erinnerungen, wie sie in Erlweins älteren Bauten noch vereinzelt auftauchen, und in Verbindung damit eine noch höhere architektonische Einheitlichkeit und sichere Durchbildung. Dazu trägt nicht unwesentlich die Zusammenarbeit mit künstlerisch gleichgesinnten Bildhauern und Malern bei, die Erlwein von vornherein beim Entwerfen seiner Bauten heranzieht: zu diesen gehören vor allem die Bildhauer Prof. Georg Wrba und Prof. Karl Groß, die Maler Prof. Otto Gußmann, Paul Perks und Paul Rößler. Die Ausstellung, die später im Dresdner Hause der Internationalen Baufach-Ausstellung zu Leipzig zu sehen sein wird, zeigt klar, daß Hans Erlwein stark daran ist, seinen Namen mit dem Wandel im Stadtbilde Dresdens im 20. Jahrhundert zu verknüpfen.
Karlsruher Architektur. Über der neueren Entwicklung der Karlsruher Monumentalbaukunst hat ein eigentümliches Verhängnis gewaltet. Eine lange Periode großer staatlicher und städtischer Aufgaben, die vor etwa vierzig Jahren begonnen hatte, fiel gerade in die künstlerisch denkbar ungünstigste Bauperiode. Und als gegen Ende der neunziger Jahre der künstlerische Aufschwung einsetzte, da waren die öffentlichen Aufträge entweder erschöpft oder sie gerieten durch die Schwerfälligkeit der entscheidenden bureaukratischen Instanzen zu guter Letzt noch in die unrichtigen Hände. So hat denn in Karlsruhe die moderne Baukunst fast ausschließlich in dem Boden der Privatarchitektur Wurzel geschlagen; ihre wichtigsten Zeugen sind bis auf den heutigen Tag Werke der bürgerlichen Baukunst geblieben: Villen, Wohnhäuser, Geschäftshäuser und dergl. Zu dem, was unsere einheimischen Architekten, Hermann Billing, Curjel und Moser, Pfeifer und Großmann u. a. hierin geleistet haben, reiht sich nun in allerneuester Zeit auch das Werk eines auswärtigen Architekten: der Neubau des Kaufhauses von Geschwister Knopf, das WilhelmKreis — der eigentlicheSchöpfer des künstlerischen Entwurfs — zusammen mit der hiesigen Architektenfirma Frey ausführt. Von dem Gesamtbau, der nach seiner Vollendung einen ganzen Häuserblock umfassen wird, ist nun ein in sich geschlossener Teil fertig, der ein abgerundetes Bild von der künstlerischen Bedeutung des Kreisschen Werkes gibt. Die Zweckform der modernen Kaufhausarchitektur mit ihrem senkrecht gegliederten Pfeilersystem war natürlich gegeben. Kreis hat aber für dieses Thema künstlerisch eine durchaus neue und selbständige Gestaltung gefunden und daraus eines der bedeutendsten Kunstwerke unserer modernen Architektur geschaffen. Die edle Wirkung des Baues liegt vor allem in der einfachen Eleganz seiner rhythmischen Gliederung im ganzen wie im einzelnen. Auch das Material — grau-weißer Sandstein — und seine feine Behandlung spricht dabei ein wichtiges Wort mit. Der Durchbildung der Einzelheiten sind diesmal Motive der Renaissancearchitektur zugrunde gelegt — durchausfrei und selbständig verarbeitet. Die Hauptfront schließt ein Fries mit ornamental behandelten Rundfenstern und dekorativen Reliefs ab, der dem Gebäude eine für Gesamtwirkung besonders wichtige Krönung gibt. Die Rückseite, die um einige Stockwerke niederer ist, gab zum Ausgleich der verschiedenen Höhen das Motiv zu einer reichen Dachgruppierung, in der die strengen Formen der Geschosse ungesucht in eine malerische Wirkung ausklingen. k. widmer.
