werden, daß Achtungswertes geleistet wurde. Zum erstenmal ist in Florenz offiziell der Beweis erbracht worden, daß Toscana auch im 19. Jahrhundert Maler besessen hat, die nicht mit einem Achselzucken abgetan werden können, — zum ersten Male kann man öffentlich konstatieren, daß die Machiaioli Toscani ehrliche Gesinnungsgenossen der großen französischen Impressionisten waren.
Bisher war die Galleria d’Arte Moderna eine Art von historischer Schreckenskammer, die der Besucher der Accademia fliehenden Fußes durcheilte. Kaum daß er vor Castagnolas Liebesszene zwischen Fra Filippo Lippi und der Nonne Lucrezia Buti Halt machte aus biographischem Interesse an dem Meister mädchenhafter Holdseligkeit, der ihn im Erdgeschoß entzückte.
Seit Jahrzehnten war von der Regierung nichts mehr für die moderne Abteilung der Akademie getan worden. Es ist eines der künstlerischen Verdienste des früheren Bürgermeisters Sangiorgi, diesem Zustand ein Ende gemacht zu haben. Sangiorgi plante die Gründung einer modernen Städtischen Galerie, die sich aus den Beständen der bisherigen Galleria d’arte moderna, die der Staat abtreten sollte, — aus dem Nachlaß Martelli (eine kleine gewählte Sammlung moderner Gemälde, die bisher in den Bureaux des Palazzo Vecchio verstreut waren) und aus neuen staatlichen und städtischen Ankäufen zusammensetzen sollte. Als Haus dafür wurde der Palazzo al piazzale del Re in den Cascinen in Aussicht genommen. Dieses Projekt fand mancherlei Schwierigkeiten, besonders von seiten der Regierung, setzte sich aber schließlich doch in der Hauptsache durch. Der Palazzo in den Cascinen wurde allerdings für das Istituto Forestale reserviert. Dafür eignet er sich auch besser als für ein Museum, das hier vom Zentrum aus erst nach einstündigem Spaziergang zu erreichen gewesen wäre.
Die Galerie wurde in ihren bisherigen Räumen im 1. Stockwerk der Accademia belassen, es kommen aber zu den sechs alten Sälen noch zehn neue hinzu, die auf die anschließende Mosaikfabrik aufgebaut werden sollen. Staat und Stadt werden das Budget der neuen Sammlung gemeinsam decken. Jeder von beiden gewährt einen jährlichen Zuschuß von 15000 Lire. Weitere 5000 Lire bringt jährlich der Verein der »Amici della Galleria d’Arte« unter dem Vorsitz des Grafen Capponi auf. Die Neuordnung der Galerie ist von Nello Tarchiani gemeinsam mit Cecco Cioli durchgeführt worden. Die Arbeit bestand zunächst in einer radikalen Ausmerzung des Minderwertigen. Nur 60 Nummern des alten Bestandes blieben ausgestellt, — 120 verschwanden in den Magazinen. So wurde Platz für den Nachlaß Martelli, sowie für einige städtische Ankäufe älteren und neueren Datums und die sechs neueröffneten Säle mit ihrem diskreten graugrünen und braunen Anstrich haben mit einem Mal ein ganz anderes Gesicht.
Den Treppenaufgang beleben gute graphische Landschaftsstudien: Radierungen von Telemacco Signorini und Gio. Fattori, — Aquatinten von G. Grazioni. Tüchtige Zeichnungen von Antonio Ciseri, Giuseppe Bezzuoli, Stefano Ussi, Odoardo Borreni, Silvestro Lega, Eugenio Cecconi, Giovanni Fattori, Niccolè Cannicci, Giuseppe Abbati und Giovanni Costa hängen in dem kleinen Vorraum, der außerdem noch das pikante Gipsmodell einer lesenden Dame in Krinoline von Augusto Rivalta beherbergt.
Im ersten Hauptsaal sind neben älteren Bildern die neuesten städtischen Ankäufe ausgestellt. Ein lichtdurchfluteter »Feim« von Aristide Sartorio und ein kleines »Dünenbild« von Ettore Tito repräsentieren die Zeitgrößen der italienischen Malerei. Eugenio Cecconi (1842—1903) gehört mit seiner großen »Eberjagd« zur Gruppe der »Macchiaioli« in den hinteren Sälen. Der junge Florentiner
Plinio Nomellini zeigt sich in seinem »Bacchusknaben« als ein gelehriger Schüler Rysselberghes.
Im übrigen dominieren in den drei ersten Sälen die »vormärzlichen« Florentiner Akademiker mit ihren Historien, deren Größe zum Teil immer noch in einem peinlichen Mißverhältnis zur Kleinheit des verfügbaren Raumes steht. Es sind achtbare Leistungen darunter — gewiß—, aber es geht hier wie überall, — diese würdigen Herren mit der wohlbemessenen pathetischen Geste, wie Castagnola, Cassioli, Morgari, Ussi, Puccinelli, Sabatelli und Bezzuoli sind noch nicht lange genug »überwunden« worden, um gerecht behandelt werden zu können. Verständig placiert sind im zweiten Saale Giovanni Duprès mächtige Bronzestatuen: Kain und Abel, die bisher in der Sala della Stufa des Pittipalastes Unterkunft gefunden hatten. An der hinteren Schmalwand fällt eine reizvolle, tonig gelungene Farbenstudie zum »Konzert Paganinis« von Gatti ins Auge. Sie wirkt wie ein Auftakt zu dem Inhalt der drei letzten Säle, die für die »Macchiaioli« reserviert sind. Wer kennt in Deutschland diese Malergruppe? Man spricht so viel von internationalem Impressionismus, aber man denkt dabei immer nur an die großen Franzosen. Vielleicht zieht man noch den einen oder anderen Spanier heran, — aber die Italiener werden im allgemeinen ignoriert. Und doch verdient das Häuflein der »Macchiaioli«, das sich in den sechsziger Jahren des vorigen Jahrhunderts um Telémacco Signorini im Caffè Michelangiolo zu Florenz (in der Via Larga) zusammenscharte, aufrichtige Beachtung. Ihre Prinzipien waren gut und ebenso zukunftverheißend, wie die der Franzosen. Auch sie wollten in freier Luft bei natürlichem Lichte malen. Und ihr Name besagt, daß für sie ein »Bildnur aus Farbenflecken komponiert sein konnte. Man wirft ihnen oft Grellheit und Buntheit vor. Der strahlende Himmel Toscanas machte ihnen die Synthese der zerlegten Farben schwerer, als den Franzosen ihre graugedämpfte Atmosphäre. Manche von ihnen scheiterten daran. Aber die Besten unter ihnen, Signorini, Fattori, Lega, Banti, Boldini, Cabianca, Vito d’Ancona, Abbati und Sernesi rangen sich durch und schufen einen impressionistischen Stil mit italienischer Note.
Die Ersten, die erkannten, daß sich hier etwas Neues und Eigenes auf italienischem Boden entfalte, sind die Engländer gewesen. So kommt es, daß die italienischen Impressionisten heute fast am besten in England vertreten sind. Mehr als einer der Macchiaioli wanderte auf der Höhe seines Ruhmes nach England aus. In Italien konnte man die Macchiaioli bisher eigentlich nur in Rom kennen lernen. Hier mußte die moderne Galerie von Florenz einsetzen. wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden wollte, vor allem die vorwärtsweisenden malerischen Kräfte Toskanas zu pflegen. So ist es denn verständlich, wenn sich die liebevolle Fürsorge der Neuordner besonders den drei letzten Sälen zuwandte.
Im vierten Saale sind hauptsächlich Studien aus dem Nachlaß des feinsinnigen Sammlers Diego Martelli vereinigt: Landschaften von Telemacco Signorini (1836 bis 1901) und Vincenzo Cabianca (1827—1902), Studien aus dem Landleben von Cristiano Banti (1824—1904), Porträts von Giuseppe Abbati (1832—1868), Giovanni Boldini (von dem auch eine echt florentinische Karikatur vorhanden ist) und Silvestro Lega (1826—1895). Legas kleines Bild »Besuch im Atelier« (zwei junge Damen in Grau vor einer blauen, rotgetupften Tapete) ist eine farbige Impression von starker Intensität. Signorini ist außerdem durch ein größeres, in weißgrauem Lichte flimmerndes Bild: »Riomaggiore« würdig vertreten. Die Stadt kaufte es aus der Nachlaßausstellung, die von den Neffen des Künstlers in seinem Haus in der via Fiesolana veranstaltet wurde.
