Anleitung und Rat Buonaventura viel zu verdanken hatte. Sein ausdrucksvoller Kopf ist nach Rauchs Büste wiedergegeben.
Für O.s Aufenthalt in Rom ist seine Äußerung bezeichnend: »Der Fisch gehört ins Wasser, der Künstler nach Rom!« Daneben das Zeugnis Prellers (S. 31): »Ganz in seine Darstellungen der griechischen Götter- und Heroenwelt versenkt, hielt er sich von der herrschenden Schule der christlichen Kunst fern ... Genellis herrliche Kompositionen wurden schon damals von jung und alt bewundert.« Von 1832 an folgten dann die vier Jahre in Leipzig mit den Arbeiten im Römischen Hause, die mit Mißerfolg und Zerwürfnis endeten. G. holte sich aber hier seine treue Lebensgefährtin. Sehr anschaulich ist die Münchener Zeit mit ihrem tapferen Ringen (S. 36-69) geschildert; insbesondere sei auf Paul Heyses Traumnovelle »Der letzte Zentaur« (S. 39) hingewiesen; ferner auf die geistvolle Äußerung eines »Dilettanten« über die Zeichnung »Kopf des Don Quixote« im Kunstblatt (S. 47; Z. 3 v. u. ist statt »Lebens« zu lesen: »Bebens«) und auf die Würdigung des Eintretens des Grafen Schack in die Welt des Künstlers (S. 64ff.). Dasselbe gilt von der letzten Zeit, in Weimar, wohin ihn auf das Fürwort seines treuen Freundes Preller der Großherzog Karl Alexander berufen hatte.
Die Eigenart von G.s Arbeiten ist treffend beschrieben: »Wer sich in Arbeiten von des Meisters Hand vertieft, der wird in ihnen eine solche Weichheit und eine so zarte Abstufung der Linie, eine so feine Rundung der Körper ohne Schattierungsgegensätze, eine so saubere Strich- und Wischtechnik, in der der Ton wie hingehaucht erscheint, bewundern lernen, daß er im Genüsse stiller Reize die Mängel alles Menschenwerks übersieht, falls er überhaupt empfänglich ist für die unaufdringliche Schönheit keuschester Zeichnung« (S. 58). Die Auswahl der Nachbildungeu ist nicht durchgängig glücklich: so große Zeichnungen wie »Homer unter seinen jonischen Hörern« (S. 54), »Äsop, seine Fabeln erzählend« (S. 57) und »Bacchus und die Seeräuber« (S. 84), sind in so starker Verkleinerung kaum genießbar. Vermissen wird dagegen mancher Verehrer des Meisters das trauliche Bild aus seinem Leben: »Der Künstler im Kreise der Seinen«.
Unter »Literatur« hätten noch Max Jordans biographisches Vorwort und Erklärung der Tafeln der »Satura(Leipzig 1871), sowie dessen Erläuterungen zu dem Werk »Aus dem Leben eines Künstlers« und »Das Römische Haus in Leipzig« von Julius Vogel (Leipzig 1903) Erwähnung finden mögen. Julius Oensel.
Im Anschluß an diese Besprechung sei noch das Gedicht mitgeteilt, das der Meister seinem früh verstorbenen Sohne gewidmet hat und das mir seinerzeit von seinem Schwiegersohn Konsul Marshall handschriftlich mitgeteilt worden ist.
ü. o.
