen, die der Nationalökonom S. Fränkel vom Ergebnis der Umfrage über die wirtschaftliche Lage der Berliner Künstler machte, die sehr sorgfältig inszeniert worden und nunmehr abgeschlossen ist. Von etwas über 1000 Fragebogen wurden 575, ziemlich genau, beantwortet — ein nach sonstigen Enquete-Erfahrungen sehr günstiges Resultat. 329 Maler, 69 Malerinnen, 100 Bildhauer und 2 Bildhauerinnen lieferten brauchbares Material (die übrigen Antworten waren unverwendbar). Überraschend war, daß die Hälfte der Künstler »Buch führt«, oder sich wenigstens einigermaßen korrekte Notizen über Einnahmen und Ausgaben macht. Es zeigte sich nun, daß 7 Prozent der Maler, 28 Prozent der Malerinnen, 8 Prozent der Bildhauer ohne Verdienst, ja sogar mit Unterbilanz arbeiten. Ein Einkommen bis 1200 Mk. hatten 20 Proz. der Maler, 10 Proz. der Bildhauer, 33 Proz. der Malerinnen. Bis 2000 Mk.: 14 Proz. der Maler, 18 Proz. der Bildhauer, 17 Proz. der Malerinnen. Bis 4000 Mk.: 31 Proz. der Maler, 28 Proz. der Bildhauer, 15 Proz. der Malerinnen. Bis 7000 Mk : 13 Proz. der Maler, 16 Proz. der Bildhauer, 5 Proz. der Malerinnen. Über 25000 Mk.: 2 Maler und 1 Bildhauer. Also die Bildhauer stehen sich besser als die Maler. Die schlechten Verhältnisse der Malerinnen werden ausgeglichen durch Nebeneinnahmen (Renten). Feste Einkünfte ergeben sich fast lediglich durch den Vertrieb graphischer Arbeiten und durch Lehrtätigkeit. Die schlechten Einnahmen beziehen sich nicht hauptsächlich auf die Jüngsten; so daß also das Einkommen leider nicht (wie bei andern Berufen) mit den Jahren der Ausübung in einer gewissen Skala regelmäßig steigt. Bemerkenswert ist, daß sich nur 19 Proz. der Bildhauer an Wettbewerben beteiligt haben, und von diesen wieder über 42 Proz. mit Unterbilanz, also mit nicht ersetzten Kosten — ein Ergebnis, das zu denken gibt. — Den Höhepunkt des Abends aber bildete die Schlußansprache Friedrich Naumanns, der in ungemein geistreichen Ausführungen die Schwierigkeiten analysierte, die sich der wirtschaftlichen Organisation einer so uneinheitlichen Masse wie der Künstlerschaft entgegenstellen. Das Unwägbare des künstlerischen Schaffens, die gleitende Preisbestimmung der Ware, der Mangel an jeder Gesetzmäßigkeit im Betrieb und Verkauf, die Uninteressiertheit der Oberschicht, die nicht aus wirtschaftlich - sozialem Zwang, sondern nur aus kollegialer Sympathie sich beteiligt, die Unmöglichkeit, den Zentralpunkt der künstlerischen Berufsausübung gewerkschaftlich zu regeln, das natürliche Drängen zu andersartigen Gruppierungen aus zunächst künstlerischen, nicht materiellen Gründen — das alles schafft hier jedem andern Berufszweig gegenüber eine Ausnahmestellung. Aber schließlich gab doch auch Naumann die Möglichkeiten zu, die trotzdem vorliegen: Hilfe beim Einkauf des Materials; Hilfe bei Kontrakten, Versicherungen, Prozessen usw. Vor allem: es müssen alle mittun, und der »Gewerkschafts«-Beitrag darf nicht zu klein sein, wenn die Organisation etwas leisten will. Stürmischer Beifall lohnte diese kluge Rede. Eine Resolution wurde dann einstimmig angenommen, wonach die Versammlung die Einberufer des Abends beauftragt, »in gemeinsamer Beratung unter Hinzuziehung berufener Kräfte die beste Form für den als notwendig erkannten wirtschaftlichen Zusammenschluß der Berliner Künstlerschaft zu suchen.« Ohne Zweifel ist das Zustandekommen der
Angekauft wurde eine marmorne Büste des Philosophen Schopenhauer von dem 1911 gestorbenen Bildhauer Walter Sinteuis in Dresden (dem Dresdner Stadtmuseuni überwiesen), ein Marmorrelief des Königs Georg von Sachsen vom Bildhauer Albert Gerold in Dresden (dem König- Georg-Gymnasium in Dresden gestiftet), eine Bronzegruppe Spielende Katzen von dem verstorbenen Bildhauer Heinrich Julius Hähnel (dem städtischen Museum in Zwickau überwiesen). Dem Bildhauer Richard König in Radebeul bei Dresden wurden zwei bronzene Schmuckfiguren von 2,15 m Höhe, darstellend einen Fechter und einen Steinschleuderer, in Auftrag gegeben. Sie sollen in der Turnhalle des Allgemeinen Turnvereins zu Dresden Mitte des Jahres 1914 aufgestellt werden und die auf körperliche Tüchtigkeit und Mannhaftigkeit gerichteten Bestrebungen des Vereins veranschaulichen.
VEREINE
X »Die wirtschaftliche Organisation der Großberliner Künstlerschaft« war das Thema einer großen Versammlung, die eine Anzahl der namhaftesten Maler und Bildhauer zum 5. April in den Bürgersaal des Berliner Rathauses einberufen hatte. Dem Komitee, das sich nach langen Vorbereitungen gebildet hatte, gehörten u. a. Max Liebermann, Artur Kampf, Baluschek, Schulte im Hofe, Manzel, Slevogt, Pechstein, Tappert, Käte Kollwitz, Peter Breuer, Otto H. Engel, Schaper, der Nationalökonom Geheimrat Adolf Wagner und Redakteur F. Hellwag an. Der Zuspruch war so gewaltig, daß der Saal bis ins letzte Winkelchen gefüllt war und die Massen der Erschienenen bis weit ins Treppenhaus hinein wie Mauern standen, ein Beweis dafür, wie stark das Interesse an der Frage eines wirtschaftlichen, alle »Parteien« und »Richtungen« umfassenden Zusammenschlusses sich geltend macht. Nach einer kurzen Begrüßung durch Artur Kampf sprach zunächst Bürgermeister Dr. Reicke über die Stellung der Behörden zur Kunst. Er knüpfte an das stolze Selbstverwaltungswort an, das im Berliner Rathause prangt: »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott«, und meinte mit Recht, daß die komplizierten Apparate der staatlichen und kommunalen Körperschaften, die in Kommissionen und durch Kompromisse funktionieren, den Künstlern wenig nützen können. Die Künstlerschaft solle nicht nach der Behörde rufen, sondern sich zusammenschließen, um eine Macht zu bilden, mit der jeder rechnen müsse. Dr. F. Rothe, der Syndikus der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft und des Illustratorenverbandes, sprach über den künstlerischen Rechtsschutz, der noch höchst mangelhaft bestellt sei. Ein Verlagsgesetz, das alle Verhältnisse in Betracht zieht, haben wir noch nicht. Die Juristen stehen dem Stoffe fremd gegenüber. Dr. Rothe machte Verbesserungsvorschläge; die zu schaffende Organisation solle sorgen: für Auskunfterteilung, für Beratung beim Abschluß von Verträgen aller Art, für Rechtsbeirat bei Streitigkeiten und Prozessen, für Unterstützung in der Bestreitung der Kosten durch die Gesamtheit, für sachgemäße Einwirkung auf die gesetzgebenden Faktoren. Maler Otto Marcus ergänzte diese Ausführungen in bezug auf das Reproduktions-Verlagsrecht. Fräulein Lina Krause regte die Begründung einer Krankenkasse im Anschluß an den Verein der freigewählten Kassen
ärzte Großberlins an. Maler Carl Kayser-Eichberg wetterte temperamentvoll gegen die Schäden im Kunsthandel. Unter den 92 Kunsthandlungen Berlins sind nur 20, die künstlerisch in Betracht kommen, während der Rest meist übelste Ware feilbietet und den Geschmack des kaufenden Publikums verdirbt. Besonders interessant waren die Mitteilungen, die der Nationalökonom S. Fränkel vom Ergebnis der Umfrage über die wirtschaftliche Lage der Berliner Künstler machte, die sehr sorgfältig inszeniert worden und nunmehr abgeschlossen ist. Von etwas über 1000 Fragebogen wurden 575, ziemlich genau, beantwortet — ein nach sonstigen Enquete-Erfahrungen sehr günstiges Resultat. 329 Maler, 69 Malerinnen, 100 Bildhauer und 2 Bildhauerinnen lieferten brauchbares Material (die übrigen Antworten waren unverwendbar). Überraschend war, daß die Hälfte der Künstler »Buch führt«, oder sich wenigstens einigermaßen korrekte Notizen über Einnahmen und Ausgaben macht. Es zeigte sich nun, daß 7 Prozent der Maler, 28 Prozent der Malerinnen, 8 Prozent der Bildhauer ohne Verdienst, ja sogar mit Unterbilanz arbeiten. Ein Einkommen bis 1200 Mk. hatten 20 Proz. der Maler, 10 Proz. der Bildhauer, 33 Proz. der Malerinnen. Bis 2000 Mk.: 14 Proz. der Maler, 18 Proz. der Bildhauer, 17 Proz. der Malerinnen. Bis 4000 Mk.: 31 Proz. der Maler, 28 Proz. der Bildhauer, 15 Proz. der Malerinnen. Bis 7000 Mk : 13 Proz. der Maler, 16 Proz. der Bildhauer, 5 Proz. der Malerinnen. Über 25000 Mk.: 2 Maler und 1 Bildhauer. Also die Bildhauer stehen sich besser als die Maler. Die schlechten Verhältnisse der Malerinnen werden ausgeglichen durch Nebeneinnahmen (Renten). Feste Einkünfte ergeben sich fast lediglich durch den Vertrieb graphischer Arbeiten und durch Lehrtätigkeit. Die schlechten Einnahmen beziehen sich nicht hauptsächlich auf die Jüngsten; so daß also das Einkommen leider nicht (wie bei andern Berufen) mit den Jahren der Ausübung in einer gewissen Skala regelmäßig steigt. Bemerkenswert ist, daß sich nur 19 Proz. der Bildhauer an Wettbewerben beteiligt haben, und von diesen wieder über 42 Proz. mit Unterbilanz, also mit nicht ersetzten Kosten — ein Ergebnis, das zu denken gibt. — Den Höhepunkt des Abends aber bildete die Schlußansprache Friedrich Naumanns, der in ungemein geistreichen Ausführungen die Schwierigkeiten analysierte, die sich der wirtschaftlichen Organisation einer so uneinheitlichen Masse wie der Künstlerschaft entgegenstellen. Das Unwägbare des künstlerischen Schaffens, die gleitende Preisbestimmung der Ware, der Mangel an jeder Gesetzmäßigkeit im Betrieb und Verkauf, die Uninteressiertheit der Oberschicht, die nicht aus wirtschaftlich - sozialem Zwang, sondern nur aus kollegialer Sympathie sich beteiligt, die Unmöglichkeit, den Zentralpunkt der künstlerischen Berufsausübung gewerkschaftlich zu regeln, das natürliche Drängen zu andersartigen Gruppierungen aus zunächst künstlerischen, nicht materiellen Gründen — das alles schafft hier jedem andern Berufszweig gegenüber eine Ausnahmestellung. Aber schließlich gab doch auch Naumann die Möglichkeiten zu, die trotzdem vorliegen: Hilfe beim Einkauf des Materials; Hilfe bei Kontrakten, Versicherungen, Prozessen usw. Vor allem: es müssen alle mittun, und der »Gewerkschafts«-Beitrag darf nicht zu klein sein, wenn die Organisation etwas leisten will. Stürmischer Beifall lohnte diese kluge Rede. Eine Resolution wurde dann einstimmig angenommen, wonach die Versammlung die Einberufer des Abends beauftragt, »in gemeinsamer Beratung unter Hinzuziehung berufener Kräfte die beste Form für den als notwendig erkannten wirtschaftlichen Zusammenschluß der Berliner Künstlerschaft zu suchen.« Ohne Zweifel ist das Zustandekommen der