der Eindruck einer wirklichen Galerie ergeben hat. Die ganze neue Einrichtung wirkt geschmackvoll und vornehm. Sie bildet eine gelungene Vorstudie für die Erneuerung der längeren Galerie an der Nordseite des Gebäudes, wo hauptsächlich die Niederländer untergebracht sind. Die neuerworbenen Gemälde — im ganzen 26 Stück — sind teils aus den bewilligten Staatsmitteln, teils durch dert akademischen Rat aus den Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung angekauft, teils der Galerie als Geschenke zugegangen. In der Qualität sind bei diesen verschiedenen Gruppen erhebliche Unterschiede bemerkbar. Direktor Posse hat es sich angelegen sein lassen, aus Staatsgeldern nur Bilder ersten Ranges und solche, die die betreffenden Meister charakteristisch vertreten, anzukaufen. Da ist das schon kürzlich gewürdigte große Stilleben mit dem Totenkopf von Carl Schuch, ein Meisterwerk ersten Ranges. Da ist weiter das lebensgroße Bildnis des Domherrn von Schröder von Ferdinand von Rayski, das bedeutendste Werk dieses hervorragenden Dresdner Meisters der Bildniskunst, der 1906 in Berlin neu entdeckt wurde. Das Bildnis stammt aus dem Jahre 1843 und erregte damals wie auch heule wieder die allgemeine Bewunderung. Zu diesen beiden Hauptstücken kommt das vortreffliche Städtebild von Gerrit Adriaensz Berckheyde, das bei der Versteigerung der Galerie Weber erworben wurde (Ansicht einer Straße in Haarlem mit dem Dom), ferner eine Kreuztragung von Lucas Cranach d. Ä. von 1515, die durch Tausch aus der Heilund Pfleganstall Sonnenstein in die Galerie kam, eine kleine feinmalerische Landschaft aus Roms Umgebung (Olevano) von Louis Gurlitt und eine sehr bemerkenswerte Bildnisgruppe von Johann Schenau, der von 1777—1806 Direktor der Dresdner Kunstakademie war: dargestellt ist die Familie des Kurfürsten Friedrich August des Gerechten von Sachsen im Jahre 1772 in reicher farbenprächtiger Rokokotracht. Ein so figurenreiches Bild dieser Art — im ganzen sind mit der Dienerschaft 18 Personen dargestellt — war von Schenau bisher überhaupt nicht bekannt. Als Geschenk des Dresdner Museumsvereins, der auch zu dem Stilleben von Schuch erheblich beigesteuert hat, ging der Galerie das Selbstbildnis von Hans von Mare es im japanischen Mantel zu, das der Künstler während seines Dresdner Aufenthalts im Jahre 1872 gemalt hat. Weiter sind als Geschenke zu verzeichnen eine grau in grau gemalte, höchst lebendige Bauernschlägerei von Adriaen van der Venne, eine Lagerszene von Paiamedesz (1631), ein Salvator Rosa, ein gutes dekoratives Bild (Abwehr) von Ludwig von Hofmann und zwei Schauspielerbildnisse: Wilhelmine Schröder-Devrient von dem Berliner Carl Begas (1848) und Felix Schweighofer als Baron de la Musardiere in Fifi, gemalt int Januar 1895 von Hermann Kaulbach. — Am wenigsten erfreulich sind die Ankäufe aus der Pröll-Heuer-Stiftung, nicht weniger als 13 Stück, von denen die Mehrzahl für die Galerie überflüssig sind. Hervorzuheben sind: ein vorzügliches weibliches Bildnis von Wilhelm Trübneraus dem Jahre 1876 (zum Teil aus Galeriegeldern gekauft), ein ebensolches von Ferdinand Hodler, das große monumentale Gemälde Totentanz von Anno Neun von Albin Egger- Lienz in Weimar und der Buchenwald von Ferdinand Klimt, wenngleich dieses Bild als recht wenig charakteristisch für den Wiener Meister bezeichnet werden muß. Unter den noch übrigen Bildern befindet sich recht viel Mittelgut, mit dem die Galerie nicht viel Staat machen kann. Im Interesse des Rufes der Dresdner Galerie ist darum zu wünschen, daß auch der akademische Senat als Verwalter der Pröll-Heuer-Stiftung sich daran gewöhnt, künftig weniger, aber nur Gemälde höchster Qualität anzukaufen.
