sie überschreien zu wollen. Auch eine Reihe vortrefflicher Grabdenkmäler stammen von Horath. Dresden erleidet durch seinen frühen Tod einen fühlbaren Verlust, p.sch.
PERSONALIEN
* Georg Treu. Seinen 70. Geburtstag feiert am 29. März der Direktor der kgl. Skulpturensammlungen zu Dresden, Geh. Hofrat Prof. Dr. Georg Treu (geb. 1843 in St. Petersburg). Er gehört Dresden seit 1882 an und hat sich in diesen 30 Jahren um die mustergültige Anordnung und den Ausbau der beiden Sammlungen der Originalbildwerke wie der Gipsabgüsse unvergängliche Verdienste erworben. Er hat u. a. mit vollem Erfolg als Erster das große Wagnis unternommen, die im 18. Jahrhundert so willkürlich ergänzten antiken Skulpturen von diesen törichten gefälligen Ergänzungen zu befreien und sie dann so zu ergänzen, daß man die Ergänzungen ohne weiteres als solche erkennt und ohne große Mühe auch entfernen kann. In andern Fällen steht der vorsichtig ergänzte Gipsabguß neben dem unergänzten Originalwerk. Dem Museum der Gipsabgüsse hat Treu vor allem die Funde von Olympia, an dessen Ausgrabung durch das Deutsche Reich er in leitender Stellung beteiligt war, einverleibt, wobei er zugleich die Giebelgruppen in musterhafter Weise wiederhergestellt und aufgestellt hat. Auch verdankt ihm dies Museum die bedeutsame Sammlung neuer französischer, belgischer, deutscher Skulpturen, die man nirgends so findet wie in Dresden, eine umfängliche Sammlung von modernen Medaillen und Plaketten, anregende Versuche in farbiger Plastik u. v. a. Von seinen Schriften sind namentlich zu nennen: Der Hermes des Praxiteles, Sollen wir unsere Statuen bemalen? Die Bildwerke von Olympia in Stein und Ton, Schriften über Constantin Meunier, über Max Klinger als Bildhauer, über Auguste Rodin u. a. Treu hat es auch verstanden, vor allem durch sein Eintreten für die moderne Plastik weite Kreise für die Kunst zu interessieren. Er leitet die genannten Sammlungen noch heute in voller Frische und Tatkraft, während er seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule und an der Kunstakademie vor einigen Jahren aufgegeben hat. p. sch.
Wien. Die »Gesellschaft österreichischer Architektenhat ihren langjährigen Präsidenten Oberbaurat Julius Deininger zum Ehrenmitgliede ernannt. Zum Präsidenten wurde Architekt Robert Oerley gewählt, zum Vizepräsidenten Emil Hoppe.
Wien. Der Direktor der Kgl. Kupferstichsammlung in Dresden, Dr. Fortunat Schubert Ritter von Soldern, ist zum Vorstand der kunstwissenschaftlich-technischen Abteilung der Zentralkommission für Denkmalpflege in der sechsten Rangklasse der Staatsbeamten ernannt und ihm der Titel eines Regierungsrates verliehen worden.
Zum Direktor des deutschen Buchgewerbemuseutns in Leipzig wurde an Stelle des scheidenden Dr. Johannes Schinnerer der bisher im stenographischen Landesamt in Dresden tätige Regierungsassessor Dr. Schramm gewählt.
WETTBEWERBE
Frankfurt a. M. Ein Wettbewerb für einen allgemeinen Bebauungsplan für Frankfurt a. M. wird von den dortigen Fachkreisen angestrebt. Begründet wird der Plan mit den zahlreichen Aufgaben städtebaulicher Natur, die infolge der Eingemeindungen der letzten Jahrzehnte sich als notwendig erwiesen haben und mit der dringenden Natur städtebaulicher Fragen, die im Frankfurter Gebiete aufgetaucht sind.
DENKMALPFLEGE
Das Schloß von Chenonceaux, eines der schönsten Renaissanceschlösser der Loiregegend, soll verkauft werden, und darob ist die Befürchtung entstanden, daß ein reicher Amerikaner diese Gelegenheit benutzen, den Bau erwerben und Stein für Stein abbrechen und am Hudson wieder aufrichten lassen könnte. Ähnliche Kraftleistungen haben die Amerikaner ja schon fertiggebracht, und die Sache wäre also nicht unmöglich. Man befürwortet also nicht mit Unrecht die Aufnahme dieses Schlosses unter die vom Staate geschützten historischen Denkmäler. In der Hauptsache ist das Schloß von dem berühmten Baumeister Philibert de Lorme errichtet worden, dem Erbauer der im Jahre 1871 abgebrannten Tuilerien in Paris. Franz 1., Heinrich II., Diana von Poitiers, Franz II., Karl IX., Katharina von Medici und Heinrich III. haben in dem Schlosse gewohnt, das im Jahre 1733 von dem Herzoge von Bourbon an den Steuerpächter Dupin verkauft wurde. Dupin war ein Freund der Künste und Wissenschaften und bewirtete hier Voltaire, Rousseau, Fontenelle, Marivaux und andere. Also künstlerische und historische Erinnerungen genug, um ein Einschreiten des Staates zur Erhaltung des Schlosses von Chenonceaux zu rechtfertigen.
ARCHÄOLOGISCHES
Befestigungen und Paläste im westlichen Asien. Die bekannte Erforscherin der Architektur Kleinasiens und der östlichen anstoßenden Gebiete, Miß Gertrude Lowthian Bell, sprach jüngst in der englischen asiatischen Gesellschaft über Festungen und Paläste im westlichen Asien. Die Wüstenpaläste der umayyadischen Periode sind durch Ukhaidir im Westen der syrischen Wüste und die wohlbekannte Reihenfolge von Wüstenschlössern auf der Westseite repräsentiert, zu denen Kharaneh und Mshatta gehören. Es ist wichtig, zu untersuchen, inwieweit diese Bauten rein orientalisch sind und inwieweit sie von dem großen römischen Typus des befestigten Lagers affiziert sind, das durch Trajan in Syrien eingeführt worden ist. Der Palast von Ukhaidir besteht aus einer Gruppe von Liwans, die durch eine Umfassungsmauer, gemäß den Trationen des alten Ostens, umgeben sind. Das Ganze ist dann noch einmal durch eine befestigte Mauer umgeben, welche von vorspringenden Türmen flankiert ist. Der Liwan, der mit einem Bogen gegen den Hof geöffnete Saal resp. Moscheeraum, kann in Asien durch eine Reihenfolge monumentaler Gebäude bis in die Zeit der Hettiter zurückgeführt werden, und die vorspringenden Verteidigungswerke, wie die Türme von Ukhaidir, gehen in die früheste chaldäische Zeit zurück. Das römische Lager hatte diese flankierenden Befestigungen niemals bis dann, als römische Lager auch auf asiatischem Boden errichtet wurden. Wenn sie sich an den frühkaiserlichen Städtemauern Italiens und Galliens befinden, so reflektieren diese Befestigungen hellenistisches Vorbild und dadurch indirekt die orientalische Tradition. Dagegen übten die charakteristischen Eigenschaften des römischen Lagers, die vier Tore und die sich kreuzenden Straßen, wichtigen Einfluß auf den Plan der asiatischen Städte des römischen Reiches und sie gelangten dadurch zu den muhammedanischen Architekten, die das römische Vorbild für das Arrangement der die PalästeumgebendenGebieteübernahmen. — Über den Einfluß des römischen Kohortenlagers auf die muhammedanische Städtebaukunst vgl. auch E. Herzfeld »Erster vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen von Samarra 1912«: »Mschatta und Ukhaidir sind eine Hirah. Der Typus der Hirah ist in Hirah aus dem römischen Kohortenlager entwickelt«. Wie lange das römische Lager nachwirkte, zeigt z. B. auch der Pilgerhân von Elmuschâhede