Die Zensur im Pariser Salon. Außer der Aufnahmejury, welche die zur Ausstellung eingesandten Kunstwerke vom künstlerischen Standpunkte begutachtet und annimmt oder zurückweist, fungiert, wenigstens in der Societe nationale des Beaux-arts, noch eine zweite Behörde, wie aus einem soeben bekannt gewordenen Falle erhellt. Dem Bildhauer Rupert Carabin ist nämlich eine Holzskulptur
zurückgewiesen worden, weil sie »allzu realistisch« aufgefaßt sei. Gewöhnlich besorgt der Polizeipräfekt von Paris eine nachträgliche Zensur und läßt Arbeiten wegnehmen, die ihm die öffentliche Sittlichkeit zu verletzen scheinen, diesmal aber ist der Ausschuß der Societe nationale der Polizei zuvorgekommen und hat die Entfernung der erwähnten Arbeit angeordnet, noch ehe der Präfekt sie gesehen hatte. Ob die Arbeit Carabins diese Verwerfung verdient, wird wohl eine verschiedene Beurteilung erfahren. Sie ist rein künstlerisch eine der besten modernen Holzskulpturen; ihr Gegenstand, ein liebendes Katzenpaar, ist an sich gewiß nicht gerade ein sittlicher Vorwurf, aber die geschmeidigen Formen der Tiere sind so außerordentlich gut wiedergegeben, daß das etwa in ihnen verborgene unsittliche Moment wirklich nur dem klar wird, der es sucht. Der Künstler hat also jedenfalls ganz recht, wenn er sich gegen den Beschluß des Komitees auflehnt.
VEREINE
Noch eine Pariser Künstlervereinigung. Seit vierzehn Tagen sind die Mauern der Pariser Künstlerviertel von Aufrufen zur Gründung einer neuen Vereinigung bedeckt. Der Aufruf geht von den unzufriedenen Zurückgewiesenen der beiden großen Frühjahrsausstellungen aus, die einen neuen Salon gründen wollen, um der Parteilichkeit der Machthaber in den offiziellen Salons ein Ende zu machen. Da aber in Paris schon der Salon der Unabhängigen besteht, worin jeder Einsender aufgenommen wird, ohne daß eine Jury sich in die Sache einmengt, sieht man nicht gut ein, wozu eine Neugründung dienen könnte. Wem in der Societe nationale oder bei den Artistes frangais Unrecht geschieht, braucht ja nur bei den Unabhängigen auszustellen. Die Gründung einer neuen Künstlervereinigung ist also durchaus überflüssig.
LITERATUR
Hans Marshall, Bonaventura Genelli. Leipzig 1912. Xenien- Verlag.
Unter dem Titel »Der Künstler und sein Werk, Einzeldarstellungen zur Kunstgeschichte«, gibt jetzt Dr. Robert Corwegh imXenien-Verlag eine Reihe Monographien heraus. Die erste ist dem alten italienischen Meister Benvenuto Cellini gewidmet, der in Deutschland zuerst durch Goethe weiteren Kreisen bekannt wurde. Die zweite gilt einem Meister ähnlichen italienischen Namens, den wir aber für die deutsche Kunst in Anspruch nehmen dürfen, Buonaventura Genelli, dem Geistesverwandten des Schleswigers Asmus Jakob Carstens, der 1798 allzu früh in Rom verstarb. Der Verfasser ist ein Enkel Genellis; dem Andenken seiner Mutter Letizia Marshall geb. Genelli ist das Büchlein gewidmet. Schon früher, aus Anlaß des hundertjährigen Geburtstages seines Großvaters, hatte Marshall in Reclams Universum einen Aufsatz über ihn veröffentlicht. Eine ausführlichere Darstellung wurde schon lange erwartet. Sie erscheint zu günstiger Zeit, denn gerade jetzt, 44 Jahre nach dem Tode des Meisters, beginnen seine Werke in einem weiteren Kreise von Kunstfreunden nach Verdienst gewürdigt zu werden.
Von dem Wesen und Wirken des feinsinnigen Künstlers gibt uns der Enkel ein treffendes und so vollständiges Bild, wie es auf dem knappen Raume von rund 60 mäßigen Druckseiten möglich war. Sehr dankenswert sind zunächst die bisher nur einem engeren Kreise bekannt gewordenen Nachrichten über die Familie des Künstlers, insbesondere über den Bruder des früh verstorbenen Vaters, den Architekten und Kunstschriftsteller Hans Christian G., dessen
Karlsruher Architektur. Über der neueren Entwicklung der Karlsruher Monumentalbaukunst hat ein eigentümliches Verhängnis gewaltet. Eine lange Periode großer staatlicher und städtischer Aufgaben, die vor etwa vierzig Jahren begonnen hatte, fiel gerade in die künstlerisch denkbar ungünstigste Bauperiode. Und als gegen Ende der neunziger Jahre der künstlerische Aufschwung einsetzte, da waren die öffentlichen Aufträge entweder erschöpft oder sie gerieten durch die Schwerfälligkeit der entscheidenden bureaukratischen Instanzen zu guter Letzt noch in die unrichtigen Hände. So hat denn in Karlsruhe die moderne Baukunst fast ausschließlich in dem Boden der Privatarchitektur Wurzel geschlagen; ihre wichtigsten Zeugen sind bis auf den heutigen Tag Werke der bürgerlichen Baukunst geblieben: Villen, Wohnhäuser, Geschäftshäuser und dergl. Zu dem, was unsere einheimischen Architekten, Hermann Billing, Curjel und Moser, Pfeifer und Großmann u. a. hierin geleistet haben, reiht sich nun in allerneuester Zeit auch das Werk eines auswärtigen Architekten: der Neubau des Kaufhauses von Geschwister Knopf, das WilhelmKreis — der eigentlicheSchöpfer des künstlerischen Entwurfs — zusammen mit der hiesigen Architektenfirma Frey ausführt. Von dem Gesamtbau, der nach seiner Vollendung einen ganzen Häuserblock umfassen wird, ist nun ein in sich geschlossener Teil fertig, der ein abgerundetes Bild von der künstlerischen Bedeutung des Kreisschen Werkes gibt. Die Zweckform der modernen Kaufhausarchitektur mit ihrem senkrecht gegliederten Pfeilersystem war natürlich gegeben. Kreis hat aber für dieses Thema künstlerisch eine durchaus neue und selbständige Gestaltung gefunden und daraus eines der bedeutendsten Kunstwerke unserer modernen Architektur geschaffen. Die edle Wirkung des Baues liegt vor allem in der einfachen Eleganz seiner rhythmischen Gliederung im ganzen wie im einzelnen. Auch das Material — grau-weißer Sandstein — und seine feine Behandlung spricht dabei ein wichtiges Wort mit. Der Durchbildung der Einzelheiten sind diesmal Motive der Renaissancearchitektur zugrunde gelegt — durchausfrei und selbständig verarbeitet. Die Hauptfront schließt ein Fries mit ornamental behandelten Rundfenstern und dekorativen Reliefs ab, der dem Gebäude eine für Gesamtwirkung besonders wichtige Krönung gibt. Die Rückseite, die um einige Stockwerke niederer ist, gab zum Ausgleich der verschiedenen Höhen das Motiv zu einer reichen Dachgruppierung, in der die strengen Formen der Geschosse ungesucht in eine malerische Wirkung ausklingen. k. widmer.
Die Zensur im Pariser Salon. Außer der Aufnahmejury, welche die zur Ausstellung eingesandten Kunstwerke vom künstlerischen Standpunkte begutachtet und annimmt oder zurückweist, fungiert, wenigstens in der Societe nationale des Beaux-arts, noch eine zweite Behörde, wie aus einem soeben bekannt gewordenen Falle erhellt. Dem Bildhauer Rupert Carabin ist nämlich eine Holzskulptur
zurückgewiesen worden, weil sie »allzu realistisch« aufgefaßt sei. Gewöhnlich besorgt der Polizeipräfekt von Paris eine nachträgliche Zensur und läßt Arbeiten wegnehmen, die ihm die öffentliche Sittlichkeit zu verletzen scheinen, diesmal aber ist der Ausschuß der Societe nationale der Polizei zuvorgekommen und hat die Entfernung der erwähnten Arbeit angeordnet, noch ehe der Präfekt sie gesehen hatte. Ob die Arbeit Carabins diese Verwerfung verdient, wird wohl eine verschiedene Beurteilung erfahren. Sie ist rein künstlerisch eine der besten modernen Holzskulpturen; ihr Gegenstand, ein liebendes Katzenpaar, ist an sich gewiß nicht gerade ein sittlicher Vorwurf, aber die geschmeidigen Formen der Tiere sind so außerordentlich gut wiedergegeben, daß das etwa in ihnen verborgene unsittliche Moment wirklich nur dem klar wird, der es sucht. Der Künstler hat also jedenfalls ganz recht, wenn er sich gegen den Beschluß des Komitees auflehnt.
VEREINE
Noch eine Pariser Künstlervereinigung. Seit vierzehn Tagen sind die Mauern der Pariser Künstlerviertel von Aufrufen zur Gründung einer neuen Vereinigung bedeckt. Der Aufruf geht von den unzufriedenen Zurückgewiesenen der beiden großen Frühjahrsausstellungen aus, die einen neuen Salon gründen wollen, um der Parteilichkeit der Machthaber in den offiziellen Salons ein Ende zu machen. Da aber in Paris schon der Salon der Unabhängigen besteht, worin jeder Einsender aufgenommen wird, ohne daß eine Jury sich in die Sache einmengt, sieht man nicht gut ein, wozu eine Neugründung dienen könnte. Wem in der Societe nationale oder bei den Artistes frangais Unrecht geschieht, braucht ja nur bei den Unabhängigen auszustellen. Die Gründung einer neuen Künstlervereinigung ist also durchaus überflüssig.
LITERATUR
Hans Marshall, Bonaventura Genelli. Leipzig 1912. Xenien- Verlag.
Unter dem Titel »Der Künstler und sein Werk, Einzeldarstellungen zur Kunstgeschichte«, gibt jetzt Dr. Robert Corwegh imXenien-Verlag eine Reihe Monographien heraus. Die erste ist dem alten italienischen Meister Benvenuto Cellini gewidmet, der in Deutschland zuerst durch Goethe weiteren Kreisen bekannt wurde. Die zweite gilt einem Meister ähnlichen italienischen Namens, den wir aber für die deutsche Kunst in Anspruch nehmen dürfen, Buonaventura Genelli, dem Geistesverwandten des Schleswigers Asmus Jakob Carstens, der 1798 allzu früh in Rom verstarb. Der Verfasser ist ein Enkel Genellis; dem Andenken seiner Mutter Letizia Marshall geb. Genelli ist das Büchlein gewidmet. Schon früher, aus Anlaß des hundertjährigen Geburtstages seines Großvaters, hatte Marshall in Reclams Universum einen Aufsatz über ihn veröffentlicht. Eine ausführlichere Darstellung wurde schon lange erwartet. Sie erscheint zu günstiger Zeit, denn gerade jetzt, 44 Jahre nach dem Tode des Meisters, beginnen seine Werke in einem weiteren Kreise von Kunstfreunden nach Verdienst gewürdigt zu werden.
Von dem Wesen und Wirken des feinsinnigen Künstlers gibt uns der Enkel ein treffendes und so vollständiges Bild, wie es auf dem knappen Raume von rund 60 mäßigen Druckseiten möglich war. Sehr dankenswert sind zunächst die bisher nur einem engeren Kreise bekannt gewordenen Nachrichten über die Familie des Künstlers, insbesondere über den Bruder des früh verstorbenen Vaters, den Architekten und Kunstschriftsteller Hans Christian G., dessen