andere auf 8und 15Gulden eingeschätzt (vgl. auch den Aufsatz von A.Bredius in der »Kunstchronik» Nr.29). Ein Engländer, Richard Farrington, scheint in Cuyps Art gemalt zu haben, wenigstens kommen noch während Cuyps Leben in einer vornehmen Wohnung große Gemälde von Cuyp und Farrington als Gegenstücke im »Saal« vor. — Das im Dordrechter Museum befindliche Gemälde »DieDordrechter Synode« muß nach Bredius nicht von dem älteren, sondern von dem jüngeren Paulus Weyts sein. — Von dem Maler von Bildnissen und Gesellschaftsstücken, Jan Olis, dessen spätest datiertes Werk, im Museum zu Gotha, aus dem Jahre 1655 stammt, und dessen Tod man daher nach 1655 ansetzte, fand Bredius noch weitere Daten; 1656 siedelte er nach Heusden über, wo er Schöffe und Bürgermeister wurde und 1676 starb. — Ferdinand Bol kann nicht, wie Houbraken erzählt, schon als kleines Kind nach Amsterdam gekommen sein, denn er war schon 1635, also vor seiner Lehrzeit bei Rembrandt, in Dordrecht als Maler tätig. Auch über andere Rembrandtschüler aus Dordrecht, über Samuel van Hoogstraten, Jacobus Levecq, Arent de Gelder und Nie. Maes macht B. Mitteilungen. Letzterer, der spätere Amsterdamer Modemaler, hat in Dordrecht, seiner Vaterstadt, nicht viel verdient; erhielt er doch für ein Doppelbildnis nur 75 Gulden, und mehr als die Hälfte der Summe in Naturalien. Bei seinem 1693 erfolgten Tode in Amsterdam hinterließ er ein Vermögen von 25000 Gulden. — Den Maler Pieter Hermansz Vereist, der 1668 aus dem Haag, wohin er 1643 übergesiedelt war, wegen Schulden verschwand, hat B. wiedergefunden 1671 als Bierbrauer in der Umgegend von Hulst. Noch über eine ganze Schar anderer Maler haben die Archivforschungen von Bredius neues Material zusammengebracht; so fand B., daß der Maler von Fischstücken, Isack van Duynen, als Sohn eines Fischhändlers in Dordrecht das Licht der Welt erblickt hat, und daß er, was niemand von ihm gedacht hätte, auch in Rom gewesen ist. — Zum Schluß erwähnt B. ein rätselhaftes Dokument über eine gewisse Hendrixtie Stoffels, die sich in den Jahren 1662 bis 1664 in Dordrecht aufgehalten hat und deren Lebenswandel dort nicht ganz einwandfrei gewesen sein muß. Nun ist es auffallend, daß Rembrandts Hendrickje gerade im Oktober 1661 verschwindet, während die andere in Dordrecht auftaucht. Bredius hofft aber, zugunsten Rembrandts Haushälterin, daß die beiden Personen nicht identisch sind, obwohl er einen Beweis, daß es verschiedene Personen sind, noch nicht gefunden hat. m. d. h.
LITERATUR
Johannes Sievers, Die Radierungen und Steindrucke von Käthe Kollwitz innerhalb der Jahre 1890 bis 1912. Ein beschreibendes Verzeichnis. Mit einer Originalradierung und den Abbildungen sämtlicher Arbeiten. Gr.-8°. Dresden, 1913, H. Holst.
In Format, Ausstattung und Anordnung lehnt sich das Buch ziemlich genau an den Delteilschen »Peintre Graveuran. Auch Dr. Sievers hat sich die Beschreibungen erlassen, da von jedem Original eine genügende Wiedergabe geboten wird. Weiter aber verzichtet er auf Preisnotierungen, ganz mit Recht, da vorläufig die Blätter von Frau Kollwitz nur selten in Versteigerungen Vorkommen und wahrscheinlich sich auch nie den internationalen Markt erobern dürften. Im übrigen ist die Zustandsbeschreibung äußerst sorgsam und gewissenhaft. Wenn trotzdem des öfteren Angaben Vorkommen, wie »die untere Partie des Beines ist in Ton gebracht« oder »die Hand ist stärker
modelliert«, womit man nichts anzufangen weiß, wenn man bloß einen Abdruck vor sich hat, so ist das dem Verfasser nicht übel anzurechnen. Die Künstlerin hat nicht allein durch ihre Art, an der Platte zu arbeiten, es ihm wahrlich schwer gemacht, faßbare Kennzeichen anzugeben: sie hat zudem die vorhandenen Probedrucke großenteils durch Überzeichnen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. So werden leider, wie ich selbst erfahren habe, einige Drucke immer noch zu finden sein (z. B. von Nr. 91, 97, 113), die man nicht mit Hilfe von Sievers feststellen kann. Trotzdem hat er in seinem räsonnierenden Teil gewiß allen billigen Forderungen genügt. Dagegen vermisse ich eine Einführung in die Kunst von Frau Kollwitz, die wohl gerade in diesem Katalog, der auch eine bildliche Übersicht über deren Schaffen gibt, ganz besonders am Platz gewesen wäre: gibt doch selbst Delteil mehr oder minder treffende Einführungen, obwohl er meist längst anerkannte Künstler behandelt. Vielleicht ist daran schuld, daß die Arbeit in einem besonderen Sinne eine nachgelassene ist, d. h., Herr Dr. Sievers hat sie vollendet, nachdem er längst aus dem Milieu und dem Fach geschieden ist, in denen er sie konzipiert und angefangen hat. So verweist er nur kurz auf den Aufsatz von Lehrs in den graphischen Künsten — gedenkt nicht einmal meines eigenen Versuchs, des einzigen, bisher über Frau Kollwitz erschienenen Buches.
Es besteht ein ausgesprochener Gegensatz zwischen der auf der Oberfläche liegenden Tendenz und dem wahren Gehalt derKollwitzschen Kunst, zwischen dem aufreizenden, an die niederen Instinkte sich richtenden Titel ihrer Arbeiten und deren sich immer mehr abklärenden Form. Zweifellos, wird man mir Vorhalten, würde sie nicht solche Werke wie »Schlachtfeld«, »Vergewaltigt«, »Arbeitslosigkeit«, »Tod und Frau«, »Überfahren« haben schaffen können, wenn sie der »Tendenz« gegenüber fremd geblieben wäre. Zugegeben, so beweist das doch nur, wie zwei Naturen in der Künstlerin stecken und wie die Emanationen, die von ihr ausgehen, auf einem noch ganz anders gewaltigen Gefühls- und Menschlichkeitsboden fußen, als demjenigen, der sich zu traurig-ephemeren, sozialpolitischen Gesichtspunkten verwenden läßt. Solche wahrhaft monumentale Gestaltungen von Seelenaffekten wie eben diese Nummern 96, 98, 100, 103 hätte der Verfasser lieber mit sub specie aeternitatis gewählten Titeln versehen sollen, hätte sie durch einen wohlbedachten Hinweis auf deren großartige, formale Sprache, auf deren geläuterte Überlegenheit gegenüber den früheren Arbeiten, einem weiteren Kreis verständlich machen können, einem Kreis, der bislang wegen der ablenkenden Äußerlichkeiten bis zur Würdigung von Frau Kollwitz’ Künstlerschaft nicht dringen mochte.
Hans W. Singer.
VERMISCHTES
Der Amsterdamer Künstlerverein St. Lucas, der sich verschiedentlich bemüht hat, im holländischen Komitee für ausländische Ausstellungen Sitz und Stimme zu erhalten, aber in seinen Bemühungen immer scheiterte, hat jetzt beschlossen, seine Mitglieder aufzufordern, sich von Einsendungen auf die diesjährige große Münchener Kunstausstellung ganz zu enthalten. Dieser Beschluß ist wohl bezeichnend als ein Mißtrauensvotum der jüngeren Künstlergeneration, die fast alle St. Lucas angehören, gegen das Ausstellungskomitee, in der nur die ältere und offizielle Kunst der Amsterdamer und Haager Künstlervereine, »Arti et Amicitiae« und »Pulchri Studio« vertreten sind.
M. D. H.
Inhalt: Münchener Brief. — Wettbewerb: Dienstgebäude des Ministeriums des Innern in Dresden — Altrömische Niederlassung in Rockbourne. — Ausstellungen in Berlin, Magdeburg, Frankfurt a.M., Straßburg. — Aus den Berliner Museen; Staatl. Oalerie in Oldenburg. — Kunsthistorisches Institut in Florenz. — Forschungen. — Literatur — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig