ist, den Rang schon beinahe abgelaufen hat, und sie setzen sich nun energisch zur Wehr, um die bedrohte Position zu retten. Aus diesen Bemühungen ist aber bisher noch nichts Rechtes ersprossen, und einstweilen kann man sein Urteil über den mutmaßlichen Ausgang des Kampfes nur reservieren.
Die Ausstellung im Musée des Arts décoratifs gibt uns so wenig eine Übersicht über das ganze kunstgewerbliche Schaffen Frankreichs wie die kunstgewerbliche Abteilung im letzten Herbstsalon. Gerade die bemerkenswertesten Kunsthandwerker des Herbstsalons wie Mare und Groult sind im Pavillon Marsan überhaupt nicht vertreten, Follot, der dort mehrere sehr beachtenswerte Einrichtungen gezeigt hatte, stellt hier nur Schmucksachen aus. Was bleibt, ist im ganzen nur wenig interessant. Entweder sind die Leute zahm und ruhig wie Croix-Marie, Gallerey, Lambert und Nowak, und dann stellen sie Sachen aus, die man ebensogut und schön oder schöner und besser und auf jeden Fall bedeutend billiger in jedem deutschen Möbelgeschäft findet, oder sie fuchteln wild drauf los, lackieren einen Stuhl schreiend rot, den anderen ebenso brutal grün, den Tisch blau, den Schrank gelb, bemalen das alles mit gemachter Bauernnaivetät und wollen so dem Snob imponieren. Eine solche Einrichtung von Landry ist von dem großen Warenhause Printemps bestellt worden, wird also wohl in hundert und mehr Exemplaren reproduziert werden und als Beispiel modernen französischen Kunstgewerbes in den Handel kommen. Solange die Franzosen keine anderen Pfeile verschießen, werden sie dem deutschen Konkurrenten nicht wehtun.
Im allgemeinen kann man sagen, daß das französische Kunstgewerbe oder vielmehr dieser moderne Zweig davon an einem sehr großen Fehler krankt: es arbeitet nicht für das Volk, weder für den Arbeiter noch für den Mittelstand, ja nicht einmal für die wohlhabende und reiche Bourgeoisie und letzten Endes sogar nicht für die Aristokratie. Alle diese verschiedenen Klassen erfreuen sich des Besitzes von echten oder nachgemachten Meubles de style und wollen nichts von modernem Hausrat wissen. Der moderne französische Kunsthandwerker arbeitet einzig und allein für den Snob, den Dilettanten, den Amateur, der sich auf diesem Steckenpferd gefällt und sich den Spaß etwas kosten läßt. Solange nun der selbständig erfindende und schaffende Kunsthandwerker auf diesen sehr beschränkten und launenhaften Kundenkreis angewiesen ist, kann an eine gesunde Entwicklung des modernen Kunsthandwerkes in Frankreich nicht gedacht werden. Nun bemüht sich die einflußreiche Union des Arts décoratifs sehr rührig und emsig, um den modernen Hausrat auch in die Aristokratie und Bourgeoisie einzuführen, aber bisher sind diese Bemühungen erfolglos geblieben. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es schließlich gelingen werden, den moderne Hausrat an die Mode zu bringen, und dann werden ganz sicher die französischen Künstler sich ihren deutschen Kameraden ebenbürtig erweisen, wenn sie sie nicht gar überholen. Vorläufig aber muß einem solchen Umschwünge in den französischen Anschauungen mit großem Zweifel entgegengeschaut werden, vorläufig muß man es als sehr unwahrscheinlich bezeichnen, daß in absehbarer Zeit das Meuble de style in Frankreich seine unbeschränkte Herrschaft aufgeben mußte.
Ausstellung für alte kirchliche Kunst in Holland in Hertogenbosch. Die Ausstellung für kirchliche Kunst in Holland, die vom l.Juni bis Anfang September in dem durch seine Kathedrale berühmten Hertogenbosch abgehalten wird, verspricht eine sehr interessante zu werden; nach den in Aussicht gestellten Einsendungen wird eine
so reiche Sammlung von kirchlichen Kunstwerken hier zuzusammenkommen, wie man sie kaum noch in Niederland vermutet haben wird. Die Bischöfe von Haarlem und Hertogenbosch, der altkatholische Bischof von Deventer und der Abt von Berne in Heeswyk haben für die Ausstellung ihre Krummstäbe überlassen. Man wird so in Hertogenbosch einen Krummstab aus dem Ende des 14.Jahrhunderts mit herrlicher Emailarbeit bewundern können, der wahrscheinlich aus der Abtei Egmond stammt, ferner Meisterwerke aus getriebenem Silber aus dem 16. Jahrhundert, den Stab des Bischofs von Deventer, Ägidius de Monte, und des Abtes von Berne, und ein paar einfache, spätere Stäbe. Auch andere Gegenstände des bischöflichen Ornates werden nicht fehlen, unter anderen die mit Perlen und Edelsteinen besetzte Mitra des Bischofs von Hertogenbosch, eine kostbare Stickereiarbeit aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. — Besonders vollständig und interessant verspricht die Abteilung Priesterkleidung zu werden; schon jetzt sind ganze aus Casula, Dalmatika und Chorkappe bestehende Kostüme aus dem 15. und 16. Jahrhundert zugesagt; ferner Proben der kostbarsten italienischen Renaissancestoffe, von venezianischen und genuesischen Samtarten, Paramente aus dem 17. und 18. Jahrhundert, unter denen sich ebenfalls sehr schöne und kostbare Stickereien befinden. — Nicht nur vom künstlerischen, sondern auch vom kulturhistorischen Gesichtspunkte wird die Rubrik Metallarbeiten sehr merkwürdig werden; entsprechend dem konfessionell gemischten Charakter der Bevölkerung wird die Ausstellung aus verschiedenen Abteilungen bestehen, die den in den verschiedenen Kirchengemeinschaften verwendeten Gefäßen und Gerätschaften gewidmet sind. Aus den Domschätzen der Liebfrauen- und der St. Servatiuskirche in Maastricht werden in dieser Rubrik Kunstgegenstände zu sehen sein, die für Holland Unika genannt werden dürfen, byzantinische und romanische Emailarbeiten, gotische Reliquiarien und Monstranzen. Ferner hat der Bischof von Breda zwei prächtige gotische Monstranzen aus seiner Kathedrale zugesichert. Gotische und spätere Meßkelche und Monstranzen aus der Renaissance und späterer Zeit werden erwartet von dem Beguinenhof in Breda und verschiedenen katholischen Kirchen des Landes. Auch der seltene, spätgotische vergoldete Silberband aus Zutphen, der sogenannte »über aureus«, wird auf der Ausstellung nicht fehlen. Die Kirche in Susteren hat die Fragmente ihres aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammenden Reliquienschreines versprochen. Venlo, Roermond und voraussichtlich auch die reformierte Gemeinde in Haarlem werden ihre messingenen Lesepulte abtreten; die reformierte Gemeinde in Breda ihr berühmtes Taufbecken. — Was außerdem die reformierten Kirchen an Abendmahlssilber, Taufgerätschaften, Schalen für Kollekten bewahren, und die Synagogen an Verzierungen der Gesetzesrollen, an Kandelabern und Leuchtern, was ferner in den Kirchen noch von alten Kronleuchtern erhalten ist, davon wird das Interessanteste in Hertogenbosch zusammenströmen. — Neben dem Kunstgewerbe, das naturgemäß den weitaus größten Raum der Ausstellung in Anspruch nehmen wird, sind auch besondere Abteilungen für die Bildhauerkunst und die Malerei vorgesehen; für Malerei und graphische Kunst wird man sich jedoch auf die Werke bis 1600 beschränken. Besonders von nordholländischen Primitiven hofft man eine interessante Sammlung zusammenzubekommen, auch mit Unterstützung nichtholländischer Sammler; die Kommission, der die Bildung der Gemäldeabteilung obliegt, besteht aus den Herren H. Ph. Gerritsen, Dr. C. Hofstede de Groot und Dr. W. Martin, Direktor des Mauritshuis im Haag, Jonkheer H. Teding van Berkhout, Direktor des Kupferstichkabinetts des Rijks