Corinth-Ausstellung an derselben Stelle sah, sind diese Dinge eine Enttäuschung. Noch weniger behagt mir das neue Riesenbild von Max Beckmann, das nichts geringeres als den Untergang der »Titanic« schildern möchte. Sehr richtig meinte ein witziger Kopf im Hinblick auf das frühere Bild Beckmanns vom Erdbeben zu Messina, man werde dem jungen Künstler bald die Frage vorlegen, mit der einst Moritz von Schwind Piloty neckte: »Exzellenz, was malen’s denn heuer für ein Malheur?« Beckmann möchte sich durch die Schilderung menschlicher Tragödien von solcher Furchtbarkeit mit den unbegreiflichen Mächten auseinandersetzen, die unser Leben beherrschen, aber er gleitet dabei immer tiefer ins Literarische, Illustrative, wenn auch ein breiter, eigenwilliger Vortrag darüber hinwegzutäuschen sucht. Sein neues Bild, das außerdem einen für dieses Thema besonders überraschenden Mangel an Temperament aufweist, hinterläßt gar keinen tieferen Eindruck. Dagegen betätigt Beckmann im Gruppenporträt einer sechsköpfigen Familie aufs neue sein außerordentliches Talent für solche Aufgaben, an denen sich die meisten heute die Zähne ausbeißen. Es ist außerordentlich, wie er ein halbes Dutzend Personen malerisch und geistig porträtmäßig auf einer Leinwand unterbringt. Auch Waldemar Rösler zeigt, daß ihm die natürliche Fortentwicklung seiner Gaben besser steht als ein gewaltsamer Sprung in die modische »große Komposition«. Seine neuen Landschaften fesseln den Blick; aber eine offenbar von Beckmann angeregte Szene »Liebespaar und Tod« ist recht böse. Die Meister des 15. Jahrhunderts wußten sehr wohl, warum sie dies literarisch-didaktische Thema dem Kupferstich vorbehielten und nicht der Malerei anvertrauten. Auch Baluschek hat neben einigen kleineren Bildern seiner Art, die wieder eine malerische Vertiefung aufweisen, das viel zu große Bild einer realistischen Proletarier-Razzia geschickt, dessen Format zu der Betonung des Thematisch-Illustrativen in unrichtigem Verhältnis steht. Da ist Otto Hettner in der interessanten Komposition seiner »Niobiden«, die lebhafte Bewegung durch strenge Stilprinzipien reguliert, sinnvoller vorgegangen. Auch Benno Berneis, der einen großen »Reiter am Meer« ganz dekorativ zu halten suchte. Daran seien zwei Arbeiten jüngerer Künstler angereiht: der »Kampf um den Leichnam des Patroklus« von Magnus Zeller, der die heroische Szene etwa in der Art französischer Romantiker vorträgt, und das eigenwillige »Revolutions«-Bild von Klaus Richter, das mit malerisch amüsanten Ideen das Pathos inhaltlich fesselnder Schilderungen originell persifliert.
Die übrigen Angehörigen der Mittelgruppe seien schneller überblickt. Man sieht neue Werke von Ulrich Hübner, der, von Cezanne beeinflußt, dabei ist, seinen Vortrag zu revidieren und zu bereichern. Kleinere Weltreisedinge von Orlik. Geschmackvolle Stücke E. R. Weiß (doch ein großer »Herakles in der Unterwelt« scheint mir weniger gelungen). Kräftige märkische Landschaften von Brockhusen (die man aber nicht neben van Gogh hängen darf, der ihr Anreger ist). Von Kardorff ein solides Porträt des
Philologen Diels. Vom Grafen Kalckreuth ein (etwas trocken und photographisch geratenes) ungeheuer ähnliches Bildnis Lichtwarks. Weiter sehr zart und duftig gemalte französische Landschaftsszenerien von Walter Bondy. Blumenstücke von Mosson. Phantastisches von Martin Brandenburg, der sich wesentlich konzentrierter und malerisch gründlicher zeigt als im Vorjahre (hauptsächlich wohl wieder, weil er sich an kleinere Formate hält).
Dann aber kommt in breiten Scharen die Jugend angerückt. Sie hat wahrlich noch nicht lauter Gereiftes und Geklärtes vorzusetzen. Aber nach allen Seiten hin lugt sie nach neuen Möglichkeiten aus, strebt sie zum festen Mauerwerk eines Stils, der trotzdem nur die malerische Idee der Wirklichkeitserscheinungen zu bannen trachtet, strebt sie andererseits nach Formen farbiger Spiele, die dem Auge wie der Empfindung bisher ungekannte Sensationen vermitteln. Einige Franzosen sollen die jungen Deutschen dabei stützen, ohne tatsächlich dies Amt zu versehen. Namentlich ein großes Bild von Henri Matisse, »Der Tanz«, ein Reigen nackter Frauen auf einer riesigen Leinwand mit blauem Fond, erscheint mir recht leer und nichtssagend. Ein Motiv, das eben für eine Zeichnung langt, ist zu einem dekorativen Panneau ausgereckt, daß ihm der Atem vergangen ist. Manguin, Marquet, van Dongen, Friesz und Vlaminck, Derain und Bonnard sind besser vertreten, aber auch nicht »überwältigend«. Ich finde, von dem deutschen Nachwuchs, wenn er auch im Geschmacklichen oft hinter den Franzosen zurückbleibt, geht ein stärkerer Strom des Lebens aus. Immer noch hält Pechstein sich an der Spitze, der mit drei Werken, einem interessanten, ganz einfach gehaltenen Damenporträt und zwei Stillleben von außerordentlicher Energie der saftigen Farbe, vertreten ist. Daneben steht Erbslöh mit zwei ungemein fesselnden Frauenakten, von denen freilich der eine gar zu toll ins Metallische geht. Nun kommen weniger bekannte, zum Teil ganz neue Namen, von denen hier einige angeführt seien, doch ohne jede Prätension einer »Rangordnung«. Da ist Reinhold Ewald aus Hanau mit dem bemerkenswerten Bilde dreier Frauen. Der sehr begabte Prager Willi Nowak mit der feinen Impression eines »Spaziergangs« von zartem Frühlingsklang der Luft. Der Berliner Herbert Fiedler mit dem noch unausgeglichenen Versuch, eine Reihe von Gestalten, »Ruhende«, auf einem Viereck zu gruppieren. Sehr apart sind zwei kleine, von modernem Leben erfüllte Bildchen von Ernst Matthes. Mit kräftigen Lokalfarben arbeitet K. F. von Freyhold (Freiburg i. B.). Interessant im koloristischen Ausdruck wie in der Komposition sind auch die Versuche von Heinrich Heuser, der biblische Szenen in volkstümlich buntes Mosaikspiel auflöst, und Hans Steiner, der die Motive verschlungener Körper mit eigenem Geschmack meistert; ferner die kecken Schwabinger Ausschnitte von Ernst Ascher. Franz Heckendorf und Rudolf Großmann, die sich einen eigenen Stil für die »Landschaft« der Berliner Peripherie gebildet haben, sind uns schon vertrauter. Eine andere Gruppe kennen wir von der inzwischen selig entschlafenen Neuen
Die übrigen Angehörigen der Mittelgruppe seien schneller überblickt. Man sieht neue Werke von Ulrich Hübner, der, von Cezanne beeinflußt, dabei ist, seinen Vortrag zu revidieren und zu bereichern. Kleinere Weltreisedinge von Orlik. Geschmackvolle Stücke E. R. Weiß (doch ein großer »Herakles in der Unterwelt« scheint mir weniger gelungen). Kräftige märkische Landschaften von Brockhusen (die man aber nicht neben van Gogh hängen darf, der ihr Anreger ist). Von Kardorff ein solides Porträt des
Philologen Diels. Vom Grafen Kalckreuth ein (etwas trocken und photographisch geratenes) ungeheuer ähnliches Bildnis Lichtwarks. Weiter sehr zart und duftig gemalte französische Landschaftsszenerien von Walter Bondy. Blumenstücke von Mosson. Phantastisches von Martin Brandenburg, der sich wesentlich konzentrierter und malerisch gründlicher zeigt als im Vorjahre (hauptsächlich wohl wieder, weil er sich an kleinere Formate hält).
Dann aber kommt in breiten Scharen die Jugend angerückt. Sie hat wahrlich noch nicht lauter Gereiftes und Geklärtes vorzusetzen. Aber nach allen Seiten hin lugt sie nach neuen Möglichkeiten aus, strebt sie zum festen Mauerwerk eines Stils, der trotzdem nur die malerische Idee der Wirklichkeitserscheinungen zu bannen trachtet, strebt sie andererseits nach Formen farbiger Spiele, die dem Auge wie der Empfindung bisher ungekannte Sensationen vermitteln. Einige Franzosen sollen die jungen Deutschen dabei stützen, ohne tatsächlich dies Amt zu versehen. Namentlich ein großes Bild von Henri Matisse, »Der Tanz«, ein Reigen nackter Frauen auf einer riesigen Leinwand mit blauem Fond, erscheint mir recht leer und nichtssagend. Ein Motiv, das eben für eine Zeichnung langt, ist zu einem dekorativen Panneau ausgereckt, daß ihm der Atem vergangen ist. Manguin, Marquet, van Dongen, Friesz und Vlaminck, Derain und Bonnard sind besser vertreten, aber auch nicht »überwältigend«. Ich finde, von dem deutschen Nachwuchs, wenn er auch im Geschmacklichen oft hinter den Franzosen zurückbleibt, geht ein stärkerer Strom des Lebens aus. Immer noch hält Pechstein sich an der Spitze, der mit drei Werken, einem interessanten, ganz einfach gehaltenen Damenporträt und zwei Stillleben von außerordentlicher Energie der saftigen Farbe, vertreten ist. Daneben steht Erbslöh mit zwei ungemein fesselnden Frauenakten, von denen freilich der eine gar zu toll ins Metallische geht. Nun kommen weniger bekannte, zum Teil ganz neue Namen, von denen hier einige angeführt seien, doch ohne jede Prätension einer »Rangordnung«. Da ist Reinhold Ewald aus Hanau mit dem bemerkenswerten Bilde dreier Frauen. Der sehr begabte Prager Willi Nowak mit der feinen Impression eines »Spaziergangs« von zartem Frühlingsklang der Luft. Der Berliner Herbert Fiedler mit dem noch unausgeglichenen Versuch, eine Reihe von Gestalten, »Ruhende«, auf einem Viereck zu gruppieren. Sehr apart sind zwei kleine, von modernem Leben erfüllte Bildchen von Ernst Matthes. Mit kräftigen Lokalfarben arbeitet K. F. von Freyhold (Freiburg i. B.). Interessant im koloristischen Ausdruck wie in der Komposition sind auch die Versuche von Heinrich Heuser, der biblische Szenen in volkstümlich buntes Mosaikspiel auflöst, und Hans Steiner, der die Motive verschlungener Körper mit eigenem Geschmack meistert; ferner die kecken Schwabinger Ausschnitte von Ernst Ascher. Franz Heckendorf und Rudolf Großmann, die sich einen eigenen Stil für die »Landschaft« der Berliner Peripherie gebildet haben, sind uns schon vertrauter. Eine andere Gruppe kennen wir von der inzwischen selig entschlafenen Neuen