sichtigung der Kunstdenkmäler der Stadt und einer Ausstellung des Kgl. Sächsischen Denkmal-Archivs, veranstaltet von Prof. Dr. Bruck im Lichthofe des neuen Rathauses. Abends Empfang durch den Rat zu Dresden in den Festräumen des Rathauses. — Sonnabend den 27. September: Ausflug nach Bautzen über Schandau und von da mit Dampfschiff über Pirna und Schloß Pillnitz zurück nach Dresden. — Sonntag den 20. September: Ausflug nach Leipzig zum Besuche der Internationalen Baufach-Ausstellung.
DENKMÄLER
Der Pariser Stadtrat hat die an öffentlichen Plätzen, Straßen und Anlagen der Stadt aufgestellten Statuen zählen lassen und sich entsetzt, als er in Erfahrung brachte, daß sich die Zahl auf 285 beläuft. Alsbald hat er beschlossen, in Zukunft sehr sparsam mit der Erlaubnis weiterer Aufstellungen zu sein. Ein besonderer Ausschuß soll alle derartigen Anträge mit großer Strenge prüfen und unerbittlich zurückweisen, was aus irgend welchen Gründen die Ehrung der betreffenden Person nicht absolut notwendig macht. Eine Pariser Zeitung geht noch weiter als der Stadtrat und läßt ihre Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen von den 285 beibehalten werden sollen; alle anderen sollen nach der Meinung dieses Blattes entfernt und irgendwo in einem Museum untergebracht werden.
AUSSTELLUNGEN
Im Münchener Kunstverein war vierzehn Tage lang eine Kollektivausstellung von Alfred Lüdke zu sehen. Man kann Lüdke keiner der modernen Richtungen oder Schulen angliedern. Das allein schon beweist, daß man es bei ihm mit keinem Künstler gewöhnlicher Prägung zu tun hat. Allgemeine Zustimmung freilich zu seinen Werken bedeutet das noch nicht. Die Eigenwilligen und Eigenen müssen am meisten mit Widerständen rechnen. Lüdke malt nur auf Holz. Er malt mit altmeisterlicher Akkuratesse und Sauberkeit. Die genialische Geste ist ihm fremd. Ihn drängt es nach klarer Fassung von Form und Gedanken. Form und Gedanke sind ihm eins. Lüdke wird in seinen Bildern zum Dichter. Solange Lüdke dabei bleibt, aus der Natur gewonnene Motive poetisch durch gefühlvolle Stilisierung zu erheben, wird ihm kaum Widerspruch begegnen, wenigstens nicht von denen, die eine stoffliche Vertiefung auch dem Maler zugestehen. Bilder wie »Lied des Sommersoder »Adagio« sind erfüllt von dem Hochgesang einer poetisch empfindenden Seele. Wo aber Lüdke willkürlich gebildete Landschaften für Allegorien und Symbole ausgibt, wo nur eine literarische Erklärung den Sinn der Landschaft erschließen kann, da schreitet nach meiner Meinung Lüdke den Irrweg, den vor einigen Jahren die »Programmmusik« ging. Des Sinnlich-Bildkräftigen bleibt allerdings noch genug in diesen landschaftlichen »Gedankenmalereien«. Etwas Ermüdendes liegt in dem Forte-Durklang seiner klaren und gleichartigen Farbtöne. Es siegt hier wohl auch die strenge Absichtlichkeit des Kunstschaffens bei Lüdke. Aber wenn auch im einzelnen bei ihm Wünsche offen bleiben mögen, im ganzen fesselt und imponiert doch dieses selbständige Können und dieser hoheilsvolle, auf tiefste Wirkungen ausgehende Kunstwille. Selten sieht man im Münchener Kunstverein Ausstellungen, die von solchem edel-deutschen Geiste erfüllt sind, wie die Ausstellung Alfred Lüdkes. a. S.
Straßburg i. Eis. Im Städtischen Kunstmuseum fand vom 29. März bis zum 13. April eine Sonderausstellung von Werken des hiesigen Malers Prof. Lothar von Seebach statt. Die Ausstellung wurde vom Verband Straßburger Künstler veranstaltet und umfaßt ausschließlich Werke aus öffentlichem und privatem Besitz. Trotz des bescheidenen Umfangs der Ausstellung von nur
94 Nummern gibt sie doch einen Eindruck des künstlerischen Schaffens von Seebachs aus vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit. Unter den Arbeiten aus der Jugendzeit des Künstlers fesseln besonders einige treffliche Stilleben und Blumenstücke. Aus der späteren Schaffensperiode, die bis in die Gegenwart reicht, sind als Hauptstücke zu nennen das Bildnis des Altbürgermeisters Back, dasjenige des Chemikers Prof. Rose, das dem Straßburger Museum gehörende Interieur der Suppenanstalt St. Marx und zwei Kohlezeichnungen, »Asphaltarbeiter« und »WagenmitPferd«.
K.
Deutsche Kunstausstellung in Baden-Baden 1913. Wie alljährlich hat man auch diesmal einem hervorragenden Meister des Badener Landes eine Sonderausstellung eingeräumt, und zwar fiel jetzt die Wahl auf unseren Altmeister echt deutscher Kunst: HansThoma. In über 50 Werken von seiner frühen Jugendzeit (1858) an bis zur Gegenwart haben wir ein reichhaltiges übersichtliches Gesamtbild der so reichen und gemütvollen uns Allen wohlbekannten Kunst des Meisters vor Augen, wie es nur selten geboten wird. Die verschiedenen deutschen Kunstzentren, außer den benachbarten süddeutschen, sind des weiteren leider gerade nicht überwältigend vertreten. Berlin sandte Corinth und seinen begabten Schüler Beckmann mit zwar ziemlich kleinen, aber bedeutsamen Proben ihres virtuosen Könnens, dann Hugo Vogel, Liebermann, Artur Kampf, Orlik, Kallmorgen und den als talentvollen Radierer hauptsächlich bekannten geistreichen Karlsruher Hans Meid, sowie die brillanten Landschafter Oppler und Otto Engel, Dresden: Zwintscher, den erfreulich sich entwickelnden Wiener Dorsch und Hans Unger mit einem prächtigen Rosenstilleben. Recht schwach ist Düsseldorf vertreten, ebenso Weimar, das nur einige, koloristisch weit besser als die früheren durchgeführte Werke L. v. Hofmanns bringt. Auch München hat sich nur recht lückenhaft beteiligt, mit kleineren Arbeiten in ihrer bekannten Art: v. Habermann, Leo Putz, Zügel, C. Bios, O. Graf — der Freiburger Dillschüler —, Stadler und Urban, der allein ein großes, aber recht unvorteilhaftes landschaftliches Motiv vorführt. — Das benachbarte Stuttgart ist durch seine Hauptmeister Hölzel, Landenberger, Haug und Grethe, sowie den Illuministen Amandus Faure entsprechend vertreten, ebenso Straßburg durch die aufstrebenden, reich begabten jungen Künstler, wie Beecke, Blumer, Brischle, Daubner, Gräser und Kammissar. — Es folgt nun die fast vollzählig vertretene einheimische Karlsruher Schule, aber auch hier ist bei aller einzelnen Tüchtigkeit und Gediegenheit kaum etwas wirklich Hervorragendes besonders zu nennen. Recht gut sind die Trübnerschüler Grimm, Gräber,Sutter,Coste, Hagemann, Dahlen, Sprung undGoebel vertreten, während der Meister selbst durch seinen großen »Prometheus und die Okeaniden« — ein recht akademisches Bild seiner früheren Zeit — dagegen ziemlich abfällt. Von sonstigen Koryphäen der Karlsruher Schule bemerken wir u. a. Schönleber, Fehr, Dill, Ritter, Hellwag, Hempfing, v. Volkmann, Göhler, Nagel, Moest in ihrer bekannten Art und den profeusartigen, höchst begabten Haueisen mit einer zwischen Corinth und Cezanne schwankenden lebensfrischen »Susanna«. — Auf dem Gebiete der Plastik exzellieren Lehmbruck und Hinterseher, beide jetzt in Paris und danach auch in ihrem höchst erfreulichen Schaffen orientiert, dann die bekannten Münchener: Fritz Behn, Hermann Hahn, Bermann, W. Zügel, Taschner, die trefflichen Tierbildner August Gaul-Berlin, Artur Volkmann und die Karlsruher: Sauer, Taucher, Binz und Bauser. Sehr schön und reichhaltig ist schließlich die graphische Abteilung ausgefallen, auf die man speziell, in gewohnter Weise, sehr viel Sorgfalt in Baden-Baden aufzuwenden pflegt, so daß
DENKMÄLER
Der Pariser Stadtrat hat die an öffentlichen Plätzen, Straßen und Anlagen der Stadt aufgestellten Statuen zählen lassen und sich entsetzt, als er in Erfahrung brachte, daß sich die Zahl auf 285 beläuft. Alsbald hat er beschlossen, in Zukunft sehr sparsam mit der Erlaubnis weiterer Aufstellungen zu sein. Ein besonderer Ausschuß soll alle derartigen Anträge mit großer Strenge prüfen und unerbittlich zurückweisen, was aus irgend welchen Gründen die Ehrung der betreffenden Person nicht absolut notwendig macht. Eine Pariser Zeitung geht noch weiter als der Stadtrat und läßt ihre Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen von den 285 beibehalten werden sollen; alle anderen sollen nach der Meinung dieses Blattes entfernt und irgendwo in einem Museum untergebracht werden.
AUSSTELLUNGEN
Im Münchener Kunstverein war vierzehn Tage lang eine Kollektivausstellung von Alfred Lüdke zu sehen. Man kann Lüdke keiner der modernen Richtungen oder Schulen angliedern. Das allein schon beweist, daß man es bei ihm mit keinem Künstler gewöhnlicher Prägung zu tun hat. Allgemeine Zustimmung freilich zu seinen Werken bedeutet das noch nicht. Die Eigenwilligen und Eigenen müssen am meisten mit Widerständen rechnen. Lüdke malt nur auf Holz. Er malt mit altmeisterlicher Akkuratesse und Sauberkeit. Die genialische Geste ist ihm fremd. Ihn drängt es nach klarer Fassung von Form und Gedanken. Form und Gedanke sind ihm eins. Lüdke wird in seinen Bildern zum Dichter. Solange Lüdke dabei bleibt, aus der Natur gewonnene Motive poetisch durch gefühlvolle Stilisierung zu erheben, wird ihm kaum Widerspruch begegnen, wenigstens nicht von denen, die eine stoffliche Vertiefung auch dem Maler zugestehen. Bilder wie »Lied des Sommersoder »Adagio« sind erfüllt von dem Hochgesang einer poetisch empfindenden Seele. Wo aber Lüdke willkürlich gebildete Landschaften für Allegorien und Symbole ausgibt, wo nur eine literarische Erklärung den Sinn der Landschaft erschließen kann, da schreitet nach meiner Meinung Lüdke den Irrweg, den vor einigen Jahren die »Programmmusik« ging. Des Sinnlich-Bildkräftigen bleibt allerdings noch genug in diesen landschaftlichen »Gedankenmalereien«. Etwas Ermüdendes liegt in dem Forte-Durklang seiner klaren und gleichartigen Farbtöne. Es siegt hier wohl auch die strenge Absichtlichkeit des Kunstschaffens bei Lüdke. Aber wenn auch im einzelnen bei ihm Wünsche offen bleiben mögen, im ganzen fesselt und imponiert doch dieses selbständige Können und dieser hoheilsvolle, auf tiefste Wirkungen ausgehende Kunstwille. Selten sieht man im Münchener Kunstverein Ausstellungen, die von solchem edel-deutschen Geiste erfüllt sind, wie die Ausstellung Alfred Lüdkes. a. S.
Straßburg i. Eis. Im Städtischen Kunstmuseum fand vom 29. März bis zum 13. April eine Sonderausstellung von Werken des hiesigen Malers Prof. Lothar von Seebach statt. Die Ausstellung wurde vom Verband Straßburger Künstler veranstaltet und umfaßt ausschließlich Werke aus öffentlichem und privatem Besitz. Trotz des bescheidenen Umfangs der Ausstellung von nur
94 Nummern gibt sie doch einen Eindruck des künstlerischen Schaffens von Seebachs aus vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit. Unter den Arbeiten aus der Jugendzeit des Künstlers fesseln besonders einige treffliche Stilleben und Blumenstücke. Aus der späteren Schaffensperiode, die bis in die Gegenwart reicht, sind als Hauptstücke zu nennen das Bildnis des Altbürgermeisters Back, dasjenige des Chemikers Prof. Rose, das dem Straßburger Museum gehörende Interieur der Suppenanstalt St. Marx und zwei Kohlezeichnungen, »Asphaltarbeiter« und »WagenmitPferd«.
K.
Deutsche Kunstausstellung in Baden-Baden 1913. Wie alljährlich hat man auch diesmal einem hervorragenden Meister des Badener Landes eine Sonderausstellung eingeräumt, und zwar fiel jetzt die Wahl auf unseren Altmeister echt deutscher Kunst: HansThoma. In über 50 Werken von seiner frühen Jugendzeit (1858) an bis zur Gegenwart haben wir ein reichhaltiges übersichtliches Gesamtbild der so reichen und gemütvollen uns Allen wohlbekannten Kunst des Meisters vor Augen, wie es nur selten geboten wird. Die verschiedenen deutschen Kunstzentren, außer den benachbarten süddeutschen, sind des weiteren leider gerade nicht überwältigend vertreten. Berlin sandte Corinth und seinen begabten Schüler Beckmann mit zwar ziemlich kleinen, aber bedeutsamen Proben ihres virtuosen Könnens, dann Hugo Vogel, Liebermann, Artur Kampf, Orlik, Kallmorgen und den als talentvollen Radierer hauptsächlich bekannten geistreichen Karlsruher Hans Meid, sowie die brillanten Landschafter Oppler und Otto Engel, Dresden: Zwintscher, den erfreulich sich entwickelnden Wiener Dorsch und Hans Unger mit einem prächtigen Rosenstilleben. Recht schwach ist Düsseldorf vertreten, ebenso Weimar, das nur einige, koloristisch weit besser als die früheren durchgeführte Werke L. v. Hofmanns bringt. Auch München hat sich nur recht lückenhaft beteiligt, mit kleineren Arbeiten in ihrer bekannten Art: v. Habermann, Leo Putz, Zügel, C. Bios, O. Graf — der Freiburger Dillschüler —, Stadler und Urban, der allein ein großes, aber recht unvorteilhaftes landschaftliches Motiv vorführt. — Das benachbarte Stuttgart ist durch seine Hauptmeister Hölzel, Landenberger, Haug und Grethe, sowie den Illuministen Amandus Faure entsprechend vertreten, ebenso Straßburg durch die aufstrebenden, reich begabten jungen Künstler, wie Beecke, Blumer, Brischle, Daubner, Gräser und Kammissar. — Es folgt nun die fast vollzählig vertretene einheimische Karlsruher Schule, aber auch hier ist bei aller einzelnen Tüchtigkeit und Gediegenheit kaum etwas wirklich Hervorragendes besonders zu nennen. Recht gut sind die Trübnerschüler Grimm, Gräber,Sutter,Coste, Hagemann, Dahlen, Sprung undGoebel vertreten, während der Meister selbst durch seinen großen »Prometheus und die Okeaniden« — ein recht akademisches Bild seiner früheren Zeit — dagegen ziemlich abfällt. Von sonstigen Koryphäen der Karlsruher Schule bemerken wir u. a. Schönleber, Fehr, Dill, Ritter, Hellwag, Hempfing, v. Volkmann, Göhler, Nagel, Moest in ihrer bekannten Art und den profeusartigen, höchst begabten Haueisen mit einer zwischen Corinth und Cezanne schwankenden lebensfrischen »Susanna«. — Auf dem Gebiete der Plastik exzellieren Lehmbruck und Hinterseher, beide jetzt in Paris und danach auch in ihrem höchst erfreulichen Schaffen orientiert, dann die bekannten Münchener: Fritz Behn, Hermann Hahn, Bermann, W. Zügel, Taschner, die trefflichen Tierbildner August Gaul-Berlin, Artur Volkmann und die Karlsruher: Sauer, Taucher, Binz und Bauser. Sehr schön und reichhaltig ist schließlich die graphische Abteilung ausgefallen, auf die man speziell, in gewohnter Weise, sehr viel Sorgfalt in Baden-Baden aufzuwenden pflegt, so daß