Auf das Grab Camillo Genellis
Wann, Tod, wirst du auch mir dich nahen, die Früchte
Jahre lang stillen Bemüh’ns? [mir rauben Wann, Furchtbarer, auch mir vom Rande der lechzenden
Reißen den Becher des Ruhms? [Lippe Zählst du nicht gierigen Blicks des eilig verrinnenden
Spärliche Körner schon heut? [Sandes Weh, dich fürchtet nun auch mein Herz, das deiner bis heute
Jugendlich trotzend gelacht! Denn auch er, mit der Seele, zu groß fürs Los der Gemeinen,
Schöner Bestimmung gewiß,
Träumte stolz den göttlichen Traum dereinstiger Größe,
Fürchtete, glaubte dich nicht; Sah den Preis ruhmwürdiger Müh’n schon nahe und näher, Bis zum Erfassen gerückt:
Wehe, und Er auch, vom Froste berührt des eisigen Odems,
Sank, Unerbittlicher, dir! Sank, dem Bräutigam gleich, der statt der Braut am Altäre
Kalt die Verwesung umarmt! — Weh’ dir, Herz, weh’, strebende Jugend, du senktest die
Zuversicht mit ihm ins Grab! [eigne
Hier beweine dich selbst und ihn, hier klage ein jeder,
Der sich ein Strebender weiß; Hierher walle und hier, dem eigenen Kranze entbrochen,
Opfere jeder ein Blatt, Der sich ein Gleiches ersehnt, wenn ihn inmitten des Schwarz das Verhängnis ereilt! [Ringens
Twee honderd etsen en houtsneden van W. O. J. Nieuwenkamp. En gei llustreerde Catalogus door wijlen Dr. fi.J. Hubert aangevangen en voltooid door W. O. J. N. Amsterdam, Dörens. Gr.-8°. 1912.
ln den Niederlanden liegen die merkwürdigsten Gegensätze hart beieinander. Es ist das Land der Stimmungskunst, wie sie in den Maris, in Mauve, in Israels personifiziert wird; letzterer hat uns ja den Impressionismus auch auf dem Gebiet des Schwarz-Weiß vorgeführt. Daneben leben aber die Künstler, die in der Formenpflege und der Stilisierung schwelgen, die jene Ideale ihrer berühmten Vorgänger, der Lucas van Leiden, der Goltzius usw. für die Kunst unserer Tage in Erinnerung brachten. Zu den bekanntesten Meistern dieser Art gehörte der unlängst verstorbene, herbe, in der Eckigkeit die Monumentalität suchende Dupont, gehört ferner W. O. J. Nieuwenkamp. Seine fein stilisierten Holzschnitte, besonders die schöne mit Veldheer herausgegebene Folge »Oude Hollandsche Steden aan de Zuiderzee« haben ihm mit einem Schlag einen Platz in allen ernsthaften privaten sowohl wie öffentlichen Sammlungen graphischer Kunst verschafft. Noch schöner und wirkungsvoller eigentlich sind Nieuwenkamps etwas weniger bekannten Radierungen. Die ernst-herbe Form, eher als die ernst-herbe Linie, gibt den Altar ab, auf dem er huldigt. Ungemein fesselnd ist es zu vergleichen, wie er z. B. eine Toledaner Brücke sieht, im Gegensatz zu Pennell. Bei letzterem liegt alles in der genialen Auswahl des Standpunktes und im faszinierenden Vortrag. Nieuwenkamp dagegen modelt die Formen des Naturobjektes um, er spielt mit ihnen wie ein Böcklin oder ein Turner mit der Farbe spielte, um diesem Naturobjekt einen besonderen Charakter aufzuprägen. So macht er es, wenn er eine Häuserpartie, wenn er einen Kirchturm oder einen kleinen Innenraum, ja wenn er ein paar Bäume auf die Platte bringt. Man möchte sagen, erbildhauert auf der Kupferplatte. Von einem so eigenartigen und bedeutenden Meister einen Oeuvre-Katalog zu erhalten, ist uns eine willkommene Gabe. Gegenwärtig sind wir ja sehr katalogsfreudig, und die Furcht vor der Unvollständigkeit, die unsere Väter bewog, jedesmal erst den Tod des Künstlers abzuwarten, haben wir verloren. Dadurch haben unsere neuen Oeuvre- Verzeichnisse den Vorzug, daß uns der noch lebende Künstler Aufklärung über zweifelhafte Fragen geben konnte. Ganz besonders trifft dies für das vorliegende Werk zu. Die Eintragungen sind trotz ihrer Knappheit ganz erschöpfend in ihren Mitteilungen: meist wird sogar der Tag der verschiedenen Etats und die Zahl der Abdrucke angegeben. Der typographisch ausgezeichnet ausgestattete Katalog erschien in einer Auflage von 200 Exemplaren, von denen das erste Hundert eine signierte Originalradierung beigegeben erhielt. Die ganze Auflage zieren außerdem 28 Reproduktionen, darunter solche hervorragenden Blätter wie Nr. 86 »Toren van Amersfoort« und Nr. 116 »De Vruchtendraagsters«, das sich ruhig einem Hercules Seghers zur Seite stellen läßt.
Hans w_ Singer
Für O.s Aufenthalt in Rom ist seine Äußerung bezeichnend: »Der Fisch gehört ins Wasser, der Künstler nach Rom!« Daneben das Zeugnis Prellers (S. 31): »Ganz in seine Darstellungen der griechischen Götter- und Heroenwelt versenkt, hielt er sich von der herrschenden Schule der christlichen Kunst fern ... Genellis herrliche Kompositionen wurden schon damals von jung und alt bewundert.« Von 1832 an folgten dann die vier Jahre in Leipzig mit den Arbeiten im Römischen Hause, die mit Mißerfolg und Zerwürfnis endeten. G. holte sich aber hier seine treue Lebensgefährtin. Sehr anschaulich ist die Münchener Zeit mit ihrem tapferen Ringen (S. 36-69) geschildert; insbesondere sei auf Paul Heyses Traumnovelle »Der letzte Zentaur« (S. 39) hingewiesen; ferner auf die geistvolle Äußerung eines »Dilettanten« über die Zeichnung »Kopf des Don Quixote« im Kunstblatt (S. 47; Z. 3 v. u. ist statt »Lebens« zu lesen: »Bebens«) und auf die Würdigung des Eintretens des Grafen Schack in die Welt des Künstlers (S. 64ff.). Dasselbe gilt von der letzten Zeit, in Weimar, wohin ihn auf das Fürwort seines treuen Freundes Preller der Großherzog Karl Alexander berufen hatte.
Die Eigenart von G.s Arbeiten ist treffend beschrieben: »Wer sich in Arbeiten von des Meisters Hand vertieft, der wird in ihnen eine solche Weichheit und eine so zarte Abstufung der Linie, eine so feine Rundung der Körper ohne Schattierungsgegensätze, eine so saubere Strich- und Wischtechnik, in der der Ton wie hingehaucht erscheint, bewundern lernen, daß er im Genüsse stiller Reize die Mängel alles Menschenwerks übersieht, falls er überhaupt empfänglich ist für die unaufdringliche Schönheit keuschester Zeichnung« (S. 58). Die Auswahl der Nachbildungeu ist nicht durchgängig glücklich: so große Zeichnungen wie »Homer unter seinen jonischen Hörern« (S. 54), »Äsop, seine Fabeln erzählend« (S. 57) und »Bacchus und die Seeräuber« (S. 84), sind in so starker Verkleinerung kaum genießbar. Vermissen wird dagegen mancher Verehrer des Meisters das trauliche Bild aus seinem Leben: »Der Künstler im Kreise der Seinen«.
Unter »Literatur« hätten noch Max Jordans biographisches Vorwort und Erklärung der Tafeln der »Satura(Leipzig 1871), sowie dessen Erläuterungen zu dem Werk »Aus dem Leben eines Künstlers« und »Das Römische Haus in Leipzig« von Julius Vogel (Leipzig 1903) Erwähnung finden mögen. Julius Oensel.
Im Anschluß an diese Besprechung sei noch das Gedicht mitgeteilt, das der Meister seinem früh verstorbenen Sohne gewidmet hat und das mir seinerzeit von seinem Schwiegersohn Konsul Marshall handschriftlich mitgeteilt worden ist.
ü. o.
Auf das Grab Camillo Genellis
Wann, Tod, wirst du auch mir dich nahen, die Früchte
Jahre lang stillen Bemüh’ns? [mir rauben Wann, Furchtbarer, auch mir vom Rande der lechzenden
Reißen den Becher des Ruhms? [Lippe Zählst du nicht gierigen Blicks des eilig verrinnenden
Spärliche Körner schon heut? [Sandes Weh, dich fürchtet nun auch mein Herz, das deiner bis heute
Jugendlich trotzend gelacht! Denn auch er, mit der Seele, zu groß fürs Los der Gemeinen,
Schöner Bestimmung gewiß,
Träumte stolz den göttlichen Traum dereinstiger Größe,
Fürchtete, glaubte dich nicht; Sah den Preis ruhmwürdiger Müh’n schon nahe und näher, Bis zum Erfassen gerückt:
Wehe, und Er auch, vom Froste berührt des eisigen Odems,
Sank, Unerbittlicher, dir! Sank, dem Bräutigam gleich, der statt der Braut am Altäre
Kalt die Verwesung umarmt! — Weh’ dir, Herz, weh’, strebende Jugend, du senktest die
Zuversicht mit ihm ins Grab! [eigne
Hier beweine dich selbst und ihn, hier klage ein jeder,
Der sich ein Strebender weiß; Hierher walle und hier, dem eigenen Kranze entbrochen,
Opfere jeder ein Blatt, Der sich ein Gleiches ersehnt, wenn ihn inmitten des Schwarz das Verhängnis ereilt! [Ringens
Twee honderd etsen en houtsneden van W. O. J. Nieuwenkamp. En gei llustreerde Catalogus door wijlen Dr. fi.J. Hubert aangevangen en voltooid door W. O. J. N. Amsterdam, Dörens. Gr.-8°. 1912.
ln den Niederlanden liegen die merkwürdigsten Gegensätze hart beieinander. Es ist das Land der Stimmungskunst, wie sie in den Maris, in Mauve, in Israels personifiziert wird; letzterer hat uns ja den Impressionismus auch auf dem Gebiet des Schwarz-Weiß vorgeführt. Daneben leben aber die Künstler, die in der Formenpflege und der Stilisierung schwelgen, die jene Ideale ihrer berühmten Vorgänger, der Lucas van Leiden, der Goltzius usw. für die Kunst unserer Tage in Erinnerung brachten. Zu den bekanntesten Meistern dieser Art gehörte der unlängst verstorbene, herbe, in der Eckigkeit die Monumentalität suchende Dupont, gehört ferner W. O. J. Nieuwenkamp. Seine fein stilisierten Holzschnitte, besonders die schöne mit Veldheer herausgegebene Folge »Oude Hollandsche Steden aan de Zuiderzee« haben ihm mit einem Schlag einen Platz in allen ernsthaften privaten sowohl wie öffentlichen Sammlungen graphischer Kunst verschafft. Noch schöner und wirkungsvoller eigentlich sind Nieuwenkamps etwas weniger bekannten Radierungen. Die ernst-herbe Form, eher als die ernst-herbe Linie, gibt den Altar ab, auf dem er huldigt. Ungemein fesselnd ist es zu vergleichen, wie er z. B. eine Toledaner Brücke sieht, im Gegensatz zu Pennell. Bei letzterem liegt alles in der genialen Auswahl des Standpunktes und im faszinierenden Vortrag. Nieuwenkamp dagegen modelt die Formen des Naturobjektes um, er spielt mit ihnen wie ein Böcklin oder ein Turner mit der Farbe spielte, um diesem Naturobjekt einen besonderen Charakter aufzuprägen. So macht er es, wenn er eine Häuserpartie, wenn er einen Kirchturm oder einen kleinen Innenraum, ja wenn er ein paar Bäume auf die Platte bringt. Man möchte sagen, erbildhauert auf der Kupferplatte. Von einem so eigenartigen und bedeutenden Meister einen Oeuvre-Katalog zu erhalten, ist uns eine willkommene Gabe. Gegenwärtig sind wir ja sehr katalogsfreudig, und die Furcht vor der Unvollständigkeit, die unsere Väter bewog, jedesmal erst den Tod des Künstlers abzuwarten, haben wir verloren. Dadurch haben unsere neuen Oeuvre- Verzeichnisse den Vorzug, daß uns der noch lebende Künstler Aufklärung über zweifelhafte Fragen geben konnte. Ganz besonders trifft dies für das vorliegende Werk zu. Die Eintragungen sind trotz ihrer Knappheit ganz erschöpfend in ihren Mitteilungen: meist wird sogar der Tag der verschiedenen Etats und die Zahl der Abdrucke angegeben. Der typographisch ausgezeichnet ausgestattete Katalog erschien in einer Auflage von 200 Exemplaren, von denen das erste Hundert eine signierte Originalradierung beigegeben erhielt. Die ganze Auflage zieren außerdem 28 Reproduktionen, darunter solche hervorragenden Blätter wie Nr. 86 »Toren van Amersfoort« und Nr. 116 »De Vruchtendraagsters«, das sich ruhig einem Hercules Seghers zur Seite stellen läßt.
Hans w_ Singer