Dr. Max Loßnitzer: Veit Stoß, die Herkunft seiner Kunst, seine Werke und sein Leben. Mit 60 Tafeln. 8°. 214 und LXXXVII Seiten. Leipzig 1912. Verlag Julius Zeitler.
Zu der umfangreichen Literatur, die sich über Veit Stoß im Laufe der Jahre und Jahrzehnte angesammelt hat, ist neuerdings das stattliche und mit außerordentlichem Fleiß gearbeitete Werk Max Loßnitzers getreten, von dem bereits einige Abschnitte als Doktor-Dissertation der Universität Halle veröffentlicht waren. So ruhig und objektiv sich auch diese Arbeit gibt, im Grunde eignet ihr doch eine ausgesprochen polemische Tendenz, freilich in vornehmster Form und Ausdrucksweise: Loßnitzer zieht zu Felde gegen das Viele, das bisher über den Krakauer und Nürnberger Meister geschrieben ist, meist mit Recht, wie ja überhaupt die ältere Nürnberger Kunstschriftstellerei an Kritiklosigkeit auf der Grundlage eines allzu voreingenommenen Lokalpatriotismus ihresgleichen schwerlich findet. Andrerseits aber scheint mir doch, so sehr ich auch den Eifer anerkenne, mit dem der Verfasser neue Momente in des Meisters Kunst aufgespürt und verarbeitet hat, so sehr ich auch die Logik, mit der er seine Hypothesen durchdacht hat, bewundere, vielen seiner Neuzuschreibungen, Absprechungen und Umdatierungen, kurzum seinen Entdeckungen gegenüber Zurückhaltung am Platze. Der nächste Stoß - Biograph wird höchst wahrscheinlich mit vielen von Loßnitzers Aufstellungen ganz ebenso verfahren, wie es jetzt mit manchen älteren Hypothesen geschehen ist.
Doch das mag als nebensächlich auf sich beruhen. Der Hauptwert des Buches liegt darin, wie Loßnitzer das Altbewährte angepackt, wie er die sicheren Werke des Meisters analysiert und so das kunstgeschichtliche Gerippe mit neuem Leben zu umkleiden verstanden hat. Aus Loßnitzers Schilderung scheint ein neuer Veit Stoß aufzuwachsen, künstlerisch und persönlich weit interessanter als der bisher bekannte. Schon gleich in der ersten Abteilung fesselt der Abschnitt über die Herkunft des Künstlers, wenn er auch im Endergebnis kaum etwas Neues bringt, sondern nur die von deutscher Seite kaum noch bezweifelte Tatsache wiedergibt, daß Meister Veit sich die Grundlagen seiner Kunst in Nürnberg erworben habe; doch ist die Art, wie uns der Mensch Stoß als Persönlichkeit näher gebracht wird, neu und fesselnd. Demgegenüber tritt die alte Streitfrage, ob Stoß von Geburt ein Pole oder ein Deutscher sei, da kunstwissenschaftlich belanglos, zurück.
Es kann hier nicht der Ort sein, das Buch in seinem ganzen Umfange zu besprechen; denn das hieße nichts Anderes, als sich mit unzähligen Einzelheiten auseinandersetzen und dem meines Erachtens oft rein subjektiven Urteil Loßnitzers eine vielleicht nicht weniger subjektive Kritik entgegenstellen. Das möge dem künftigen Biographen des Veit Stoß überlassen bleiben. Josephi.
Otto von Schleinitz, Ph. A. von Läszlö. Eine Künstlermonographie. Leipzig, Velhagen & Klasing.
Der Verfasser des vorliegenden Bandes ist uns bereits bekannt als der geistreiche Autor verschiedener Biographien über die in demselben Verlag erschienenen englischen Künstler: Burne Jones, Walter Crane, Watts und Holman Hunt. Aus der Feder des Freiherrn Otto von Schleinitz stammen ebenfalls die von E. A. Seemann veröffentlichten
Bücher über Trier und London, welche zu den besten der Serie der Berühmten Kunststätten gehören. Endlich ist von ihm auch ein politisch-historisches Werk erschienen, betitelt: »Aus den Papieren der Familie von Schleinitz« (E. Trewendt-Berlin).
