manchem seiner Werke an einer zu weif gehenden, fast larmoyant wirkenden Weichheit zu kranken, die gerade bei Plastiken wie dem Bismarck am wenigsten am Platz sein dürfte. Leo Sambergers Porträtkunst hat ihren Ausgang von Lenbach genommen und unter den Frühwerken seiner 120 ausgestellten Arbeiten hat manches den geistigen Vater beim besten Willen nicht verleugnen können. Die außerordentliche Treffsicherheit seiner Porträts, die in der Betonung gewisser Charakteristika des Darzustellenden zeitweise fast die Karikatur streift, entwickelt sich schon früh und hat in Bildnissen wie Gabr. v. Seidl, Welti, Geheimrat von Reber, Wenglein u. a. oder den bekannten Kohlezeichnungen, deren die graphische Sammlung eine Kollektion besitzt, Bewundernswertes geschaffen. Was hingegen in der Ausstellung an religiösen Kompositionen oder Figuren aus früher Zeit, an allegorischen Köpfen oder historischen Porträts zu sehen war, läßt einen Beruf des Künstlers für dieses Gebiet nicht glaubhaft erscheinen.
W. BAYERSDORFER.
WETTBEWERBE
In der Eingangshalle des Dienstgebäudes des Kgl. Ministeriums des Innern in Dresden sollen die beiden Aufgänge zu den Haupttreppen mit je zwei Bildwerken geschmückt werden. In dem Wettbewerb, den der Akademische Rat im Aufträge des Ministeriums des Innern hierfür ausgeschrieben hatte, gingen von 23 sächsischen Bildhauern 54 Entwürfe ein. Erwünscht waren namentlich Tiere oder Tiere in Verbindung mit Menschen. Von der selbstverständlichen Anschauung ausgehend, daß in der monumentalen architektonischen Halle naturwahre Darstellungen von Tieren unmöglich sind, hat der Akademische Rat als Preisgericht alle solche Entwürfe, wie sie sonderbarerweise auch eingegangen sind, unberücksichtigt gelassen und nur solche Entwürfe prämiiert, die monumentale, stilisierte Formen aufweisen. Je einen ersten Preis von 500 Mark erhielten Otto Pilz, Hermann Fritz und Hanns Jäger, je einen zweiten Preis von 300 Mark Glatter und Brenner sowie Paul Berger; für einen ebensolchen ist auch noch Edmund Möller vorgeschlagen. Der Akademische Rat hat indes keinen der prämiierten Entwürfe als zur Ausführung geeignet gefunden, schlägt daher dem Ministerium vor, unter den Prämiierten einen zweiten Wettbewerb zu veranstalten. Der Vorschlag erscheint nicht sehr erfreulich für die jungen Bildhauer, die jeder schon etwa 800—1000 Mark in dem Wettbewerb angelegt, also in dem Preis nicht einmal ein genügendes Entgeld für ihre Arbeit erhalten haben. Sollen sie für die 500 oder 300 Mark noch einmal die schwierige und zeitraubende Arbeit leisten mit der Gewißheit, daß fünf von den sechs umsonst arbeiten? Gerechter wäre es offenbar, wenn man zweien der mit ersten Preisen ausgezeichneten Künstler je zwei Bildwerke übertrüge und dabei genau die Wünsche des Akademischen Rates für deren Ausführung übermittelte, dem dritten einen anderen Staatsauftrag gäbe. Die Aufträge sind für einen zweiten Wettbewerb zu geringfügig.
AUSGRABUNGEN
Entdeckung einer alt-römischen Niederlassung in Rockbourne, Hampshire (England). Lord Shaftesbury, dem der Grund und Boden dort gehört, gab die Erlaubnis zu den erfolgten Ausgrabungen. Das Resultat derselben ist folgendes: Man entdeckte die Reste und Über
bleibsel eines von Graben und Wall geschützten Landhauses; einen Getreidespeicher mit Wärmevorrichtungen, ein Backhaus nebst einer beträchtlichen Menge von Korn, Ochsen- und Pferdeknochen. Ferner wurden aufgefunden: Töpferwaren aller Art, darunter sogenannte »New-Forest«- und »Samische Urnen«, Krüge, Purbeck-Marmorgefäße, Spinnräder, Messerklingen und Münzen aus der Zeit von Gallienus bis Konstantin. Endlich ist als interessantester Fund eine Tragbahre aus der Bronzezeit, und gleichfalls aus dieser Periode stammend eine Aschenurne mit Pfeilspitze hervorzuheben. o. v. Schleinitz.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Wie allgemein erwartet und auch an dieser Stelle in der vorigen Nummer als erforderlich bezeichnet wurde, haben nun die »Zurückgewiesenen« der Berliner Sezession ihrem öffentlichen Protest gegen die Maßnahmen der Jury eine Ausstellung ihrer abgelehnten Werke folgen lassen. Wenige Häuser neben dem Sezessionsgebäude, am Kurfürstendamm, haben sich die Refuses angesiedelt, d. h. nicht die Gesamtheit der Sechsundzwanzig, sondern nur etwa die Hälfte der so streng behandelten Mitglieder, denen sich noch einige Gäste angeschlossen haben. Einige sind inzwischen auf Reisen gegangen, einige haben bereits gleich nach der Ablehnung über ihre heimgekehrten Werke anderweitig verfügt, manche wollten wohl auch aus verschiedenen Gründen nicht mittun. In einzelnen Fällen sind überdies noch an Stelle der refüsierten Dinge andere Arbeiten desselben Künstlers eingefügt — das ist natürlich völlig unstatthaft und hätte unbedingt unterbleiben müssen. Kann man sich so kein vollständiges Bild davon machen, was alles die Jury der Sezession in die Wolfsschlucht geschleudert, so bleibt doch genug übrig, um zu erkennen, daß sie manches befremdliche Urteil gefällt hat. Was von vornherein klar war, erweist sich nun zur Evidenz: daß in der Sezession vieles aufgenommen wurde, was nicht um einen Deut besser ist; ja, daß in diesem improvisierten Salon der Refuses manches treffliche Stück zu finden ist — neben manchem, versteht sich, dessen Ablehnung man durchaus begreift und billigt. Da ist etwa ein Porträt Meier-Graefes von Eugen Spiero, das eine ganze Anzahl der Porträts in der Sezession weit hinter sich läßt. Eine frisch und pikant gemalte Karnevalszene von Finetti, ein kleines Bildnis des Malers Paul Baum von Ernst Oppler, ein derb hingesetztes Ziegenbild von Herstein, ein belgischer »Fischmarkt« von Bischoff-Culm, ein Gartenausschnitt von J. Oppenheimer — ich hebe nach genauer Abwägung diese Einzelstücke heraus — hätten sich dort nicht zu verstecken brauchen. Das luftige, wenngleich noch etwas harte Bild eines »Neubaus« von dem Orlikschüler Büttner, die tüchtige, in die Nähe Röslers weisende Landschaft von Beyer, eine helle Berliner Straße von Westphal sind gleichfalls Stücke von Qualität und gutem Niveau, die eine Zurückweisung kaum verdient hätten. Eine große Komposition der Ehebrecherin vor Christus von Maseck ist nicht nur eine schöne Talentprobe, sondern schlechthin wertvoller als mehrere Figurengruppen in der Sezession. Eine ringende Begabung wie Max Neumann, der sich von Beckmann anregen ließ, könnte man unterstützen. Eine Büste von Alexander Oppler ist nicht im mindesten »ablehnungsreif«. Und wenn man in der Sezession die Jugend zuließ: warum hat man ein so temperamentvolles und originelles Bild wie die »Tigerjagd« von Hasler beiseite gestellt? Selbstverständlich handelt es sich hier nicht durchweg um weltenstürmende Meisterwerke. Aber aus solchen besteht ja auch nicht die Sezessionsausstellung; kann sie