Im weiteren Sinne dient der Penkmalpflege auch die Gesellschaft für Heimatkunde (Towarzystwo Krajoznawcze), die die Kenntnis der Denkmäler durch Ausflüge und Verlagstätigkeit verbreitet.
Die moderne Kunst konzentriert sich in der Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste (Towarzystwo Zachenty Sztuk Pienknych), 1860 begründet (Vorsitzender: J. Herman, Direktor: J. Krywult). ln ihrem Kunstpalast in der Mazowieckastraße hat sie die ständige Ausstellung; ihren »Salon« hat sie im Herbst, sonst verschiedene Ausstellungen einzelner Künstler, Künstlerbünde, auch retrospektive Ausstellungen und Ausstellungen ausländischer Kunst. — Außer den oben genannten, in ihrem Gebäude aufgestellten Sammlungen, besitzt sie auch eine eigene: eine wertvolle Sammlung polnischer Bilder aus dem 19. Jahrhundert und eine Sammlung von Handzeichnungen (Vermächtnis Bloch und Vermächtnis Berson). Die Gesellschaft hat mehrere tausend Mitglieder, denen sie Jahresprämien verteilt und unter denen sie Kunstwerke verlost; durch ihre Vermittlung werden Preisaufgaben ausgeschrieben und Stipendien ausgegeben.
Neben der Gesellschaft besteht noch eine Anzahl kleinerer Privatsalons, wie Kulikowski, Richlingu.a.
Weiter sind berufsmäßige Vereine zu nennen, wie der Baumeisterverein, die Künstlergesellschaft. Maler und Bildhauer schließen sich zu Vereinen zusammen, meistens zwecks gemeinsamer Ausstellung; manche gehören dem auch im Auslande bekannten Krakauer Vereine »Die Kunst« (Sztuka) an, andere dem Vereine »Die Null« (Zero), die jüngsten dem Vereine »Die junge Kunst«.
Schließlich die Kunstschulen. Die Schule der schönen Künste, 1903 begründet, entwickelt sich glücklich, unter Leitung bedeutender Lehrer, wie Lene, Pienkowski, Trojanowski u. a. Die Zeichenschule, ein bescheidenes Überbleibsel der 1817 begründeten Fakultät der Universität, hat ein niedrigeres Niveau. Außerdem besteht noch eine Graphikerschule und eine große Anzahl kleinerer Kunstschulen unter der Leitung einzelner Künstler. —
Trotz dieser reichen Organisation ist Warschau wohl nicht die erste Kunststadt Polens. Krakau, dank der Universität, der Kunstakademie, der Akademie der Wissenschaften mit ihrer Abteilung zur Erforschung der polnischen Kunst, dank überhaupt den freieren Verhältnissen ist noch heute der wichtigste Sitz der polnischen Kunst und Kunstgelehrsamkeit. — Die Warschauer Kunstorganisation ist neueren Ursprungs. Warschau besaß, zur Zeit, wo es Königsstadt war, im 17. und 18. Jahrhundert, reiche Kunstschätze und ein reges Kunstleben. Von alledem ist fast nichts geblieben. Die Kunstschätze aus den königlichen Schlössern und den Privatpalästen sind jetzt in Petersburg und Moskau zu sehen; in den Bildern der »Eremitage« erkennt man leicht an den roten Nummern diejenigen, die der Sammlung des Königs Stanislaus Augustus entstammen. Und was nicht aus Warschau entfernt, was nicht vernichtet und verbrannt worden ist, das haben die Kunsthändler, die den Augenblick der materiellen und geistigen Schwäche Polens wohl auszunutzen
wußten, nach Westeuropa genommen. Es kamen Zeiten, wo die Musen schweigen mußten und wo es kleinlich schien, an Kunstaltertümer zu denken. Jetzt fängt das Kunstleben an, wieder reger zu werden — trotzdem die Verhältnisse auch jetzt keineswegs günstig sind. Vom Staate sind nur Hindernisse und Hemmungsversuche jeder Kulturäußerung zu erwarten; alles ist der persönlichen Initiative und der persönlichen Freigebigkeit überlassen. Das muß man im Auge behalten, wenn man das polnische Kunstleben beurteilt.
Dr. W. T.
MADRIDER BRIEF
Während man noch vor kurzem nach Berliner Zeitungsmeldungen annehmen durfte, daß der viel umstrittene van der Goes aus Monforte endlich für das Kaiser-Friedrich-Museum gewonnen sei und seine Überführung dorthin bevorstände, haben sich die Verhältnisse plötzlich stark verschoben, und es hat fast den Anschein, als ob das Bild in Spanien bleibt — als Zierde des Prado.
Es hat sich — etwas reichlich spät — der spanische Nationalstolz bei einigen Madrider Herren geregt, und man sucht mit allen Mitteln die Ausfuhr des Bildes zu verhindern. Wie bekannt, wollen die Escolapios von Monforte das Bild dem spanischen Staat zur Hälfte des Preises überlassen, den sie von der Berliner Galerie erhalten würden.
Es ist in Deutschland die Ansicht verbreitet, das Bild sei bereits gekauft. Allein, mag auch ein Kaufvertrag zwischen den Mönchen und einem Vertreter der Berliner Galerie unterzeichnet worden sein, so wird die Gültigkeit dieses Vertrages jetzt hier bestritten, da der Herzog von Alba, der als Patronatsherr zu dem Verkauf ins Ausland seine Zustimmung geben mußte und sie auch nachträglich gegeben hatte, diese Zustimmung wieder zurückgezogen hat! Ob dies gesetzlich möglich ist, bleibe hier sehr dahingestellt. Tatsache aber ist, daß man gegenwärtig in Madrid von diesem Faktum ausgeht und den Herzog von Alba mit dem Aufgebot aller Kräfte zu bestimmen sucht, seine Einwilligung zu dem Verkauf des Bildes ins Ausland zu verweigern. Das Geld zum Ankauf des Bildes für den Prado soll durch öffentliche Subskription aufgebracht werden. Bis jetzt fließen die Gelder etwas spärlich, was leicht schon daraus zu erklären ist, daß sich der Hof noch nicht beteiligt hat, ebenso die hohe Aristokratie und die großen Banken. Dies, wie die abwartende Haltung des Unterrichtsministeriums hat vielleicht zum Teil seinen tieferen Grund darin, daß, wie behauptet wird, nunmehr der deutsche Kaiser sich für das Bild interessiert und es in Berlin zu sehen wünscht.
Es ist natürlich das Bild keineswegs von solcher Wichtigkeit gerade für den Prado, wie man das jetzt hier hinzustellen sucht. Es wäre viel wichtiger für dieses Nationalmuseum Spaniens, seine sehr klägliche Kollektion spanischer Primitiven um einige bedeutende Stücke zu bereichern. Diese Absicht besteht zwar schon seit einiger Zeit, aber sie ist bis jetzt ebensowenig zur Ausführung gelangt, wie die überaus notwendige Er