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Düsseldorf. Die Kunsthalle erwarb auf der Auktion der Düsseldorfer Sammlung August Stein bei M. Lempertz (P. Hanstein) in Köln ein großes Tierbild von Carl Seibels (t 1877) und die »Parkpromenade« von Oswald Achenbach.
Köln. Im Wallraf-Richartz-Museum sind in den letzten Wochen bedeutende Veränderungen vollzogen worden. Infolge des Ankaufes der Seegerschen Leibl- Sammlung waren aus den Gemäldesälen des ersten Geschosses zahlreiche Bilder, meistens der Düsseldorfer Schule, provisorisch entfernt worden, eine notgedrungene Maßregel, die merkwürdigerweise zu einem heftigen Preßfeldzuge gegen die Direktion geführt hat, worüber seinerzeit hier berichtet wurde. Die Platzfrage ist jetzt dadurch geregelt worden, daß aus den fünf Sälen des Erdgeschosses sämtliche Gipsabgüsse nach antiken und mittelalterlichen Skulpturen in das Depot abgewandert sind. In sehr geschmackvoller Weise wurden, nach gründlicher Wiederherstellung und Ausmalung der schönen, hellen Räume, die Exilierten der oberen Bildersäle in verschiedenen Gruppen vereinigt, deren eine die Genrebilder und Porträts, die andere die Landschaften umfaßt. Erst jetzt wird die Entwicklung der deutschen Historienmalerei, zumal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in anschaulicher Weise vor Augen geführt und es zeigt sich in der neuen geräumigeren Aufstellung, daß manche Gemälde, die früher als »alte Bekannte« hingenommen und kaum kritisch betrachtet wurden, auch Vorzüge malerischer Art aufweisen, die geeignet scheinen, zu einer gerechteren als der bisher üblichen Anschauung zu führen. Pilotys »Galilei im Kerker« wird man freilich auch jetzt keinen Geschmack abgewinnen können, aber beispielsweise überraschen des Schweizers Stückelbergs »Romeo und Julia auf dem Dorfe«, des Düsseldorfers Carl Ferdinand Sohn und des Hamburgers Günther Gensler Bildnisse zum mindesten durch eine gewisse Kultiviertheit. Unter den Landschaftern wird mit besonderer Wärme Karl Friedrich Lessing begrüßt, dessen romantischer Grundzug deutlich absticht vom Klassizismus der Quaglio, Reinhart und Schirmer. Von den späteren Düsseldorfern, wie den beiden Achenbachs, findet man leider nur »Galeriebilder« — man möchte wünschen, daß hier eine Ergänzung nach der Seite des Intimen hinzutrete. Von den in den fünf neuen Sälen vertretenen Künstlern seien noch genannt die Schüler Wilhelm Schadows: J. Schräder, Chr. Köhler, Chr. Böttcher und E. Bendemann mit den »Trauernden Juden«, ferner W. Camphausen, Oskar Begas, O. Schwerdgeburth, Plockhorst, Defregger, Vautier, Salentin, Ch. Webb und A. Legros (»Die Geographiestunde«). Die geschickt verteilten Marmorbüsten verdienter Kölner Bürger vermehren die historische Stimmung, die diesen Sälen mit den Lieblingsbildern des Kölner Publikums ohne Gewaltsamkeit aufgeprägt ist.
London. Mr. Arthur Morrisons Sammlung japanischer und chinesischer Malereien, die bedeutendste ihrer Art in England, wurde von einem nicht genannt sein wollenden Kunstfreund als Geschenk dem British-Museum überwiesen. Die Kollektion besteht aus 600 japanischen und 50 chinesischen Malereien, die sich in der Zeit der Herstellung vom 10. bis zum 19. Jahrhundert verteilen, so daß die großen Schulen sämtlich vertreten sind. Merkwürdigerweise füllt diese Sammlung alle Lücken im British- Museum ergänzend aus, da erstere am stärksten, wo letztere am schwächsten ist. So besitzt z. B. das British- Museum aus der »Korin-Schule« nur ein einziges ziemlich belangloses Beispiel, während die Morrison-Sammlung deren sechs und zwar ersten Ranges enthält. Gerade diese Schule ist aber eine der wichtigsten und eigenartigsten, da sie sich von dem klassischen Einfluß Chinas befreite. Von
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Düsseldorf. Die Kunsthalle erwarb auf der Auktion der Düsseldorfer Sammlung August Stein bei M. Lempertz (P. Hanstein) in Köln ein großes Tierbild von Carl Seibels (t 1877) und die »Parkpromenade« von Oswald Achenbach.
Köln. Im Wallraf-Richartz-Museum sind in den letzten Wochen bedeutende Veränderungen vollzogen worden. Infolge des Ankaufes der Seegerschen Leibl- Sammlung waren aus den Gemäldesälen des ersten Geschosses zahlreiche Bilder, meistens der Düsseldorfer Schule, provisorisch entfernt worden, eine notgedrungene Maßregel, die merkwürdigerweise zu einem heftigen Preßfeldzuge gegen die Direktion geführt hat, worüber seinerzeit hier berichtet wurde. Die Platzfrage ist jetzt dadurch geregelt worden, daß aus den fünf Sälen des Erdgeschosses sämtliche Gipsabgüsse nach antiken und mittelalterlichen Skulpturen in das Depot abgewandert sind. In sehr geschmackvoller Weise wurden, nach gründlicher Wiederherstellung und Ausmalung der schönen, hellen Räume, die Exilierten der oberen Bildersäle in verschiedenen Gruppen vereinigt, deren eine die Genrebilder und Porträts, die andere die Landschaften umfaßt. Erst jetzt wird die Entwicklung der deutschen Historienmalerei, zumal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in anschaulicher Weise vor Augen geführt und es zeigt sich in der neuen geräumigeren Aufstellung, daß manche Gemälde, die früher als »alte Bekannte« hingenommen und kaum kritisch betrachtet wurden, auch Vorzüge malerischer Art aufweisen, die geeignet scheinen, zu einer gerechteren als der bisher üblichen Anschauung zu führen. Pilotys »Galilei im Kerker« wird man freilich auch jetzt keinen Geschmack abgewinnen können, aber beispielsweise überraschen des Schweizers Stückelbergs »Romeo und Julia auf dem Dorfe«, des Düsseldorfers Carl Ferdinand Sohn und des Hamburgers Günther Gensler Bildnisse zum mindesten durch eine gewisse Kultiviertheit. Unter den Landschaftern wird mit besonderer Wärme Karl Friedrich Lessing begrüßt, dessen romantischer Grundzug deutlich absticht vom Klassizismus der Quaglio, Reinhart und Schirmer. Von den späteren Düsseldorfern, wie den beiden Achenbachs, findet man leider nur »Galeriebilder« — man möchte wünschen, daß hier eine Ergänzung nach der Seite des Intimen hinzutrete. Von den in den fünf neuen Sälen vertretenen Künstlern seien noch genannt die Schüler Wilhelm Schadows: J. Schräder, Chr. Köhler, Chr. Böttcher und E. Bendemann mit den »Trauernden Juden«, ferner W. Camphausen, Oskar Begas, O. Schwerdgeburth, Plockhorst, Defregger, Vautier, Salentin, Ch. Webb und A. Legros (»Die Geographiestunde«). Die geschickt verteilten Marmorbüsten verdienter Kölner Bürger vermehren die historische Stimmung, die diesen Sälen mit den Lieblingsbildern des Kölner Publikums ohne Gewaltsamkeit aufgeprägt ist.
London. Mr. Arthur Morrisons Sammlung japanischer und chinesischer Malereien, die bedeutendste ihrer Art in England, wurde von einem nicht genannt sein wollenden Kunstfreund als Geschenk dem British-Museum überwiesen. Die Kollektion besteht aus 600 japanischen und 50 chinesischen Malereien, die sich in der Zeit der Herstellung vom 10. bis zum 19. Jahrhundert verteilen, so daß die großen Schulen sämtlich vertreten sind. Merkwürdigerweise füllt diese Sammlung alle Lücken im British- Museum ergänzend aus, da erstere am stärksten, wo letztere am schwächsten ist. So besitzt z. B. das British- Museum aus der »Korin-Schule« nur ein einziges ziemlich belangloses Beispiel, während die Morrison-Sammlung deren sechs und zwar ersten Ranges enthält. Gerade diese Schule ist aber eine der wichtigsten und eigenartigsten, da sie sich von dem klassischen Einfluß Chinas befreite. Von