Stellung nur wenige Bilder hergegeben, von denen das Schlafzimmer-Interieur — trotz der nicht ganz einwandfreien Perspektive des Vordergrunds — als wertvolle Arbeit gelten darf. Es gibt heute nicht viele deutsche Maler, die die Temperatechnik als künstlerisches Ausdrucksmittel so gründlich beherrschen wie er. g.
VEREINE
+ München. Der wirtschaftliche Verband bildender Künstler, von dessen Gründung in Nr. 23 der Kunstchronik berichtet wurde, hat sich am 12. März in einer geschlossenen Versammlung konstituiert. Es wurden gewählt: zum I. Vorsitzenden Maler Prof. Eug. v. Stieler, zum stellvertretenden Vorsitzenden Maler Max Nonnenbruch, zum I. Schriftführer Franz Guillery, zum II. Schriftführer Ludwig Mühlbaum, zum I. Kassierer Hermann Knopf, zum II. Kassierer Jos. Andr. Sailer. Zu Beisitzern wurden gewählt die Herren Prof. Benno Becker, Fritz Bergen, Ludw. Bolgiano, Leonhard Blum, Jos. Damberger, Prof. Fritz Erler, Rela Hoenigsmann, Prof. Ernst Liebermann, Prof. W. Löwith, Prof. C. von Marr, Franz Multerer, Friedr. Prechtel, Prof. René Reinicke, Ludwig v. Senger, Prof. Hermann Urban. Ferner wurden gewählt: eine Finanzkommission, eine Kommission für Rechtsschutz, eine Kommission für Verlagsrechte und Reproduktion, eine Kommission für Wohlfahrts- und Unterstützungseinrichtungen, schließlich eine Kommission für Material und Spedition.
VERMISCHTES
Ein authentisches Skizzenbuch des Benvenuto Cellini im Besitze von J. Pierpont Morgan. Unter den zahlreichen italienischen Handzeichnungen der Sammlung J. Pierpont Morgan (gegenwärtig im New Yorker Metropolitan Museum ausgestellt) befindet sich ein Band mit 15 Blatt Skizzen, die von ungewöhnlichem Interesse für die Kunstgeschichte sind. Auf dem zweiten (im gegenwärtigen, modernen Einband als erstes Blatt figurierenden) Blatt dieses Skizzenbuches findet sich nämlich folgender Eintrag: »a gloria eterna de messer Benvenuto Celini somo scultore morto en Fiorenza l’ano 1570, io Rafaelo da montelupo scultore tenne per suo ricordo.« Raffaello da Montelupo, der bekannte florentinische Bildhauer und Gehilfe Michelangelos in der Grabkapelle der Medici in S. Lorenzo, war mit Cellini befreundet, wie dies auch aus einer Stelle in der Autobiographie des letzteren hervorgeht. Augenscheinlich handelt es sich hier um eine Anzahl von Skizzen, die Cellini dem ihm befreundeten Bildhauer geschenkt hat. Die Blätter erhalten flüchtige Skizzen und Motive ornamentaler Natur für Goldschmiedearbeiten: Voluten, Kartuschen, Masken, Ringe, Pendants, Spiegelrahmen, Becher. Hoffentlich wird dieses hochinteressante Kunstdenkmal durch eine baldige Publikation der weiteren Forschung zugänglich gemacht werden.
—th
+ München. Dr. Paul Reinecke, Konservator am Kgl. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns hat mit dem Assistenten am Museum für Gipsabgüsse Dr. Ernst Reisinger im Aufträge der Kgl. Akademie der Wissenschaften eine Reise nach Griechenland angetreten, um die Veröffentlichung der prähistorischen
Funde der seinerzeit von Adolf Furtwängler begonnenen Ausgrabungen in Orchomenos zum Abschluß zu bringen. Die Mittel für diese neue Expedition nach Böotien wurden wieder von Kommerzienrat Bassermann-Jordan zur Verfügung gestellt.
+ München. Der Architekt Geheimrat Prof. Max Littmann erhielt vom Großherzog von Sachsen-Weimar einen Auftrag für Entwürfe zu einem neuen Flügelbau des großherzoglichen Residenzschlosses in Weimar.
Auf der Freundschaftsinsel in Potsdam baut ein Konsortium, dem die Stadt Potsdam und Prof. Max Reinhardt angehören, eine große Anlage. Das deutsche Nationaltheater, die Potsdamer Stadthalle und Repräsentationsräume sollen auf der Havelinsel ihren Platz erhalten. Prof. Friedrich Klein-Chevalier hat jetzt den Auftrag erhalten, den großen Festsaal für den kaiserlichen Hof mit vier Freskobildern aus der friederizianischen Zeit zu schmücken.
FORSCHUNGEN
Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Welt«. Zu meiner Notiz über die Oxforder Zeichnung im Januarheft der Zeitschrift f. bild. Kunst brachte W. von Seidlitz in der Kunstchronik (1912/13 Nr. 21 Sp. 295) folgende Bemerkung: Auf der Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Welt« ist die Übereinstimmung mit Dürers Stich »Der Spaziergang« freilich schlagend, nur scheint die Verwendung der Gruppe auf der Zeichnung, und dazu noch von der Gegenseite, (die Kursivierung ist von mir), eher gegen als für Dürers Autorschaft zu sprechen. — Die Behauptung, daß die Übereinstimmung »schlagendsei, nehme ich dankbar an. Unbegreiflich ist mir aber, was Seidlitz darauf folgen läßt. — Ein Zeichner, der einen Stich in seiner Komposition verwendet, hat gar wenig Anlaß, den Stich verkehrt zu benützen. Es ist dagegen das natürlichste, daß Entwürfe oder Studien für Stiche in demselben Sinne in das Kupfer gestochen werden und deshalb in den Abdrücken im Gegensinne hervortreten. Dies sind doch, wie ich glaube, allgemein anerkannte Tatsachen. Für die von mir publizierte Petersburger Studie zur Gerechtigkeit wäre es gerade bedenklich, wenn sie nicht dem Stich entgegengesetzt wäre. Daß das Paar des Oxforder Blattes die Komposition des Spaziergangs von der Gegenseite zeigt, ist deshalb eben eines der stärksten Argumente gegen von Seidlitz’ Meinung, daß der flotte Zeichner der Freuden der Welt den Stich benutzt habe. — Das vom Stiche Unterlassene Erinnerungsbild wird doch wohl bei jedem Menschen das eines nach links schreitenden Paares sein. Möglich bleibt es allerdings, daß Dürers »Doppelgänger« Dürers gegenseitige Studie zum Spaziergang gesehen hat! Aber..............
Es freut mich, daß meine kurze Erwähnung des Petersburger Selbstbildnisses von Seidlitz angeregt hat, ein lobendes Urteil über das Blatt abzugeben. War es doch nur meine Absicht, die Dürer-Forscher an das Blatt zu erinnern oder sie auf dasselbe aufmerksam zu machen. Wie ich ausdrücklich hervorhob, hatte ich mir, als ich die Zeichnungen der Eremitage durchsah, nicht die Zeit gegönnt, mir über das gegenseitige Verhältnis der Berliner und der St. Petersburger Zeichnung ein Urteil zu bilden. Mich interessierte »Der Richter« am meisten. n, Beets.
Inhalt: Zur Frage der Naturformen in der geometrischen Ornamentik. Von Karl Woermann. — Nürnberger Brief. — R. Kiehl f; A. O. Meyer f; A. Horath f. — Personalien. — Wettbewerb: Bebauungsplan für Frankfurt a. M. — Das Schloß von Chenonceaux. — Befestigungen und Paläste im westlichen Asien. — Ausstellungen in Düsseldorf, München, Karlsruhe, Straßburg i. E. — Wirtschaftlicher Verband bildender Künstler. — Vermischtes. — Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Welt«.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig