Organisation, die offenbar eine Notwendigkeit geworden ist, nun auf dem besten Wege.
DerwirtschaftlicheZusammenschlußder Künstlerschaft hat in München schon einige Taten aufzuweisen. Es wurde eine Rechtsschutzstelle geschaffen. Wenn der Verband durch Beschluß der Regierung rechtskräftig geworden ist, wird die Stelle den Mitgliedern zur freieij Verfügung stehen. Die Finanzkommission leitet Prof. Eugen v. Stieler, der erste Vorsitzende des Verbandes. Die wichtigsten Fragen des Verlags- und Reproduktionsrechtes behandelt eine eigene Kommission, mit Maler Max Nonnenbruch an der Spitze und einer Anzahl bekannter Münchener Illustratoren. Eine weitere Kommission, die Professor Hermann Urban leitet, hat die Schaffung von Wohlfahrtsund Unterstützungsanstalten zur Aufgabe. Derselbe Leiter sitzt in der Material- und Speditionskommission.
Der Kunstverein in Barmen gibt seinen Jahresbericht heraus, aus dem hervorgeht, daß, abgesehen von graphischen und kunstgewerblichen Arbeiten, allein 47 Gemälde aus den Ausstellungen im Gesamtwerte von 44165 M. verkauft wurden. Darunter befanden sich je fünf Bilder der Münchner Franz Marc und Adolf Erbslöh, ferner Werke von E. Munch, Th. Schindler-Mannheim, A. Monticelli f, Th. Ribot und vielen anderen deutschen und ausländischen Künstlern. Der Jahresbericht geht in würdiger Weise auf die Kunstkämpfe ein, die jüngst einen ebenso heftigen wie schlechtmotivierten Angriff des Malers Fahrenkrog gegen die Leitung des Vereins zeitigten. Die kleine Galerie des Vereins, die gleichfalls von dem Konservator Dr. Reiche verwaltet wird, erwarb 1912, teilweise als Geschenk, Gemälde von Max Liebermann, Trübner, Schindler- Mannheim und den »Provenzalischen Wirtschaftshof« von A. Monticelli.
LITERATUR
Caecilie Achenbach, Oswald Achenbach in Kunst und Leben. Köln, 1912, Verlag der M. Du Mont-Schauberg
schen Buchhandlung. 190 S.
Das Büchlein, das bescheiden nur einen Pietätswert erheischt, darf auch als ein nicht unwichtiger Beitrag zur Düsseldorfer Künstlergeschichte betrachtet werden. Wie man auch über Oswald Achenbachs Landschaftsmalerei urteilen mag — und »man« urteilt heute meistens ungerecht —, die Persönlichkeit des Künstlers vereinigt soviel Typisch-Rheinisches., vom alten Hang zur Romantik bis zur wahrhaft frohen Genießerkunst, daß sie, schon unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, unseres Anteiles gewiß sein kann. Denn gerade die Verkennung und Mißachtung gewisser rheinischer Eigentümlichkeiten hat einen großen Teil der Kunsthistoriker und Kritiker zu einer gar zu summarischen Unterschätzung der ganzen Düsseldorfer Malerschule geführt, gegen die jetzt endlich mit Ernst am Rheine selbst Front gemacht wird. Für »Oswald«, so nannten ihn auch seine Kinder, nimmt aber vor allem ein, daß er ungleich seinem Bruder Andreas, der die letzten Lebensjahre zum guten Teile im Beichtstühle verbrachte, und ungleich so manchem noch lebenden »Alten Herrndes Düsseldorfer Malercorps sich ein offenes Auge für die Kunst der Jüngeren bewahrte und beispielsweise die malerische Kraft Max Liebermanns warm anerkannte. Auch das wahrhaft freundschaftliche Verhältnis zum Kreise seiner jüngeren Schüler gehört zu den ansprechenden Zügen seines Charakterbildes.
Das Büchlein von des Künstlers Lieblingstochter Caecilie ist ziemlich zwanglos komponiert, aber reich an Materialien zu einer künftigen Biographie. Wie fast alle neueren Düsseldorfer hat auch O. Achenbach das Unglück gehabt, teils dem jeder kritischen Reizung unzugänglichen Lokalpatriotismus der Düsseldorfer Kunstkritik anheimgefallen zu sein, von dem das Machwerk Schaarschmidts über die Düsseldorfer Kunst des 19. Jahrhunderts ein betrübendes Dokument ist, teils der unversöhnlichen Feindschaft derer, die dem Künstler seinen ja unbestreitbaren Publikumserfolg nicht verzeihen konnten. Auf diesem historisch-biographischen Gebiete ist für O. Achenbach noch alles zu tun. Kein Zweifel, auch der Künstler Achenbach wird dann wieder mehr zur Geltung kommen! In seinen guten Stunden war er der ursprünglichste Kolorist der ganzen Düsseldorfer Malerschule und zugleich der erste, der einem ziemlich selbständigen Impressionismus huldigte. Ich bezweifle keinen Augenblick, daß die geplante westdeutsche Ausstellung von 1915 diese Anschauung, die heute noch zu kühn erscheinen mag, zu einem consensus .communis machen wird, wenn sie die größeren, meistens vor der Natur gemalten Farbstudien, von denen die wichtigsten sich bei dem Sohne Benno von Achenbach in Berlin befinden, vor den oft gar zu bildmäßig komponierten großen Landschaftsbildern bevorzugen wird.
Ein trübes Kapitel dieses Künstlerlebens bilden die Übermalungen von fremder Hand, von denen Achenbach eben dank dem großen Erfolge bei dem italienliebenden Publikum in erschreckendem Grade betroffen wurde. Vor mir liegt ein neuerer Auktionskatalog mit zahlreichen Abbildungen z. T. vortrefflicher Bilder und Studien Achenbachs. Darunter findet man eine »Abendstimmung in den italienischen Alpen«, die ganz willkürlich aus einem »Blick auf die Jungfrau« geschaffen wurde, indem eine unberufene Hand einige Lazzarone- und Prete-Figuren hinzufügte und ein Mädchen in Berner Landestracht in eine »malerischgekleidete Italienerin umgestaltete! Walter Cohen.
VERMISCHTES
Der französische Staatssekretär für Kunst hat die bisher allen Ankäufen des französischen Staates beigefügte Klausel unterdrückt, wonach die verkaufenden Künstler auf ihr Urheberrecht verzichten mußten. Demnach durften früher alle im Besitze des französischen Staates befindlichen Kunstwerke, auch wenn der Urheber noch lebte, ohne weiteres reproduziert werden, denn die Regierung gestattete die Vervielfältigung in allen Fällen. Von jetzt an aber wird man auch bei den in den staatlichen Museen Frankreichs befindlichen Werken der Erlaubnis des Urhebers zur Reproduktion bedürfen.
X Prinz Friedrich Leopold der Jüngere von Preußen, der Sohn des Prinzen Friedrich Leopold, jhat , sich seit kurzem ganz der Malerei gewidmet. Der Prinz genießt zurzeit den Unterricht von Karl Hagemeister, dem allzulange verkannten und jetzt endlich nach Gebühr geschätzten märkischen Landschafter.
Der Verein der Kunstfreunde im Großherzogtum Baden hat für die diesjährige Verlosung Max Liebermann zur Herstellung einer graphischen Arbeit gewonnen. Sie stellt den Empfang der Königin Wilhelmine von Holland in Amsterdam dar; die Bewegung der Menge, die der Königin entgegenjubelt, ist mit bekannter Liebermannscher Meisterschaft festgehalten.
Inhalt
Wie wurde Cuyp während seines Lebens geschätzt? Von A. Bredius. - L.v.Lemckef; Th. Orollf; H. Simonsfeld t - P.V.Delarowt I ersonahen. — ^Wettbewerbe : Bebauungspläne für Oeestemünde und Montevideo. — Ausgrabungen von Ain Shems. — Ausstellungen Paris, Leipzig, Chemnitz, Wilhelmshaven, Madrid, Lemberg, Warschau, Buenos Aires. — Berliner Museen; Pariser Luxembourg-Museur Museum von St. Oermain; Metropohtan-Museum in New York; Lonja in Oranada; König-Albert-Museum in Zwickau. — Tiedge-Stiftung Wirtschaftliche Organisationen der Künstler Qroß-Berltns und Münchens; Kunstverein in Barmen. — Literatur. — Vermischtes. ^
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße ] Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
DerwirtschaftlicheZusammenschlußder Künstlerschaft hat in München schon einige Taten aufzuweisen. Es wurde eine Rechtsschutzstelle geschaffen. Wenn der Verband durch Beschluß der Regierung rechtskräftig geworden ist, wird die Stelle den Mitgliedern zur freieij Verfügung stehen. Die Finanzkommission leitet Prof. Eugen v. Stieler, der erste Vorsitzende des Verbandes. Die wichtigsten Fragen des Verlags- und Reproduktionsrechtes behandelt eine eigene Kommission, mit Maler Max Nonnenbruch an der Spitze und einer Anzahl bekannter Münchener Illustratoren. Eine weitere Kommission, die Professor Hermann Urban leitet, hat die Schaffung von Wohlfahrtsund Unterstützungsanstalten zur Aufgabe. Derselbe Leiter sitzt in der Material- und Speditionskommission.
Der Kunstverein in Barmen gibt seinen Jahresbericht heraus, aus dem hervorgeht, daß, abgesehen von graphischen und kunstgewerblichen Arbeiten, allein 47 Gemälde aus den Ausstellungen im Gesamtwerte von 44165 M. verkauft wurden. Darunter befanden sich je fünf Bilder der Münchner Franz Marc und Adolf Erbslöh, ferner Werke von E. Munch, Th. Schindler-Mannheim, A. Monticelli f, Th. Ribot und vielen anderen deutschen und ausländischen Künstlern. Der Jahresbericht geht in würdiger Weise auf die Kunstkämpfe ein, die jüngst einen ebenso heftigen wie schlechtmotivierten Angriff des Malers Fahrenkrog gegen die Leitung des Vereins zeitigten. Die kleine Galerie des Vereins, die gleichfalls von dem Konservator Dr. Reiche verwaltet wird, erwarb 1912, teilweise als Geschenk, Gemälde von Max Liebermann, Trübner, Schindler- Mannheim und den »Provenzalischen Wirtschaftshof« von A. Monticelli.
LITERATUR
Caecilie Achenbach, Oswald Achenbach in Kunst und Leben. Köln, 1912, Verlag der M. Du Mont-Schauberg
schen Buchhandlung. 190 S.
Das Büchlein, das bescheiden nur einen Pietätswert erheischt, darf auch als ein nicht unwichtiger Beitrag zur Düsseldorfer Künstlergeschichte betrachtet werden. Wie man auch über Oswald Achenbachs Landschaftsmalerei urteilen mag — und »man« urteilt heute meistens ungerecht —, die Persönlichkeit des Künstlers vereinigt soviel Typisch-Rheinisches., vom alten Hang zur Romantik bis zur wahrhaft frohen Genießerkunst, daß sie, schon unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, unseres Anteiles gewiß sein kann. Denn gerade die Verkennung und Mißachtung gewisser rheinischer Eigentümlichkeiten hat einen großen Teil der Kunsthistoriker und Kritiker zu einer gar zu summarischen Unterschätzung der ganzen Düsseldorfer Malerschule geführt, gegen die jetzt endlich mit Ernst am Rheine selbst Front gemacht wird. Für »Oswald«, so nannten ihn auch seine Kinder, nimmt aber vor allem ein, daß er ungleich seinem Bruder Andreas, der die letzten Lebensjahre zum guten Teile im Beichtstühle verbrachte, und ungleich so manchem noch lebenden »Alten Herrndes Düsseldorfer Malercorps sich ein offenes Auge für die Kunst der Jüngeren bewahrte und beispielsweise die malerische Kraft Max Liebermanns warm anerkannte. Auch das wahrhaft freundschaftliche Verhältnis zum Kreise seiner jüngeren Schüler gehört zu den ansprechenden Zügen seines Charakterbildes.