Sein letzter Opus ist eine mit Enthusiasmus und feinem Verständnis geschriebene Künstlermonographie, von der man fast behaupten möchte, daß sie den Leser wie ein spannender Roman zu fesseln vermag.
Genie und Glück scheinen sich im Leben Läszlös die Hände zu reichen. Schon in seiner Jugend gelingt es ihm, sich von den irdischen Tiefen zu den Sternen hinaufzuschwingen, und sicher und ohne zu straucheln geht er auf der ihn aufwärts führenden Bahn. Sein Schaffen ward nach verhältnismäßig kurzem Kampf von außerordentlichem Erfolg gekrönt. Die vielen sehr gelungenen Illustrationen des reich ausgestatteten Bandes entwerfen ein überreiches Bild von der Kunst Läszlös, die Schleinitz treffend zu charakterissieren weiß. Ein Biograph hat das Recht, Enthusiast zu sein. Es ist gerade dieser Enthusiasmus, diese große Bewunderung, die Schleinitz für die Kunst Läszlös an den Tag legt, die seiner Monographie eine ganz besondere Anziehung verleihen. Heute ist Läszlös Ruf weit über die Grenzen seines ungarischen Vaterlands gedrungen. Nicht nur die hohe und höchste Aristokratie Ungarns und Österreichs haben den Künstler mit zahllosen Aufträgen beehrt, sondern auch England, Deutschland, Spanien und Frankreich drängt sich dazu, um durch den Pinsel des Meisters verewigt zu werden. Außer mehreren von ihm angefertigten Selbstporträts bieten die Bildnisse von Kaisern, Königen, Fürstlichkeiten und Diplomaten, sowie hervorragender Personen auf dem Gebiet der Kunst und des Wissens natürlich außergewöhnliches Interesse. Nicht minder die sehr gelungenen Porträts von Leo XIII. und Kardinal Rampolla. Dann aber erregt besonders unsere Aufmerksamkeit eine Serie von schönen, berühmten und interessanten Frauen, unter denen wir auch die Gattin des Biographen, Frau von Schleinitz, erwähnen möchten.
Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß die zahlreichen Notizen zu dem Privatleben des Künstlers, sowie auch über die dargestellten Personen, das reich illustrierte
Buch besonders anziehend machen. l. m. Richter.
A. W. Bahr, Old Chinese porcelain and works of art in China. London, Cassel & Co. 1911. 161 S. 120 Taf.
Das Werk soll nach dem Untertitel nichts weiter sein als ein kurzer Katalog der Hauptwerke chinesischer Keramik, die auf der Ausstellung in Shanghai 1908 gezeigt wurden. An die kurze Einleitung, die in konzentrierter Form eine Übersicht über die chinesische Porzellankunst nach historischen und technischen Gesichtspunkten gibt, schließt sich der Katalog an, dessen Abbildungsmaterial in geschichtlicher Reihenfolge die Entwicklung des chinesischen Porzellans vorführt. Der Wert der Ausstellung und infolgedessen der des Kataloges liegt darin, daß er nur wirklich authentische Stücke von unbestritten künstlerischem Werte enthält, die sich im Besitze von einheimischen und im Lande selbst ansässigen europäischen Sammlern befinden. Die Reproduktionen sind gut, doch öfter zu klein geraten; die Vorlagen für die farbigen Tafeln wurden von einem chinesischen Künstler hergestellt.
Otto Pelka.
Inhalt: Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums. — Personalien. — Wettbewerb: Botschafter-Palast in ..Washington. — Ausstellungen in Leipzig, Bremen, Paris. — Mannheimer Kunsthalle; Metropolitan-Museum in New York. — Kongreß für Ästhetik usw. in Berlin. — Vermischtes. — Noch eine Pariser Künstlervereinigung. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m. b. h., Leipzig
Zu der umfangreichen Literatur, die sich über Veit Stoß im Laufe der Jahre und Jahrzehnte angesammelt hat, ist neuerdings das stattliche und mit außerordentlichem Fleiß gearbeitete Werk Max Loßnitzers getreten, von dem bereits einige Abschnitte als Doktor-Dissertation der Universität Halle veröffentlicht waren. So ruhig und objektiv sich auch diese Arbeit gibt, im Grunde eignet ihr doch eine ausgesprochen polemische Tendenz, freilich in vornehmster Form und Ausdrucksweise: Loßnitzer zieht zu Felde gegen das Viele, das bisher über den Krakauer und Nürnberger Meister geschrieben ist, meist mit Recht, wie ja überhaupt die ältere Nürnberger Kunstschriftstellerei an Kritiklosigkeit auf der Grundlage eines allzu voreingenommenen Lokalpatriotismus ihresgleichen schwerlich findet. Andrerseits aber scheint mir doch, so sehr ich auch den Eifer anerkenne, mit dem der Verfasser neue Momente in des Meisters Kunst aufgespürt und verarbeitet hat, so sehr ich auch die Logik, mit der er seine Hypothesen durchdacht hat, bewundere, vielen seiner Neuzuschreibungen, Absprechungen und Umdatierungen, kurzum seinen Entdeckungen gegenüber Zurückhaltung am Platze. Der nächste Stoß - Biograph wird höchst wahrscheinlich mit vielen von Loßnitzers Aufstellungen ganz ebenso verfahren, wie es jetzt mit manchen älteren Hypothesen geschehen ist.
Doch das mag als nebensächlich auf sich beruhen. Der Hauptwert des Buches liegt darin, wie Loßnitzer das Altbewährte angepackt, wie er die sicheren Werke des Meisters analysiert und so das kunstgeschichtliche Gerippe mit neuem Leben zu umkleiden verstanden hat. Aus Loßnitzers Schilderung scheint ein neuer Veit Stoß aufzuwachsen, künstlerisch und persönlich weit interessanter als der bisher bekannte. Schon gleich in der ersten Abteilung fesselt der Abschnitt über die Herkunft des Künstlers, wenn er auch im Endergebnis kaum etwas Neues bringt, sondern nur die von deutscher Seite kaum noch bezweifelte Tatsache wiedergibt, daß Meister Veit sich die Grundlagen seiner Kunst in Nürnberg erworben habe; doch ist die Art, wie uns der Mensch Stoß als Persönlichkeit näher gebracht wird, neu und fesselnd. Demgegenüber tritt die alte Streitfrage, ob Stoß von Geburt ein Pole oder ein Deutscher sei, da kunstwissenschaftlich belanglos, zurück.
Es kann hier nicht der Ort sein, das Buch in seinem ganzen Umfange zu besprechen; denn das hieße nichts Anderes, als sich mit unzähligen Einzelheiten auseinandersetzen und dem meines Erachtens oft rein subjektiven Urteil Loßnitzers eine vielleicht nicht weniger subjektive Kritik entgegenstellen. Das möge dem künftigen Biographen des Veit Stoß überlassen bleiben. Josephi.
Otto von Schleinitz, Ph. A. von Läszlö. Eine Künstlermonographie. Leipzig, Velhagen & Klasing.
Der Verfasser des vorliegenden Bandes ist uns bereits bekannt als der geistreiche Autor verschiedener Biographien über die in demselben Verlag erschienenen englischen Künstler: Burne Jones, Walter Crane, Watts und Holman Hunt. Aus der Feder des Freiherrn Otto von Schleinitz stammen ebenfalls die von E. A. Seemann veröffentlichten
Bücher über Trier und London, welche zu den besten der Serie der Berühmten Kunststätten gehören. Endlich ist von ihm auch ein politisch-historisches Werk erschienen, betitelt: »Aus den Papieren der Familie von Schleinitz« (E. Trewendt-Berlin).
Sein letzter Opus ist eine mit Enthusiasmus und feinem Verständnis geschriebene Künstlermonographie, von der man fast behaupten möchte, daß sie den Leser wie ein spannender Roman zu fesseln vermag.
Genie und Glück scheinen sich im Leben Läszlös die Hände zu reichen. Schon in seiner Jugend gelingt es ihm, sich von den irdischen Tiefen zu den Sternen hinaufzuschwingen, und sicher und ohne zu straucheln geht er auf der ihn aufwärts führenden Bahn. Sein Schaffen ward nach verhältnismäßig kurzem Kampf von außerordentlichem Erfolg gekrönt. Die vielen sehr gelungenen Illustrationen des reich ausgestatteten Bandes entwerfen ein überreiches Bild von der Kunst Läszlös, die Schleinitz treffend zu charakterissieren weiß. Ein Biograph hat das Recht, Enthusiast zu sein. Es ist gerade dieser Enthusiasmus, diese große Bewunderung, die Schleinitz für die Kunst Läszlös an den Tag legt, die seiner Monographie eine ganz besondere Anziehung verleihen. Heute ist Läszlös Ruf weit über die Grenzen seines ungarischen Vaterlands gedrungen. Nicht nur die hohe und höchste Aristokratie Ungarns und Österreichs haben den Künstler mit zahllosen Aufträgen beehrt, sondern auch England, Deutschland, Spanien und Frankreich drängt sich dazu, um durch den Pinsel des Meisters verewigt zu werden. Außer mehreren von ihm angefertigten Selbstporträts bieten die Bildnisse von Kaisern, Königen, Fürstlichkeiten und Diplomaten, sowie hervorragender Personen auf dem Gebiet der Kunst und des Wissens natürlich außergewöhnliches Interesse. Nicht minder die sehr gelungenen Porträts von Leo XIII. und Kardinal Rampolla. Dann aber erregt besonders unsere Aufmerksamkeit eine Serie von schönen, berühmten und interessanten Frauen, unter denen wir auch die Gattin des Biographen, Frau von Schleinitz, erwähnen möchten.
Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß die zahlreichen Notizen zu dem Privatleben des Künstlers, sowie auch über die dargestellten Personen, das reich illustrierte
Buch besonders anziehend machen. l. m. Richter.
A. W. Bahr, Old Chinese porcelain and works of art in China. London, Cassel & Co. 1911. 161 S. 120 Taf.
Das Werk soll nach dem Untertitel nichts weiter sein als ein kurzer Katalog der Hauptwerke chinesischer Keramik, die auf der Ausstellung in Shanghai 1908 gezeigt wurden. An die kurze Einleitung, die in konzentrierter Form eine Übersicht über die chinesische Porzellankunst nach historischen und technischen Gesichtspunkten gibt, schließt sich der Katalog an, dessen Abbildungsmaterial in geschichtlicher Reihenfolge die Entwicklung des chinesischen Porzellans vorführt. Der Wert der Ausstellung und infolgedessen der des Kataloges liegt darin, daß er nur wirklich authentische Stücke von unbestritten künstlerischem Werte enthält, die sich im Besitze von einheimischen und im Lande selbst ansässigen europäischen Sammlern befinden. Die Reproduktionen sind gut, doch öfter zu klein geraten; die Vorlagen für die farbigen Tafeln wurden von einem chinesischen Künstler hergestellt.
Otto Pelka.
Inhalt: Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums. — Personalien. — Wettbewerb: Botschafter-Palast in ..Washington. — Ausstellungen in Leipzig, Bremen, Paris. — Mannheimer Kunsthalle; Metropolitan-Museum in New York. — Kongreß für Ästhetik usw. in Berlin. — Vermischtes. — Noch eine Pariser Künstlervereinigung. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m. b. h., Leipzig