Bisher war die Galleria d’Arte Moderna eine Art von historischer Schreckenskammer, die der Besucher der Accademia fliehenden Fußes durcheilte. Kaum daß er vor Castagnolas Liebesszene zwischen Fra Filippo Lippi und der Nonne Lucrezia Buti Halt machte aus biographischem Interesse an dem Meister mädchenhafter Holdseligkeit, der ihn im Erdgeschoß entzückte.
Seit Jahrzehnten war von der Regierung nichts mehr für die moderne Abteilung der Akademie getan worden. Es ist eines der künstlerischen Verdienste des früheren Bürgermeisters Sangiorgi, diesem Zustand ein Ende gemacht zu haben. Sangiorgi plante die Gründung einer modernen Städtischen Galerie, die sich aus den Beständen der bisherigen Galleria d’arte moderna, die der Staat abtreten sollte, — aus dem Nachlaß Martelli (eine kleine gewählte Sammlung moderner Gemälde, die bisher in den Bureaux des Palazzo Vecchio verstreut waren) und aus neuen staatlichen und städtischen Ankäufen zusammensetzen sollte. Als Haus dafür wurde der Palazzo al piazzale del Re in den Cascinen in Aussicht genommen. Dieses Projekt fand mancherlei Schwierigkeiten, besonders von seiten der Regierung, setzte sich aber schließlich doch in der Hauptsache durch. Der Palazzo in den Cascinen wurde allerdings für das Istituto Forestale reserviert. Dafür eignet er sich auch besser als für ein Museum, das hier vom Zentrum aus erst nach einstündigem Spaziergang zu erreichen gewesen wäre.
Die Galerie wurde in ihren bisherigen Räumen im 1. Stockwerk der Accademia belassen, es kommen aber zu den sechs alten Sälen noch zehn neue hinzu, die auf die anschließende Mosaikfabrik aufgebaut werden sollen. Staat und Stadt werden das Budget der neuen Sammlung gemeinsam decken. Jeder von beiden gewährt einen jährlichen Zuschuß von 15000 Lire. Weitere 5000 Lire bringt jährlich der Verein der »Amici della Galleria d’Arte« unter dem Vorsitz des Grafen Capponi auf. Die Neuordnung der Galerie ist von Nello Tarchiani gemeinsam mit Cecco Cioli durchgeführt worden. Die Arbeit bestand zunächst in einer radikalen Ausmerzung des Minderwertigen. Nur 60 Nummern des alten Bestandes blieben ausgestellt, — 120 verschwanden in den Magazinen. So wurde Platz für den Nachlaß Martelli, sowie für einige städtische Ankäufe älteren und neueren Datums und die sechs neueröffneten Säle mit ihrem diskreten graugrünen und braunen Anstrich haben mit einem Mal ein ganz anderes Gesicht.
Den Treppenaufgang beleben gute graphische Landschaftsstudien: Radierungen von Telemacco Signorini und Gio. Fattori, — Aquatinten von G. Grazioni. Tüchtige Zeichnungen von Antonio Ciseri, Giuseppe Bezzuoli, Stefano Ussi, Odoardo Borreni, Silvestro Lega, Eugenio Cecconi, Giovanni Fattori, Niccolè Cannicci, Giuseppe Abbati und Giovanni Costa hängen in dem kleinen Vorraum, der außerdem noch das pikante Gipsmodell einer lesenden Dame in Krinoline von Augusto Rivalta beherbergt.
Im ersten Hauptsaal sind neben älteren Bildern die neuesten städtischen Ankäufe ausgestellt. Ein lichtdurchfluteter »Feim« von Aristide Sartorio und ein kleines »Dünenbild« von Ettore Tito repräsentieren die Zeitgrößen der italienischen Malerei. Eugenio Cecconi (1842—1903) gehört mit seiner großen »Eberjagd« zur Gruppe der »Macchiaioli« in den hinteren Sälen. Der junge Florentiner
Plinio Nomellini zeigt sich in seinem »Bacchusknaben« als ein gelehriger Schüler Rysselberghes.
Im übrigen dominieren in den drei ersten Sälen die »vormärzlichen« Florentiner Akademiker mit ihren Historien, deren Größe zum Teil immer noch in einem peinlichen Mißverhältnis zur Kleinheit des verfügbaren Raumes steht. Es sind achtbare Leistungen darunter — gewiß—, aber es geht hier wie überall, — diese würdigen Herren mit der wohlbemessenen pathetischen Geste, wie Castagnola, Cassioli, Morgari, Ussi, Puccinelli, Sabatelli und Bezzuoli sind noch nicht lange genug »überwunden« worden, um gerecht behandelt werden zu können. Verständig placiert sind im zweiten Saale Giovanni Duprès mächtige Bronzestatuen: Kain und Abel, die bisher in der Sala della Stufa des Pittipalastes Unterkunft gefunden hatten. An der hinteren Schmalwand fällt eine reizvolle, tonig gelungene Farbenstudie zum »Konzert Paganinis« von Gatti ins Auge. Sie wirkt wie ein Auftakt zu dem Inhalt der drei letzten Säle, die für die »Macchiaioli« reserviert sind. Wer kennt in Deutschland diese Malergruppe? Man spricht so viel von internationalem Impressionismus, aber man denkt dabei immer nur an die großen Franzosen. Vielleicht zieht man noch den einen oder anderen Spanier heran, — aber die Italiener werden im allgemeinen ignoriert. Und doch verdient das Häuflein der »Macchiaioli«, das sich in den sechsziger Jahren des vorigen Jahrhunderts um Telémacco Signorini im Caffè Michelangiolo zu Florenz (in der Via Larga) zusammenscharte, aufrichtige Beachtung. Ihre Prinzipien waren gut und ebenso zukunftverheißend, wie die der Franzosen. Auch sie wollten in freier Luft bei natürlichem Lichte malen. Und ihr Name besagt, daß für sie ein »Bildnur aus Farbenflecken komponiert sein konnte. Man wirft ihnen oft Grellheit und Buntheit vor. Der strahlende Himmel Toscanas machte ihnen die Synthese der zerlegten Farben schwerer, als den Franzosen ihre graugedämpfte Atmosphäre. Manche von ihnen scheiterten daran. Aber die Besten unter ihnen, Signorini, Fattori, Lega, Banti, Boldini, Cabianca, Vito d’Ancona, Abbati und Sernesi rangen sich durch und schufen einen impressionistischen Stil mit italienischer Note.
Die Ersten, die erkannten, daß sich hier etwas Neues und Eigenes auf italienischem Boden entfalte, sind die Engländer gewesen. So kommt es, daß die italienischen Impressionisten heute fast am besten in England vertreten sind. Mehr als einer der Macchiaioli wanderte auf der Höhe seines Ruhmes nach England aus. In Italien konnte man die Macchiaioli bisher eigentlich nur in Rom kennen lernen. Hier mußte die moderne Galerie von Florenz einsetzen. wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden wollte, vor allem die vorwärtsweisenden malerischen Kräfte Toskanas zu pflegen. So ist es denn verständlich, wenn sich die liebevolle Fürsorge der Neuordner besonders den drei letzten Sälen zuwandte.
Im vierten Saale sind hauptsächlich Studien aus dem Nachlaß des feinsinnigen Sammlers Diego Martelli vereinigt: Landschaften von Telemacco Signorini (1836 bis 1901) und Vincenzo Cabianca (1827—1902), Studien aus dem Landleben von Cristiano Banti (1824—1904), Porträts von Giuseppe Abbati (1832—1868), Giovanni Boldini (von dem auch eine echt florentinische Karikatur vorhanden ist) und Silvestro Lega (1826—1895). Legas kleines Bild »Besuch im Atelier« (zwei junge Damen in Grau vor einer blauen, rotgetupften Tapete) ist eine farbige Impression von starker Intensität. Signorini ist außerdem durch ein größeres, in weißgrauem Lichte flimmerndes Bild: »Riomaggiore« würdig vertreten. Die Stadt kaufte es aus der Nachlaßausstellung, die von den Neffen des Künstlers in seinem Haus in der via Fiesolana veranstaltet wurde.