Das Büchlein von des Künstlers Lieblingstochter Caecilie ist ziemlich zwanglos komponiert, aber reich an Materialien zu einer künftigen Biographie. Wie fast alle neueren Düsseldorfer hat auch O. Achenbach das Unglück gehabt, teils dem jeder kritischen Reizung unzugänglichen Lokalpatriotismus der Düsseldorfer Kunstkritik anheimgefallen zu sein, von dem das Machwerk Schaarschmidts über die Düsseldorfer Kunst des 19. Jahrhunderts ein betrübendes Dokument ist, teils der unversöhnlichen Feindschaft derer, die dem Künstler seinen ja unbestreitbaren Publikumserfolg nicht verzeihen konnten. Auf diesem historisch-biographischen Gebiete ist für O. Achenbach noch alles zu tun. Kein Zweifel, auch der Künstler Achenbach wird dann wieder mehr zur Geltung kommen! In seinen guten Stunden war er der ursprünglichste Kolorist der ganzen Düsseldorfer Malerschule und zugleich der erste, der einem ziemlich selbständigen Impressionismus huldigte. Ich bezweifle keinen Augenblick, daß die geplante westdeutsche Ausstellung von 1915 diese Anschauung, die heute noch zu kühn erscheinen mag, zu einem consensus .communis machen wird, wenn sie die größeren, meistens vor der Natur gemalten Farbstudien, von denen die wichtigsten sich bei dem Sohne Benno von Achenbach in Berlin befinden, vor den oft gar zu bildmäßig komponierten großen Landschaftsbildern bevorzugen wird.
Ein trübes Kapitel dieses Künstlerlebens bilden die Übermalungen von fremder Hand, von denen Achenbach eben dank dem großen Erfolge bei dem italienliebenden Publikum in erschreckendem Grade betroffen wurde. Vor mir liegt ein neuerer Auktionskatalog mit zahlreichen Abbildungen z. T. vortrefflicher Bilder und Studien Achenbachs. Darunter findet man eine »Abendstimmung in den italienischen Alpen«, die ganz willkürlich aus einem »Blick auf die Jungfrau« geschaffen wurde, indem eine unberufene Hand einige Lazzarone- und Prete-Figuren hinzufügte und ein Mädchen in Berner Landestracht in eine »malerischgekleidete Italienerin umgestaltete! Walter Cohen.
VERMISCHTES
Der französische Staatssekretär für Kunst hat die bisher allen Ankäufen des französischen Staates beigefügte Klausel unterdrückt, wonach die verkaufenden Künstler auf ihr Urheberrecht verzichten mußten. Demnach durften früher alle im Besitze des französischen Staates befindlichen Kunstwerke, auch wenn der Urheber noch lebte, ohne weiteres reproduziert werden, denn die Regierung gestattete die Vervielfältigung in allen Fällen. Von jetzt an aber wird man auch bei den in den staatlichen Museen Frankreichs befindlichen Werken der Erlaubnis des Urhebers zur Reproduktion bedürfen.
X Prinz Friedrich Leopold der Jüngere von Preußen, der Sohn des Prinzen Friedrich Leopold, jhat , sich seit kurzem ganz der Malerei gewidmet. Der Prinz genießt zurzeit den Unterricht von Karl Hagemeister, dem allzulange verkannten und jetzt endlich nach Gebühr geschätzten märkischen Landschafter.
Der Verein der Kunstfreunde im Großherzogtum Baden hat für die diesjährige Verlosung Max Liebermann zur Herstellung einer graphischen Arbeit gewonnen. Sie stellt den Empfang der Königin Wilhelmine von Holland in Amsterdam dar; die Bewegung der Menge, die der Königin entgegenjubelt, ist mit bekannter Liebermannscher Meisterschaft festgehalten.
Inhalt
Wie wurde Cuyp während seines Lebens geschätzt? Von A. Bredius. - L.v.Lemckef; Th. Orollf; H. Simonsfeld t - P.V.Delarowt I ersonahen. — ^Wettbewerbe : Bebauungspläne für Oeestemünde und Montevideo. — Ausgrabungen von Ain Shems. — Ausstellungen Paris, Leipzig, Chemnitz, Wilhelmshaven, Madrid, Lemberg, Warschau, Buenos Aires. — Berliner Museen; Pariser Luxembourg-Museur Museum von St. Oermain; Metropohtan-Museum in New York; Lonja in Oranada; König-Albert-Museum in Zwickau. — Tiedge-Stiftung Wirtschaftliche Organisationen der Künstler Qroß-Berltns und Münchens; Kunstverein in Barmen. — Literatur. — Vermischtes. ^
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße ] Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig