geschaffen, die zu schönen Hoffnungen berechtigen. Eine im Januar dieses Jahres folgende Ausstellung von Bildern des Stuttgarter Akademieprofessors Friedr. v. Keller überraschte durch die große Frische und technische Sicherheit, mit der der heute Dreiundsiebzigjährige seine dem Arbeiterleben entnommenen Motive behandelt. Dabei ist Keller ursprünglich von der Genremalerei ausgegangen und hat sich zeitweise auch mit religiösen Themen beschäftigt. Sein >Steinbrucharbeiter mit Karren« hätte verdient, in die neue Pinakothek aufgenommen zu werden. Gleichzeitig mit Kellers Arbeiten war eine Anzahl tüchtiger Landschaften, Hafen- und Manöverstudien des Dachauers Hans von Hayeck zu sehen. Zwei besonders dankenswerte Veranstaltungen aber waren resp. sind eine Stäbli- Welti-Stauffer-Bern- und eine der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts gewidmete Ausstellung, welch letztere erst kürzlich eröffnet worden. Von den drei Schweizern war der 1901 verstorbene, immer noch viel zu wenig bekannte Adolf Stäbli am besten vertreten. Stäbli hatte mit seinem Landsmann Fröhlicher, mit Leibi, Thoma, Haider u. a. zu jenem Kreis gehört, der sich um die Wende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts um Victor Müller geschart hatte und seinen eigenen neuen Weg in der Kunst suchte. Anfangs Schüler Kollers in Zürich, von dem er noch im Alter mit großer Verehrung sprach, war er Mitte der sechziger Jahre zu Schirmer nach Karlsruhe gegangen, hatte 1868 in Paris die Meister von Barbizon kennen gelernt und war noch im selben Jahr nach München übergesiedelt, das seine zweite Heimat wurde, in der er 33 Jahre später auch sterben sollte. Was die Ausstellung besonders interessant machte, war das Vorhandensein von Werken seiner früheren Periode, in der er noch licht und hell gemalt hatte, in der er mehr Lyriker war, während in seinen späten Landschaften, die auch größer im Format und wuchtiger in der Pinselführung, in den Farben dunkler und bewußt eintöniger wurden, etwas ausgesprochen Dramatisches zutage trat. Jene frühe Zeit war vorzüglich durch eine Waldlandschaft aus der Weßlinger Gegend von 1872 vertreten, ein Motiv, das breiter und flüssiger behandelt, auch aus späterer Zeit noch einmal zu sehen war. Ein Blick in einen »Ateliergarten« von einer Saftigkeit des Tons, die Courbet nicht nachsteht, entstammte gleichfalls der frühen Zeit und wäre eine treffliche Ergänzung der späten Stäblis in der Neuen Pinakothek gewesen. Die großartigen Gewitter- oder Abendstimmungen nach regenschwerem Tag waren in guten Exemplaren zu sehen, ebenso seine ausgezeichneten kleinen Studien, die immer mehr geben wie bloße Abschrift der Natur. Albert Welti war als Maler weniger günstig vertreten, wenigstens war kein Werk von solcher Eigentümlichkeit und Innerlichkeit vorhanden wie z. B. der »Auszug der Penaten« u. ähnl. Immerhin konnte man das Wesen seiner Kunst und seine Entwicklung an der »Frühmesse in der MünchenerFrauenkirche«,den bewegten Kompositionen der »Amazonenschlacht«, des »Raubs der Sabinerinnen«, an dem in der Farbe wohl von Böcklin beeinflußten »Zum ewigen Frieden« und am »Raub der Europa
einigermaßen kennen lernen. Seine eigenste, urdeutsche, fast zu deutsche Natur kam aber doch noch besser in den reichhaltigen graphischen Arbeiten zutage, deren Beschaffung für die Veranstalter auch leichter gewesen sein mag, wie die der vielfach außerhalb Münchens in festem Besitz befindlichen Gemälde. Bei Stauffer-Bern lag der Schwerpunkt in noch stärkerem Maße in der Graphik, da die Zahl der Arbeiten in Öl nur acht betrug, von denen ein Studienkopf einer alten Bäuerin, der Profilkopf einer Dame und ein Knabenbildnis in grüner Laube als sehr solide Arbeiten zu nennen sind, ohne daß man sie gerade als besonders hochstehende Kunstwerke einzuschätzen hätte. Hingegen war das radierte Werk in guten Drucken und verschiedenen Zuständen, deren wohl eine Anzahl aus dem Besitz Peter Halms stammen mochte, nahezu vollständig vorhanden, wozu noch zehn Zeichnungen mit zwei bekannten Selbstbildnissen kamen und eine mit Pastell überarbeitete Radierung des Menzel en face. So eminent nun Stauffers Beherrschung der Mittel, so groß seine Sicherheit im. Erfassen und in der Wiedergabe der Form ist, so kann man sich doch bei verschiedenen Blättern des Gefühls einer gewissen Kühle und Nüchternheit nicht erwehren; das Können erstickt zeitweilig die Kunst.
Die sehr reichhaltige französische Kollektion umfaßt unter ca. 190 Nummern so ziemlich alle wichtigen Namen des vorigen Jahrhunderts. Eine Madonna mit Kind von Ingres ist nicht ohne Hoheit, indessen eine »Jungfrau Maria« derselben Hand zum leersten und fadesten gehört, was im Zeitalter der Nazarener geschaffen wurde. Ein Entwurf zur »Entführung der Psyche« von Prud’hon und eine noch ganz im Rokokogeschmack gehaltene, an Fragonard sich anlehnende »Leda« von Tassaert vertreten die Ausläufer der Kunst des 18. Jahrhunderts, während man in Chasseriaus »Venus Anadyomene« ein Stück Klassizismus, gemischt mit Romantik, verspüren mag. Gericault ist mit zwei Köpfen und ein paar ziemlich hart gemalten Pferdestücken vertreten, deren eines, ein Gespann vor einer Brauerei in der farbigen Haltung entfernt an einzelne Werke Waldmüllers erinnert, Delacroix mit vier kleinen Arbeiten, von denen eine »Junge Löwin« am deutlichsten seine Farbe zeigt. Die Reihe der Landschafter eröffnet Georges Michel mit sieben z. T. sehr guten Werken seiner zwischen den alten Holländern und der neuen Landsehaftskunst vermittelnden Art, um dann die Meister von Barbizon folgen zu lassen, deren Führer Rousseau in vier Arbeiten (hervorzuheben »Motiv bei Granville«) zu sehen ist. Von Jules und Victor-Leon Dupre fällt eine kräftige, ziemlich dunkel gehaltene Landschaft des ersteren mit Kühen am Wasser auf, von den Bildern Daubignys ein sehr delikates Seestück in feinem Grau, denen von Troyon eine Landschaft mit Kühen auf der Weide anzureihen wäre. Zehn Bilder Corots geben von verschiedenen Epochen seines Schaffens Zeugnis. Eine vorzügliche, in Form und Farbe noch sehr prägnante südliche »Stadt an einem Fluß« ist in die frühere Zeit zu setzen, während eine graue duftige
einigermaßen kennen lernen. Seine eigenste, urdeutsche, fast zu deutsche Natur kam aber doch noch besser in den reichhaltigen graphischen Arbeiten zutage, deren Beschaffung für die Veranstalter auch leichter gewesen sein mag, wie die der vielfach außerhalb Münchens in festem Besitz befindlichen Gemälde. Bei Stauffer-Bern lag der Schwerpunkt in noch stärkerem Maße in der Graphik, da die Zahl der Arbeiten in Öl nur acht betrug, von denen ein Studienkopf einer alten Bäuerin, der Profilkopf einer Dame und ein Knabenbildnis in grüner Laube als sehr solide Arbeiten zu nennen sind, ohne daß man sie gerade als besonders hochstehende Kunstwerke einzuschätzen hätte. Hingegen war das radierte Werk in guten Drucken und verschiedenen Zuständen, deren wohl eine Anzahl aus dem Besitz Peter Halms stammen mochte, nahezu vollständig vorhanden, wozu noch zehn Zeichnungen mit zwei bekannten Selbstbildnissen kamen und eine mit Pastell überarbeitete Radierung des Menzel en face. So eminent nun Stauffers Beherrschung der Mittel, so groß seine Sicherheit im. Erfassen und in der Wiedergabe der Form ist, so kann man sich doch bei verschiedenen Blättern des Gefühls einer gewissen Kühle und Nüchternheit nicht erwehren; das Können erstickt zeitweilig die Kunst.
Die sehr reichhaltige französische Kollektion umfaßt unter ca. 190 Nummern so ziemlich alle wichtigen Namen des vorigen Jahrhunderts. Eine Madonna mit Kind von Ingres ist nicht ohne Hoheit, indessen eine »Jungfrau Maria« derselben Hand zum leersten und fadesten gehört, was im Zeitalter der Nazarener geschaffen wurde. Ein Entwurf zur »Entführung der Psyche« von Prud’hon und eine noch ganz im Rokokogeschmack gehaltene, an Fragonard sich anlehnende »Leda« von Tassaert vertreten die Ausläufer der Kunst des 18. Jahrhunderts, während man in Chasseriaus »Venus Anadyomene« ein Stück Klassizismus, gemischt mit Romantik, verspüren mag. Gericault ist mit zwei Köpfen und ein paar ziemlich hart gemalten Pferdestücken vertreten, deren eines, ein Gespann vor einer Brauerei in der farbigen Haltung entfernt an einzelne Werke Waldmüllers erinnert, Delacroix mit vier kleinen Arbeiten, von denen eine »Junge Löwin« am deutlichsten seine Farbe zeigt. Die Reihe der Landschafter eröffnet Georges Michel mit sieben z. T. sehr guten Werken seiner zwischen den alten Holländern und der neuen Landsehaftskunst vermittelnden Art, um dann die Meister von Barbizon folgen zu lassen, deren Führer Rousseau in vier Arbeiten (hervorzuheben »Motiv bei Granville«) zu sehen ist. Von Jules und Victor-Leon Dupre fällt eine kräftige, ziemlich dunkel gehaltene Landschaft des ersteren mit Kühen am Wasser auf, von den Bildern Daubignys ein sehr delikates Seestück in feinem Grau, denen von Troyon eine Landschaft mit Kühen auf der Weide anzureihen wäre. Zehn Bilder Corots geben von verschiedenen Epochen seines Schaffens Zeugnis. Eine vorzügliche, in Form und Farbe noch sehr prägnante südliche »Stadt an einem Fluß« ist in die frühere Zeit zu setzen, während eine graue duftige